Geisel des Piraten. Keira Andrews

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Название Geisel des Piraten
Автор произведения Keira Andrews
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783960894810



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      Verdammt noch mal.

      Sein Gehirn war ganz eindeutig verwirrt von zu vielen Tagen, die er in friedlicher Routine an Bord verbracht hatte, statt auf dem Meer auf die Jagd zu gehen. Glücklicherweise riss er sich gerade noch rechtzeitig zusammen, zog den Jungen auf die Beine und brachte ihn zurück in die Kabine. Einer der Männer brachte den Eimer mit Meerwasser und Hawk schnitt ihm ein Stückchen Seife ab.

      Wieder zurück hinter seinem Schreibtisch, konnte er seinen Blick nicht abwenden, als der Junge sein Hemd auszog und überraschend feste, schlanke Muskeln zum Vorschein kamen. Der Junge merkte, dass er beobachtet wurde, und seine Hände hielten am Hosenbund inne. Plötzlich fühlte Hawk sich seltsam schuldig und hätte fast den Kopf abgewandt, aber dann rief er sich in Erinnerung, dass er ein gottverdammter Pirat war und dies sein Gefangener, dem er weder Höflichkeiten noch den kleinsten Funken Privatsphäre schuldete. Er drehte seinen Stuhl herum, sodass er ihm zugewandt war, und lehnte sich zurück. Der Junge, der immer noch seine Hose trug, blinzelte ihn an. Er blickte an sich herunter, dann wieder zu Hawk. Offensichtlich war er verunsichert, aber da war noch etwas anderes – ein feines Vibrieren im Raum, eine leise Anziehung. Hawk spürte etwas an diesem Jungen … irgendetwas war da, dass in seine Nüstern drang und sein Blut in Wallung brachte.

      Mit gespreizten Beinen, die Stiefel fest auf den Boden gestellt, betrachtete er seine Geisel. »Wo hat der verhätschelte Sohn von Walter Bainbridge gelernt, so Seemannsknoten zu knüpfen?«

      »Das habe ich nicht. Jedenfalls nicht bis zum heutigen Tag. Ich bin einfach gut darin, meine Hände einzusetzen und zu gebrauchen.«

      Besser als gut, und schneller als die meisten Männer, mit denen Hawk je gesegelt war. Vielleicht steckte doch mehr in dem jungen Bainbridge, als es auf den ersten Blick schien.

      Nicht, dass es darauf ankommt, denn letzten Endes ist er nichts weiter als ein Mittel zum Zweck.

      Und doch ertappte sich Hawk bei der Frage: »Ist das so? Hm. Mehr Muskeln, als ich dachte. Du bist klein, aber stark. Ich habe dich viel … weicher eingeschätzt.«

      »Ich … ich habe immer …«

      Er hob eine Augenbraue. »Fahre fort.«

      »Ich habe es immer geliebt, draußen zu sein. Auf Bäume zu klettern, zu rennen, zu schwimmen. Und dann auch noch zu ringen. Mein Lehrer hat es mir beigebracht.« Er lief bis zur Brust scharlachrot an und bewegte sich unbehaglich.

      »Hat er das, wirklich?« Hawk lächelte träge und verschlagen. Er senkte seine Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern. »Hat dein Lehrer dich auch besinnungslos gevögelt?« Die Vorstellung, dass ein anderer Mann diesen Schatz gehoben haben könnte, war auf sonderbare Weise enttäuschend.

      Der Junge riss die Augen auf und keuchte: »Nein! Er war ein guter Mensch. Nicht wie …« Er schluckte schwer und überlegte sich seine nächsten Worte offenbar gründlich. »Nein. Ich habe niemals … ich würde niemals! So war mein Lehrer nicht. Er war gütig und anständig.«

      »Ah. Gütige und anständige Männer sind spärlich gesät. Wie glücklich du dich schätzen kannst. Schade nur, dass das Glück dich jetzt verlassen hat.«

      Der Junge fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, sein Blick wanderte mit unmissverständlichem Hunger von Hawks Gesicht nach unten zur Wölbung zwischen seinen gespreizten Beinen. Er erschauerte.

      Ah ja. Da ist es …

      Hawks Instinkte hatten ihn nicht getrogen – er hatte es bis tief in die Knochen gespürt. Die Frage war: Warum sollte ihn das auch nur Geringste kümmern? Welche Rolle spielte es, dass sie gemeinsame Begierden und Sehnsüchte teilten? Viele Männer taten das. In den Jahren nach dem anfänglichen Erwachen von Erregung und Zärtlichkeit hatte Hawk nicht mehr viele Gedanken daran verschwendet. Dann und wann hatte er sich den einen oder anderen namenlosen Mann zur körperlichen Befriedigung gesucht.

      Mit ihm war es ganz anders gewesen. John. Unwiderstehliches Lächeln, blonde Haare, die ihm ständig in die blauen Augen fielen, rebellisch und schön. Sie waren so unschuldig, so verdammt naiv gewesen und hatten geglaubt, dass sie an Bord dieser Fregatte etwas Gutes und Reines zusammen haben könnten. Dass sie trotz ihrer widrigen Umstände, ihrer faktischen Gefangenschaft, Glück erfahren könnten.

      Vielleicht war es die offenkundige Unschuld seines Gefangenen, die ihn anzog. In der Royal Navy war Sodomie strengstens verboten und Hawks Fummeleien mit John hatten nur im Dunklen stattgefunden. Aber als Freibeuter und jetzt als Pirat war das ganz und gar nicht ungewöhnlich. Männer vögelten miteinander, wie es ihnen gefiel, abgestumpft und fern vom Rausch der jugendlichen Entdeckungen. Jahrelang hatte er nicht mehr an John gedacht, und es war schwach und töricht, es jetzt zu tun.

      Aber selbst, als er Johns Geist verbannte, konnte er seine Augen nicht von dem Gefangenen abwenden. Als er sah, wie zarte Brustwarzen sich aufrichteten und sein Schwanz unübersehbar in seiner Hose anschwoll, musste er seine eigene Erregung unterdrücken. Seine Hoden zogen sich zusammen. Er wollte diese reine Unschuld beflecken. Sie stehlen, sich in ihr suhlen. Er kämpfte gegen den Drang an, ihn zwischen seine Schenkel zu ziehen, um an seinen Nippeln zu saugen, erst an dem einen und dann an dem anderen, um dann sein lustvolles Keuchen zu hören. Stattdessen fragte er: »Hast du wirklich noch nie mit einem anderen Mann Unzucht getrieben?«

      »Natürlich habe ich das nicht!« Der Bursche wirbelte herum, ließ sich auf die Knie fallen und bespritzte sich mit Wasser aus dem Eimer, seine Stimme klang rau. »Das wäre unnatürlich. Eine Sünde.« Er schüttelte den Kopf. »Das ist ekelhaft. Schändlich. Kein anständiger Mensch würde daran auch nur denken. Ihr seid ein Scheusal.«

      Ah ja. So ist das also.

      Es war närrisch, enttäuscht zu sein, aber das hatte gesessen. Lächerlich, dieses Gefühl, vor allem, wenn man bedachte, dass er Bainbridges Spross vielleicht in ein paar Wochen umbringen würde.

      Er schob seinen Stuhl zurück, um sich wieder an seinen Schreibtisch zu setzen, dabei fühlte er sich merkwürdig unwohl, und hatte ein flaues Gefühl im Magen. Er zog sein Logbuch zu sich heran und fuhr mit den Fingern über den stabilen Buchrücken und den abgenutzten Ledereinband. Es hatte ihm immer ein gewisses Maß an Sicherheit und Trost gegeben, die Aktivitäten des Schiffes in dem Buch festzuhalten. Das Wetter zu notieren und alles von Interesse zu protokollieren. Als würde das Aufschreiben seinem bedeutungslosen Leben irgendwie doch noch etwas Gewicht verleihen.

      Er tauchte seine Schreibfeder in die Tinte und schrieb auf eine neue Seite: Gefangener ist ein typischer Gentleman; ein Heuchler, der sich zugunsten Englands falschen Moralgefühls das Vergnügen versagt.

      Dann bellte er: »Du hast eine Minute, um dich zu waschen. Die Zeit läuft ab jetzt. Verschwende sie nicht mit deinen Predigten.«

      Aus den Augenwinkeln nahm er den blassen Körper wahr, als der Junge sich die Hose auszog, weiter Wasser über seine Haut spritzte und sich dann mit Seife wusch. Er sollte sich nicht danach sehnen, den Kopf zu heben, um ihn richtig anzusehen, und es sollte ihn nicht überraschen, dass Walter Bainbridges Sohn auf den Unsinn von Scham und Sünde bestand. Warum hatte er auch nur einen Moment lang geglaubt, dass mehr in ihm stecken könnte? Dass es auch nur irgendeine Gemeinsamkeit zwischen ihnen geben konnte? Natürlich war der Kerl genauso falsch wie sein Vater.

      »Die Zeit ist um. Eimer an die Tür stellen.«

      Hawk konzentrierte seinen Blick auf das Logbuch und tauchte wieder seine Feder ein. Nachdem sein Vater ihn dafür verprügelt hatte, hatte er jahrelang verbergen müssen, dass er Linkshänder war. Er schätzte, dass dies einer der Vorteile des Piratendaseins war. Jedermann ging sowieso davon aus, dass man vom Teufel besessen war.

      Obwohl er sich über das Buch beugte, ertappte er sich dabei, wie er die Bewegungen des Jungen verfolgte. Das Wasser lief ihm über das nackte Fleisch und sein festes, rundes Gesäß spannte sich an, als er sich nach vorne beugte. Als der Junge sich umdrehte, riss Hawk seine Augen von ihm los zurück auf das Blatt. Tintenkleckse überall. Fluchend riss er es heraus und begann noch einmal von vorn.

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