Название | Brand und Mord. Die Britannien-Saga |
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Автор произведения | Sven R. Kantelhardt |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783862827725 |
Am nächsten Morgen wurde es noch schlimmer. Als Ceretic Rowena unter den anderen Frauen beim Brot backen sah, verrieten ihre rot verschwollenen Augen, dass sie die Nacht über geweint hatte und ihr Blick war nun die pure Verzweiflung. Wie gern hätte Ceretic sie tröstend in den Arm genommen. Aber hier in der stickigen Backstube? Ihr Onkel wunderte sich auch so schon über ihren Zustand.
Ärgerlich stampfend verließ er die dunkle Stube, die er doch gerade erst betreten hatte, um einen Blick auf seine Liebe zu erhaschen. Er knallte die Tür lauter zu als er geplant hatte. Verdammt, traute sie ihm denn gar nichts zu? Hielt sie ihn, Ceretic ap Ruohim, etwa für einen Weichling, der nur die Harfe, aber kein Schwert schwingen konnte? Langsam keimte Wut in Ceretic auf. Warum wohl hatte Vortigern aus seinem ganzen Gefolge gerade ihn ausgewählt? Er würde kämpfen und diesem mörderischen, verlogenen Hoger seine Untaten aufs Haupt vergelten.
Früh am Morgen kam der zweite Eideshelfer von der vorhergehenden Nacht aus dem Lager herauf.
„Ich bin Swæn, Ordulfs Bruder“, stellte er sich Ceretic respektvoll vor.
Wer ist denn Ordulf?, fragte sich Ceretic, aber die nächsten Worte des Sachsen erklärten es.
„Ich weiß nicht wie ich dir danken soll, dass du meinen Bruder gestern gerettet hast!“
Also war Ordulf der junge Bursche und sein Bruder hier, hieß der wirklich Schwein? Ceretic musste sich wohl verhört haben. Er nahm sich vor, den Sachsen lieber nicht mit Namen anzusprechen.
„Ordulf sendet auch seine Grüße, aber er wird noch bewacht. Weil er, falls, ja also falls morgen die Sache …“ Nun war Swæn sichtlich verlegen.
„Falls ich verliere, wird er dennoch aufgehängt?“, half ihm Ceretic aus der Verlegenheit.
„Ja, genau“, stimmte Swæn zu. „Ich wollte dich fragen, ob ich nicht an deiner Stelle kämpfen kann. Du weißt nicht, wie wir Sachsen kämpfen. Horsa lässt sich sicherlich überzeugen.“
Ceretic furchte verärgert die Stirn. Wollte ihm dieser Sachse etwa Feigheit unterstellen? Rasch sah er sich um. Und richtig – das musste wohl so sein –, Rowena befand sich auch gerade dort. Sie stand im hinteren Teil der Halle und sah mit weit aufgerissenen Augen zu ihnen hinüber. Sie hielt eine Schale voll Milch in den Händen und hatte ganz offensichtlich gelauscht. Dachten etwa alle Sachsen, einschließlich Rowena, die Britannier könnten nicht kämpfen?
„Du bist für den geplanten Zug viel wichtiger als ich“, beeilte sich Swæn zu beteuern, als ihm klar wurde, wie seine Aussage gewirkt haben musste.
„Das kommt überhaupt nicht in Frage“, fauchte Ceretic verärgert. „Ich bin Manns genug zu beweisen, dass ein Britannier nicht lügt!“
Hinter ihm klirrte es. Ceretic fuhr herum und da stand Rowena, die Milch vor ihr auf dem Boden in einem Scherbenhaufen. Sie starrte ihn kurz aus schreckgeweiteten Augen an, dann presste sie die Hände auf den Mund und stürzte schluchzend aus der Halle.
Swæn schaute verdutzt. „Was ist denn mit der Frau los?“, fragte er, aber Ceretic wollte weitere Fragen vermeiden.
„Es bringt nichts, über verschüttete Milch zu weinen“, bemerkte er lakonisch. „Aber das ist jetzt ja auch egal. Wir schauen bei deinem Bruder vorbei und dann solltest du mir bis morgen noch so viel über eure Kampfesweise beibringen wie möglich.“
Dabei packte er Swæn am Arm und zog ihn mit hinaus. Sie marschierten zu Ordulfs Verschlag, der von zwei Knechten bewacht wurde, aber sie machten keine Anstalten, Ceretic und Swæn den Zugang zu verwehren.
„Du bist also der Mann, für den ich morgen kämpfen werde“, stellte Ceretic trocken fest.
Ordulf war aufgesprungen und griff nach seiner Hand. „Wie kann ich dir nur danken?“, stammelte er. „Warum hast du das für mich getan?“
„Da gibt es tatsächlich etwas, was ihr für mich tun könnt“, entgegnete Ceretic. „Aber ihr dürft es keiner Seele verraten. Und wenn ich morgen überlebe, ist es niemals geschehen.“
Ordulf und Swæn sahen ihn überrascht an.
„Was immer du bittest, werde ich tun“, antwortete Swæn und Ordulf versprach: „Bis zu meinem Tode werde ich schweigen.“ Mit einem schiefen Grinsen fügte er hinzu: „Jetzt könnte das ja doch noch eine Weile dauern.“
Na, wenigstens einer, der nicht gleich den Kopf hängen lässt und mir etwas zutraut, dachte Ceretic. Der Gedanke versöhnte ihn mit seiner Situation. Der Junge war tatsächlich einen Kampf wert.
Ceretic nahm das kleine Bronzekreuz von seinem Hals und reichte es Ordulf. „Wenn ich morgen falle und du hingerichtet wirst, dann gib dieses Stück zuvor an Rowena weiter“, sagte er. Ordulf sah ihn erstaunt an. „Die Tochter von Hengist meine ich“, fügte Ceretic hinzu, um sicher zu stellen, dass er richtig verstanden wurde.
„Aber wieso …“, begann Ordulf.
„Kein weiteres Wort, das habt ihr versprochen“, unterbrach ihn Ceretic. „Los jetzt, wir haben noch Arbeit vor uns“, wandte er sich an Swæn. Sie ließen Ordulf zurück, der grübelnd auf das kleine Metallkreuz starrte.
Den ganzen letzten Tag hatte er mit seinem neuen Waffenbruder Swæn, sowie Tavish und Malo auf der anderen Seite des Fleetes hinter den Büschen verbracht. Jenseits der neugierigen Blicke der Mannschaft im Lager, insbesondere der der Ebbingemannen, versuchte er wieder in Form zu kommen. Malo hatte sein Schwert sorgfältig geschärft. Es war eine wertvolle Waffe, das Werk eines römischen Schmiedes. Ein Gladius hispanicus, wie es die römischen Legionäre seit uralten Zeiten trugen. Viel kürzer jedenfalls als die sächsischen Langschwerter, in erster Linie eine Stichwaffe. Ceretic hatte sie von Wulf geerbt. Einen eigenen Schild hatte Ceretic in der kleinen Curach nicht mitgebracht und da Horsa ihn als unparteiischer Richter nicht unterstützen durfte, brachte Swæn seine beiden Schilde zur Auswahl mit. Beide waren rund und kleiner als die rechteckigen oder ovalen Römerschilde, die Ceretic bevorzugte. Er entschied sich schließlich für den unbeschlagenen Schild aus Lindenholz. Der war immerhin leicht. So ausgerüstet fühlte er sich für den Kampf ausreichend gewappnet.
Ceretics Hoffnung, vor dem Kampf noch einmal mit Rowena zu sprechen, erfüllte sich nicht. Er bekam sie nicht mehr zu Gesicht. Auch Gutha mied ihn seit dem Abend im Moor. Ceretic seufzte. Er wollte Rowena kein Herzeleid zufügen, aber vor den Augen der Geliebten konnte er sich doch auch nicht wie ein Feigling von dem Sachsen mit dem seltsamen Namen auslöschen lassen!
Aus Sorge um Rowena schlief er in der folgenden Nacht lange nicht ein. Er wälzte sich auf seinem Lager hin und her, bevor er schließlich, erst nach Mitternacht, in einen unruhigen Schlummer verfiel. Tavish weckte ihn viel zu früh. Horsa wartete bereits in der Halle auf ihn.
„Ich hoffe, du weißt, was du tust“, sagte er düster, drückte dann aber Ceretics Unterarm einen Augenblick länger als notwendig und sah ihm ernst in die Augen. „Mögen die Götter mit dir sein.“
„Ich brauch nur einen“, brummte Ceretic peinlich berührt. Musste ihn ausgerechnet der Heide Horsa daran erinnern, vor dem Kampf sein Leben in Gottes Hand zu legen?
Dann brachten ihn Tavish und Malo zu der kleinen Curach. Malo blieb am Ufer und Tavish ruderte ihn schweigend in der gerade anbrechenden Dämmerung hinaus. Sie hielten sich in Richtung der von Horsa für den Kampf ausgewählten Sandbank, einer der zahlreichen Sanden in der Ælfmündung. Dicht über der Wasseroberfläche lag Nebel, sodass man die flache Insel nur verschwommen erkennen konnte. Während die Wellen leise an das Boot schwappten und Tavishs Riemen knarrten, konzentrierte sich Ceretic auf ein stummes Gebet.
Endlich langten sie an dem flachen Eiland an und Ceretic sprang aus dem Boot. Durch den Nebel konnte er auf der anderen Seite bereits eine Gestalt erkennen. Zweifellos Hoger. Dahinter lag ein weiteres Boot. Swæn hatte ihm erklärt, dass die Boote mit jeweils einem Ruderer an der Insel blieben. Die Ruderer durften das Eiland aber vor Sonnenaufgang nicht betreten.
Ceretic nahm Schild und Schwert, schluckte und schritt dann langsam auf die wartende