Arabella. Hildegard Maas

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Название Arabella
Автор произведения Hildegard Maas
Жанр Контркультура
Серия
Издательство Контркультура
Год выпуска 0
isbn 9783962298791



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sich leicht vor ihr. „Das ist Arabella“, sagte Pauline. „Und das mit dem Vorstellen machen wir gleich, jetzt suchen wir Eis aus.“ Energisch zog sie Arabella nach vorne und hob sie etwas hoch, damit auch sie die Eissorten sehen konnte. Ich denke, wir nehmen jeder zwei Kugeln Schokolade, eine Kugel Vanille und zwei Kugeln Erdbeere. Pizza-Eis probieren wir nächstes Jahr. Ach ja, und dann kommt noch die Sahne und bunte Streusel darauf und die Waffel.“ Katharina schaute Onkel Robert fragend an. Der nickte begeistert: „Besser hätte ich es nicht sagen können, genauso ein Eis wollte ich!“

      „O. k., kommt sofort“, sagte der Eisverkäufer und überlegte sich, dass er vielleicht jemanden einstellen könnte, der ihm helfen würde, das Eis zu verzieren. Vielleicht könnte er ja Rosa, seine Frau, dazu überreden, ihm zu helfen. Dann wäre er auch nicht den ganzen Tag allein im Eiswagen und sie nicht den ganzen Tag allein zu Hause. Wäre ja viel, viel schöner für uns beide, fand er.

      „Und, wird das denn noch was mit unserem Eis oder ist jetzt Traumstunde“, fragte Onkel Robert, denn der Eisverkäufer war in Gedanken gerade bei seiner Frau. „Oh, scusi, ja natürlich sofort“, sagte er jetzt schnell und machte sich geschäftig daran, die vier Eisbecher so wie bestellt herzurichten. Er summte zufrieden vor sich hin und war zufrieden, dass er nun schon zwei gute Ideen an einem Tag gehabt hatte. Er war in guter Form, fand er. Ruckzuck hatte er vier wunderbare Eiskreationen fabriziert und überreichte sie stolz. Arabella hatte noch nie im Leben ein so schönes und so großes Eis gesehen, geschweige denn gegessen. Sie hatte ja ehrlich gesagt noch nie Eis gegessen. Auch Katharina und Pauline bestaunten ihr Eis von allen Seiten und waren sehr stolz auf ihren Onkel, denn alle Menschen in der Warteschlange bestaunten das Eis und wollten genauso eins dann auch haben. Es sprach sich herum am Strand und immer mehr Leute kamen zu dem Eiswagen und die Schlange wurde immer länger statt kürzer. Der Eisverkäufer hatte so viel zu tun wie schon lange nicht mehr. Er kam sogar etwas ins Schwitzen, obwohl es im Eiswagen ja eher kalt war, sonst würde das ganze Eis ja auftauen. Er freute sich auf morgen, da würde es besser sein, ab morgen wäre seine Rosa mit dabei.

       Kapitel 10

      Pauline, Katharina, Arabella und Onkel Robert hatten sich ein schattiges Plätzchen unter einem Baum gesucht und verspeisten in Ruhe und mit Genuss ihr großes Eis. „So“, sagte Onkel Robert, „und nun möchte ich bitte der netten Dame hier umgehend vorgestellt werden.“ Er nickte in Arabellas Richtung. Katharina und Pauline hatten ihre Münder voll Eis, Waffel, Sahne und Streuseln, sodass Arabella ihre Vorstellung kurzerhand selbst übernahm:

      „Also“, sagte sie, Onkel Robert zugewandt: „Ich bin Arabella, eine Luftballonschlange. Ich wohne seit zwei Tagen auf dieser Insel und kenne Katharina und Pauline seit ungefähr einer Stunde, … aber es fühlt sich so an, als würde ich sie schon immer kennen“, fügte sie nach einer kurzen Pause etwas nachdenklich hinzu. „Ja, so ist das manchmal im Leben.“ Onkel Robert nickte: „Sehr schön, sehr schön, freut mich, Dich kennenzulernen, Arabella“, er streckte Arabella seine riesengroße Hand entgegen. „Und ich bin Robert, der Onkel von Katharina und Pauline. Meine Frau Erika und ich wir wohnen hier schon sehr lange. In den Ferien kommen die Kinder her, wenn sie wollen.“ Er zwinkerte den beiden Schwestern zu. Die beiden nickten begeistert. „Wir kommen immer in den Sommerferien“, nickten sie mit eisverschmierten Mündern. „Hier kann man so tolle Sachen machen.“ Katharina hatte leuchtende Augen. „Ja, zum Beispiel surfen wir hier“, ergänzte Pauline freudestrahlend und stolz, „das können wir schon ganz gut!“

      „Hahaha“, lachte Robert, „ja, das stimmt, und zwar wirklich gar nicht schlecht. Seit einem Jahr können die beiden sogar schon sehr, sehr gut surfen. Haben schon den dritten Kurs gemacht, haben wirklich beide Potenzial, sagt meine Erika. Sie muss es wissen, war mal früher Surfweltmeisterin. Jetzt gibt sie hier Unterricht für Kinder. Das macht ihr und den Kindern sehr viel Spaß, und die meisten können nach kurzer Zeit wirklich ziemlich gut und sicher surfen“, sagte er stolz. „Ui, das hört sich gut an“, sagte Arabella, „unterrichtet sie auch dieses Kitesurfen?“, wollte sie wissen.

      „Nein, das macht mein Freund Leopold. Wieso fragst Du?“, wollte Robert wissen. „Weil ich es gerne lernen möchte. Ich finde, die bunten großen Segel sehen so schön aus, und es scheint viel Spaß zu machen, mit dem Segel durch die Luft zu fliegen. Es sieht jedenfalls nach viel Spaß aus“, sagte sie verträumt und deutete auf ein paar Kitesurfer, die auf dem Meer mit etwas Abstand zum Strand hin und her flitzten. Es sah auch ziemlich leicht aus, fand Arabella. „Oh, oh, oh, da hat sich aber jemand was vorgenommen“, staunte Robert, „Kitesurfen macht Spaß, ist aber alles andere als leicht. Ich lerne es auch gerade“, fügte er mit Stolz hinzu, „aber leicht ist was anderes.“ Er schaute ebenfalls zu den Kitesurfern und nickte anerkennend, „ja die können es, aber die machen es auch nicht erst seit gestern, denk ich.

      So, genug geschwätzt, Mädchen, ich bin eigentlich hergekommen, um Euch nach Hause zu holen. Heute Abend ist doch die Abschlussfeier vom Surfkurs. Vorher solltet Ihr Euch noch duschen und was anziehen, im Badeanzug wird’s heute Abend ja zu kalt werden. Also esst Euer Eis auf! Meins ist schon lange im Bauch verschwunden, und wie ihr seht, fast ohne Malheur.“ Auf Roberts weißem T-Shirt zog sich ein langer rosafarbener Erdbeereisklecks von der Brust bis etwa zum Bauchnabel. Katharina und Pauline kicherten. „Na ja, ihr müsst zugeben, das geht noch schlimmer“, sagte Robert und musste herzhaft über sich selbst lachen. Arabella steckte sich den letzten Rest von ihrem Eis in den Mund und leckte sich danach etwas verträumt alle Finger, einen nach dem anderen, ab. Es war köstlich gewesen, genauso köstlich wie Anastasias Pfannkuchen und Zimtschnecken …

      Ups, erschrocken richtete Arabella sich auf. Wie lange war sie eigentlich schon hier am Strand? Wie viel Zeit war vergangen, seit sie Anastasias Haus verlassen hatte?

      Als wenn Pauline ihre Gedanken erraten hätte, fragte sie plötzlich: „Wie spät ist es denn jetzt Onkel Robert? Onkel Robert guckte in den Himmel und sagte dann: „Nach dem Stand der Sonne zu urteilen, müsste es jetzt ungefähr 17:00 Uhr sein.“ Er kramte sein Handy aus der Hosentasche und sagte freudestrahlend: „Top, Leute ich werde immer besser: Es ist genau 17:01 Uhr.“ Katharina und Pauline klatschten Beifall und jubelten überschwänglich. „Ja, ja, schon gut, schon gut, so ein Kunststück ist es auch wieder nicht.“ Er winkte ab, verneigte sich wie ein Theaterdarsteller nach der Vorstellung, klatschte ebenfalls in die Hände und sagte: „Sehr verehrte Damen, ich darf sie nun nach Hause geleiten, Arabella kommst Du mit zu uns? Du bist herzlich eingeladen!“

      „Oh, vielen Dank, aber ich muss jetzt auch nach Hause“, entgegnete Arabella ihm, „Anastasia braucht bestimmt wieder einen neuen Quarkwickel.“ Robert und die beiden Mädchen schauten sie fragend an. Hatte Arabella wohl ein bisschen zu viel Sonne abbekommen? Oder hatte sie eine Laktoseintoleranz? Irgendwas schien ihr nicht bekommen zu sein. Besorgt fühlte Katharina Arabellas Stirn und Pauline fühlte den Puls. Das hatten sie in der Surfschule im Rahmen der Erste-Hilfe-Ausbildung von Antonius Sanguin gelernt. Falls es einem mal schlecht geht, fühlt man, ob er Fieber hat oder ob sein Herz langsam oder schnell schlägt. Dann weiß man schon viel, hatte Antonius gesagt. Arabellas Stirn war angenehm kühl und der Puls war nicht besonders schnell oder langsam. Katharina und Pauline schauten fragend ihren Onkel an. „Moment mal“, sagte Robert, „hast Du gerade ‚Anastasia‘ gesagt? Meinst Du die Anastasia, die 137 Jahre alt ist und da vorn in dem schönen weißen Haus am Strand mit dem rosafarbenen Garagentor wohnt.“

      „Ja, die müsste es sein, ich weiß aber nicht, wie viele Anastasias in weißen Häusern mit rosafarbenem Garagentor es auf dieser Insel gibt“, gab Arabella nachdenklich zur Antwort. „Hahaha, das ist gut.“ Robert lachte wieder sein dunkles, herzhaftes Lachen. „Meines Wissens, und ich weiß viel“, er kraulte seinen Bart, „gibt’s auf der ganzen Insel nur eine Dame, die Anastasia heißt und es gibt auch nur ein Haus mit einer Garagentür, die rosa ist, und hier passt nun beides zusammen. Ich denke, wir meinen die gleiche Anastasia. Der Enkel von Anastasia ist doch der Clown, der hier auf der Insel überall immer mal wieder Vorstellungen gibt. Der soll wirklich lustig sein. Dass ich das vergessen habe.“ Nachdenklich kratzte er sich am Kopf. „Ja, das stimmt“, Arabella nickte, „ursprünglich habe ich bei Theobald gewohnt …“

      „Richtig!!“, unterbrach