Название | Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang |
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Автор произведения | Johann Gottfried Herder |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 4064066398903 |
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Ich konnte deutlich bemerken, daß an dem Tage, da D.. an seinem Testament schrieb, er mir mehr zumutete, als sonst seine Höflichkeit erlaubte. Ich konnte also merken, daß er an dem Tage etwas für mich oder meine Familie getan haben mochte. Ist es nicht sonderbar, daß er, ohne daß ich von der Belohnung etwas wissen konnte, mir Dinge aufbürdete, die ich ohne Entgelt nicht würde übernommen haben, gerade als wüßte ich von der Belohnung?
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So wie es eines jeden Vermögens-Umstände verstatten, ich meine hier des geistischen Vermögens.
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In Frankreich gärt es, ob es Wein oder Essig werden wird ist ungewiß.
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Aus Galvani's Entdeckung wird auch begreiflich warum die Menschen ihre Hände so gerne nach Gold und Silber ausstrecken, denn das Ausstrecken gehört mit unter die Zuckungen. Man sieht also, daß hierin nicht alles moralisch sondern auch manches physisch ist. Die Hände sind Wünschelruten die immer nach Metall schlagen.
K
Ich habe jemanden gekannt der schrieb sich in 8 nehmen und Hoch8tung, einen ver8en, und er br8e anstatt er brachte. Ver9nen (falsch).
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Die besten Gesetze kann man bloß respektieren und fürchten, aber nicht lieben. Gute Regenten respektiert man, fürchtet man und liebt man. Was für mächtige Quellen von Glück für ein Volk!
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Er hatte sich sogar eine Konstitution entworfen um sich zum Handeln zu bringen und eigentliche Minister erwählt. Mäßigkeit, sogar den Geiz einmal; sie wurden aber immer wieder herunter geworfen.
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Er trank die Kur in Phantasien und baute sie sich in Luftschlössern.
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Bei vielen Menschen ist das Verse-Machen eine Entwicklungs-Krankheit des menschlichen Geistes.
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Je größer und weitaussehender der Plan ist in den eine Revolution hinein gehört, desto mehr Leiden verursacht sie denen die darin begriffen sind, indem es nicht jedermanns Sache ist selbst wenn er es übersieht, sich durch den Verstand mit Gedult zu stärken, und dieses um so weniger, je ungewisser es ist, ob er noch die Früchte davon genießen werde. Aber eben dieselbe Kurzsichtigkeit, die den Menschen unfähig macht die großen Plane der Vorsehung zu überschauen, verstattet auch den weisesten Regierungen nicht auf dem sanften Wege, den sie mit Recht einschlagen, große Zwecke zu erreichen, ja da es natürliche Pflicht ist immer nur das zu wählen was uns gut dünkt, so ist es unmöglich zum Vorteil der Welt [einen] Weg einzuschlagen der Millionen fürs Gegenwärtige unglücklich macht. Der Mensch ist nur da die Oberfläche der Erde zu bauen, den Bau und die Reparaturen, die mehr in die Tiefe gehen, behält sich die Natur selbst vor. Dieser Bau ist ihm nicht anvertraut. Erdbeben die Städte umkehren kann er nicht machen und wenn er sie machen könnte würde er sie gewiß am unrechten Ort anbringen. Ich bin sehr geneigt zu glauben daß es mit unsern – – archien und kratien eben so geht. Was der Pflug und die Axt tun kann, das Können und Müssen ist für uns, aber nicht was den Erdbeben, den Überschwemmungen und den Orkanen zugehört, und vermutlich, ja gewiß eben so nützlich und so nötig ist. Wenn ...
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Wenn uns einmal ein höheres Wesen sagte wie die Welt entstanden sei, so möchte ich wohl wissen ob wir im Stande wären es zu verstehen. Ich glaube nicht. Von Entstehung würde schwerlich etwas vorkommen, denn das ist bloßer Anthropomorphismus. Es könnte gar wohl sein, daß es außer unserm Geist gar nichts gibt was unserem Begriff von Entstehung korrespondiert, sobald er nicht auf Relationen von Dingen gegen Dinge, sondern auf Gegenstände an sich angewendet wird.
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Der Weisheit erster Schritt ist: Alles anzuklagen, Der letzte: sich mit Allem zu vertragen.
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Man wirft oft den Großen vor, daß sie sehr viel Gutes hätten tun können, das sie nicht getan haben. Sie könnten antworten: bedenkt einmal das Böse das wir hätten tun können und nicht getan haben.
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Ist es nicht sonderbar, daß, wenn man z.B. in Sömmerrings vortrefflicher Schrift über das Organ der Seele liest, es einem nicht bekannter aussieht, als in einer über die Absichten des Rings des Saturns, und doch ist jenes, wenn man ja hier von Ort reden kann, und darf, das was uns am nächsten liegt. Aber die Nähe hilft uns nichts, denn das Ding dem wir uns nähern können ist nicht das dem wir uns nähern wollen. Wenn ich bei Betrachtung der untergehenden Sonne einen Schritt gegen sie zu tue, so nähere ich mich ihr, so wenig es auch ist. Bei dem Organ der Seele ist es ganz anders. Ja es wäre möglich, daß man sich durch allzugroße Näherung, etwa mit dem Mikroskop wieder selbst von dem entfernte, dem man sich nähern kann. Ich sehe zum Beispiel in der Ferne auf einem Berge eine seltsame Masse, ich komme näher und finde, daß es ein Schloß ist, noch näher entdecke ich Fenster und s.w. Das wäre genüg, wäre ich mit der Absicht des Ganzen unbekannt und ich untersuchte noch weiter, so würde ich in eine Analyse der Steine geraten, die mich weiter abführte. (S. unten S.46.)
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Weder leugnen noch glauben.
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Etwas dabei zu tun oder zu denken was noch kein Mensch in der Welt je dabei getan oder gedacht hat.
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Da gabs allerlei zu bewundern und zu verfluchen. Das ist oft der Fall bei den berühmtesten Männern.
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A. Sie sind ja so fett geworden. B. Fett? A. Sie sind noch einmal so dick als sonst. B. Das ist die Arbeit der ermüdeten Natur, die nicht mehr Kraft hat etwas anders zu machen als Fett, das man allenfalls, ohne der Menschheit damit zu nahe zu treten, wegschneiden kann. Fett, Fett ist weder Geist noch Körper, sondern bloß, was die müde Natur liegen läßt, für mich so gut wie für das Gras auf dem Kirchhofe, (in der Dämmerung geschrieben)
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Wie geht es, fragte ein Blinder einen Lahmen; Wie Sie sehen, war die Antwort.
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Marriage. Bei dem Stammbaum nicht zu vergessen, daß er bloß, durch die Weiber durchgeführt, Sicherheit gibt. Jedermann weiß, wer seine Mutter war, aber niemand weiß mit eben der Zuverlässigkeit, wer sein Vater gewesen ist.
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Ob der Mond bewohnt ist weiß der Astronom ungefähr mit der Zuverlässigkeit mit der er weiß wer sein Vater war, aber nicht mit der womit er weiß wer seine Mutter gewesen ist.
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Der Mensch ist von allen Seiten der Variabilität ausgesetzt. Das Tier erzeugt nur seines gleichen in den Jahren der vollen Kraft. Der Mensch ersetzt oft durch Phantasie und Wein, was ihm an Naturkräften abgeht. Das muß notwendig ganz eigene Phantasie- und Weingeschöpfe hervorbringen. Und unsere vitiosior progenies mag es wohl bloß deswegen sein weil sie öfters Produkt künstlicher Kräfte ist. So greift eins ins andere, wie bei der Vervielfältigung der Hunde.
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Große Eroberer werden immer angestaunt werden, und die Universalhistorie wird ihre Perioden nach ihnen zuschneiden. Das ist traurig, es liegt aber in der menschlichen Natur. Gegen den großen und starken Körper selbst eines Dummkopfs, wird immer der kleine des größesten Geistes, und sonach der große Geist selbst verächtlich erscheinen, wenigstens für den größesten Teil der Welt, und das so lange Menschen Menschen