Название | TITANROT |
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Автор произведения | S. C. Menzel |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783957658388 |
Lena sah ihn stirnrunzelnd an. »Wirklich? Dans dubiose Kontakte?«
»Willst du für immer mit Frostfleisch im Lager durch die Gegend fliegen?« Er winkte ab. »Hat Tian irgendwas zu unserer gelungenen Flucht gesagt? Ist bestimmt ‘ne tolle Geschichte.«
»War anscheinend erstaunlich einfach, mit dem Shuttle aus dem Hangar zu entkommen.«
»Einfach?«, fragte er und sah sie ungläubig an.
»Es hätte euch nicht möglich sein sollen, einfach ein Shuttle zu klauen und zu starten«, antwortete sie.
»Ich weiß ja nicht, was Tian erzählt hat. Aber ich wurde immerhin angeschossen« Glenn zeigte auf sein Bein und dann auf seinen Nacken. »Und ich hab mir das Genick gebrochen.«
»Das war ich.« Sie räusperte sich und sah zu Boden. »Ich hab euch zu schnell eingesammelt. Nur Tian hat das Manöver überlebt.«
»Du hast mich und Kroll umgebracht? Deinetwegen müssen wir Frostfleisch abgeben?«, fragte er. »Welcher Schatten hat dich geritten, so ein gefährliches Flugmanöver abzuziehen?«
Ihre Augen weiteten sich. »Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Die Konglos haben eure Fähre zerschossen. Und da dachte ich, bevor die euch kriegen, nehme ich lieber Knochenbrüche in Kauf. Es tut mir so leid, Glenn. Unter den Umständen ging es nicht anders. Wenn ich dich nicht verlieren wollte!«
Schuldgefühle. Deshalb begrüßte sie ihn hier beim Aufwachen. Es tat ihm leid, dass er sie angefahren hatte, und er wünschte, sie hätte ihm nach dem Aufwachen einen Moment der Ruhe gegönnt. Er stellte sich vor, sie zu umarmen.
»Wir atmen alle noch. Also ist alles in Ordnung.«
»Kroll nicht«, sagte sie leise. »Es tut mir leid.«
Er seufzte. Sein Gehirn hätte für so eine Unterhaltung mehr Schlaf gebraucht. Er fühlte sich immer noch müde vom Heilungsprozess und dieser verdammte Metallgeschmack hing in seinem Mundraum, wie der Parfümgestank nach einem Puffbesuch.
»Wie habt ihr uns überhaupt gefunden?«
»Der Funkspruch, den wir gekriegt haben.« Ihre Mundwinkel zuckten.
»Was für ein Funkspruch?« Glenn hielt sich an einem Griff an der Decke fest und brachte sich in eine Position, die es ihm erlaubte, seiner Navigatorin direkt ins Gesicht zu sehen.
»Die Konglos haben in deinem Namen um Hilfe gebeten. Wir wussten gleich, dass ihr das nicht sein konntet.«
»Ja, so schnell rufe ich nicht nach Hilfe«, sagte er.
Sie bedachte ihn mit einem abschätzenden Blick. »Die haben viel zu höflich gebeten.«
Fehltritte
»Evolution ist doch nichts anderes, als die Akkumulation nicht letaler Fehler. Fehler, die sich unter bestimmten Umständen als Vorteile herausstellen können.«
Aus dem Ordner: Diskussionen mit dem Selbst; Erinnerungen des Kollektivs
Irgendein Inneneinrichter hatte es für eine gute Idee gehalten, einen der größten Übungsräume im Haupthabitat des Zwergplaneten Inua schwarz zu lackieren. Eine Deckenleuchte warf einen Lichtkegel in die Mitte des Raums, der nicht bis an die Wände reichte. Das gab dem Raum zugleich etwas Beengendes und das Gefühl der Freiheit von jeglichen Begrenzungen. Die Wände hoben sich nicht von dem sie umgebenden Dunkel ab und schienen sich vor Karas Augen aufzulösen.
Sie blieb an der Türschwelle stehen. Selbst der graue Flur kam ihr gegen die Schwärze da drin hell und einladend vor. Nur ein bleicher Mann im grauen Anzug und eine Inderin im schwarzen Sari füllten die Leere zwischen den dunklen Wänden. Sie saßen am Rand des Lichtkegels auf großen Kissen. Die Hände des Mannes ruhten auf einer mit Fell bespannten Trommel, die zwischen seinen Oberschenkeln klemmte. Die Frau stellte ihre Teeschale auf einem niedrigen Holztisch ab. Dampf entstieg einer Glaskanne daneben. Schatten verbargen die Augen der beiden tief in ihren Höhlen.
Kara trat mit einem großen Schritt in den Raum. Ohne sie aus den Augen zu lassen, schlug der Trommler einen monotonen Rhythmus an. Die Inderin starrte geradeaus, als hätte sie nicht bemerkt, dass jemand eingetreten war. Kara straffte die Schultern, setzte ihr Tänzerlächeln auf und ging in die Mitte des Raumes. Sie unterwarf sich nicht zum ersten Mal den richtenden Blicken anderer bei einem Vortanzen. Und falls sie es heute nicht schaffte, diese Leute mit einer vollendeten Leistung zu überzeugen, würde es nicht das letzte Mal sein. Es kam ihr vor, als steckte sie in einer Schleife aus endlosen Versuchen und dem dazugehörigen Versagen fest. Immer wieder unterliefen ihr Fehler. Mal streckte sie das Bein nicht genügend. Mal fiel ihre Haltung zusammen. Mal kam sie aus dem Takt. Mal vergaß sie die Choreografie. Einmal war sie gestürzt. Die Erinnerung daran brachte sie nachts um den Schlaf.
Das Geräusch ihrer Schritte mischte sich unter die Trommelschläge. Kara blieb stehen und zog ihren Pferdeschwanz noch einmal fest. Eine nervöse Geste, die sie zu spät bemerkte. Das fing gut an. Diese Leute suchten nach perfekten Mädchen für ihre perfekten Vorstellungen. Unsicherheit, Nervosität und sonstige Makel standen einer Tänzerkarriere im Weg, weder die Tanzmeister noch die Choreografen konnten Abweichungen in ihren Vorführungen gebrauchen.
Sie stellte sich in der Anfangsposition auf. Die Füße hüftbreit aufgestellt, eine Hand vor ihrer Brust erhoben, wartete sie auf das Zeichen, zu beginnen. Noch immer trommelte der Mann und die Frau nippte an ihrem Tee. Anscheinend musste Kara von selbst beginnen. Sie nahm drei Schritte Anlauf und sprang in die erste Figur. Die Choreografie enthielt Elemente des Balletts und modernen Tanzes des zwanzigsten Jahrhunderts auf der Erde. Aber die geringe Schwerkraft des Zwergplaneten erlaubte höhere, weitere und spektakulärere Sprünge, als die Menschen damals auf der Erde je zu Gesicht bekommen hatten.
Sie beendete ihren Flug mit einem Spagat in der Luft, und kam auf einem Fußballen auf, die Arme geöffnet, das Kinn erhoben, ein Lächeln auf dem Gesicht. Sie kannte jede Figur dieser Choreografie so gut, sie hätte sie im Schlaf durchtanzen können. Automatisch passte sie ihre Bewegungen den Trommelschlägen an.
Bumm. Einen Fuß nach vorne. Bumm. Gewicht verlagern. Bumm. Das andere Bein in die Höhe. Bumm. Drehung. Bumm. Arme ausbreiten. Bumm. Absprung.
Sie erhaschte einen Blick auf das Gesicht der Inderin. Die Frau zog verächtlich einen Mundwinkel nach oben und schwenkte desinteressiert ihre Teeschale. Kara kam mit dem falschen Fuß auf, stolperte in die nächste Drehung und nahm genügend Schwung mit, um sich der Länge nach hinzulegen. Ihre Schulter knallte auf den Boden.
Sie sprang auf und stellte sich wieder in Position. Aber die Uhr ließ sich nicht zurückdrehen. Sie hatte beim Vortanzen eine Bruchlandung hingelegt und ihre Aussichten auf eine Festanstellung in der Tanzgruppe damit zunichtegemacht.
Unsicher sah sie von der Frau zum Trommler. Am liebsten hätte sie sich selbst eine geknallt. Wie hatte sie sich so aus dem Konzept bringen lassen?
Der Trommler räusperte sich. Noch immer schlug er langsam auf sein Instrument ein, als führten seine Hände ein Eigenleben.
»Das war wohl wieder nichts«, sagte er. Ihre Wangen glühten.
Die Tanzmeisterin warf Kara einen Blick zu, der die Gletscher Inuas zum Frösteln gebracht hätte. Sie spürte die Scham über ihren Sturz schmerzhaft in ihrer Brust. Was hatte sie denn erwartet? Natürlich wollte die Frau sie nicht. Sie hatte sich gerade beim Vortanzen hingelegt. Schlimmer ging es kaum.
Der Trommler öffnete den Mund. Vermutlich, um das nächste Mädchen hereinzurufen. Noch immer hallten die rhythmischen Schläge zwischen den Wänden. Kara hob eine Hand vor ihre Brust. Ihre Fingerspitzen zitterten und der Versuch, das verräterische Zeichen ihrer Nervosität zu unterbinden, verstärkte den Tremor noch. Die Tücher an ihren Handgelenken schienen plötzlich aus Blei gewebt zu sein. Sie schluckte den letzten Tropfen Unsicherheit herunter. Niederlagen der Vergangenheit galt es, zu akzeptieren, und ihre Aufmerksamkeit sollte dem nächsten Schritt gelten. Und sie tat den nächsten Schritt. Wieder begann sie, sich zu drehen und zu springen. Jede Bewegung