Название | Der Tod des gelben Wolfes |
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Автор произведения | Sophie Wörrishöffer |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788711487617 |
„Gottlob! Gottlob! — Begleitest du uns jetzt, Wolf?“
„Noch nicht. Müssen Kette bilden, bis Läufer mir sagen, dass Wi-ju-jon und Freunde sicher in Booten.“
„Dann lebe wohl. Gefällt’s Gott, so sehen wir uns bald.“
Der Zug setzte sich wieder in Bewegung, bis dichter, undurchdringlicher Wald so Männer wie Pferde in seinen Schatten verbarg.
Es war ein Losungswort verabredet: „Knifefluss!“ — Wer das aussprach, der zeigte sich im Dunkel den anderen als Freund — —
Doppelgesicht und der Trapper blieben voran, sie kannten die Gegend auf jedem Fussbreit Bodens. Hier, gerade hier mussten Blitz und Donnerwolke versteckt liegen.
Eine Hand fasste den Arm des Trappers. „Ich bin’s, Donnerwolke, — mir nach! —“
Und „Knifefluss!“ lief’s leise von Mund zu Mund, „Knifefluss! — Hierher, es gehen Kundschafter voran.“
„Wo habt ihr denn die Pferde?“
„An der Hand. Ihnen sind die Mäuler verbunden, und die Füsse umwickelt.“
Wirklich lagen und standen alle diese geduldigen, vortrefflich erzogenen und geschulten Tiere, ohne den mindesten Laut von sich zu geben, neben ihren Herren unter den Bäumen, ohne Speise und Trank wie diese, aber auch an alle mögliche Unbill gewöhnt wie diese, — erkorene Opfer, von denen höchstwahrscheinlich auch nicht ein einziges dem Grimm der Feinde entgehen würde.
Rechtsab glitten sämtliche Reiter mit ihren Tieren, um hier am Saume des Waldes dahinzuschleichen bis an den Fluss, wo die Freunde warteten. Von Strecke zu Strecke wechselten die Führer, — der Dienst unter diesen roten Söhnen des wilden weiten Westens war besser und vortrefflicher geordnet, als unter manchen gebildeten Völkern, wo die Treue bezahlt wird, während sie der Indianer dem Stammesgenossen bedingungslos und freiwillig schenkt.
Als der letzte Reiter verschwunden war, wurden den Pferden die Maulkörbe abgenommen, sie konnten jetzt wiehern und fressen, soviel sie mochten. Donnerwolke näherte sich dem Blitz und legte die Hand auf dessen Schulter. „Wir ein Feuer entzünden?“
„Das guter Gedanke. Zeit dadurch gewinnen.“
„Dakotas glauben, wir rasten hier. Pferde laut wiehern, — das gut.“
Und die beiden machten sich daran, ein Feuer herzustellen. Noch immer blieb drüben alles still, — sie konnten eine Stunde zögern, bevor sie die leeren Tiere in den Engpass hineinritten und für sich selbst in schleuniger Flucht das Heil suchten.
Blitz lachte behaglich. „Alles gut abgelaufen,“ murmelte er.
Die Flammen schlugen hell an den trockenen Ästen und harzreichen Tannenzapfen empor, — froh der eingefädelten Kriegslist streckten sich die beiden tollkühnen Männer in das Gras und flüsterten miteinander von der rasenden Wut der Krähen.
Vor den Blicken des Trappers und seiner Begleiter dehnte sich unterdessen der blaue plätschernde Knifefluss. Aus dem Schatten trat Klapperschlange, während Bär und Moskito wie die Biber in das Wasser plumsten, um unter dem Treibholz hervor die Lederboote in das freie Stromgebiet zu bringen. Ein besseres Versteck konnte es nirgends in der Welt geben. Aufgestaute Massen von Treibholz und Schlinggewächsen, Baumstämmen und Flechten waren seit Jahren hier liegen geblieben, neben- und übereinander getürmt, eine undringliche, verfilzte und verwachsene Mauer bildend, unter der Hunderte von schmalen Kanälen, durch die Strömung offen gehalten, hin und zurück den Weg freigaben.
„Alles gut! — Alles gelungen!“
Händedrücke wurden gewechselt, Blick um Blick getauscht. Hier draussen war es heller, man sah und erkannte einander vollkommen.
Ein Teil der Männer half den Söhnen des Mandanerhäuptlings die Fahrzeuge flott zu machen, ein anderer brachte Pferd nach Pferd quer über den Fluss an das entgegengesetzte Ufer. Es war sicherer, die Reise dort als hier fortzusetzen. Der Strom machte eine scharfe Biegung, — mit nur vierundzwanzig Stunden Vorsprung konnten die Weissen gerettet sein.
Der Trapper versammelte um sich die Häuptlinge. Er war zu sehr Indianer, als dass ihm bei Fragen von bedeutender Wichtigkeit ein Kriegsrat der Freunde entbehrlich gewesen wäre.
„Was schlagen mir meine Genossen, die Häuptlinge, vor?“ fragte er, „soll ich die Pferde mit den Kriegern vorausschicken oder sie dem langsameren Gange der Boote folgen lassen?“
Klapperschlange sprach zuerst. „Nicht wegschicken,“ sagte er.
„Das auch meine Ansicht. Können Dakotas heranschwimmen, zu viele, um Boote zu halten, dann flüchten auf Pferde. Sie an anderer Seite keine haben.“
„Ich so denken wie Blitz und Schlange,“ erklärte Doppelgesicht. „Nicht richtig, ohne Pferde. Tragen auch Lebensmittel.“
„Gut,“ nickte der Trapper, „dann ist’s entschieden. Ich wollte nur meine eigene Ansicht bestätigen hören. Und wo denkst du im Falle des glücklichen Gelingens die Boote wiederzufinden?“
„Das einerlei. Der Bär mitgehen, alle aneinander binden und nach Hause bringen. Sie brauchen, solange sie nützen können.“
Der Vorrat von Pemmikan war in die leichten, von weissen Männern nicht wohl zu handhabenden Kanoes gebracht, und nun konnte die Einschiffung stattfinden. Mandaner und Mönnitarier verliessen hier den Zug, um in ihre unbeschützten Dörfer zurückzukehren; im Nachhausegehen sollten sie die Schar des Gelben Wolfes über das Wasser und den vorausgeeilten Freunden nachschicken.
Vier und vier bestiegen jedes Boot, ein Lebewohl vom Herzen zum Herzen flog herüber und hinüber.
„Leb wohl, Hermelin!“ rief Hugo, — „das Scheiden von dir wird mir schwer.“
„Uhu!“ presste der junge Indianer hervor. „Uhu — ich dich lieb haben! Noch denken an Feuergeist in Prärie, — noch wissen, armen Inschin auf Pferd genommen?“
„Das war nur Pflicht, Hermelin, und du hast’s tausendfach vergolten! Leb wohl! Leb wohl!“
Bob stand abseits, er wagte es nicht, den Mönnitariern die Hand zu geben, — in seiner Brust tobte das ganze Weh des Verlassenseins.
„Fluche mir nicht, Häuptling,“ bat er noch vorm Scheiden. „Ich will, wenn ich meinen Vater jemals wiedersehe, ihn bitten, euch das geraubte Geld zu ersetzen.“
Doppelgesicht gab ihm freiwillig die Hand. „Leb wohl,“ sagte er. „Können auch Sohn guter Mensch sein, wenn Vater Schuft. Mönnitarier Bob nichts nachtragen.“
Jonathan mahnte zum Aufbruch. Noch ein letztes Lebewohl wurde gewechselt. „Leb wohl, Schlange, grüsse das Prinzesschen! — Leb wohl, Doppelgesicht, Gott segne euch, ihr braven Menschen!“
Die Lederboote wurden in die Mitte des Stromes gebracht, ein Signal setzte drüben die Männer bei den Pferden in Kenntnis, und so schnell als es Menschenkräfte erlaubten, eilten die Fahrzeuge mit Wind und Wellen der veränderten Richtung entgegen.
Ein Läufer sagte es am Lande dem anderen, alle Schwarzfüsse sammelten sich um ihren Häuptling, und die ganze Schar glitt lautlos ins Wasser, um an der entgegengesetzten Seite den Punkahs zu folgen. Zweihundert Krieger befanden sich in den Kähnen, ihrer sechzig bei den Pferden am Ufer. Wenn die Sonne aufging, lagen zwischen den Bedrohten und den Flüchtlingen zehn Stunden.
Es war für das Zusammentreffen mit dem Punkahhäuptling und dem Blitz kein bestimmter Ort verabredet; sie sollten vielmehr dem Laufe des Flusses folgen und sich den Freunden zugesellen, wo sie dieselben treffen würden.
Über dem Strom lagerte die Stille der Nacht. Je zwei Indianer ruderten stehend, ein dritter kauerte im Hinterteil des Bootes, und der vierte sass zwischen ihnen für den Augenblick müssig. An Schlaf war während dieser Nacht durchaus nicht zu denken, die schmalen, überaus leichtgebauten, aber möwenartig dahinschiessenden