Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang. Johann Gottfried Herder

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Название Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang
Автор произведения Johann Gottfried Herder
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 4064066398903



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vor, was sie im Ernst meinen, was aber noch nicht untersucht genug ist um eine ernsthafte zu kleiden. Andere Leute können das im Ernste gar wohl nützen.

      *

      Alle unsere besten Gedanken haben wir in einer Art von Fieber-Rausch, im Fieber von Kaffee erregt.

      *

      Begriffe und Sachen zusammen zu bringen, die selten zusammenkommen, oder die gemeinen mit ungewöhnlicher Aufmerksamkeit und Beobachtungs-Geist anzusehen kann einen auf einen Gedanken leiten.

      *

      Leute die sehr viel gelesen haben machen selten große Entdeckungen. Ich sage dieses nicht zur Entschuldigung der Faulheit, denn Erfinden setzt eine weitläuftige Selbstbetrachtung der Dinge voraus, man muß mehr sehen als sich sagen lassen. Assoziation.

      *

       So sagen die Menschen gemeiniglich: Da lach ich dazu, wenn sie dazu weinen, oder dazu schäumen mögten.

      *

      So wie man Hitze und Kälte und Kräfte mit Linien ausdrückt, so kann man, so nennt man Taten glänzend, schwarz, es würde lächerlicher sein zu sagen eine graue Tat, oder eine himmelblaue. Indessen könnte man sehr vieles mit sichtbaren Ideen ausdrücken.

      *

      Wenn Leute ihre Träume aufrichtig erzählen wollten, da ließe sich der Charakter eher daraus erraten, als aus dem Gesicht.

      *

      Ich habe oft bemerkt, daß wenn Leute einen mathematischen Satz von einer andern Seite her verstehn lernen, als durch die gewöhnliche Demonstration, so sagen sie gerne, o ich seh es, es muß so sein. Es ist dieses ein Zeichen, daß sie es sich aus ihrem System erklären.

      *

      Die Ingredienzien des Mitleids und der Mit-Freude.

      *

      Was muß es auf ein Volk für einen Einfluß haben wenn es keine fremde Sprachen lernt? Vermutlich etwas Ähnliches von dem, den eine gänzliche Entfernung von aller Gesellschaft auf einen einzelnen Menschen hat.

      *

      Wenn wir die Mütter bilden, das heißt die Kinder in Mutterleibe erziehen.

      *

      Es ist kein sicherer Weg sich einen Namen zu machen, als wenn man über Dinge schreibt, die einen Anschein von Wichtigkeit haben, die sich aber nicht leicht ein vernünftiger Mann die Zeit nimmt zu untersuchen.

      *

      A im Mund und non A im Herzen.

      *

      Er fiel sich selbst ins Wort.

      F

       Inhaltsverzeichnis

      1776 – 1779

      Assoziation: Ein langes Glück verliert schon bloß durch seine Dauer.

      *

      Lesen heißt borgen, daraus erfinden abtragen.

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      Darf man Schauspiele schreiben, die nicht zum Schauen sind, so will ich einmal sehen wer mir wehren will ein Buch zu schreiben, das kein Mensch lesen kann.

      *

      Wenn man gerne wissen will, was andere Leute über eine gewisse Sache denken die einen selbst angeht, so denke man nur, was wir unter gleichen Umständen von ihnen denken würden. Man halte niemanden für moralisch besser in diesem Stück, als man selbst ist, und niemand für einfältiger. Die Leute merken öfter, als man glaubt, solche Dinge, die wir vor ihnen mit Kunst versteckt zu haben denken. Von dieser Bemerkung ist mehr als die Hälfte wahr und das ist allemal viel für eine Maxime, die jemand in seinem 30. Jahr festsetzt, so wie ich diese.

      *

      Ich werde das in Ewigkeit nicht vergessen ist ein falscher Ausdruck.

      *

      Das Doktor-Werden ist eine Konfirmation des Geistes.

      *

      Die Äußerungen der Großmut sind heutzutage mehr ein Werk der Lektüre oder vielmehr so: man ist mehr großmütig um Lektüre zu zeigen, als Güte des Herzens. Leute die es von Natur sind merken selten, daß es etwas ist großmütig zu sein.

      *

      Ich bin überzeugt, daß, wenn Gott einmal einen solchen Menschen schaffen (würde), wie ihn sich die Magistri und Professoren der Philosophie vorstellen, er müßte den ersten Tag ins Tollhaus gebracht werden. Man könnte daraus eine artige Fabel machen: Ein Professor bittet sich von der Vorsicht aus ihm einen Menschen nach dem Bilde seiner Psychologie zu schaffen, sie tut es und er wird in das Tollhaus gebracht.

      *

      Es wäre der Mühe wert, zu untersuchen, ob es nicht schädlich ist zu sehr an der Kinderzucht zu polieren. Wir kennen den Menschen noch nicht genug um dem Zufall, wenn ich so reden darf, diese Verrichtung ganz abzunehmen. Ich glaube, wenn unsern Pädagogen ihre Absicht gelingt, ich meine, wenn sie es dahin bringen können, daß sich die Kinder ganz unter ihrem Einfluß bilden, so werden wir keinen einzigen recht großen Mann mehr bekommen. Das Brauchbarste in unserm Leben hat uns gemeiniglich niemand gelehrt. Auf öffentlichen Schulen, wo viel Kinder nicht allein zusammen lernen, sondern auch Mutwillen treiben, werden freilich nicht so viel fromme Schlafmützen gezogen, mancher geht ganz verloren, den meisten sieht man aber ihre Überlegenheit an. Bewahre Gott, daß der Mensch, dessen Lehrmeisterin die ganze Natur ist, ein Wachsklumpen werden soll, worin ein Professor sein erhabnes Bildnis abdruckt.

      *

      Die hitzigsten Verteidiger einer Wissenschaft, die nicht (den) geringsten scheelen Seitenblick auf dieselbe vertragen können, sind gemeiniglich solche Personen, die es nicht sehr weit in derselben gebracht haben, und sich dieses Mangels heimlich bewußt sind.

      *

      Kluge Leute glauben zu machen man sei, was man nicht ist, ist in den meisten Fällen schwerer als würklich zu werden, was man scheinen will.

      *

      Das Wohl mancher Länder wird nach der Mehrheit der Stimmen entschieden, da doch jedermann eingesteht, daß es mehr böse als gute Menschen gibt.

      *

      Wir, der Schwanz der Welt, wissen nicht, was der Kopf vorhat.

      *

      Die unterhaltendste Fläche auf der Erde für uns ist die vom menschlichen Gesicht.

      *

      Wer hat nicht jemals einen schlecht aufgeschlagenen Hut, den er aufsetzen mußte, durch sein ganzes Wesen durch gefühlt, oder einen schlechten Stockknopf im Arm gefühlt.

      *

      Glas ist gefrorne Luft. Glas wie gefrorne Luft.

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      Ich habe Leute gekannt, die haben heimlich getrunken und sind öffentlich besoffen gewesen.

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      Es regnete so stark, daß alle Schweine rein und alle Menschen dreckig wurden.

      *

      August 1776.

      Man muß zuweilen trinken um den Ideen, die in eines Gehirn liegen, und den Falten mehr Geschmeidigkeit zu geben, und die alten Falten wieder hervor zu rufen.

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      Ein Buch ist ein Spiegel, wenn ein Affe hineinsieht, so kann kein Apostel heraus gucken.

      *

      Wenn ich ein deutsches Buch mit lateinischen Buchstaben gedruckt lese, so kommt es mir immer vor, als müßte ich es mir erst übersetzen, eben so wenn ich das Buch verkehrt in die Hand nehme und lese, ein Beweis, wie sehr unsere Begriffe selbst von diesen Zeichen abhängen.

      *