Das Tor zu Europa. Lisa Luxor

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Название Das Tor zu Europa
Автор произведения Lisa Luxor
Жанр Биографии и Мемуары
Серия
Издательство Биографии и Мемуары
Год выпуска 0
isbn 9783864687303



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Frau Österreichs. Ich liebe dich so sehr. - Du trägst Jeans?“ „Ja“ „Wow, meine Frau ist ein Model.“

      Tony verstand es immer wieder, mir Komplimente zu machen, sodass mein Herz beinahe zerfloss. Während er sich mit mir über die Web-Cam unterhielt, sang er mir ägyptische Lieder von Amr Diab, einem sehr populären Sänger, vor. „Er singt so romantische Lieder, um es mir zu erleichtern, auf dich zu warten. Ich werde warten, auch wenn es 10.000 Jahre wären. Ich kann kaum lernen, ich muss immerzu nur an dich denken.“

      Tony amüsierte sich erneut, als ich mich erkundigte, wie seine Arbeit voranging. Er hätte vier Massagen verkauft. Da ich mir nie sicher war, ob er nicht selbst massieren würde, war ich oft eifersüchtig, da er die Massagen vorwiegend an Frauen verkaufte. „Zurzeit gibt es so viel Arbeit. Aber ich liebe dich so sehr, Schatzi.“ So konnte er sich jederzeit herausreden, wenn er nicht mit mir chatten wollte.

      Ich wohnte in dieser Zeit, in der ich noch so geschwächt von meinem Krankenhausaufenthalt war, immer wieder tageweise bei meinem Ex-Mann und den Kindern. Da der Keller zu einem neuen Wohnraum ausgebaut war, durfte ich dort wohnen und zwar so lange, bis ich mich erholt hatte und wieder bei Kräften war. Tony teilte mir mit, auch nicht eifersüchtig darüber zu sein, da er mir ja so vertrauen würde. Und er versprach erneut, sich ordentlich auf seine mittlerweile allerletzte Prüfung vorzubereiten.

      Zu dieser Zeit fragte auch Tony mich schon, wann ich wieder zu arbeiten beginnen würde. Er konnte nicht fassen, dass man in Österreich so lange zu Hause bleiben konnte, wenn man krank ist. Vielleicht war ihm aber auch die Tatsache zu anstrengend, dass ich immer online verfügbar war. Natürlich sah ich sofort, wenn auch er online war. Er konnte also, ohne mein Wissen, tagsüber auch nicht mit anderen chatten. „Do you know, that I will try to do all my best to travel to Austria?” fragte er mich. “Heißt das, dass du dir jetzt sicher bist, dass du im März nach Österreich kommen wirst?” Ich freute mich riesig.

      

       Ich

       Wo könnte das Problem sein?

       Tony

      Bei der Österreichischen Botschaft.

       Nein, ich werde dir bei allem helfen. Wenn du das Studium beendet hast und nicht zum Militär musst, kannst du kommen. Sie werden dich reisen lassen, das wird kein Problem sein.

      Gut.

      Endlich sah ich mich am Ziel meiner gefühlsmäßigen Reise. Beide nannten wir uns „Bald-Ehemann“ und „Bald-Ehefrau“. Nun wusste ich, dass meine Träume in Erfüllung gehen würden. Obwohl ich noch stark unter meinen Operationsnarben litt, versicherte mir Tony, dass ihn das überhaupt nicht stören würde. Er wiegte mich mit all seinen Worten in Sicherheit und Glück. Und er begann auch endlich für seine letzte Prüfung zu lernen, um bald nach Österreich reisen zu können.

      Vom Keller meines Ex-Hauses aus konnte ich nun ungestört und ohne schlechtes Gewissen mit Tony chatten. Alle Familienmitglieder wussten, dass ich das auch tat, und nahmen das kommentarlos zur Kenntnis. Und schon hatte Tony eine neue, nicht so gute Nachricht. Sein Handy sei kaputt gegangen. Er müsse nun das seiner Schwester verwenden, mit dem er leider nur erschwert chatten könnte, und die Batterie wäre auch schon so schlecht. Aber er würde sich ein IPhone kaufen. „Ein IPhone?“, fragte ich überrascht. „Weißt du, was das in Österreich kostet? Wozu brauchst du ein IPhone. Ich habe auch kein IPhone, obwohl ich ganz gut verdiene, aber das ist einfach zu teuer. Warum brauchst du das?“ Tony erkundigte sich, ob er in Österreich ein IPhone kaufen könne, aber ich verneinte energisch. Und im Stillen dachte ich mir, ich würde ihm jetzt sicher umsonst Geld schicken, da er sich dann damit sicher ein IPhone kaufen würde. „Wenn du dir ein IPhone kaufst, bin ich wirklich wütend auf dich, verwende dein Geld lieber für den Flug im März. Oder willst du nicht mehr nach Österreich.“ „Doch“, entgegnete er kleinlaut. „Soll ich dir mein altes Handy senden? Damit kannst du wenigstens telefonieren. Ich kenne eine Dame, die bald nach Marsa Alam fliegen wird.“ „Nein danke, ich werde bald nicht mehr dort sein. Ich fahre heim nach Luxor, um für meine Prüfung zu lernen.“ Was sollte Tony denn auch mit einem alten Handy machen? Und ein IPhone würde ich nicht schicken, das hätte ich mir ja selbst auch nie geleistet. Als ich erwähnte, dass ich ihm im Dezember etwas schenken würde, fragte er gleich, ob es ein IPhone wäre. „Nein, sicher nicht. Das kostet € 700,- . Aber du kannst dir ja im Dezember statt der Ringe das IPhone kaufen, wenn du unbedingt eines haben möchtest.“ „Später einmal“, gab er kleinlaut zurück. „Ich wollte dir nur mein altes Telefon schicken und eine Kleinigkeit zu deinem Geburtstag, aber, mal sehen. Du bekommst alles im Dezember, wenn wir uns wiedersehen.“ „Wirst du mir Blumen schicken?“, fragte mich Tony. „Wie? Vergiss es. Ich werde dir nichts schicken. Das ist mir alles zu kompliziert…“

      Mittlerweile baute ich über Facebook auch Kontakte zu seinen Cousinen und Cousins in Suez und in Aswan auf. Sie alle waren beeindruckt von meinen ausgezeichneten Arabischkenntnissen, weil ich immer wieder etliche Phrasen in Arabisch schreiben konnte. Ich rief Tony an. Es würde zwar meine Telefonkosten wieder einmal enorm strapazieren, doch ich verwendete ja mittlerweile eine Calling-Card, die ich im Vorhinein bezahlt hatte, damit meine Telefonrechnung im Nachhinein nicht explodieren würde. Tony hob nicht ab. Ich versuchte es unzählige Male. „Warum hebst du nicht ab, wenn ich dich anrufe? Mit allen telefonierst du, aber nicht mit mir.“ Und wieder war ich böse auf ihn. „Und warum antwortest du nicht, wenn du online bist.“ „Hab ich dir eine Zeit zum Chatten gesagt?“ „Nein, aber ich möchte mit dir reden. Ich hab dich so oft angerufen. Und du antwortest einfach nicht. Warum nicht? Ich muss 40 Ziffern wählen bei der Calling Card, um dich in Ägypten anzurufen. Wenn ich dich drei Mal anrufe, so muss ich also 120 Ziffern wählen. Das ist nicht so einfach.“ „Ich war im Bus. Und ich habe gegessen.“ Ich musste Tony wohl alles glauben, was er mir erzählte. Aber einfach nicht zu antworten, wenn das Handy läutet, das fand ich wirklich eigenartig und unfair. Ich begann zu weinen. „Was soll ich machen, wenn ich dich einmal dringend brauche und du bist nicht erreichbar. Warum bist du nie erreichbar für mich, Tony?“ Ich schluchzte. Ich wollte nicht zur Kenntnis nehmen, dass ich nicht wichtig genug war. „Beruhige dich, wir chatten morgen.“ „Mach mich jetzt bitte nicht böse. Ich möchte mit dir reden. Ich habe jetzt mehr als zwei Stunden auf dich gewartet.“ „Beruhige dich. Ich will jetzt aber nicht. Ich beruhige dich und umarme dich. Wir sehen uns morgen. Tschüss Schatzi.“ „Bitte Tony…“ So nahm er sich dann doch die Zeit, um mich, mittlerweile wieder einmal in Tränen aufgelöst, wieder zu beruhigen. Die Warterei im Internet stahl mir nicht nur meine Zeit, sonder auch meine ganze Kraft.

      

       Ich

       Und nach der letzen Prüfung im Oktober bekommst du deinen Pass?

       Tony

      Nein, den Pass bekomm ich erst nach dem Militär.

       Im Februar?

      Ja, wahrscheinlich.

       Wirst du frei kommen vom Militär?

      Ja, das hoffe ich doch.

       Vielleicht kannst du noch einmal mit dem Mann sprechen, der die Freistellung unterschrieben hat. Du kannst ihm erzählen, dass du bei deinem schweren Unfall die Tasche mit seiner Bestätigung verloren hast.

      Ich glaube nicht, dass ich über das noch einmal sprechen möchte. Und ich habe so viel Geld für nichts verloren. Vergiss das.

       Ich habe auch viel Geld verloren für nichts. Es war mein Geld, das ich dir fürs Militär geschickt habe.

      Ich wäre bei dem Unfall beinahe gestorben.Vergiss das jetzt. Ich möchte nicht mehr darüber sprechen.

       Aber du lebst ja. Nun ist das Glück ja wieder mit uns. Und bald werde ich wieder bei dir sein.