Название | Lebenswelten und Verfolgungsschicksale homosexueller Männer in Baden und Württemberg im 20. Jahrhundert |
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Автор произведения | Julia Noah Munier |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783170377554 |
105 Wie Baden war Württemberg-Hohenzollern mit der Hauptstadt Tübingen (erst Freudenstadt) Teil der französischen Besatzungszone. Die südlichen Teile Württembergs und die ehemaligen preußischen Hohenzollerschen Lande wurden zu Württemberg-Hohenzollern vereint. Die Volksabstimmung über die Verfassung und die erste Landtagswahl fanden am 18.05.1947 statt. Vgl. zu der Entwicklung in Württemberg-Hohenzollern auch Schaab; Schwarzmaier 2003, S. 441–476.
106 Die beiden preußischen Landkreise Sigmaringen und Hechingen bildeten den Regierungsbezirk Sigmaringen oder die Hohenzollernschen Lande.
107 Nach der Absetzung des Kaiser Wilhelm II. in Berlin am 09.11.1918 wurden in Baden und Württemberg Revolutionsregierungen eingesetzt. Vgl. Haus der Geschichte Baden-Württemberg, Stuttgart 2002, S. 134. Am 22.11.1918 bildete sich die Demokratische Republik Baden (Verfassung v. 21.03.1919). Die neue württembergische Verfassung v. 25.09.1919 bezeichnete Württemberg als Glied des Deutschen Reiches. Vgl. Schaab; Schwarzmaier 2007, S. 82.
108 Siehe hierzu die bahnbrechende zweibändige Studie von Engehausen; Paletscheck; Pyta 2019 zur Geschichte der badischen und württembergischen Landesministerien in der Zeit des Nationalsozialismus. Der Prozess der »Verreichlichung« geriet alsbald ins Stocken und die meisten Landesbehörden wurden nicht aufgelöst. Vgl. ebd., S. 4, sowie die wegweisenden Beiträge in den Bänden zu den Innen- und Justizministerien in Baden und Württemberg.
109 Reusch 2016a.
110 Ich denke hierbei u. a. an die wichtige Funktion der Schweiz. Im Schweizer Strafrecht von 1942 wurde der Strafrechtsparagraf, der konsensuelle homosexuelle Handlungen unter erwachsenen Männern unter Strafe stellte, abgeschafft. Somit eröffnete sich in der Schweiz und vor allem in den städtischen Zentren Möglichkeitsräume homosexueller Lebenswelten. Erinnert sei an die ursprünglich von lesbischen Frauen gegründete Homosexuellenorganisation »Der Kreis«. Diese in Zürich bestehende Organisation und ihre Mitglieder standen auch nach 1945 mit homosexuellen Männern aus der Region des heutigen Baden-Württembergs im Kontakt. Ihre gleichnamige Zeitschrift wurde auch hier verbreitet. Nach § 175 bzw. § 175 a (R)StGB verfolgte Männer aus Deutschland hatten über diese Schweizer Kontakte die Möglichkeit illegalisiert in die Schweiz einzureisen. Siehe auch meine Ausführungen in Kapitel 3.3.
111 Vgl. hierzu allg. die Forschungen von Albert Knoll.
112 Vgl. hierzu Röll 1992.
113 Vgl. Müller; Sternweiler 2000.
114 Vgl. z. B. Weber; Wehling 2007, S. 100.
115 Vgl. Schlagdenhauffen 2014, S. 78 f. Vgl. auch den Vortrag »Homosexualität in Baden und im annektierten Elsaß 1940–1944, ein Vergleich« von Frédéric Stroh im Generallandesarchiv in Karlsruhe v. 04.05.2018. Siehe auch Schwab 2018 u. Stroh 2019a u. b.
116 Erschienen in Englischer Sprache unter dem Titel »Outlawed desires: punishing ›homosexuals‹ in annexed Alsace (1940–1945)«. In: Clio. Women, Gender, History, Nr. 39 (2014), S. 78–99.
117 Stroh, Frédéric (2017): »Être homosexuel en Alsace et Moselle annexées de fait«. In: Schlagdenhauffen, Régis (Hg.): Homosexuel.le.s en Europe pendant la Seconde Guerre mondiale. Paris: Nouveau Monde éditions, S. 85–104 sowie die bisher unveröffentlichte Doktorarbeit des Historikers Frédéric Stroh (2019): Justice et homosexualité sous le national-socialisme. Ètude compare du pays de Bade et de l’Alsace. Université de Strasbourg.
118 Erinnert sei an Tätigkeiten in Steinbrüchen denen die Häftlinge ausgesetzt waren. Extrem schwere körperliche Arbeit diente der »Vernichtung durch Arbeit« beispielsweise in Konzentrationslagern wie Buchenwald, Mauthausen oder Natzweiler-Struthof. Zinn konstatiert mit Bezugnahme auf den homosexuellen Buchenwaldüberlebenden Rudolf Brazda (1913–2011): »Fast alle Homosexuellen müssen im Steinbruch arbeiten, der der Vernichtung durch Arbeit dient.« Zinn 2011, S. 231. Vgl. auch Knoll (2000a, S. 20) der für das KZ Dachau beschreibt, dass die Rosa-Winkel-Häftlinge »erschwerten Arbeitsbedingungen« an der Walze oder in der Kiesgrube ausgesetzt waren. Siehe zur Isolierung homosexueller Männer im KZ Sachsenhausen und zur Vernichtung durch Arbeit im dortigen Klinkerwerk auch Müller; Sternweiler 2000.
119 Mit dem ersten Gesetz zur Reform des Strafrechts v. 25.06.1969 (in Kraft getreten am 01.09.1969) wurden einvernehmliche homosexuelle Handlungen unter Erwachsenen entkriminalisiert. Sexuell einvernehmliche Handlungen zwischen erwachsenen Männern waren damit in der BRD straffrei. Zu den weiter bestehenden Strafrechtsregelungen und Einschränkungen vgl. Schäfer 2006. 1994 wurde der § 175 StGB ersatzlos gestrichen.
120 Mit der Reform des Sexualstrafrechts im Jahr 1969 wurden homosexuelle Handlungen unter erwachsenen Männern straffrei sofern die Beteiligten über 21 Jahre alt waren. Das Schutzalter für einvernehmliche sexuelle Handlungen zwischen männlichen Personen wurde 1973 auf 18 Jahre festgesetzt. Für heterosexuelle Handlungen galt eine Schutzaltersgrenze von 16 Jahren. »In formaler Hinsicht ersetzte das Vierte Strafrechtsreformgesetz die moralisch-ethisch belastete Beschreibung der Tathandlung als »Unzucht treiben« durch den wertneutralen Begriff der »sexuellen Handlung«, womit auch semantisch eine Abkehr vom Sittlichkeitsdelikt zum Jugendschutztatbestand vollzogen wurde.« Burgi; Wolff 2016, S. 35.
121 Siehe hierzu auch den Beitrag auf queer.de »Zahlen des Innenministeriums. Hassverbrechen im Südwesten nehmen deutlich zu«, URL: https://www.queer.de/detail.php?ar ticle_id=33396, 22.04.2019. Auch schändeten Unbekannte im Nov. 2018 die Gedenk-Stele für den Sexologen und Vordenker für die Gleichberechtigung sexueller Minderheiten. Karl Heinrich Ullrichs in Stuttgart. Vgl. StZ v. 20.11.2018, Maier, Sascha (2018): »Homophobie am Karl-Heinrich-Ulrichs-Platz in Stuttgart: Gedenktafel an Vordenker für Gleichberechtigung besudelt«. URL: https://www.stuttgarter-zeitung.de/inha lt.homophobie-am-karl-heinrich-ulrichs-platz-in-stuttgart-gedenktafel-an-vordenker-fuer-gleichberechtigung-besudelt.1e420c60-cb2e-4a3c-b7ba-2e7b43c162e6.html, 22.12.2018.
122 Anfänge diesbezüglich wurden bereits gemacht. In der Doku-Reihe des queeren Social-Media-Kanals SISSY THAT TALK berichten die Gastwirtin, Politikerin und Schwulenaktivistin Laura Halding-Hoppenheit, der Künstler Hannes Steinert und der Aktivist Ralf Bogen aus dieser jüngeren LSBTTIQ-Geschichte im deutschen Südwesten. Queer life in the city: Stuttgart, 2017. Regie: Sissy that talk. Siehe hierzu auch die Bachelorarbeit von Timo Zilinski (2017): Die schwul-lesbische Bewegung in Stuttgart. Vom Ende der Verfolgung bis zum Christopher Street Day (1969–2000). Historisches Institut der Universität