G.F. Barner 1 – Western. G.F. Barner

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Название G.F. Barner 1 – Western
Автор произведения G.F. Barner
Жанр Языкознание
Серия G.F. Barner
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740956240



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      Niemand im Saloon hat diese Schnelligkeit erwartet, auch Radley nicht.

      Lee Dorlan springt jäh vorwärts. Es geht so schnell, daß kaum einer die Bewegung Lees richtig erkennt.

      Der Revolver in Lees Hand schießt von unten nach oben und genau unter die Achselhöhle von Radleys rechtem Arm. In der rechten Hand Radleys liegt sein Colt, aber Radley kann schon nichts mehr tun. Der blitzschnelle Sprung Lees jagt den Coltkolben genau unter die Achsel des Sheriffs und drückt den Arm nach hinten hoch. Im gleichen Augenblick zieht der Junge sein rechtes Knie an und rammt den Sheriff. Dann erst zuckt seine Hand mit dem alten Eagle-Colt zurück und fährt hoch.

      »Du verdammter Narr«, sagt der Junge fauchend und schlägt zu. »Warum hältst du mich auf?«

      Der Sheriff fällt zu Boden und bleibt reglos liegen.

      Am Tresen aber sagt jemand kurz und warnend: »Der Spieler, Junge.«

      Es sind nur drei Worte, aber Lee wirft sich sofort nach links herum. Der Revolver in seiner Hand glänzt im Lampenlicht.

      Hinter dem Tisch schnellt die Hand von Peale unter die bestickte Weste. Dann kommt sie auch schon heraus, und der Bullcolt richtet sich auf Lee Dorlan.

      Noch nie hat Lee mitten in die Mündung eines Revolvers gesehen, aber nun passiert es doch.

      Was immer Peale zu tun gedenkt, in jedem Fall kann es ein Versuch sein, dem Sheriff zur Hilfe zu kommen.

      Lee aber erkennt nur die Mündung, die auf seinen Kopf deutet und wirft sich ohne jede Überlegung, einfach aus einem inneren Antrieb heraus, auf den Boden.

      Er ist kaum weggetaucht, als es aus dem Bullcolt aufbrüllt und die Kugel haarscharf über seinen Kopf hinwegstreicht, um in den linken Türbalken zu klatschen.

      Dorlan berührt den Boden, sieht von hier aus genau unter dem Tisch her, an dem drei Männer nach den Seiten zu Boden fallen. Er kann auch die Beine des Spielers sehen.

      Lee Dorlan drückt ab, als Peale noch einmal feuert und die Kugel kurz und zupfend die Jacke über seiner Schulter durchstößt.

      In das kurze und dumpfe Blaffen des Bullcolts mischt sich der dröhnende Hall des alten Revolvers.

      Lee schießt, das Eisen zuckt in seiner Hand, und die Warnung des alten Sam ist ihm im Gedächtnis, bei einem unsicheren Schuß gleich einen zweiten nachzuschicken.

      Vielleicht drückt Lee darum noch einmal ab.

      Während Feuer und Rauch und der seltsam schräge Blick vom Boden aus auf einen Mann Lee noch ver­wirren, hört er den schrecklichen Seufzer ­Peales und sieht ihn langsam den Oberkörper über den Tisch beugen.

      Dann fällt Peale auf die Tischplatte, begräbt die Karten unter sich und rutscht dann nach hinten ab. Wirbelnd fallen die Karten auf den Boden. ­Peale landet an der Wand und bleibt regungslos liegen.

      Am Boden aber starrt Lee Dorlan entsetzt auf seinen Revolver, nimmt den Blick hoch und zieht das rechte Bein an. Es ist ihm, als könne er nirgendwo anders einen Punkt entdecken, den er zu betrachten in der Lage wäre. Er muß starr und unablässig auf Peale sehen, kniet gleich darauf und steht langsam auf.

      »Er ist ein Falschspieler«, sagt Lee Dorlan heiser. »Er hat getrickst, der Bursche. Versteht doch, er hat…«

      Es ist erst totenstill, dann kommt seine Stimme krächzend und überschnappend auf.

      »So?« fragt der Fremde am Tresen langsam und bewegt sich geschmeidig und schnell auf Peale zu. »Ein Falschspieler, mein Freund? Das werden wir gleich sehen.«

      Er ist über ihm, bückt sich und durchsucht Peale kurz.

      Dann dreht er sich um, richtet sich auf und hebt die rechte Hand hoch.

      »Hier«, sagte er monoton, und jeder weiß nun, daß Lee Dorlan die Wahrheit sagte.

      In der Hand des Fremden liegt das Pik-As. Die Todeskarte, wenn auch die höchste des Spieles, hat er von Peale genommen.

      »Er hat doppelte Taschen«, sagt der Fremde kühl und ruhig. »Braucht einer noch mehr als diesen Beweis?«

      Er klatscht die Karte auf den Tisch, macht einen Schritt über Peale hinweg und kommt gleitend auf Lee zu.

      »Nun, du bist ziemlich wild, Freund«, murmelt er, als er bei ihm ist. »Ich würde an deiner Stelle lieber verschwinden und sehen, daß ich einige Meilen zwischen mich und die Stadt legte. Wenn dieser Sheriff aufwacht, dann hast du nicht viel Freude, Mister. Erstens hast du ihn niedergeschlagen, obwohl er noch nett zu dir war. Dann aber hast du diesem Spieler zwei Kugeln gegeben. Und ich meine fast, der Spieler wollte dem Sheriff helfen. Geht da von der Tür weg, Leute!«

      Er hat urplötzlich seine beiden Revolver in den Händen und tritt seitlich neben die Tür.

      Völlig verwirrt, entsetzt auf den toten Peale starrend, steht Lee vor der Tür und begreift kaum, daß Peale wirklich tot ist. Er schluckt heftig, in seinem Unterbewußtsein aber dämmert ihm plötzlich die Wahrheit dessen, was der Fremde gerade sagte. Lee hat kein zu Hause mehr, sein Vater hat ihn verjagt, weil er beim Spiel viel Geld verloren hat. Und Sheriff Radley wird sich für den Hieb über den Kopf bedanken. Es ist ganz sicher, daß Radley wütend genug ist, Lee einzusperren.

      Lees Lage ist nicht gerade rosig.

      »Aber er wollte mich erschießen«, sagt Lee keuchend und sieht verstört auf Peale, von dem aber, durch das Stöhnen abgelenkt, auf Radley, der sich bewegt. »Was sollte ich denn tun, er wollte doch…«

      Radley wacht in diesem Moment auf, faßt sich an den Kopf und bekommt harte und wilde Augen.

      »Warte«, sagt Radley keuchend und so wild, daß Lee nun wirklich überzeugt ist, daß der Sheriff explodieren wird. »Warte, das bezahlst du, Kid, das wirst du…«

      Und danach sieht er zum Tisch und muß Peales unnatürlich starre Haltung erkennen können.

      »Ah, du hast…«

      Seine Augen wandern zum Revolver in Lees Hand, sein Gesicht verzieht sich, in seinen Augen ist die kalte Wut.

      »Dafür loche ich dich ein, dafür kommst du vor eine Jury, Junge«, sagt Radley schneidend. »Ganz gleich, was dein Alter sagt, alles schlucke ich nicht. Ich werde ihm Gelegenheit geben, dir zwei Jahre lang in ein Jail Briefe zu schreiben. Du verdammter Hundesohn, mich umzuschlagen, das kostet dich…«

      In dieser Sekunde sagt der Mann, der seitlich an der Tür steht und seine beiden Revolver in der Hand

      hat:

      »Was kostet es ihn, Sheriff?«

      Radley hatte ihn bis jetzt nicht sehen können, aber nun bemerkt er ihn und wendet sich um.

      »Tut mir leid«, sagt der Fremde eiskalt und seine beiden Revolver wandern etwas. »Sorry, Sheriff, ich bin der Meinung, daß es ihn nicht einen Cent und nicht eine Stunde im Jail kosten wird. Lee, bück dich und heb den Revolver des Sheriffs auf, mach schnell.«

      Radley ringt sichtbar nach Worten, Niemand hier wird ihm gegen Steve Dorlans Sohn helfen, das ist sicher. Er ist ganz allein mit dem Jungen und dem Fremden, dessen beide Revolver eine stumme Drohung sind.

      »Mann, du willst mich hindern?« fragt er trotzdem bissig. »Ich sperre diesen Jungen ein, ehe er noch mehr Unheil anrichten kann. Ich loche ihn…«

      Lee Dorlan hat seinen Revolver erwischt und hält ihn unschlüssig in der Hand.

      »Nimm beide und gehe langsam durch die Tür. Lee, wo hast du dein Pferd?«

      Der Fremde bewegt beim Sprechen kaum den Mund und sieht sich nicht nach Lee um, sondern beachtet nur den Sheriff und die Männer im Saloon.

      »Fünfzig Yards weiter, Mister.«

      »Gut, du siehst, es geht dir an den Kragen«, sagt der Fremde kühl. »Willst du ins Jail und gesiebte Luft atmen, dann sage es nur, ich helfe dir dann keinen Schritt weiter.«

      »Ich