Название | Die Brüder von Nazareth |
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Автор произведения | Andreas Flamme |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783903382084 |
Der Junge antwortete nicht sofort. Er trat unruhig auf den einen und den anderen Fuß und konnte vor Aufregung keinen Platz für seine Hände finden, bis er sie hinter dem Rücken verschränkte. „Ja, Vater, ich weiß, dass ich noch viel lernen muss.“
„So ist es. Und nun erzähle mir, welche Nachricht du mir bringst.“
Eleazars Augen bekamen ihren Glanz wieder, doch trotz seiner Erregung bemühte er sich, langsamer und ruhiger zu sprechen, als er es gewohnt war. „Auf dem Markt in der unteren Stadt kam es zu einem Skandal. Der Sohn irgendeines Tischlers hat einen angesehenen Händler verspottet, indem er eine Sklavin kaufen wollte. Natürlich hatte der kein Geld. Es fehlt noch, dass die armseligen Bauern Geld haben, um Sklaven zu kaufen.“
„Gut, und was passierte danach?“
„Der Händler beschwerte sich beim Verwalter des Marktes, der seinerseits den Kapitän der Tempelwache in Kenntnis setzte.“
„Ist der Ruhestörer festgenommen worden?“
„Leider nicht. Der Tischler ist abgehauen.“
„Wie kann denn das passieren?“
„Man hat ihm geholfen“, meinte Eleazar und wartete die Reaktion seines Vaters ab.
Annas schob die Fruchtschale zur Seite und hielt mit dem Kauen inne. „Wer war es denn?“
„Ein sehr reiches und angesehenes Mitglied des Sanhedrin.“
Obwohl er viel gewohnt war, konnte er seine Überraschung nicht verbergen. Sein Gesicht spannte sich und seine Augen bekamen einen Glanz vor Raublust. „Wer?“, wiederholte er seine Frage.
„Joseph von Arimathäa.“
„Der Zinnhändler?“
„Eben dieser, ich habe den Kapitän angehalten, er sollte Soldaten zu dessen Villa schicken, und wenn der Tischler noch dort ist, sollten sie ihn festnehmen.“
Annas dachte nach. Joseph war wahrhaftig ein angesehener Mann und auch sehr einflussreich. Im Unterschied zu ihm war jener ein Pharisäer. Deshalb war er nur ein Mitglied im Großen Sanhedrin, das aus 71 Personen bestand. Er war ein Teil der Ratsmitglieder, in die Aristokraten und bekannte Persönlichkeiten aufgenommen wurden. Doch diese Gruppe hatte den kleinsten Einfluss auf die Tempelsachen, eines dieser Mitglieder hatte fast keine Chance, in eine wichtige Position oder in das Personal der Gerichtsbarkeit des Sanhedrin gewählt zu werden. Solche Leute wurden eigens von Annas bestimmt.
„Vater, hörst du mir zu?“
„Natürlich höre ich dir zu.“
„Na, was sagst du dazu?“
„Du hast schon richtig gehandelt, aber du brauchst deshalb nicht stolz zu sein. Merke dir, der Stolz ist eines jeden Feind, der regieren will. Und du bist mein erstgeborener Sohn, der Sohn, den ich dem Gott geweiht habe, und eines Tages wirst du mein Amt erben.“
Eleazar hatte sich so über das Lob gefreut, dass er bereit war, sich sofort ins Bassin zu stürzen. Doch das hätte den Vater keineswegs gefallen. Er musste sich beherrschen und ruhig sein, wenn er ihn noch mehr beeindrucken wollte.
„Hat der Kapitän noch etwas gesagt?“
Eleazar dachte nach. „Ach ja, gestern Nacht ist eine Gruppe Samaritaner in den Tempel eingedrungen und sie haben Knochen zwischen die Kolonnaden geworfen, er hat die Wache gerufen, damit sie diese verhaften.“
„Welche Knochen?“, wunderte sich Annas.
„Ich meine, es waren menschliche.“
„Menschliche!“
„So sagte der Kapitän.“
„Und das sagst du mir erst jetzt!“ Das Gesicht des Hohenpriesters rötete sich langsam. Plötzlich hob er die Hand und stieß die Schale vom Tisch. Sie flog hinunter und schlug mit einem ohrenbetäubenden Krach auf das Mosaik. Das Obst verstreute sich auf dem Boden.
„Idiot!“, schrie Annas. „Wann wirst du es lernen, die wichtigen von den unwichtigen Dingen zu unterscheiden?“
„Was habe ich denn getan?“, rechtfertigte sich Eleazar erschrocken.
„Was? Warum habe ich dich zum Schatzmeister des Tempels ernannt?“
„Damit ich das Geld der Pilger einnehme“, antwortete stotternd der Jüngling.
„Und wer gibt Geld an einem geschändeten Ort?“
Eleazar rieb sich die Hände und wusste nicht, was er antworten sollte. Die Antwort war klar genug.
„Ordne sofort an, man solle den Kapitän der Wache herbeirufen!“, befahl sein Vater. Annas nahm das Tuch von den Schultern weg und beförderte es erzürnt ins Wasser.
18 Rituelles Tauchbad im Judentum.
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