Название | Lebenswelten und Verfolgungsschicksale homosexueller Männer in Baden und Württemberg im 20. Jahrhundert |
---|---|
Автор произведения | Julia Noah Munier |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783170377554 |
79 Vgl. Hall 1997, S. 24 u. S. 35.
80 Foucault 1973 (1969), S. 74.
81 Vgl. Butler 2006 (1997).
82 Vgl. Freist 2015, S. 12. Vgl. zur Subjektivierung im Feld visueller Kultur auch Munier 2017.
83 Ich denke z. B. an eine fokussierte Analyse »Der Freundschaft«, »Der Eigene« u. a. Im Hinblick auf die Verfolgung homosexueller Männer in Baden und Württemberg der Weimarer Republik werden somit auch Skandale, wie der sich 1924 in Hannover ereignete, republikweit wahrgenommene Haarmann-Skandal, wirkungsvoll.
84 Vgl. Pretzel 2014, S. 51.
85 Auf dt. auch: »Die Liebe ohne Namen«. Engl.: »The love that dares not speak its name«. Die Phrase entstammt dem Gedicht »Two Loves« von Alfred Douglas. Sie wurde bei dem Prozess gegen Oscar Wilde 1895 erwähnt und ist als Chiffre für Homosexualität zu verstehen. Vgl. Butler 1997 (1993), S. 212.
86 Anfang des 20. Jahrhunderts fungierte beispielsweise der Begriff der »Freundschaft« oder des »Freundes« in Anlehnung an das bürgerliche Freundschaftsideal der deutschen Romantik auch als Code bürgerlicher homosexueller Männer. Vgl. Micheler 2005, S. 160 ff.
87 Vgl. Schwulst e. V.; Weissenburg e. V. 2010, S. 12.
88 Denkbar ist, dass das Leben in Metropolen wie Berlin, Paris und Zürich als Sehnsuchtsraum imaginiert wurde. Einen ersten Hinweis hierauf gibt der aus dem Elsass stammende, im besetzten Elsass als homosexueller Mann von den Nazis verfolgte Pierre Seel in seiner Autobiografie. Pierre Seel beschreibt, wie er als siebzehnjähriger junger Mann, kurz vor der NS-Annexion des Elsass, seine sexuelle Orientierung vermittels eines exzentrischen, an einem metropolitanen Zentrum wie Paris orientierten »Look« zu erkennen gab. Vgl. Seel 1996, S. 7. Weitere Sehnsuchtsräume homosexueller Männer lassen sich aus den Publikationen der homosexuellen Emanzipationsbewegung erschließen, sowie aus der Literatur der Zeit. Klassischerweise ist dies um die Jahrhundertwende der Mittelmeerraum und insb. Italien. Vgl. hierzu beispielsweise Thomas Mann: »Der Tod in Venedig« (1912). Inwiefern dies auch für homosexuelle Männer aus dem deutschen Südwesten eine Rolle spielte, wird zu zeigen sein. Vgl. hierzu etwa auch das Gedicht »Blaue Adria« des Anonymus F.B. aus Stuttgart. Hier schreibt der Autor über den Kontext Venedig: »Blaue Adria, dir gilt mein Sehnen, Blaue Adria, dir gilt mein Traum/ Möchte noch einmal mich wieder wiegen/ Auf und ab in deiner Wogen Schaum. […] Möcht in lauen, sammetweichen Nächten/ Bei des Mondes blassem Silberstrahl/ Wieder in den schwarzen Gondeln gleiten/ Lautlos durch die Brücken am Kanal. Möchte wieder rote Rosen pflücken/ Von des schönen Schifferjungen Mund/ Und an seinem liebevollen Herzen/ Ruhen bis zu früher Morgenstund.« Das Freundschaftsblatt 10. Jg., Nr. 45, 10.11.1932, S. 4. Siehe zum Mittelmeerraum als homosexuellem Sehnsuchtsraum auch Aldrich 1993.
89 Vgl. Pretzel 2014, S. 52.
90 Ebd., S. 54.
91 Schwulst. Magazin für Schwule und Lesben in Baden-Württemberg. Das Magazin entstand anlässlich der Ausstellung »Die NS-Verfolgung Homosexueller in Stuttgart sichtbar machen« im Rathaus Stuttgart vom 21.04.–14.05.2010.
92 Vgl. Ebbrecht 2011, S. 222.
93 Klüger 1996, S. 30. Vgl. zum Kitsch der Erinnerung bzw. der Verschränkung von »Kitsch und Tod« in der Erinnerungskultur auch Friedländer 2007 (1982) u. Munier 2017a, u. a. S. 232 ff. u. 279 ff.
94 Jureit; Schneider 2010, S. 10, sowie S. 33 ff.
95 Ebd., S. 33. Zu dieser Diskussion auch Eschebach 2012a und darin insbesondere die Beiträge von Thomas Rahe und Corinna Tomberger. Eschebach formuliert konzis: »Corinna Tomberger argumentiert, dass nachgeborene Schwule heute eine quasi familiäre Verbindung zu verfolgten Homosexuellen in der NS-Zeit behaupten, auf diese Weise würde eine ›Genealogie der Opfer‹ konstruiert. […] Die nachfolgenden Generationen der NS-Verfolgten seien, so Rahes Argument, auch die ›Erben ihrer Ängste‹: ›Die Identität heutiger Homosexueller‹ in Deutschland sei ›durch das Trauma der nationalsozialistischen Verfolgung mitbestimmt‹. Eschebach 2012b, S. 17 f., Hervorh. i. Orig.
96 Pretzel 2014, S. 52.
97 Vgl. ebd.
98 Ebd.
99 Ebd.
100 Vgl. Pretzel 2014, S. 53 f. Die homosexuellen Männer wissenschaftlich als historische Akteure wahrzunehmen bedeutet überdies auch einer möglichen Verstrickung dieser Männer in NS-Institutionen gegenüber offen zu sein. Bei entsprechender Quellenlage sind auch homosexuelle NS-Akteure zu berücksichtigen. Vgl. Dobler 2014. Vgl. hierzu auch bereits Haug 1981. Sowie die Kritik seitens der homosexuellen Forschungscommunity. Vgl. Bohn; Schimmel; Seidel 1982. Aus einer heutigen Perspektive scheint Haugs Analyse in der einseitigen Fokussierung und gerade auch als freistehender Text problematisch, der Tendenz nach aber durchaus nicht verfehlt. Vgl. hierzu Haug 1981. Z. B. gilt es die mögliche Faszination des Nationalsozialismus gerade auch für homosexuelle Männer in den frühen 1930er Jahren weiter zu erforschen. Siehe hierzu auch Schwartz 2018. Ich komme darauf im Kapitel 3.1 zurück.
101 Vgl. Pretzel 2014, S. 53.
102 Ebd.
103 (Süd-)Baden war Teil der französischen Besatzungszone. Hauptstadt war Freiburg im Breisgau. Das Land umfasste die südlichen Landesteile der früheren Republik Baden. Im Mai 1947 trat die Verfassung in Kraft. Vgl. hierzu auch Schaab; Schwarzmaier 2003, S. 477–517.
104 Das Land Württemberg-Baden wurde im Jahr 1945 von der US-amerikanischen Militärregierung gegründet und war Teil der US-amerikanischen Besatzungszone. Württemberg-Baden umfasste die Region des nördlichen Teils des ehemaligen Landes der Weimarer Republik Baden und den nördlichen Teil des ehemaligen Landes der Weimarer Republik Württemberg. Landeshauptstadt war die Stadt Stuttgart. Die Annahme einer demokratischen Verfassung erfolgte im Nov. 1946. Am 23.05.1949 wurde Württemberg-Baden Teil der Bundesrepublik Deutschland. Von 1945