Название | Die Bewohner von Plédos |
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Автор произведения | Richard Oliver Skulai |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783991312833 |
Da machte der kleine Idan große, erstaunte Augen und fragte: „Was ist denn das, die Insektenwelt Pessian? Was ist eine Welt?“
„Auf welche Schule bist du denn gegangen“, meinte Äffchen, „dass du noch nicht einmal weißt, was eine Welt ist?“
„Was ist Schule?“, fragte der kleine Idan.
„Potz Blitz“, rief Äffchen, „dass einem da nicht der Geduldsfaden reißt bei soviel Ungelehrsamkeit! Aber ruhig Blut! Am besten, wir fangen einmal ganz von vorn an. Also: Eine Welt ist eine Welt wie die unsere auch.“
„Was heißt das: Wie die unsere auch? Was ist denn unsere Welt?“
„Eins nach dem anderen“, meinte Äffchen. „Also: Du weißt nicht, was eine Welt ist?“
„Schon“, sagte der kleine Idan. „Eine Welt ist der Boden, auf dem ich stehe, und alles, was darauf ist, und der Himmel über uns.“
„Und was glaubst du, wie das Ganze aussieht, wenn du es von hoch, hoch oben betrachtest?“
„Dann wird wohl alles viel kleiner aussehen und man hat einen weiteren Blick.“
„Und sonst, glaubst du, verändert sich nichts, nur, dass man immer mehr und mehr sieht, je höher man aufsteigt?“
„Es wird wohl schon so sein“, erwiderte der kleine Idan.
„Nun, gehen wir die Sache anders an“, sagte Äffchen. „Wenn du immer weiter und weiter in eine Richtung geradeaus gehen könntest, wie weit könntest du gehen?“
„Man kann immer weiter gehen“, meinte der kleine Idan.
„Gut! Sehr gut!“, rief Äffchen. „Man sieht: Ein Spekulant bist du nicht! Die Welt der Spekulanten ist begrenzt. Die Spekulanten warten nicht ab, bis sie etwas erlebt haben, sondern setzen an die Stelle dessen, was sie noch nicht erlebt haben, etwas anderes, das sie erlebt haben. Mehr wollen sie gar nicht wissen. Aber Leute wie du haben die besten Anlagen zum Wissenschaftler. Sie können sich auch in Dinge hineinversetzen, die sie noch gar nicht erfahren haben. Aber weiter! Du redest von einem Boden. Der ist für dich die Welt, auf der wir leben. Aber warum stehen wir denn darauf und schweben nicht einfach darüber?“
„Wir würden herunterfallen“, sagte der kleine Idan.
„Sehr richtig“, meinte Äffchen. „Aber der Boden – was ist mit ihm? Ist er vom Fallen befreit? Worauf steht er, damit er nicht fällt?“
„Der Boden? Ja, das ist der Boden. Ich glaube nicht, dass noch etwas darunter ist. Wahrscheinlich ist er unendlich dick. Wenn etwas darunter wäre, müsste darunter auch noch etwas sein und darunter auch noch etwas und immer so fort und das Allerletzte müsste fallen.“
„Das ist sehr gut bemerkt“, meinte Erfinder-Äffchen. „Und du bist damit der Wahrheit sehr nahe. Überlege: Kann es möglich sein, dass der Boden unendlich ist? Was ist überhaupt unendlich? Kann es unendlich viele Dinge geben, die zugleich sind? Dann wären sie doch irgendwie abgeschlossen. Wenn sie aber alle gleichzeitig abgeschlossen irgendwo vorliegen würden, dann wären sie ja nicht unendlich.“
„Das ist mir zu hoch“, sagte der kleine Idan und kratzte sich am Kopf.
„Aber es beweist, dass es kein Ding gibt, das unendlich ist.“
„Und der Weltraum?“, fragte Idan. „Kann der Weltraum endlich und begrenzt sein? Kann man nicht immer weiter und weiter fliegen?“
„Der Weltraum ist auch kein Ding“, sagte Äffchen. „Er ist mit Dingen gefüllt. Aber es könnte sein, dass der Weltraum, der mit Dingen gefüllt ist, irgendwo aufhört und alles, was sich darüber hinaus bewegt, erst einen neuen, zusätzlichen Raum bildet, der zuvor noch nie existiert hat. Jedenfalls ist der Boden, auf dem du stehst, nicht unendlich dick. Der Boden und alle Länder und Meere auf dieser Erde, die du bereisen kannst, sind kugelförmige Gebilde.“
„Eine Kugel?“, fragte ungläubig der kleine Idan.
„Eben das. Und der dunkle Mond Pessian und alle Planeten und Sterne, die du draußen am Himmel siehst, sind ebensolche Kugeln.“
„Was ist dann oben und unten?“, fragte der kleine Idan.
„Oben ist alles, was sich über der Oberfläche der Kugel befindet, und unten ist alles, was in Richtung ihres Mittelpunktes liegt.“
„Wenn ich aber jetzt anfange in der Erde zu graben“, sagte Idan, „und ich grabe immer tiefer und tiefer, bis ich zum Mittelpunkt komme, kann ich dann nicht auch noch über den Mittelpunkt hinaus graben, und zwar so lange, bis ich auf der anderen Seite herauskomme? Und müsste ich dann nicht auf der anderen Seite von der Erde herunterfallen? Oder kehrt sich im Erdmittelpunkt oben und unten einfach um?“
„Du kannst gar nicht bis zum Erdmittelpunkt graben“, sagte Äffchen. „Je näher du dem Mittelpunkt kommen würdest, desto schwerer würdest du, und in der Mitte würdest du ganz zu einer Kugel zusammengepresst. Nun aber sollst du auch wissen, was es mit dem Planetenmond Pessian auf sich hat. Dieser Pessian oder auch Pessima, wie ihn die grünen Eingeborenen von Ómuo nennen, wurde in Urzeiten von unserer Heimatwelt Plédos ausgestoßen, damit sich auf dessen Oberfläche das Leben in weichen Formen und in all seiner heutigen Vielfalt bilden konnte. Diese neu entstandene Welt Pessian, der dunkle Planetenmond, enthält alles Böse, Schlechte und Finstere, das damals noch mit unserer Welt von Plédos vereinigt war und der Entfaltung des Lebens ein starkes Hindernis bot. Auf Pessian dagegen haben sich wundersame und schreckliche Lebensformen gebildet, über die ich dir gleich berichten werde. Während die meisten Monde der anderen Welten beinahe tote Körper sind, ist Pessian zu einem echten, selbstständigen Planeten geworden, der sogar beinahe die gleiche Atmosphäre hat wie unsere Welt. Auch das Leben auf ihm ist ein selbstständiges und allerdings recht wunderliches geworden. Du musst dir nämlich vorstellen, dass große Teile der Oberfläche des Planetenmondes Pessian – einige größere Inseln und die schleimigen Meere ausgenommen – mit einer Schicht winziger, sechzehnbeiniger Gliedertiere verschiedener Farbe und Größe überzogen sind, die dort überall herumwimmeln. Das sind zurückgebildete Windruten, wie sie auf vielen Welten zuhause sind. Windruten sehen tatsächlich aus wie zusammengebundene Ruten, die oben und unten in je acht spinnenartige Beinchen auslaufen, sodass man oben und unten nicht unterscheiden kann. Man könnte sagen, sie haben in ihrer Entwicklung den Gipfel der Kopflosigkeit erklommen und stehen in ihrer Lebensweise noch unter den Pflanzen, bei denen man ja wenigstens Wurzeln und Blüte unterscheiden kann. Den Mineralien und Steinen schon ähnlicher und dennoch wie Tiere belebt, bilden sie das Nahrungsangebot und zugleich die äußeren Häute der intelligenten Bewohner des Planeten, der schrecklichen Pessianer. Diese Pessianer sollen so furchtbar anzuschauen sein, dass sie jeglicher Beschreibung spotten und dass selbst in der uralten Chronik, aus der ich mein Wissen über den Planetenmond Pessian entnehme, nichts darüber verzeichnet ist. Am ehesten ließen sie sich noch, so heißt es, mit riesigen, gespenstartigen Insekten vergleichen, die entfernt an Menschen erinnern. Sie bewegen sich aufrecht und in ständiger Drohgebärde und pfeifen dabei durch ihre Tracheensysteme wie ausgewachsene Windruten in Íoland oder in Totenmund, was sich dann anhört wie das Heulen des Windes. Außerdem rasseln und klappern sie ständig dabei, als schlügen die blanken Zähne von Totenschädeln aufeinander.