Название | Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman |
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Автор произведения | Patricia Vandenberg |
Жанр | Языкознание |
Серия | Dr. Norden Bestseller Paket |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740937553 |
»Wer ist Lenchen?«, erkundigte sich Stefan vorsichtig.
»Unsere Haushälterin. Sie ist schwerhörig, aber sie hat Kinder gern.«
»Und ist sie nicht böse, wenn du mich einfach mitbringst?«
»Nein.«
Sie nahm ihn bei der Hand. Schüchtern lächelte er Molly zu, als sie an ihr vorbeigingen. Dann fuhren sie mit dem Lift aufwärts zum Penthouse, und das imponierte Stefan gewaltig. Ein richtiges Haus auf dem Dach eines anderen großen Hauses, und man konnte über die Stadt blicken. Sogar einen richtigen Garten gab es mit echten Pflanzen. Stefan kam aus dem Staunen nicht heraus.
Fee informierte indessen Lenchen, die in der Küche rumorte und sie natürlich nicht hatte kommen hören.
Lenchen nahm sich also Stefans an. Er betrachtete sie forschend und entschuldigte sich höflich, dass er Mühe mache.
»Du musst lauter sprechen«, sagte Fee, aber Lenchen beeilte sich schon, ihr Hörgerät zu holen, das sie notfalls doch anlegte, obgleich sie das »dumme Ding«, wie sie es nannte, sonst behinderte.
Fee konnte beruhigt wieder an die Arbeit gehen, und das war gut so, denn die Grippewelle hatte so um sich gegriffen, dass es keine Verschnaufpause gab.
Daniel wurde dann zu ein paar dringenden Fällen gerufen, wo sich Kreislaufversagen eingestellt hatte, die tückischste Begleiterscheinung dieser Grippe.
Im Unfallkrankenhaus war indessen Professor Albrecht von unbekannten Geräuschen emporgeschreckt worden, und er konnte sich nicht gleich erinnern, dass er im Ärztezimmer geschlafen hatte. Es lag neben dem Speiseaufzug, und der war nun um die Mittagszeit unaufhaltsam in Betrieb.
Schnell war er nun wieder auf den Beinen. Er dachte an Stefan, an seinen Jungen, den er Dr. Norden anvertraut hatte. Du lieber Himmel, was mochte der Kollege von einem Vater denken, der schlief, anstatt sich um seinen Sohn zu kümmern.
Allerdings konnte er die Klinik nicht verlassen, ohne sich von dem Befinden der Verletzten überzeugt zu haben, und es musste wohl auch sein, dass er seinen prominenten Patienten aufsuchte.
Oberschwester Erika war zur Stelle. Sie war gekränkt, weil er lieber von Dr. Schillig Bericht erstattet bekommen wollte.
Schnell ging Professor Albrecht zu Kerstin Torstensen. Sie schlief oder sie tat so. Er war sich nicht schlüssig, ob er sie ansprechen solle, aber das konnte er auch später tun. Es beruhigte ihn einigermaßen, dass sie nicht in Lebensgefahr schwebte.
Nachdem er sich auch davon überzeugt hatte, dass sich der Zustand seines prominenten Patienten gebessert hatte, gab er noch einige Anordnungen und verließ dann die Klinik.
Als er in seinem Wagen saß, fiel ihm ein, dass er Dr. Nordens Adresse gar nicht kannte. Und es fiel ihm auch ein, dass Hella jetzt wohl auf den Jungen warten würde.
Er hielt bei der nächsten Telefonzelle und rief zuerst Hella an, während er gleichzeitig in dem Buch blätterte, bis er den Buchstaben N gefunden hatte.
Hellas schrille Stimme überfiel ihn gleich mit Vorwürfen, dass Stefan noch immer nicht zu Hause sei und dass er sich ständig herumtreibe, und, und … Er kannte diese Wehklagen zur Genüge und hatte auch schnell eine Ausrede erfunden.
Er sagte, dass er den Jungen abgeholt hätte und er mit ihm in einem Restaurant essen würde, da sie ja ohnehin ihre Migräne hätte. Er sagte es spöttisch und legte mit einem kurzen Gruß auf.
Sie war eine Nervensäge, aber was sollte er machen? Im Augenblick konnte er nicht darüber nachdenken, dass auch eine andere Lösung zu finden wäre. Er suchte Dr. Nordens Adresse heraus, stellte fest, dass seine Praxis im gleichen Viertel gelegen war wie sein Haus und brauchte so nicht lange herumzusuchen. Eine Viertelstunde später hielt er vor dem modernen Hochhaus, in dem sich Dr. Nordens Praxis befand.
Molly war bereits heimgefahren. Sie arbeitete jetzt nur noch halbtags.
Am Nachmittag kam eine andere Sprechstundenhilfe. Molly hatte schließlich auch eine Familie zu versorgen.
Daniel machte noch Hausbesuche. Fee hatte gerade den letzten Patienten abgefertigt, als Professor Albrecht kam. Sie war überrascht. Ein recht jugendlicher Professor, dachte sie, aber ein sympathischer Mann.
Er war überrascht, in dieser bezaubernden jungen Frau die Ehefrau Dr. Nordens kennenzulernen.
»Stefan ist oben in unserer Wohnung«, erklärte Fee unbefangen. »Unser Lenchen versorgt ihn. Fahren wir gleich hinauf.«
Im Lift gab er ihr verlegen die Erklärung ab, warum er erst so spät käme, aber Fee sagte, dass dies gar nichts ausmachen würde.
»Wie geht es der Verletzten?«, erkundigte sie sich. »Mein Mann war, wie Sie ja wohl wissen, Zeuge des Unfalls. Stefan trifft nicht die Alleinschuld.«
»Frau Torstensen geht es glücklicherweise auch den Umständen entsprechend einigermaßen. Mein Gott, was hätte passieren können!«
»Torstensen?«, fragte Fee. »Doch nicht die Architektin?«
»Ja, ich glaube, so etwas gehört zu haben. Um nähere Einzelheiten konnte ich mich noch nicht kümmern.«
»Stefan ist gut davongekommen«, sagte Fee. Davon konnte er sich überzeugen. Allerdings begrüßte ihn Stefan recht kleinlaut.
»Wird die Dame wieder gesund, Papi?«, war seine erste Frage.
»Ja, Stefan, gesund wird sie, aber du bist dir doch im Klaren, was du angerichtet hast.«
»Ich weiß es ja, Papi, und es tut mir so schrecklich leid. Du kannst auch mein ganzes Sparschwein für die Dame haben, aber bitte, sag Tante Hella nicht, wie es gewesen ist.«
»Sie wird es doch erfahren«, sagte Martin Albrecht. »Die Tatsachen kann man nicht wegwischen, Stefan. Ich bin froh, dass dir nicht mehr passiert ist«, fügte er dann leise hinzu.
»Hier sind alle so schrecklich nett zu mir, Herr Doktor und Frau Doktor und Lenchen. Warum haben wir nicht auch ein Lenchen oder eine Molly, Papi?«
Sein Kummer machte sich auf diese Weise Luft, und was sollte er, der Professor, der so wenig Zeit hatte, sich um seinen Sohn zu kümmern, dazu schon sagen? Er kannte das Dilemma seines Familienlebens zur Genüge.
»Ja, dann werden wir Frau Dr. Norden mal nicht länger zur Last fallen«, sagte Professor Albrecht. »Ich werde mich zu einer günstigeren Zeit mit Ihnen unterhalten und kann Ihnen einstweilen nur sehr herzlichen Dank sagen, Frau Norden.«
»Ich möchte aber nicht zu Tante Hella«, schluchzte Stefan auf.
Lenchen hatte ihr Hörgerät noch an und vernahm es.
»Das Jungchen kann doch hierbleiben«, trompetete sie. »Bei uns isst sowieso nie einer zur normalen Zeit.«
Fee lächelte. »Das ist ihr größter Kummer«, sagte sie, »aber Stefan könnte wirklich noch hierbleiben, Herr Albrecht.«
»Das wäre wohl zu viel der Güte«, meinte er.
»Ach was, wir brauchen doch nicht so formell zu sein. Wir sind Kollegen. Wie wäre es denn, wenn wir Lenchen die Freude machen würden, uns ein warmes Essen zu servieren?« Er sah sie irritiert an und Fee lachte leise. »Sie sind hiermit ganz formell eingeladen. Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, wenn ich sage, dass Sie so aussehen, als könnten Sie eine kräftige Mahlzeit brauchen.«
Der Bann war gebrochen. Fees zauberhafter Charme nahm Martin Albrecht die Hemmungen. Seine Zunge löste sich. Er erklärte, dass ihm der Name Norden vor allem in Verbindung mit der Insel der Hoffnung bekannt sei. Und nun mangelte es an Gesprächsstoff nicht mehr.
Abgehetzt kam Daniel eine halbe Stunde später, und er zeigte überhaupt keine Überraschung, den Professor am Mittagstisch vorzufinden.
»So ist es recht«, sagte er. »Freut mich, dass wir uns näher kennenlernen.«