Das Tor zu Europa. Lisa Luxor

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Название Das Tor zu Europa
Автор произведения Lisa Luxor
Жанр Биографии и Мемуары
Серия
Издательство Биографии и Мемуары
Год выпуска 0
isbn 9783864687303



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20 Euro oder auch weniger. Es tut mir leid, aber er hat dich betrogen. Versuch ihn zu vergessen.

       Aber er sagte mir, dass wir in vier Wochen heiraten würden. Und er schenkte mir im Mai eine Halskette, und seine Mutter schenkte mir im Februar einen Ring. Ich glaubte, dass sie mich wirklich gern mochten.

      In Gold?

       Nein.

      Hahahaha. Du bist sooo nett.

       Ich schäme mich so für mich selbst. In meiner Arbeit hab ich erzählt, dass er tot sei…

      Bitte, ich rate dir, vergiss ihn. Vergiss ihn. Er ist ein Lügner. Sei stark. Wein nicht mehr, bitte!!!!

       Meine Freunde sagten mir immer, dass ein guter Mann von einer Frau kein Geld nehmen würde.

      Ja sicher, also…

       Und weißt du, einmal hat er mich heimlich gefilmt, als ich aus dem Bad gekommen bin und ich hab ihm gesagt, dass er das sofort löschen müsse. Er tat das dann auch. Später hat er mir dann einmal gedroht, dass er ja einen Film von mir hätte, auf dem ich nackt zu sehen sei. Er könnte ihn ins Internet stellen, aber er sei nicht so böse, das zu tun. Er wäre viel besser als ich.

      What a fuck, he is crazy…

      Kerolos sagte mir, dass nicht alle Freunde Tonys der Meinung wären, dass das, was er mit mir machen würde, gut sei. Manche würden lachen über mich, manche aber seien schon jetzt nicht mehr mit Tony befreundet.

      An Mena, der mir die Nachricht von Tonys Tod brachte, schrieb ich auf Facebook eine Nachricht. „Danke, dass du mir erzählt hast, dass du am Montag für Tony in der Kirche beten warst, bevor er dann begraben wurde. Er lebt nun aber doch – er ist im Krankenhaus in Kairo… also ist er sicherlich nicht im Grab. Sehr, sehr lustig, wirklich.“

      Obwohl ich Tony einerseits eine gerechte Bestrafung durch Gott wünschte, begehrte ich ihn wieder zurück in mein Leben. Wir waren so knapp vor der Verwirklichung unserer Träume, eine gemeinsame Zukunft leben zu können. Doch nun, was tun?

      Als ich Kerolos gegenüber meinen Wunsch äußerte, antwortete er nur mit „So wirst du niemals dazulernen“. Wie kann sich eine erwachsene Frau nur so in ihren eigenen Gefühlen verlaufen? „Ich vermisse ihn soooo. Ich hätte ihn NIEMALS verlassen. Und ich würde ihn wieder zurücknehmen.“ „Wenn du ihn wieder zurücknimmst, wird er dir diesmal alles wegnehmen, was er von dir kriegen kann“, sagte mir Kerolos noch – und wieder glaubte ich ihm nicht. Kerolos erzählte mir auch, dass seine Freunde in Luxor Tony nach seinem Unfall am Sonntag noch in Luxor spazieren gehen gesehen hätten. „Glaub mir das. Und er arbeitet auch wieder. Vergiss ihn einfach.“

      Ich war total verunsichert. Wem sollte und konnte ich noch glauben? Tony schrieb ich offline, dass ich alles für ihn aufgegeben hätte, aber er hätte gar nicht bemerkt, wie sehr ich ihn wirklich lieben würde. Und bald war auch Tony wieder online. Er teilte mir mit, dass ihm das Gehen und auch das Sprechen wieder leichter fielen und dass er mich so sehr vermisse. Und er fragte mich auch, ob ich ihm den Unfall noch immer nicht glaube. Auf meine Bitte nach Benützung seiner Webcam meinte er nur, dass sie nicht funktioniere. „Du hast so Schlechtes über mich im Internet geschrieben. Ich war nie so schlecht zu dir. Aber du bist so. Du wirst dich nie ändern, “ schrieb er mir. Ich schämte mich für meine bösen Gedanken und dafür, dass ich ihm nicht geglaubt und vertraut hatte. Er schrieb mir, dass er Luxor nun verlassen müsse, da alle seine Freunde glauben würden, dass er ein Betrüger und ein Dieb sei. Er würde wieder nach Marsa Alam zum Arbeiten fahren. Doch diesmal hatte ich kein Mitleid mit Tony. Damals hatte ich in einer Woche vier Kilo verloren, mein Gesicht war schmal und eingefallen. Und ich hatte begonnen, unsere Beziehung in Buchform zu verfassen, um diesem Wirrwarr in meinem Kopf zu entfliehen und um meine Gedanken zu ordnen. Vielleicht würde ja, wenn ich alles niederschreiben würde, manches in ganz anderes Licht rücken und vielleicht würde ich mir dadurch mehr Klarheit über unsere Beziehung verschaffen.

      

      „Ich kann nicht mehr zu dir zurück kommen, obwohl du mir so fehlst. Meine Freunde würden denken, ich hätte Angst vor dir oder vor der Botschaft, und sie hätte damit natürlich nicht Recht. Und ich werde dir dein gesamtes Geld zurückzahlen. Ich werde es dir sagen, wenn ich es habe. Wenn ich ein Dieb wäre, warum bin ich dann nicht gleich nach Österreich gekommen. Oder warum habe ich nicht bis Juli gewartet, dich ein Auto und ein Haus kaufen lassen und dich dann aus dem Haus geworfen? Ich könnte dir dein gesamtes Vermögen wegnehmen. Ich kann dich nicht hassen, zur selben Zeit kann ich aber auch nicht mit dir zusammen bleiben. Das ist einfach nicht möglich. Wirst du jetzt wieder zu deiner Familie zurückgehen? Ich hoffe, du vergibst mir eines Tages. Bitte vergiss mich. Wir treffen uns später wieder im Chat.“ Tony zog keinen Schlussstrich und ich hörte nicht auf zu hoffen.

      Auch Tonys Freunde schrieben mir ständig im Internet. Bishoy wiederholte unaufhörlich, dass Tony mich betrogen hätte, weil er reich sein wollte. Ich solle meine Finger von ihm lassen. Und Mena wies mich an, auf seiner Facebook-Seite keine Postings mehr zu machen. Er schrieb mir abschließend, dass ich mir das Leben nehmen würde, wenn ich die gesamte Geschichte um Tony erfahren würde. Und dann kündigte er mir auch seine Facebook-Freundschaft auf. Nach momentaner Verärgerung war ich dann doch erleichtert, mit diesem Betrüger im Internet keinen Kontakt mehr haben zu können.

      

       Ich

       Ich weine so viel jeden Tag. Das alles ist zu viel für mich. Ich hätte mich letzten Montag beinahe umgebracht, als ich hörte dass du tot bist. Ich wollte dir in den Tod folgen. Das Leben hat keinen Sinn mehr ohne dich.

       Tony

      Wir werden gute Freunde sein. Ich werde immer für dich da sein.

       Du fehlst mir so.

      Du fehlst mir auch. Ich kann nicht vergessen, was du alles für mich getan hast. Auch wenn du am Schluss böse über mich geschrieben hast. Vergiss alles. Ich verspreche dir, dass ich mindestens drei Jahre keine andere Frau haben werde.

       Ich werde niemals mehr lieben können. Mein Herz wird immer dir gehören.

      Ich werde dir jetzt etwas erzählen, glaub mir das bitte. Du wirst niemals mehr einen Mann finden, der dich mehr liebt, als ich es getan habe. Ich gab dir all meine Liebe, aber leider kann es so nicht weitergehen.

       Ich werde niemals mehr jemanden lieben. DU bist mein Leben, Tony.

      

      Und schon brach die Internetverbindung wieder ab. Tony verlor das Netz.

      Mittlerweile kamen auch die ersten Reaktionen der Selbsthilfeplattformen, die ich kontaktiert hatte, als Tony offensichtlich doch nicht gestorben war. In http://forum.1001geschichte.de schrieb ich einen kurzen Beitrag zu den schon 388 Themen, die allein zum Land Ägypten verfasst wurden. Ich bemerkte, dass es zu jedem Thema bis zu 25.000 Zugriffe und bis zu 200 Antworten gab. Auch die Redaktion vom Forum 1001Geschichte.de meldete sich mit Informationen.

      Tony schrieb ich einen letzten Brief mit folgendem Inhalt:

       „Ich beginne zu realisieren, dass es viele Dinge an mir gibt, die du nicht magst und dass du mich nicht mehr willst. Ich bin nicht hübsch genug für dich, nicht klug genug für dich, nicht flexibel genug für dich, nicht attraktiv genug für dich, nicht sexy genug für dich, nicht jung genug für dich und nicht reich genug für dich.

       Ich muss akzeptieren, dass du für mich gestorben bist, nur um mich loszuwerden. Du willst mich eben nicht mehr. Das hast du mir nun schon unzählige Male gesagt, aber ich wollte es nicht verstehen und ich habe es nicht akzeptiert, weil du meine Seele gestohlen hast, weil du mein Herz gebrochen hast, weil du meinen Charakter gebrochen hast, du hast die ganze Lisa gebrochen. Ich hoffe,