Название | Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman |
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Автор произведения | Patricia Vandenberg |
Жанр | Языкознание |
Серия | Dr. Norden Bestseller Paket |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740937553 |
»So gut hat es uns schon lange nicht mehr geschmeckt, gell, Papi«, sagte Stefan. »Möchte nur wissen, was sich Tante Hella jetzt aufregt, wenn ich nicht heimkomme.«
»Ich habe sie angerufen und ihr gesagt, dass ich mit dir essen gehen würde«, erklärte sein Vater.
»Du bist aber schlau und lieb«, sagte Stefan strahlend, »und dabei müsstest du doch wirklich wütend auf mich sein.«
Daniel und Fee tauschten einen lächelnden Blick. Ob dieser Mann überhaupt wütend werden konnte?
Nun, erschrocken hatte Daniel ihn heute Morgen kennengelernt, und auch tief besorgt. Und in Anbetracht dessen, dass wohl noch einiges auf ihn zukommen würde, wäre es verzeihlich gewesen, wenn er erregt wäre, aber er trug wohl seine Gemütsbewegungen nicht zur Schau.
»Mit einer Gegeneinladung in meinem Hause kann ich Ihre Gastfreundschaft leider nicht erwidern«, sagte er, als er sich verabschiedete. »Vielleicht können wir ein Treffen an einem neutralen Ort vereinbaren, wenn diese Geschichte durchgestanden sein wird.«
»Wäre es nicht gemütlicher, wenn wir uns wieder mal hier bei uns zusammensetzen?«, fragte Fee.
»Sie beschämen mich«, sagte Professor Albrecht leise. »Wenn Sie jetzt schon Stefan noch hierbehalten, bis sich die Sturmeswogen bei uns daheim geglättet haben, gerate ich immer tiefer in Ihre Schuld.«
»Davon kann gar nicht die Rede sein«, sagte Daniel leger.
Und Fee lenkte ab. »Übrigens, wenn es sich um die Architektin Kerstin Torstensen handelt, kann ich Ihnen zeigen, wo sie wohnt.« Sie machte eine Handbewegung zur Dachterrasse und deutete dann auf ein Haus, das gar nicht weit entfernt stand.
»Da droben auf diesem Dach hat sie ihre Wohnung eingerichtet«, erklärte Fee. »Ich erfuhr es von einer Freundin. Kerstin Torstensen hat einen ungewöhnlichen Geschmack, deswegen interessiere ich mich für sie. Lassen Sie es mich doch bitte wissen, ob sie identisch mit Ihrer Patientin ist, Herr Albrecht.«
»Gern. Ich hoffe, dass sie bald wieder hergestellt ist.«
»Ich auch, Papi. Ich entschuldige mich auch bei ihr, wenn sie nicht zu böse auf mich ist«, sagte Stefan kleinlaut.
»Das wird das Mindeste sein«, sagte sein Vater. »Du hast einen hübschen Denkzettel bekommen.«
»Aber dadurch die allerliebsten, netten Menschen kennengelernt«, sagte Stefan kindlich. Und wie sollte man ihm da noch böse sein?
Professor Albrecht fuhr in die Klinik zurück, allerdings mit einem Umweg. Er musste mit Hella sprechen.
Stefan wurde wieder Lenchens Obhut übergeben, und das gefiel beiden sehr. Daniel und Fee mussten sich um ihre Patienten kümmern.
»Dass du dich ja nicht ansteckst, Feelein«, sagte Daniel besorgt. »Denk auch an das Baby. Ich habe heute morgen ehrlich gesagt wieder mal einen Schock bekommen.«
Er meinte damit Frau Fichte. Über diesen Fall hatten sie sich in dem Trubel noch gar nicht unterhalten können.
Freitag, der Dreizehnte, auch Professor Albrecht sollte ihn nicht vergessen, so wenig wie Dr. Norden auch.
Hella benahm sich so hysterisch wie noch nie, bevor er ihr überhaupt etwas erklären konnte. Und als ihm dies schließlich doch gelungen war, bekam sie beinahe einen Tobsuchtsanfall.
»Mir wird das einfach zu viel«, schrie sie. »Nun kommt womöglich auch noch die Polizei ins Haus. Aber das kommt davon, dass du den Bengel so verwöhnen musst. Irene hätte das nicht getan.«
»Nein, Irene hätte das nicht getan«, sagte er tonlos. »Wenn es dir zu viel wird, Hella, ist es besser, wenn wir uns trennen.«
Sie sah ihn fassungslos an, starr vor Entsetzen, denn in ihrer Wut hatte sie mit solcher Reaktion nicht gerechnet.
»Und was soll aus Stefan werden?«, rief sie schrill.
»Ein vernünftiger Junge ohne Angst«, erwiderte er heiser. »Ein Junge, der beizeiten geweckt wird und ein Frühstück bekommt und nicht rennen muss, um rechtzeitig in die Schule zu kommen. Ein Kind, das Kind sein darf und gern nach Hause geht. So, das musste einmal gesagt werden.«
»Na, dann such dir nur jemanden, der sich mit diesem Lausebengel abmüht«, zischte sie.
»Ich werde jemanden suchen und auch finden«, sagte er. »Und du suchst dir jemanden, der deine Launen erträgt. Ich kann es nicht mehr.«
Und dann ging er, und irgendwie fühlte er sich wie befreit.
In der Klinik erlebte er eine Überraschung. Oberschwester Erika verkündete ihm, dass die Polizei dagewesen sei wegen Frau Torstensen. Dr. Schilling warf rasch ein, dass Frau Torstensen ausgesagt hätte, dass sie schuld sei an dem Unfall.
»Hatte ich nicht angeordnet, dass sie in keiner Weise belästigt werden soll?«, fragte Professor Albrecht.
Oberschwester Erika zuckte ob des scharfen Tones zusammen.
»Sie ist bei Bewusstsein, und der Kommissar wollte sie befragen. Sie wird schon allein schuld gewesen sein, wenn sie es sofort zugibt, und was hätte Stefan passieren können«, fügte sie salbungsvoll hinzu.
»Ihm ist nichts passiert, abgesehen von ein paar Abschürfen, und Dr. Norden hat gesehen, dass er bei Gelb über die Straße lief«, sagte Professor Albrecht kühl.
Für Oberschwester Erika geriet die Welt ins Wanken, weil der Professor seinen Sohn nicht von aller Schuld reinwaschen wollte, wo Frau Torstensen diese doch schon auf sich genommen hatte.
»Ich werde jetzt mit Frau Torstensen sprechen und wünsche nicht gestört zu werden«, sagte Professor Albrecht. »Liegt noch etwas Besonderes vor?«
Dr. Schilling verneinte. »Sie wissen, wo ich zu finden bin, falls etwas sein sollte«, sagte der Professor.
Leise öffnete er die Tür des Krankenzimmers und blickte dann sofort in zwei wunderschöne topasfarbene Augen, die voll auf ihn gerichtet waren.
»Mein Name ist Albrecht«, sagte er. »Mein Sohn hat den Unfall verschuldet.«
»Ich habe ihn verschuldet«, sagte Kerstin mit klarer Stimme. »Ich habe nicht aufgepasst, Herr Professor.«
»Mein Sohn hat auch nicht aufgepasst. Er ist jedenfalls nicht bereit, seine Mitschuld zu bestreiten und ich auch nicht. Stefan ist mit ein paar Schrammen davongekommen, Sie werden mindestens vierzehn Tage hier liegen müssen. Ab morgen werden Sie jedoch ein freundlicheres Zimmer bekommen.«
»Machen Sie meinetwegen keine Umstände. Es gibt sicher Menschen, die schlimmer dran sind als ich«, sagte Kerstin.
»Wir werden noch feststellen müssen, wie sich der Unfall auswirkt. Unter der Schockeinwirkung vergisst man die Schmerzen. Dass ich sehr froh wäre, wenn sich keine Folgen auswirken, brauche ich wohl nicht zu betonen. Aber vielleicht sagen Sie mir, warum Sie so schnell bereit waren, die Schuld auf sich zu nehmen?«
»Es wäre schrecklich gewesen, wenn ich das Kind überfahren hätte«, flüsterte sie. »Ich habe nicht aufgepasst. Ich war mit meinen Gedanken nicht auf der Straße, also trifft mich die Schuld. Bei Kindern muss man immer mit unüberlegten Reaktionen rechnen. Warum soll Ihr Sohn bestraft werden?«
»Das liegt mir fern. Er ist tief betrübt und hofft nur, dass er sich bei Ihnen entschuldigen darf, Frau Torstensen. Aber würden Sie mir jetzt bitte sagen, was ich für Sie tun kann, abgesehen von medizinischer Betreuung.«
»Nichts«, erwiderte Kerstin leise.
»Haben Sie nicht Freunde oder Angehörige, die verständigt werden sollten?«
»Nein. Mir wäre es am liebsten, niemand würde erfahren, dass ich hier liege.«
Eine seltsame und überraschende Erklärung. Professor Albrecht betrachtete die junge Frau gedankenvoll.
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