G.F. Barner 1 – Western. G.F. Barner

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Название G.F. Barner 1 – Western
Автор произведения G.F. Barner
Жанр Языкознание
Серия G.F. Barner
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740956240



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und dich suchen lassen. Natürlich kannst du umdrehen, aber ich würde es an deiner Stelle nicht tun.«

      »Was soll ich denn noch dort?« fragt Lee brüchig. »Mein Vater hat mich verprügelt und weggejagt, einen Mann habe ich erschossen und den Sheriff niedergeschlagen. Das alles reicht aus, um mich ins Jail zu bringen. Und ehe ich in ein Jail gehe, da bringe ich mich selber um. Laß uns reiten, Joe.«

      Joe Simmons zuckt die Achseln und sagt trocken:

      »Es ist deine Sache, was du anfangen willst, aber ich war auch mal ein paar Jahre jünger und verdammt leichtsinnig. Immer, wenn ich einen jungen Burschen sehe, dann erinnere ich mich an meine Jugend und möchte nicht, daß er dieselben Fehler macht. Gut, reiten wir, niemand wird uns einholen, aber wir werden sehen müssen, daß wir aus Utah herauskommen und nach Nevada verschwinden. Ein weiter Weg, Lee.«

      Lee Dorlan denkt drei, vier Sekunden nach. Er erinnert sich nur zu gut an die Prügel mit der Zaunlatte, die wilde Wut seines Vaters und die teils schadenfrohen Blicke der Leute. In diesem Land, das weiß er, wird sich jeder Mann an sein verbeultes Gesicht erinnern. Es ist nichts, was ihm gefällt und das Gefühl, die Leute noch länger sehen zu müssen, immer im Schatten Steves zu leben und vielleicht von Radley eingesperrt zu werden, das ist zuviel für ihn.

      Gut, denkt Lee bitter, sie wollen mich nicht haben, für sie werde ich immer nur Steve Dorlans Sohn, der Junge, sein. Was habe ich hier noch verloren? Er hat mich weggejagt, dann soll er mich auch nicht sehen, so viel Stolz besitze ich noch. Ich werde niemals kriechen, ich werde ein richtiger Mann werden, so groß, daß er sich meinen Namen merken muß und diese verdammten Krämerseelen nicht mehr Steve allein als einen Mann sehen, dessen Kopf in die Wolken ragt. Gut, ich gehe und wenn ich eines Tages wiederkomme, dann bin ich genauso hart und groß wie Steve oder noch ein Stück größer.

      Dies ist die Ursache allen Ärgers, den er nun hat, das weiß er: Immer nur Steve Dorlans Schatten sein, der Junge, der klein und unscheinbar für die Leute hinter Steve steht. Es hat Lee Dorlan nie gefallen, er wollte immer schon zeigen, daß er genausogut ist. Jetzt hat er die einmalige Gelegenheit dazu, denn sein Vater will nichts mehr von ihm wissen, und keine Fessel bindet Lee mehr an den Namen Dorlan und die Riesenranch seines Vaters.

      Nun kann er ein richtiger Mann werden.

      »Joe«, sagt er heiser und reckt sich ein wenig. »Ich habe genug von der ganzen Sippschaft hinter mir. Ich gehe nicht mehr zurück, also reiten wir. Und wenn du willst, dann kannst du mir Gesellschaft leisten. Steve hat mir ein Bündel Scheine vor die Füße geworfen und gemeint, ich würde es in drei Tagen verspielt haben, aber ich denke, es reicht für uns beide.«

      »Du bist mir nichts schuldig, Lee«, erwidert Simmons knapp und etwas abweisend. »Ich habe dir zwar helfen können, aber ich bin sicher, du hättest dir auch allein einen Weg nach draußen gesucht.«

      »Werde nicht gleich stolz«, sagt Lee heiser. »Es wäre prächtig von dir, wie sie alle nichts tun konnten und Radley nur ein paar Flüche herausbrachte. Außerdem kenne ich viele Dinge nicht, ich brauche für einige Zeit einen Partner. Hast du Zeit, dann hindert dich nichts mehr, mir einige Dinge beizubringen. Nun, wie ist es?«

      »Ich reite nur so, Lee«, erwidert Simmons schleppend. »Und ich habe selber Geld genug, um auf deines verzichten zu können. Well, Lee, wenn du mir nicht gefallen würdest, rührte ich keinen Finger, um dir zu helfen. Laß uns eine Zeit zusammenbleiben, wenn du meinst. Ich werde gehen, wenn du mich nicht mehr brauchst. Also los, ich höre Pferde.«

      Wirklich ertönt das Getrappel von Hufen. Jähe Panik ist in den Augen Lee Dorlans.

      »Nur ruhig«, sagt Joe sanft. »Diese Narren müßten bessere Pferde haben. Los jetzt, Lee, wir wollen ihnen die Hacken zeigen, denn ehrlich, ich sitze auch nicht gern im Jail. Ab geht die Post, Junge!«

      Er beugt sich vor. Seine unheimliche Kühle und Ruhe wirkt sich auf Lee aus. Dann gehen ihre Pferde an, die Hufe trommeln los.

      Dies ist der letzte Tag Lee Dorlans im Utah-County des Staates Utah.

      Und ehe er seine Heimat wiedersieht, da werden viele Tage vergehen. Es ist Lee, als würden alle Fesseln, die ihn an seinen Namen binden, mit diesem Entschluß zerbrechen.

      Er hat sich entschieden und will ein Mann werden, ein Mann von der Art Steve Dorlans.

      Die Hufe trommeln durch die Nacht. Und die Nacht ist lang.

      *

      Lee Dorlan ist noch ein Stück gewachsen und etwas größer als Joe Simmons. Er erinnert sich manchmal noch an die bitteren Tage des Herbstes, das Zusmmentreffen mit einer in Stampede geratenen Herde eines Kansas-Rindermannes, der mit seinen Boys von Kansas nach Oregon unterwegs war und bei dem sie beide den Trail von dreieinhalbtausend Rindern, Hausrat, Wagen und drei Dutzend Auswandererfamilien mitmachten.

      Sie lagen über Winter im östlichen Oregon fest, kamen wegen des meterhohen Schnees nicht weiter und benutzten die ersten Frühjahrswinde, um den Trail fortzusetzen. Ein halbes Jahr harter Arbeit für Lee und Joe, aber auch eine Zeit der Sammlung, des Lernens und neuer Eindrücke von der unendlichen Weite des Landes.

      Inzwischen ist es Juni, der Wind lau und die Arbeit liegt hinter ihnen. Ihr Job bei dem Rancher aus Kansas ist seit Tagen beendet, und ihre Pferde trotten südöstlich durch den Thousand Creek in Nevada.

      Wochenlang freier Himmel über ihnen, manchmal eine Trapperhütte in den Bergen, ein Blockhaus oder eine schnell von ihnen errichtete Schutzhütte aus Zweigen und einigen dünnen Baumstämmen. Manchmal klirrender Frost, ein mühsam unterhaltenes Feuer, Wild, das in ihren Schüssen zusammenbricht und dann bruzzelnd in den Gabeln über dem Feuer gewendet wird und aromatischen Fleischgeruch verbreitet.

      Längst hat sich Lee aus eigenem Antrieb einen zweiten Revolver gekauft und aus beiden Schießeisen nicht weniger als zehntausend Schuß abgefeuert.

      Joe beobachtet ihn meist ruhig, kühl, wie es seine Art ist, erklärt ihm nur manchmal etwas und hält an diesem Tag unterhalb der Slumbering Hills, um auf die Paradies Hill-Station herabzusehen.

      Einige Häuser stehen dort, den Rauch eines offenen Schmiedefeuers drückt der Wind nach unten und treibt ihn zwischen die harten Stengel des Fettholzes, das dort meilenweit den Boden bedeckt.

      Unwillkürlich greift Lee in die Tasche, zieht seinen Geldbeutel heraus und löst den Knoten in der Schnur.

      »Na?« fragt Joe schleppend und sieht ihn kurz von der Seite an. »Lee, das ist keine richtige Stadt. Früher, als ich vor ein paar Jahren hier war, gab es nur zwei Häuser und die Station dort. Ich fürchte, du wirst nicht viel kaufen können, Bruder. Wir brauchen Tabak und Kaffee, etwas Mehl und auch Speck. Wieviel Geld hast du noch?«

      »Sechzig Dollar und ein paar Cents«, sagt Lee und grinst schwach. »Joe, das reicht nicht mehr lange, wir müssen uns nach einem Job umsehen. Dieser Kansasmister konnte uns nicht mehr gebrauchen.«

      Er macht eine kleine Pause, sieht auf seine beiden Revolver und grinst dann stärker.

      »Vielleicht waren wir ihm auch zu rauh, was, Joe?«

      Joe Simmons streicht sich über sein stoppeliges Kinn und lächelt leicht.

      »Das wird es gewesen sein«, sagt er trocken. »Immerhin hast du seinen Vormann ziemlich verprügelt, Lee. Und als dieser Turkey schießen wollte, nun, er wird jetzt noch an seinem Daumen lutschen, hast du ihm den Revolver verdammt sicher aus der Hand geschossen. Manchmal denke ich, du wirst zu schnell mit deinen Colts.«

      Lee blickt ihn überrascht an und schüttelt dann den Kopf.

      »Hör mal zu, Joe, dreißig Dollar hatten wir abgemacht, denke ich. Wenn uns der Schnee auch aufhielt, es war trotzdem eine verdammt harte Arbeit, seine Rinder durchzubringen. Er mußte uns den versprochenen Lohn zahlen.«

      »Nun ja, das mußte er wohl, aber du brauchtest nicht gleich so wild zu werden, Lee. Manchmal geht dein Zorn mit dir durch, dabei solltest du nun langsam begriffen haben, daß man sich beherrschen muß. Du bist für diese Treiberboys zu schnell gewesen, Lee, ich hoffe, du weißt das.«

      Lee