Название | Louis Nicolas Davout. Das Genie hinter Napoleons Siegen |
---|---|
Автор произведения | Alain Felkel |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788711448939 |
Zu ihnen zählte Davout, ein prinzipientreuer Mann, der zu Beginn der Offizierslaufbahn Anführer einer der ersten Truppenmeutereien der Revolutionszeit gewesen war. Während des 1. Koalitionskriegs von 1792–1797 hatte er sich zum Brigadegeneral hochgedient, dann am Ägyptenfeldzug Napoleons teilgenommen. Obwohl der Feldzug scheiterte, hatte Davout Glück. Zurück in Frankreich stieg er unter Napoleon vom Brigadegeneral zum jüngsten Marschall Frankreichs auf. Bald rechtfertigte er das Vertrauen, das der Kaiser in ihn gesetzt hatte.
Durch Davouts taktisches Geschick gewann Napoleon die Schlachten von Austerlitz, Eylau, Eckmühl und Wagram. Mit seinem entscheidenden Triumph bei Auerstedt über die Hauptarmee der Preußen stellte der junge Marschall sogar seinen Kaiser in den Schatten, der am selben Tag bei Jena die Preußen schlug.
Was den Russlandfeldzug anbetrifft, so kam Davout beim Vormarsch und beim Rückzug eine tragende Rolle zu. Das Debakel dieses Feldzugs wäre vielleicht vermieden worden, hätten alle Marschälle ein so vorbildlich gerüstetes Armeekorps wie Davout gehabt und wäre er mit seinen strategischen Vorstellungen beim Kaiser erfolgreich gewesen. Doch das Gegenteil war der Fall. Der Marschall fiel während des Russlandfeldzugs beim Kaiser in Ungnade. Der Bruch mit Davout beraubte Napoleon seines fähigsten Offiziers. Der Kaiser detachierte den Fürsten von Eckmühl nach Norddeutschland, um Hamburg zu verteidigen, wo sich der diskreditierte Feldherr erneut auszeichnete.
Aber Davout war nicht nur ein hervorragender General, sondern auch ein großartiger Verwalter der besetzten Gebiete. Mehr fach bekleidete er das Amt eines Militärgouverneurs: 1807/1808 in Polen, 1810–1812 und 1813/1814 in Deutschland, bevor er 1815 während der »Hundert Tage« Kriegsminister wurde. Mit dieser Ernennung trug Napoleon einer weiteren Stärke des Marschalls Rechnung: der Fähigkeit Davouts, einen Feldzug logistisch vorzubereiten.
Historische Bedeutung erwarb der Fürst von Eckmühl jedoch nicht nur durch seine kriegerischen Tugenden, sondern auch dadurch, dass er sich in den Tagen nach Waterloo gegen Napoleon stellte und diesen dazu nötigte, Frankreich zu verlassen. Wenig später schloss er unter der Bedingung einer Generalamnestie für alle Soldaten und Offiziere, die Napoleon gefolgt waren, einen Waffenstillstand mit den Alliierten, der die Kampfhandlungen abschloss. Damit ermöglichte Davout trotz persönlicher Antipathie gegen die Bourbonendynastie die Rückkehr König Ludwigs XVIII. an die Macht und beendete einen Weltkrieg, der, von einigen kurzen Unterbrechungen abgesehen, 23 Jahre gedauert hatte.
Anschließend führte er die Reste der kaiserlichen Armee über die Loire, wo sich das Heer auflöste. Kurz darauf trat Davout vom Amt des Kriegsministers zurück und schied aus der Armee aus.
Diese Tat wurde von vielen Zeitgenossen als Verrat gewertet und fand nicht den Beifall der Öffentlichkeit. Zumal sie von einem Mann ausging, der für seinen Jähzorn und seine angebliche Neigung zur Grausamkeit nicht nur in der französischen Armee, sondern auch in Deutschland berüchtigt war.
Dort hatte sich während der Belagerung von Hamburg eine schwarze Legende verbreitet, die Davout zum Henker Hamburgs stilisierte, der aus nichtigem Grund Hunderte erschießen ließ. Diese Behauptungen sind hinsichtlich ihrer Monstrosität grotesk, knüpfen jedoch daran an, dass Davout während der Hamburger Belagerung einige wenige Todesurteile vollstrecken ließ. Sicher trug zu seinem Negativimage bei, dass er in der französischen Armee wegen seines Hangs zu drakonischen Maßnahmen gefürchtet war.
Gemäß seinem selbstgewählten Motto »Justum et tenacem« (»Hart, aber gerecht«) konnte die Prinzipientreue des Marschalls durch seine Unerbittlichkeit bisweilen grausame Züge annehmen. Wenn es sein musste, ließ er überführte Mörder, Plünderer, Marodeure, Vergewaltiger und vermeintliche Spione sofort vor das Standgericht stellen und erschießen. Sicher war er nicht der einzige unter Napoleons Marschällen, der dies tat, doch der konsequenteste in der Anwendung jenes Strafmaßes. Und vor allem unternahm er nichts dagegen, dass ihn die Gräuelpropaganda der Alliierten als zweiten Herzog von Alba schilderte, der im 16. Jahrhundert während des Freiheitskampfes der Niederlande ganze Landstriche der Halsgerichtsbarkeit unterzogen haben soll. Populärhistoriker wie Bleibtreu trieben die Kolportage sogar so weit, Davout die Erschießung des Buchhändlers Palm anzudichten, obwohl diese auf Veranlassung Napoleons von Davouts Intimfeind Berthier befohlen worden war.
Betrachtet man das Ausmaß der damals üblichen Kriegsgräuel an der Zivilbevölkerung, so verwundert es jedoch, dass es unter Davout, abgesehen vom Ägyptenfeldzug, kaum zu Übergriffen kam. Diejenigen, die den Marschall am meisten zu fürchten hatten, waren seine eigenen Soldaten, nicht die Unterworfenen.
Doch Verleumdungen und Vorurteile sind hartnäckig. Bis heute verzerren sie das Bild eines der redlichsten Marschälle des Empire. Mit Recht moniert Stendhal in seinen »Denkwürdigkeiten über Napoleon«, dass der Marschall der am meisten missverstandene Charakter der napoleonischen Epoche sei und in seiner historischen Bedeutung völlig unterschätzt werde.
Dies hat sich bis heute kaum geändert, wie allein die Anzahl der Publikationen über ihn beweist. Bücher über Napoleon sind Legion, Abhandlungen über den Marschall gibt es nur wenige.
Aus der Feder des Marschalls selbst existieren drei Hauptwerke, das »Journal des Opérations du 3e Corps«, die Verteidigungsschrift »Mémoire de Mr. Le Maréchal Davout au Roi« und die bei Vigier abgedruckte Version eines handgeschriebenen Memoirenfragments »Souvenirs du Maréchal Prince D’Eckmühl sur les Cent Jours«. Darüber hinaus befinden sich in den Archiven Frankreichs unzählige Briefe Davouts an seine Frau, Napoleon und diverse Dienststellen.
Von den im 19. Jahrhundert verfassten Biografien zeichnen sich die Bücher von Chenier, Joly und Vigier durch detailreiche Kenntnis der Originalquellen aus. Die vierbändige Biografie der Tochter des Marschalls, Adélaïde-Louise, Princesse d’Eckmühl et Marquise de Blocqueville, stammt aus den Jahren 1879/1880. Sie besteht aus bis dahin unveröffentlichtem Quellenmaterial – zumeist Briefe – aus dem Nachlass des Marschalls.
In den Siebzigerjahren des 20. Jahrhunderts erschienen gleich drei Buchpublikationen auf dem Markt. »The Iron Marshal« von John J. Gallaher (die einzige englische Biografie über den Marschall), »Davout le terrible« von François-Guy Hourtoulle und die gründliche Studie »Davout et l’Art de la guerre« von Daniel Reichel. Letztere ist, anders als der Titel vermuten lässt, nicht eine bloße Studie zu den Taktikgrundsätzen des Marschalls, sondern enthält auch viele biografische Informationen zum Werdegang Davouts. Bei den zu Beginn dieses Jahrhunderts veröffentlichten Büchern Frédéric Hulots und Pierre Charriers handelt es sich bei ersterem Werk um ein populäres Sachbuch, bei letzterem um ein zur Polemik neigendes Porträt mit wissenschaftlichem Anspruch.
Was Deutschland anbetrifft, existiert bis zum heutigen Tag keine einzige deutsche Biografie.
Das vorliegende Buch basiert in erster Linie auf dem Studium oben genannter biografischer Sekundärliteratur und der Auswertung von Akten- und Briefsammlungen. Zwecks Quellenstudium begab sich der Autor ins »Service Historique de la Défense« des französischen Verteidigungsministeriums. Darüber hinaus kamen kontextbezogen Memoiren und Briefe beteiligter Zeitzeugen Davouts und themenrelevante Sekundärliteratur zur Verwendung.
Was die Gliederung des Buches anbetrifft, möchte ich dem Leser kurz erläutern, welche Erzählstrategie ich angewandt habe.
Manche Biografen neigen dazu, die Geschichte ihres Protagonisten in die ordnenden Bahnen einer Chronologie zu lenken, die vom ersten Geburtsschrei bis zum letzten Todesseufzer zur Ordnungsmaxime wird. Diese Vorgehensweise erschien mir jedoch angesichts des Ereignisreichtums von Davouts Leben als unangemessen.
Diese Biografie ist anders strukturiert. Sie verfolgt einen fiktionalen Erzählansatz. Und so beginnt dieses Buch nicht im Jahr 1770, sondern 1815, auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzung zwischen Davout und dem Kaiser, um in einen Rückblick zu münden, der das Leben des Marschalls erzählt.
Es ist der Versuch der Rehabilitation eines