Название | Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang |
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Автор произведения | Johann Gottfried Herder |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 4064066398903 |
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Die Perser legen, wenn sie den größten Respekt anzeigen wollen, die Hand auf den Magen.
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Die Perser nennen ein gutes Buch Divan oder die Versammlung der Weisen.
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Da dringe ich eben darauf, das ist der eigentliche Mensch nicht, der mit uns lebt, wir müssen ihn jetzt aus der Geschichte heraus suchen.
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In Göttingen wird der Mann, der den Kopf von außen zustutzt, von dem Purschen eines größeren Vertrauens gewürdigt, als der ihn von innen zu verbessern unternimmt.
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Verständigen Personen werden nicht allein schöne Leute ohne Verstand verhaßt, sondern auch die äußerste Dienstfertigkeit bei Leuten verliert ohne Gaben des Geistes ihren Wert.
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Große Reinlichkeit ohne Geckerei, und ohne daß man merkt, daß sie gar zu sehr gesucht wird, Nachgiebigkeit und unaffektierte Bescheidenheit und Wohlwollen ohne Zwang kann zu Schönheit werden, wenigstens Liebe gewinnen.
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März.
Die Leute, die einem aus Interesse gut sind, sind es auch aus Hoffnung auf Vorteil.
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Das heißt man soll mit dem Licht der Wahrheit leuchten, ohne einem den Bart zu sengen.
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Es sind zuverlässig in Deutschland mehr Schriftsteller, als alle vier Weltteile überhaupt zu ihrer Wohlfahrt nötig haben.
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Die Orakel haben nicht sowohl aufhören zu reden als vielmehr die Menschen ihnen zuhören.
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Wie nah wohl zuweilen unsere Gedanken an einer großen Entdeckung hinstreichen mögen?
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Wir tun alle Augenblicke etwas, das wir nicht wissen, Fertigkeit wird immer größer, endlich würde der Mensch alles ohne es zu wissen tun und im eigentlichen Verstand ein denkendes Tier werden. Vernunft nähert sich der Tierheit.
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Unsere Psychologie wird endlich bei einem subtilen Materialismus stille stehn, indem wir immer von der einen Seite (Materie) mehr lernen und von der andern über alles hinausgegriffen haben.
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So sagt man jemand bekleide ein Amt, wenn er von dem Amt bekleidet wird.
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Der Mensch kann sich Fertigkeiten erwerben und kann ein Tier werden, wo er will. Gott macht die Tiere, der Mensch macht sich selber.
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Mancher Mann quält sich seine Lebenszeit, studiert sich frigid und impotent über der Entwickelung der Meinung eines Schriftstellers. Ich gebe es zu, es war eine Lebenszeit nötig das System des Mannes zu entwickeln, es vom Schmutz schmieriger Ausbesserer zu reinigen, das ist alles wahr, aber es erforderte nur viertelstündiges helles Wachen gesunder Vernunft einzusehen daß die ganze Historie keine 3 Groschen wert war.
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Zweifel muß nichts weiter sein als Wachsamkeit, sonst kann er gefährlich werden.
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Nächst einer Methode aus allen Köpfen alles zu machen, die wohl so bald noch nicht und auf unsern Philanthropinen zuletzt erfunden werden wird, wäre es wohl am besten getan wenn man die Köpfe aussuchte, denen der Zufall eine glückliche Erziehung beschert hat. Wie glücklich wäre die Welt, wenn jeder Mensch an seine rechte Stelle käme!
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Ich bin überzeugt, man liebt sich nicht bloß in andern, sondern haßt sich auch in andern.
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Es ist schon sehr arg, daß es so viel Ehre ist heutzutag etwas Falsches zu sagen.
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Die Naturkündiger der vorigen Zeit wußten weniger als wir, und glaubten sich sehr nahe am Ziel: wir haben sehr große Schritte darauf zu getan und finden nun, daß wir noch sehr weit ab sind. Bei den vernünftigsten Weltweisen nimmt die Überzeugung von ihrer Unwissenheit zugleich mit ihrem Wachstum an Erkenntnis zu.
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Haushaltung ist in allen Dingen vorteilhaft, ein guter Gedanke. Ökonomie, Ausgabe und Einnahme zu aller Zeit gut angemerkt und bewahrt gibt einen Schatz. Gute Ökonomie ist auch da Reichtum.
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Wir vergrößern alles um uns, wir sehen manche Dinge entsetzlich vergrößert, dieser Satz gehörig genutzt führt auf vieles, Licht spalten heißt es vergrößern. Die Erde eine Turmalin-Verkleinerung.
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Alles ist sich gleich, ein jeder Teil repräsentiert das Ganze. Ich habe zuweilen mein ganzes Leben in einer Stunde gesehen.
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Was man sucht, ist gewöhnlich in der letzten Tasche, ist ein vermeintlicher Erfahrungs-Satz, den man glaube ich in allen Ländern und in allen Familien angenommen hat, und doch glaubt ihn niemand im Ernst.
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Man führt gegen den Wem nur die bösen Taten an, zu denen er verleitet, allein er verleitet auch zu hundert guten, die nicht so bekannt werden. Der Wein reizt zur Würksamkeit, die Guten im guten und die Bösen im bösen.
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Wenn er sprach, so fielen in der ganzen Nachbarschaft die Mäusefallen von selbst zu.
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Ich sehe das Grab auf meinen Wangen, den 16. April 1777.
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Der Mensch wird ein Sophist und über-witzig, wo seine gründlichen Kenntnisse nicht mehr hinreichen; alle müssen es folglich werden, wo es auf Unsterblichkeit der Seele und Leben nach dem Tode ankommt. Da sind wir alle ungründlich. Materialismus ist die Asymptote der Psychologie.
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Daß wir nur Geschmack an englischen und französischen Sachen haben ist ein Zeichen, daß unser Geschmack und Kräfte sich von einander entfernt haben. Unser Appetit ist leckerer als es noch zur Zeit unser Boden mit sich bringt.
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Es ist als wenn unsere Sprachen verwirrt wären; wenn wir einen Gedanken haben wollen, so bringen sie uns ein Wort, wenn wir ein Wort fordern, einen Strich, und wo wir einen Strich erwarteten, steht eine Zote.
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Es ist sehr gefährlich, sagt Voltaire, in Dingen Recht zu haben, wo große Leute Unrecht gehabt haben.
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Es ist allezeit betrübt für mich wenn ich bedenke, daß man in der Untersuchung mancher Dinge zu weit gehen kann, ich meine, daß sie unserer Glückseligkeit nachteilig werden können. Eine Probe habe ich darin an mir. Ich wünsche ich wäre in meinen Bemühungen das menschliche Herz kennen zu lernen minder glücklich gewesen. Ich verzeihe den Leuten ihre Bosheiten weit lieber als vorher, das ist wahr, wenn jemand in Gesellschaft übel von mir redet, zumal wenn es nur geschieht die Gesellschaft zu belustigen, so kann ich ihm deswegen nicht im mindesten aufsätzig werden, ich mache mir im strengsten Verstände nichts daraus, nur muß es nicht mit wallendem Blut und Hitze geschehen oder grobe Verleumdung sein, die glaube ich nicht zu verdienen. Hingegen ist mir zu wenig an dem Lob der Leute gelegen, ihr Neid wäre allenfalls das einzige was mich noch freuen würde. Das sollte in der Welt nicht sein. Also ist auch hier harmonischer Wachstum des ganzen Erkenntnis-Systems nötig. Wo ein Teil zu sehr kultiviert wird führt es immer auf kleines oder großes Unheil am Ende hinaus.
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Der Mensch hat einen unwiderstehlichen Trieb zu glauben man sähe ihn nicht wenn er nichts sieht.