Autopsie. Viktor Paskow

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Название Autopsie
Автор произведения Viktor Paskow
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783943941555



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eines Wüstlings« auf, und wie ich angenommen hatte, hatte sie keine Ahnung von der Materie.

      »Du bist der erste Musiker in meinem Leben«, eröffnete sie die Partie. »Ich habe mich immer gefragt, was für Menschen ihr seid, ihr Musiker. Ihr zieht euch komisch an, sondert euch von der Welt ab und habt von nichts Ahnung außer von eurer Musik.«

      »Was ist so komisch an unserer Kleidung?«

      »Na ja ... ihr zieht euch an wie Farbige. In kreischenden Farben. Ihr tragt Hüte. Da, du hast zum Beispiel weiße Schuhe an. Welcher normale Mensch würde weiße Schuhe anziehen? Das machen nur Menschen, die die Aufmerksamkeit der Gesellschaft auf sich ziehen wollen. Deren Selbstbewusstsein hinkt. Mein Kontaktpartner würde niemals weiße Schuhe anziehen.«

      »Was zieht dein Bubi denn an?«

      »Er trägt diskrete Anzüge und diskrete Krawatten. Er hat Internationale Handelsbeziehungen in London studiert und macht jetzt ein Praktikum an der Wall Street. Und er ist erst achtundzwanzig. Kannst du dir vorstellen, was für Perspektiven sich ihm in zwei, drei Jahren eröffnen werden?«

      »Hat er dir schon mal ein Zippo in die Zwetschge gesteckt?«

      »Nein, er hat mir überhaupt keine Gegenstände in die Vagina eingeführt. So ein Unsinn kann nur einem Musiker einfallen. Aber ich kann dir verraten, dass er ein außergewöhnlicher Liebhaber ist. Immerhin steht er im Zenit seiner Manneskraft, nicht wahr?«

      »Warum heiratet ihr nicht und du gebierst ihm ein halbes Dutzend kleiner Yuppies? Du stehst diesbezüglich ebenfalls im Zenit.«

      »Bist du verrückt?« Sarah war entsetzt. »Weißt du, was du da sagst? Die Ehe ist in der heutigen Welt eine absolut kompromittierte Institution! Auf welchem Planeten lebst du denn? Zu deiner Zeit hat man noch geheiratet. Für uns ist die Entwicklung der Gesellschaft wichtig, die persönliche Vervollkommnung, die Karriere. Aber nicht in republikanischem Maßstab, wie es bei eurer Generation der Fall ist, die ihr es gewohnt seid, innerhalb der Grenzen eines Staates dahinzuvegetieren, sondern in europäischem und globalem. Mein Kontaktpartner zum Beispiel könnte jederzeit zumindest stellvertretender Minister in Bulgarien werden, aber für ihn ist es viel wichtiger, die Mechanismen der Wall Street zu erforschen und herauszufinden, wie die Weltbank funktioniert. Hast du schon mal von der Weltbank gehört?«

      »Nein. Kannst du mir einen Kredit bei denen beschaffen?«

      »Aber du ... du bist ja wirklich völlig ahnungslos! Die Weltbank vergibt keine persönlichen Kredite! Wenn beispielsweise die Staatsreserve Deutschlands ...«

      »In diesem Fall vergiss die Weltbank. Es macht keinen Sinn, weiter über sie zu sprechen.«

      »Die ganze Welt stützt ihre finanziellen Wechselbeziehungen auf ...«

      »Vergiss es, sag ich dir!«, ich wurde laut. »Was ist so ›Welt‹ an dieser Bank, wenn sie mir nicht mal einen kleinen Kredit rüberschieben kann? Und trink nicht auf ex, das ist Whisky und kein Kamillentee.«

      »Mein Kontaktpartner nimmt nie einen Tropfen Alkohol in den Mund. Seine Freunde ebenfalls nicht. Ich selbst konsumiere nur sehr selten harte Getränke, weil ich keine Stimulanzien brauche. Eure Generation ist es gewohnt, sich unkontrolliert volllaufen zu lassen, um sich zu betäuben und ihre Probleme zu vergessen, doch bekanntlich ist das keine Lösung.«

      (Sieh an, hier hatte sie recht. Meine Generation hat bestimmt mindestens einen Atlantischen Ozean leergesoffen, ohne irgendwelche Erschütterungen in ökologischer Hinsicht hervorzurufen, außer einer – ein Ergebnis ihres Rauschs ist, dass diese Missgeburten das Licht der Welt erblickt haben.)

      »Schau mal, Sarah. Ich habe keine Lust mehr, über deinen Bubi und meine Generation zu diskutieren. Hast du keine anderen Themen?«

      »Wir könnten das römische Recht erörtern oder die englische Verfassung.«

      Ich stand auf, ging ins Bad, nahm eine Schere, einen Rasierer, Rasierschaum, ein Handtuch und Eau de Cologne, kam ins Wohnzimmer zurück und knallte alles auf den Tisch.

      »Und jetzt?« Sarah saß mit offenem Mund da. »Ist es etwa an der Zeit für deine Morgentoilette?«

      »Für dich ist es Zeit. Jetzt wirst du dich rasieren.«

      »Ich soll mich rasieren? Ich?« Sie betastete instinktiv ihr Kinn.

      »Nicht dort, Moby-Dick. Hier.« Ich deutete auf ihren Schritt.

      Ihr Gesicht nahm wieder den Porzellanausdruck an, und ihr Blick wurde erneut glasig. Schweigen. Ich tauschte die CD von Strawinsky gegen eine von Stan Getz.

      »Na los!«

      »Nenn mich nicht Moby-Dick.«

      »Versprochen.«

      »Wird mich das ... erregen?«

      »Lassen wir uns überraschen.«

      »Mein Kontaktpartner hat nie ...«

      »Das ist der Generationsunterschied. Du wirst sehen, wie dich das erfrischen wird.«

      »Ich kann nicht. Ich habe das noch nie gemacht.«

      Ich schob das Tischchen beiseite und kniete mich ihr zu Füßen. Ich knöpfte ihren Rock auf, und nach gewissen Schwierigkeiten gelang es mir, ihn ihr abzustreifen. Dann hob ich ihren mächtigen Hintern an und legte das Handtuch unter. Ich spreizte ihre riesigen Schenkel und nahm eine Locke zwischen Daumen und Zeigefinger. Das Geräusch der Schere war wie das Glissando eines Zimbals. Eine zweite Strähne. Eine dritte. So als würde man den Kopf eines Popidols meiner Generation scheren.

      »Stört es dich, wenn ich mir nachschenke?« Sie atmete stoßweise.

      »Denk nicht an mich. Denk an die englische Verfassung.«

      Ich sprühte sie reichlich mit Rasierschaum ein und verschmierte ihn mit der Hand über der Spalte und auf den Innenseiten ihrer Schenkel. Ich hieß sie, ihre Fußsohlen aufs Bett zu heben und die Beine zu spreizen. Es sah so aus, als hätte sich ein Pferd in ihr entleert. Vorsichtig begann ich, sie zu rasieren, wobei ich darauf achtete, ihre Klitoris nicht zu berühren, die mir ihr rotes Zünglein aus der Spalte entgegenstreckte. Als ich fertig war, sah sie wirklich aus wie eine Zwetschge – länglich-oval, prall und fast violett mit ganz zartem Flaum. Ich wischte die Reste von Schaum mit dem Tuch weg, schüttete mir zwei Tropfen Aftershave in die Handflächen und rieb sie ein. Ihr Saft sprudelte aus dem Loch hervor und vermischte sich mit dem Aftershave. Es verbreitete sich ein Duft von Moschus. Ich beugte mich hinunter, zog ihre geröteten Schamlippen leicht auseinander und ließ meine Zunge den ganzen geöffneten Spalt entlanggleiten. Er hatte einen bitteren Geschmack. Ich saugte an ihrer Klitoris, wobei ich sie gleichzeitig mit der Zunge massierte. Sarah schrie auf und hielt sich den Mund mit der Hand zu. Sie gab klagende, gedämpfte Geräusche von sich, so als würde sie etwas oder jemanden beweinen.

      »Machen sie solche Sachen auch an der Wall Street?«, fragte ich sie.

      »Hör doch auf mit dieser Wall Street ...«

      »Lass uns hier aufhören«, schlug ich sachlich vor, während ich mich aufrichtete. »Wir wollen schließlich nicht die Entwicklung der Gesellschaft, die persönliche Vervollkommnung und die Karriere von internationalem Maßstab vergessen.«

      Sarah öffnete die Augen. Tränen flossen aus ihnen. Einen Augenblick lang tat sie mir leid. Aber das war schnell wieder vorbei.

      Sie stand auf, nahm den Slip aus ihrer Handtasche und zog ihn an. Sie streifte den Rock über und machte sich schwankend auf den Weg zur Tür. Sie öffnete sie, sah mich über die Schulter hinweg an und sagte ruhig:

      »Du bist ein Idiot. Ein absoluter Psychopath. Ein ab-so-lu-ter.«

      Sie schlug die Tür hinter sich zu und verschwand. Sie hatte diese Runde verloren. Aber etwas sagte mir, dass sie wieder auftauchen würde.

      Ich nahm den Staubsauger und saugte ihre Haare vom Boden und vom Sofa auf, nahm den Beutel heraus, ging auf den Balkon hinaus und schüttelte ihn aus. Der Wind trug die Haare von Sarahs Grotte davon und wehte sie in Richtung »Philip Johnson House«.