G.F. Barner 1 – Western. G.F. Barner

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Название G.F. Barner 1 – Western
Автор произведения G.F. Barner
Жанр Языкознание
Серия G.F. Barner
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740956240



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kann ich dich braten lassen!«

      »Sheriff«, sagt da der Fremde. »Alles schön und gut, aber ich helfe dem Mister hier ein wenig. Und wenn du schlau bist, dann machst du nichts, um ihn aufzuhalten. Lee, eine Longe hält draußen meinen Schwarzen, er steht gleich neben der Treppenstufe des Gehsteiges. Du gehst hin und nimmst das Pferd, setz dich in den Sattel und wartest. Weg von der Tür! Lee, schieß, wenn sie nicht gehen.«

      »Ich lasse dich aufhängen, Kerl!« schreit ihn Radley heulend an. »Ich finde euch beide und gebe euch Gelegenheit, in der Zelle mit Wasser Brüderschaft zu trinken. Lee, ich sage dir…«

      »Sei doch still, du Narr, mich bekommst du nicht«, keucht Lee Dorlan schrill und wirbelt, in jeder Hand einen Revolver, auf die Tür zu. »Was weiter, Mister?«

      »Nur warten, ich komme gleich nach. Nimm die Zügel, damit du lenkst und wir schnell dein Pferd bekommen. Ist der Gaul gut?«

      »Der zweitbeste Gaul in diesem Land.«

      »Das ist in Ordnung, dann wird mein Schwarzer die richtige Gesellschaft haben. Sheriff, tut mir leid, ich war auch mal so jung wie Dorlan und hatte keinen, der mir half. Geh jetzt, Lee, ich passe schon auf!«

      Draußen trampeln Stiefel auf dem Gehsteig. Alles, was hier herumsteht, ist in irgendeiner Weise mit der Dorlan-Ranch verbunden oder kennt den alten Steve gut. Niemand hält Lee auf, der sich aus der Tür schiebt. Nur Rosy steht mitten auf der Straße und sieht erschrocken aus großen Augen auf Lee.

      »Lee, einen Augenblick…«

      »Sei still, ich habe keine Zeit für dich. Prächtige Idee von dir, dich mit mir einzulassen, um eines Tages Mrs. Dorlan zu heißen. Ich weiß das alles, Rosy. Bedanke dich bei Peale, aber er wird dich nicht hören, der hört nie mehr etwas. Noch weiter weg von den Pferden dort, Leute, ich möchte nicht schießen müssen!«

      Sie weichen noch weiter zurück. Er macht vorsichtig die Longe des Schwarzen los und schwingt sich dann mit einem Ruck in den Sattel. Es ist ein prächtiges Tier, das sofort nervös schnaubt, als es den fremden Reiter im Sattel spürt. Lee kneift die Beine fest an, sieht zur Tür des Saloons und hört den Fremden mit den scharfen Augen innen fragen:

      »Lee, bist du soweit?«

      »Ja«, erwidert Lee kurz und heiser, hält die Zügel mit der linken Hand, in der er immer noch den Revolver des Sheriffs hat und blickt sich sichernd um.

      Im Saloon sagt der Fremde trocken:

      »Sheriff, ich würde dir nicht raten, gleich nachzukommen, wenn ich aus der Tür bin. Manchmal tue ich Dinge, über die ich mir selber nicht im klaren bin, aber ich tue sie trotzdem, wenn du das verstehen kannst. Bleib also hier drinnen und versuche nicht deinen Kopf gleich zu zeigen. Ich gehe jetzt. Niemand bewegt sich, sonst schieße ich den Scheriff nieder.«

      »Du verdammter Loofer, ich bekomme euch beide!« brüllt Radley voller Zorn. »Laufe, so weit du willst, am Ende bin ich hinter dir und dann…«

      Der Mann mit dem schwarzen Gaul ist schon an der Tür und gleitet im nächsten Augenblick, die linke Hand an einem Flügel und diesen aufhaltend, damit er Radley sehen kann, nach draußen.

      »Achtung Lee«, sagt er zischend. »Ich komme sehr schnell und springe hinter dir auf. Dieser Narr will uns beide einlochen, ein etwas spaßiger Bursche, der Sheriff. Fertig, Sheriff, rühr dich nicht vom Fleck, sonst…«

      Seine Stimme klingt so finster, daß man die Absicht heraushören kann, im Notfall zu schießen.

      Im nächsten Augenblick wirbelt er herum, springt mit einem Riesensatz vorm Vorbau ab und landet tatsächlich genau hinter Lee im Sattel, der das Pferd auch schon angehen läßt.

      Hinter ihnen ertönt das wütende Gebrüll des Sheriffs, dann jagt Lee in eine Gasse hinein und hört das laute Klappen der Flügeltür.

      Er zieht den Schwarzen nach rechts herum und ist Augenblicke später bei seinem Braunen. Sofort wechselt er in den Sattel über, hört Radleys wütendes Gebrüll irgendwo vorn in der Dunkelheit und beugt sich weit vor.

      »Nach rechts«, sagt er heiser. »Mann, wir müssen weg. Dieser Narr kann gefährlich werden, wenn er wütend ist. Und genau das, schätze ich, ist er jetzt. Nach rechts, laß mich nach vorn!«

      Er treibt den Braunen an. Das Pferd jagt los. Der wilde Hufwirbel tönt von den Hauswänden wider, dann erreichen sie auch schon das freie Land. Der Schwarze des Fremden jagt neben Lees Braunen.

      »Laß mich jetzt führen«, sagt der Fremde trocken. »Wenn es darum geht, wegzukommen, dann macht mir das so schnell niemand nach. Nur immer weiter nach rechts, wir lassen jeden Verfolger hinter uns, Lee. Übrigens, mein Name ist Joe Simmons. Du kannst nachher reiten, wohin du willst, auch nach Hause. Ich fürchte nur, der Sheriff kommt dir nach.«

      »Was mischte er sich ein«, erwidert Lee wütend. »Ich wäre allein mit ­Peale fertig geworden, so schnell war er nun auch nicht. Verdammter Anblick, Simmons, mir ist ziemlich elend. Hast du nicht zufällig…«

      »Whisky?« fragt Simmons knapp und dreht sich leicht im Sattel, um in die rechte Satteltasche zu langen. »Da, Lee, laß mir aber was drin. Wir können ihn vielleicht noch ganz gut unterwegs gebrauchen, wenn du nicht nach Hause willst.«

      »Was soll ich denn zu Hause?« fragt Lee bitter und nimmt einen kräftigen Schluck aus der ovalen Blechflasche.

      »Hölle… Feuer in meinem Bauch. Was ist das für ein Stoff?«

      »Sechzig Prozent, Lee, ich mag ihn sonst nur mit Wasser verdünnt. So, willst du nicht mehr nach Hause?«

      »Nein, verdammt, mein Alter hat mich mit einer Latte verprügelt und weggejagt. Außerdem wird Radley mich doch dort zuerst suchen. Hast du ein bestimmtes Ziel, Joe?«

      »Eigentlich nicht, aber wenn du willst – meine Richtung ist westlich.«

      »Gut, ich komme mit, sie werden doch uns beide suchen.«

      »Ja«, sagt Simmons ganz trocken und verstaut die Flasche wieder an ihrem Platz. »Das fürchte ich auch, Lee. Wenn sie diesen Peale erst genau untersuchen und keine zweite Tasche in seiner Hose finden, dann wird es bitter.«

      Lee Dorlan begreift es erst, als ihre Pferde schon hundert Schritt weiter sind. Er reißt heftig an den Zügeln, hält trotz der damit verbundenen Gefahr an und sieht in Joe Simmons’ kühle Augen.

      »Was hast du da gesagt?« fragt er verblüfft, nachdem Simmons auch angehalten hat. »Aber du hast doch das Pik-As aus seiner zweiten Tasche geholt, Joe?«

      »Das sagte ich«, erwidert Simmons seltsam lächelnd, während seine Augen einmal funkeln. »Tatsache aber ist, daß dein Freund Peale gar kein As in der Tasche hatte, denn es gibt keine Tasche. Betrachte dieses Kartenspiel, Lee, du wirst das As nicht finden, fürchte ich. Es liegt auf dem Tisch im Saloon.«

      Lee ist es, als wäre sein Magen vol­ler Blei. Er krümmt sich zusammen und atmet keuchend aus.

      »Dann hast du… Warum hast du das getan?«

      Joe Simmons hebt leicht die Hand, wendet sich um und lauscht nach hinten. Und auch Lee – immer noch das Bild des toten Spielers vor Augen, dessen seltsam steife und unwirklich erscheinende Haltung, die Furcht im Nacken – lauscht in die Nacht hinein.

      »Es wird nicht lange dauern«, sagt Joe träge. Seine Stimme ist eine einzige Beruhigung für Lee. »Es wird nicht lange dauern, dann haben wir einige Verfolger hinter uns. Nun, Lee, ich weiß nicht, warum ich es tat. Ich tue oft Dinge, einfach so, ohne mir die Folgen zu überlegen. Du hattest etwas davon gesagt, daß dieser Bursche ein Falschspieler sei, und ich hatte zufällig Karten in der Tasche. Es war nur die Sache eines Augenblicks, das Pik-As zu nehmen und es scheinbar aus seiner Tasche zu holen. Vielleicht wollte ich dir helfen, vielleicht wollte ich auch, daß es dir nicht so ergehen sollte wie mir. Ich war auch einmal jung, und ein Spieler betrog mich um mein ganzes Geld. Ich war leichtsinnig, verspielte mir anvertraute Gelder. Am Ende saß ich dafür im Jail und kam erst heraus, als sich jener Spieler eine Blöße gab und jemand ihn wegen Falschspieles erschoß.