Название | Wundersame Haustiere und wie man sie überlebt |
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Автор произведения | Stefan Cernohuby |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783948695255 |
„Nein, nein! Dieses Tierlein ist unsere Eintrittskarte für den Superjob. Wir werden nächstes Jahr 20 Bungalows managen und unheimlich viel Kohle abräumen. Zu all unserem Gehalt kommt bestimmt eine Menge Trinkgeld von den Besuchern. Wenn die das erleben, gehen ihnen die Herzen und Geldbeutel auf“, prophezeite ich.
„Lasst uns den Boss anrufen und ihm die frohe Botschaft verkünden.“
Während des Telefonats ruhte meine rechte Hand ständig auf dem Tier und das gab mir das Gefühl, dass nichts schiefgehen konnte. Ich erzählte dem Boss, dass wir etwas ganz Tolles für die Gäste gefunden haben, ein absolutes Wohlfühl-Tier. Er war neugierig, aber wie immer misstrauisch. „Klingt gut. Ich schicke morgen meine Assistentin Jane vorbei, die soll sich das mal ansehen.“ Und schon war das Gespräch beendet. Verheiratete Firmeninhaber haben wohl immer eine Assistentin, zu der sie sehr viel Vertrauen haben, sogar in geschäftlichen Dingen.
Am nächsten Tag, so gegen Mittag, ertönte ein lautes Hupen vor dem Bungalow.
Sundance, Manolito und ich stürmten aus dem Haus. Bisher kannten wir Jane nur vom Hörensagen und wir waren gespannt, wie sie aussieht. Und was soll ich sagen? Vor uns sahen wir eine Inszenierung, ein Arrangement aus den Glanzzeiten Hollywoods: Eine blonde, fantastisch gutaussehende junge Frau in Weiß, umrahmt von einem roten Austin Healey Cabrio Oldtimer aus den frühen 1960ern – ein filmreifer Auftritt, Marilyn Monroe ließ grüßen.
Nachdem sie uns einige Sekunden schweigend gemustert hatte, sagte sie: „Hi Boys! Ich bin Jane.“
Wir rannten alle drei gleichzeitig los. Es war sicher der kürzeste Wettlauf aller Zeiten und dennoch gewann Manolito mit merklichem Vorsprung. Er errang unangefochten den Siegespreis und durfte die ausgestreckte Hand freudig ganz sanft drücken. Nach einer gefühlten Ewigkeit durften auch wir Jane begrüßen und ich bat sie ins Haus. Dadurch lag der Vorteil nun bei mir. Aber nur kurz, denn nun übernahm Sundance, der das Tier ja besorgt hatte. Zähneknirschend überließen wir ihm den Vortritt.
„Das ist das Kuscheltier des Jahres!“, begann er euphorisch. „So etwas hat die Welt noch nicht gesehen, nicht einmal im Fernsehen.“
Jane betrachtete das leicht pelzige, flache Etwas skeptisch, räusperte sich und meinte schließlich: „Besonders attraktiv wirkt es aber nicht. Zumindest nicht auf den ersten Blick.“
Ich bewunderte sie für ihre Zurückhaltung. Im Prinzip hatte sie ja recht. Unser Tier sah auf den ersten Blick aus wie ein liegengebliebenes Gästehandtuch. Doch Sundance ließ sich nicht aus dem Konzept bringen. „Setz dich in den Sessel, Jane“, forderte er sie auf. Dann legte er ihr das Papatahi auf den Schoss. „Leg deine Hände auf das Tier und schließ die Augen. Entspann dich!“
Ich konnte ahnen, was nun mit Jane geschah. Und ich sah in ihrem Gesicht, dass es gut war.
„Wir sollten sie in Ruhe lassen und nicht stören“, sagte Manolito und wir verließen den Raum.
Jane war irritiert. So putzig, wie sie erwartet hatte, sah das Tier nicht aus. Eher nichtssagend, unauffällig, unscheinbar. Doch die Berührung mit dem zarten Fell empfand sie als überaus angenehm. Fast automatisch begann sie das kleine Wesen zu streicheln. Wohlbefinden durchströmte ihren Körper und ihr Geist entspannte sich. Ihre Gedanken entfernten sich aus ihrer eigenen Welt, jener Welt, die am Jetset und an der High Society schnupperte. Immer knapp davor und doch stets Lichtjahre davon entfernt. Im Gegensatz zu ihrem Sugar Daddy Billy the Boss war jene Welt nicht ihr Ziel.
Billys Gesicht in ihrem Geist wurde mehr und mehr von Ornamenten in allen Regenbogenfarben überlagert. Sterne streuten sich darüber, ab und zu flitzte ein Komet vorbei, Jane fühlte sich gut. Sie bemerkte nicht, dass das Tier durch ihre Zuwendung immer größer wurde, zu einer Art Decke wuchs, die sich um sie schmiegte. Alles, was sie bemerkte, war, dass es ihr so gut ging wie noch nie zuvor in ihrem Leben.
Sundance kehrte als Erster in das Zimmer zurück, um ihre Einschätzung zu hören. Immerhin war sie es, die der Boss zur Besichtigung geschickt hatte. Von ihrem Urteil hing die Zukunft der drei Freunde ab.
Zu seiner Verblüffung war Jane nicht mehr da. Das konnte nicht sein. Das Zimmer lag direkt hinter dem großen Aufenthaltsraum, hatte nur diese eine Tür, durch die er es gerade betreten hatte. Jane konnte den Raum nicht unbemerkt verlassen haben. Angst stieg in Sundance auf und er rief die anderen.
Ich checkte das Fenster zum Garten, es war geschlossen und fest verriegelt. So konnte sie den Raum also nicht verlassen haben. Wir gingen nach draußen. Der rote Austin Healey Cabrio strahlte mit der Sonne um die Wette, Jane war also auf keinen Fall heimlich abgehauen.
Wir gingen in das Zimmer zurück, in dem sie sich zuletzt aufgehalten hatte. Plötzlich sagte Manolito: „Hey! Sagt mal, habt ihr nicht auch den Eindruck, dass das Tier ziemlich gewachsen ist?“
„Ja, genau“, sagte Sundance, „Das Tier ist größer geworden! Es ist schon fast so groß wie ein Bettlaken. Stellt euch vor, es vermehrt sich und die netten Kuscheldecken fressen dann alle Menschen.“
Das fand ich nun doch zu drastisch. „Wie kommst du darauf, dass das Tier sie gefressen hat? Das ist doch Unsinn!“
Was mich viel mehr umtrieb, war die Angst vor unserem Boss. Wie sollten wir ihm erklären, dass seine Freundin nur ein paar Meter von uns entfernt aus einem geschlossenen Zimmer verschwinden konnte? Wir wussten es ja selbst nicht. Ich musste herausfinden, was geschehen war.
Vorsichtig näherte ich mich dem Sessel, in dem Jane zuletzt gesessen war. Das Tier bedeckte inzwischen wie eine Tagesdecke das gesamte Möbel. Als ich es mit einer Hand berührte, stellten sich sofort wieder die angenehmen Gefühle ein, die ich bei der kleinen Version gespürt hatte. Vielleicht ernährte sich das Wesen von Zuneigung? Immerhin gibt es Pflanzen, die besser wachsen, wenn man freundlich mit ihnen spricht. Und dass sich Tiere wohler fühlen, wenn man sie gut behandelt, das weiß man seit Menschengedenken. Ich konnte nichts Negatives spüren, nur Wohlbefinden. War das eine Falle? So wie Insekten vom betörenden Duft fleischfressender Pflanzen angelockt werden? Ich beschloss, einen Selbstversuch zu machen. Langsam hob ich das Tier an einer Seite hoch und schlüpfte wie bei einer Decke teilweise darunter.
„Also entweder die beiden verarschen uns und sind gemeinsam abgehauen oder …“
„Oder was?“, fragte Manolito.
„Oder das Vieh hat die beiden gefressen.“
„Wie gefressen?“, argwöhnte Sundance. „Du meinst, einfach so, mit Haut und Haar und allen Knochen?“
„Was bleibt denn für eine andere Möglichkeit?“
„Das ist krass!“, rief Sundance. „Und mir hat er das Monster als Kuscheltier für meine kleine Tochter verkauft.“
„Du hast eine Tochter?“, fragte Manolito erstaunt. „Das wusste ich noch gar nicht.“
„Nein, ich hab keine Tochter. Das war nur mein Trick, um das Vieh billiger zu bekommen. Verdammt noch mal, ich will meine dreißig Dollar zurück!“
„Ich denke, wir haben ein größeres Problem als deine dreißig Bucks. Stell dir vor, das Vieh ist irgend so ein Alien! Ich bin mir zu Hundert Pro sicher, dass es nicht von dieser Welt stammt. Vielleicht ist es ein einzelner Forscher, der die Erde erkundet und die anderen kommen noch. Oder …“ Manolito brach seinen Satz ab.
„Was oder?“
„Oder die anderen müssen gar nicht kommen. Ein Monster reicht für die Invasion. Es hat Nahrung gefunden, die ihm schmeckt, es ist größer geworden und jetzt kann es sich vermehren. So könnte es doch