Das Tor zu Europa. Lisa Luxor

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Название Das Tor zu Europa
Автор произведения Lisa Luxor
Жанр Биографии и Мемуары
Серия
Издательство Биографии и Мемуары
Год выпуска 0
isbn 9783864687303



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Arbeit konnte ich natürlich nicht in Österreich leben. Ich konnte mir nicht wieder eine Wohnung in Miete nehmen, ich konnte dann mein Auto nicht bezahlen, meine Lebensmittel nicht kaufen und natürlich musste ich auch für meine Kinder aufkommen, die ich – blind durch die Liebe – schweren Herzens für meinen ägyptischen Traummann verlassen hatte. Sie waren schon groß und ich hoffte, dass sie mich eines Tages verstehen würden. Ich hoffte, dass sie mir irgendwann einmal alles vergeben würden.

      Ständig träumte ich vor mich hin. Die Liebe machte mich blind und verzauberte mich in eine Tagträumerin. Noch immer war ich süchtig nach Tony und wartete auf sein Kommen im Internet.

      

       Tony

      Halloooo

       Ich

       Hallo, wie geht´s dir?

      Gut, danke.

       Was hast du gerade getan?

      Ich habe die Sterne beobachtet und mit dem Mond gesprochen.

       Was hast du ihm erzählt?

      Ich habe ihn über dich und mich gefragt.

       Was hat er dir gesagt?

      Ich habe ihm versprochen, dass ich ihn in sieben oder in acht Jahren mit dir besuchen werde.

       Und was hat er dir dann gesagt?

      Er sagte, er hoffe das. Er hoffe, mich immer mit meiner Liebe zu sehen und er sagte mir, ich dürfe meine große Liebe nicht mehr fortlassen. „Du wirst nie mehr so eine Liebe finden, und wenn du eine finden würdest, dann wäre sie nicht mehr so wie diese erste Liebe.“

       Mit wem willst du den Mond treffen?

      Mit dir mein Schatz, und wir werden beide mit ihm sprechen, ich in Arabisch und du wirst auch versuchen, Arabisch mit ihm zu sprechen.

       In sieben Jahren werden wir ihn treffen? Und was ist vorher?

      Ich weiß nicht. Wenn du ihn vorher treffen willst, ist das auch OK. Aber sag mir das vorher, damit ich buchen kann, denn ich habe erst in sieben Jahren gebucht.

       Wenn wir ihn sehen, werden wir ihn dann vom Himmel aus sehen?

      Sicherlich von der Erde, oder möchtest du, dass ich sterbe?

      Tony war ein großer Romantiker und er war auch ein Träumer, das machte ihn so begehrenswert für mich. Während er träumte, wurde mir dennoch kalt, sodass ich, obwohl es Juni war, die Heizung kurz einschalten musste. Während es in Luxor naturgemäß extrem heiß war, vermisste ich die Sonne in Österreich so sehr.

      

      „Sag mir, was ist besser, Massagen zu verkaufen oder Tauchgänge? Ich kann nach meiner Prüfung am 13. Juni in Hurgharda zu arbeiten beginnen. Mein Cousin hat mir den Job besorgt“, erzählte er mir stolz. „Verkaufe Tauchgänge, das ist besser. Da kommen die Taucher zu dir und sagen dir, wie oft sie tauchen wollen. Du musst nicht alle Gäste am Strand ansprechen und sie überreden, sondern du verkaufst einfach an die, die sowieso tauchen wollen. Das finde ich besser.“ Ich erzählte Tony von meiner Tauchprüfung und meinem Tauchschein, der mich berechtigte, in allen Weltmeeren und Ländern zu tauchen. Ich versprach ihm auch gleich, dass ich dann zu ihm tauchen kommen würde. „Aber DU tauchst gratis, ich werde der Managerin einfach sagen, „das ist meine Frau“ und sie wird dich ohne Bezahlung tauchen lassen.“

      Und wieder kam sie, die Frage.

      Während wir uns nett im Chat unterhielten, benötigte er wiederum Geld, doch nun sollte es tatsächlich zum letzten Mal sein. Er hatte mich schon vor einigen Tagen darum gebeten, bis Ende Juli das Geld zu schicken, doch nun brauchte er es etwas überraschend schon in drei Tagen. „Ich kann dir Geld geben, aber bestimmt nicht 2.700,- Euro und nicht in drei Tagen. Das hab ich nicht. Ich war vor einem Monat in Hurgharda und ich habe dafür 1.000,- Euro bezahlt.“ „Dann schick mir 2.500,- Euro“, erwiderte Tony. Wie ungeniert und hemmungslos er immer wieder Geld von mir erbat, war für mich immer wieder überraschend. Und wie dumm ich reagierte, es auch nur in Betracht zu ziehen, ihm das Geld auch wirklich zu schicken, war für meine Freunde noch weniger nachvollziebar.

      

       „Tony, ich werde dir jetzt maximal 1.000,- Euro schicken, den Rest bekommst du, wenn ich bei dir in Hurgharda bin. Ich komme schon im Juli, du musst eben einen Monat warten.“ „Das geht nicht, ich muss den Mann vom Militär bezahlen, damit ich von der Armee befreit werde, und der geht in einer Woche in Pension. Dann kann er nichts mehr für mich tun. Den Befreiungsschein kann nur er ausstellen und er will das Geld dafür sofort. Er will 2.200,- Euro und 300,- Euro brauche ich für meine Mutter für Medikamente.“

      „Kann ich dich was fragen, Tony? Wirst du mich verlassen, wenn ich dir das Geld diesmal nicht schicke? Und wenn du mich verlässt, wann wird das sein? Heuer, nächstes Jahr oder in drei Jahren? Wirst du mich immer wieder so unter Druck setzen? Wirst du mich immer wieder um Geld bitten?“

      Tony hatte es so an sich, dass er mich jedes Mal, wenn ich besonders glücklich und zuversichtlich war, um Geld ersuchte. Und so, wie ich bemerkt hatte, wurde es immer mehr. Und obwohl ich mir selbst versprochen hatte, ihm nichts mehr zu schicken, sagte ich zu mir selbst, dass es diesmal das letzte Mal sein würde. Ich schloss in Gedanken meine Augen, um zu vergessen und schickte ihm einfach das, was er brauchte. Trotz meiner Worte schwelgte Tony sofort wieder in liebevollen Verzauberungen umher.

      „Weißt du noch, was das Schönste war in Hurgharda? Als wir jeden Abend fest umarmt einschliefen.“ Er konnte mich punktgenau entspannen. „Und weißt du auch, was schlecht war? Ich werde dich jetzt zum Lachen bringen… Du magst keine Klimaanlage.“ Und tatsächlich schmunzelte ich wieder und der Ärger war verflogen.

      Tony machte mir auch diesmal wieder ganz romantische Komplimente. Das Wort LIEBE sei nicht genug um das zu beschreiben, was er fühlen würde. Ich sei wunderschön. Er würde meine Seele lieben, mein Herz, meine Lippen, er würde alles an mir lieben. Er fesselte mich erneut mit seinen Worten. Jeglicher Widerstand in meinem Gehirn war zwecklos. Er versprach mir ein Geschenk, das er mir im Juli überreichen würde, weil wir dann unseren ersten Jahrestag feiern würden.

      Leider musste ich gerade jetzt zu chatten aufhören, da ich noch Gäste erwartete. So küsste er mich noch zum Abschied ganz feurig durchs Netz.

      Am Sonntag, dem 13. Juni 2010, startete Tony Richtung Universität. Wir vereinbarten, dass er mir unverzüglich nach der Prüfung ein SMS schickte, wie es ihm ergangen sei. Wir vereinbarten außerdem, dass wir uns spätestens um 18 Uhr im Chat treffen. Bevor er morgens startete, schrieb er mir noch gegen 7:30 Uhr eine sehr nette E-Mail:

      

      „Guten Morgen mein Schatz. Ich habe so viel gelernt und ich bin stark, aber du bist es, die mich stark gemacht hat. Ich liebe dich so, so sehr. Ich verspreche dir, dir mein ganzes Leben als dein Sklave zu dienen und für dich alles zu machen, was dich glücklich macht. Ich möchte deine Lippen küssen, ich liebe sie so sehr. Mit dir weiß ich, was Liebe bedeutet und was großartige Prinzessin bedeutet. Ich werde dich heute Abend wiedersehen, wenn ich zurückkomme. Ich glaube, ich werde um 6 Uhr wieder zurück sein. Ich küsse dich, meine Frau. Ich liebe dich.“

      Das waren die letzten Worte, die ich von Tony gelesen habe. Gehört haben wir nichts mehr voneinander.

      Ich zitterte den ganzen Tag mit ihm, denn ich wusste, dass seine schriftliche Prüfung drei Stunden dauern würde. Ich rief ihn mehrmals an, doch folgerichtig antwortete er nicht, er war ja bei der Prüfung. Nach der Prüfung wollte er sich mit dem Militärarzt treffen und ihm die 2.200,- Euro übergeben, die er in einem Kuvert in seiner Tasche bei sich führte. Da diesmal 2.000,- Euro nicht mehr ausreichten, blieben