Название | Der Kopf von Ijsselmonde |
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Автор произведения | Jacob Vis |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788726412420 |
Spruit schwieg. Bakker richtete den Blick zu Boden. Van Arkel drehte sich um. Spruit machte hinter seinem Rücken eine obszöne Geste.
»Welches Gebiet sollen wir absuchen?«, fragte Groot, der Commandant der Hundestaffel. Van Arkel fand, dass er seinem Hund ähnelte: dieselbe spitze Schnauze und dieselben glühenden Augen. Jäger. Sie freuten sich sichtlich auf ihre Aufgabe. Er breitete eine Karte auf dem Weg aus. »Diesen Teil des Waldes auf jeden Fall. Zwischen dem Entwässerungsgraben und dem breiten Waldweg.«
»Haben wir jemanden, der sich hier im Wald auskennt?«
»Der Förster kommt um halb neun«, sagte Schilder.
»Auf den warten wir nicht«, sagte van Arkel. »Wir fangen an dieser Stelle auf dem Weg an. Weißt du, ob hier in letzter Zeit gejagt wurde?«
. »Zufällig ja«, antwortete Schilder. »Einer meiner Onkel geht immer mit.«
»Treibjagd oder Pirsch?«
»Treibjagd. Die Jäger sind alt und reich. Die laufen nicht mehr groß herum. Sie stehen auf dem Weg und schießen auf alles, was die Treiber aus dem Wald scheuchen.«
»Hab gar nicht gewusst, dass du einen reichen, alten Onkel hast«, bemerkte Mirjam.
»Mein Onkel gehört zu den Treibern.«
»Gibt es hier überhaupt noch Wild?«
»Letzten Monat wurden Fasane ausgesetzt. Wild lebende Tiere gibt es nicht mehr viel. Kaninchen, manchmal ein Hase. Die Waldschnepfen vermehren sich.«
»Braucht ihr keine Geruchsprobe von dem Opfer?«, fragte Mirjam.
»Geruchsproben braucht man nur für die Suche nach Lebenden«, erklärte Groot. »Jagdhunde suchen nach der Witterung von lebendem Wild, genau wie früher die Bluthunde bei der Sklavenhatz. Leichen dagegen riechen alle gleich.«
Mirjam erschauerte. »Wie morbide.«
Groot zuckte mit den Schultern. Er erteilte seinen Leuten einen Befehl und die Staffel fächerte sich in vier verschiedene Richtungen auf. Van Arkel ignorierte Spruit und Bakker, die starr vor sich schauten, und ging zu den Antillianern hinüber.
»Sind unter Ihnen Verwandte des Opfers?«
Ein älterer Mann trat vor. Er trug eine Mütze mit orangefarbener Bommel. »Jacob van Splunter«, stellte er sich vor. »Ich bin Ronnies Onkel.«
Van Arkel schüttelte ihm die Hand. »Ben van Arkel. Herzliches Beileid.«
»Vielen Dank.«
»Sie waren heute schon am frühen Morgen hier, habe ich gehört.«
Van Splunter blickte mit verschlossener Miene zu den beiden Polizisten bei der Absperrung hinüber. »Sie wollten uns nicht hinlassen.«
»Jeder unnötige Fußabdruck behindert die Ermittlungen.«
»Verstehe ich«, sagte van Splunter. »Aber Sie werden hoffentlich auch verstehen, dass wir Ronnies Grab sehen wollen.«
Van Arkel nickte. »Natürlich.«
»Wonach suchen die Hunde?«
»Nach seinem Körper.« Van Arkel fragte sich, was in van Splunter vorging. Vier Hunde, die nach der Leiche seines Neffen suchten.
»Wie geht es Ihrer Schwägerin?«, fragte er.
»Schlecht.«
»Sie hat heute Nacht sehr gefasst reagiert. Ich ...«
»Sie hatten das nicht erwartet.«
Van Arkel zögerte. »Um ehrlich zu sein ... nein.«
»Haben wir einen so schlechten Ruf in der Stadt?«
»Sie wissen, dass es Probleme gegeben hat.«
»Früher ja. Jetzt nicht mehr.« Van Splunter zeigte auf Schilder, der mit dem Hundeführer in den Wald hineinging. »Seine Mutter hat heute Morgen gleich meine Schwägerin besucht. Das hätte sie nicht getan, wenn sie kein gutes Verhältnis zueinander hätten.«
Van Arkel fasste ihn am Arm und ging mit ihm ein Stück den Waldweg entlang. »Haben Sie irgendeine Idee, was passiert sein könnte?«
»Nein.«
»Erzählen Sie mir ein bisschen über Ronnie.«
Van Splunter hockte sich an einen Baum am Wegesrand und lehnte sich mit dem Rücken gegen den Stamm. Van Arkel setzte sich neben ihn und breitete einen Zipfel seines Regenmantels aus. »Möchten Sie sich draufsetzen?«
»Gern.« Van Splunter setzte sich auf den Mantel. Er zog die Beine an und schlang die Arme um die Knie. »Kalt ist es.«
»Warum wurde er Ronnie Calypso genannt?«
»Er konnte gut tanzen.«
»Ach ja, natürlich. Lebte er schon lange in den Niederlanden?«
»Er wurde hier geboren.«
»Wo ist sein Vater?«
»Sein Vater ist tot. Mein jüngster Bruder. 1985 ist er gestorben.«
»Wie alt war er?«
»Fünfundvierzig.«
»Ist er ganz plötzlich gestorben?«
»Herzinfarkt.«
»Hat Ronnie für den Lebensunterhalt der Familie gesorgt?«
»Nein. Meine Schwägerin bezieht eine Rente. Ronnie hat aber manchmal in einer Autowerkstatt ausgeholfen.«
»Was hat er da gemacht?«
»Alles. Autos gewaschen ... geschraubt ... Ronnie war ein Autonarr.«
»Aber er fand keine feste Anstellung.«
»Nein.«
Der Chef der Hundestaffel und Schilder kamen auf sie zu. Van Splunter unternahm einen mühsamen Versuch, aufzustehen. Schilder zog ihn hoch und klopfte ihm die Rindenstücke vom Rücken. Van Arkel ergriff van Splunters Hand und stand gelenkig auf.
»Hier liegt er nicht«, sagte Schilder.
»Habt ihr das gesamte Gebiet abgesucht?«
»Ja.«
»Ist der Förster schon da?«
»Er wartet beim Bus«, antwortete Schilder.
»Geht ihr schon mal rüber«, sagte van Arkel. »Ich komme gleich nach.«
Jacob van Splunter starrte in die Ferne. Das Gespräch ging vollkommen an ihm vorbei.
Van Arkel berührte ihn sanft am Arm.
»Meneer van Splunter. Kommen Sie mit?«
Van Splunter nickte. Er sah auf einmal alt und müde aus.
»Wann geben Sie Ronnie frei, Inspecteur?«
»Vielleicht schon heute Nachmittag nach der Autopsie. Aber wie, äh ...«
»Wie wir ihn ohne Körper begraben wollen, meinen Sie.«
»Ja. Vielleicht können wir ihn für Sie aufbewahren.«
»Es kann Jahre dauern, bis Sie seinen Leichnam finden. Womöglich finden Sie ihn nie. Wollen Sie seinen armen Kopf die ganze Zeit im Kühlschrank liegen lassen?«
»Wenn nötig, tun wir das.«
»Ronnie hasste die Kälte. In dieser Hinsicht war er ein waschechter Antillianer. Er liebte die Sonne.«
»Wie wollen Sie ihn ... konservieren?«, fragte van Arkel.
»Wir haben so unsere Methoden«, antwortete van Splunter ausweichend.
Van Arkel hakte nicht weiter nach. »Sobald ich die Zustimmung der Staatsanwaltschaft erhalten habe, gebe ich ihn frei«, versprach er.
Die