Unbeugsam – ein außergewöhnliches Leben zwischen Ost und West. Dr. Werner Resch

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Название Unbeugsam – ein außergewöhnliches Leben zwischen Ost und West
Автор произведения Dr. Werner Resch
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783991075325



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Haftbefehl? Ich hätte mich in Deutschland eines Auslieferungsverfahrens stellen müssen, mit deutschen Anwälten und deutschen Richtern wäre hier bereits die Wahrheit auf den Tisch gekommen.

      Nichts passierte, erst am 5. Januar 2016 ein internationaler Haftbefehl, vier Jahre später.

      Auch das gilt es aufzuklären.

      Erst am 26. Mai 2016, ausgerechnet an einem kleinen Ort an der Grenze, Ukraine – Rumänien erfolgte meine Verhaftung.

      Es gibt Gerüchte, die ich nicht kommentieren werde.

      Wir hatten in zwei Jahren intensiver Arbeit den Export von Holz aus den ukrainischen Karpaten nach Rumänien an die österreichische Firma Egger aufgebaut. Große Verträge waren vorbereitet und unterschrieben. Die bisherigen Herrscher des Exports von Holz aus der Ukraine nach Rumänien leben in Kiew und haben aber Aktiengesellschaften an der Börse in Bukarest.

      Man vermutet in Kiew diese sogenannte „Holzmafia“ hinter meiner Verhaftung. Oder russische Einflüsse, hinsichtlich meiner sehr bekannten waffenherstellenden Firma Schmeisser in Kiew. Der Krieg in der Ostukraine war auf dem Höhepunkt.

      Wie auch immer, ich bin in Freiheit und lebe.

      Mich bewegt das gesamte Geschehen und das Drama der Haft in fünf Gefängnissen verständlicherweise noch immer sehr. Vielleicht bringt der Europäische Gerichtshof Licht in das Dunkel.

      3. Kapitel

      Italia

      Ich war in meinem Leben immer ein großer Fan von Italien.

      Rom und Mailand sind außer Kiew für mich sie besten Städte überhaupt.

      Die Mailänder Scala, das Festival in Verano, Meer und Alpen. In italienischen Filmen Gina Lollobrigida und Sophia Loren, Mailänder Mode, Gucci und Prada, die Technik von Ferrari, Waffen von Berretta, Uhren von Bulgari, alles überwältigend, beeindruckend und schön.

      Ich speise in Düsseldorf nur in italienischen Restaurants, ich liebe Espresso und Cappuccino.

      Und jetzt auf dem Weg für 3 Jahre nach Italien, um jetzt auch noch die Gefängnisse kennenzulernen.

      Die italienische Stahlindustrie hatte ich in den 80er-Jahren intensiv kennenlernen können, mit großen Beratungsaufträgen für meine Firma Stahl Consulting. Für das größte Hüttenwerk in Italien in Taranto und für das große Elektro-Stahlwerk in Aosta.

      Wir haben sehr gute Arbeit geleistet mit deutscher Technik und haben sehr gut verdient.

      Jetzt wartete ich im Büro von Interpol Italia, im Flughafen von Rom, darauf, wie es weitergehen wird in diesem wunderbaren Land.

      Die Beamten alle in Zivil, locker, freundlich, sympathisch, ich war nach Rumänien in einer anderen Welt – vorläufig.

      Aufnahme-Formalitäten, mit Fingerabdrücken aller Finger, rechts und links, Bilder von allen Seiten, Größe und Gewicht, ich war somit bekannt wie jeder Gangster in meinem Italy. Auf meine Fragen, wie es nun weitergeht, die Antwort, etwas warten, Sie werden abgeholt.

      Bis dahin bekam ich einen Kaffee und Mineralwasser.

      Dann kam eine echte „Zirkustruppe“, fünf Mann in Uniform der Gefängnispolizei, bewaffnet mit übergroßen alten Beretta-Pistolen.

      Der Chef ein auffallend kleiner älterer Mann, von etwa 60 Jahren, mehr zum Lachen, die anderen vier very special. Der Chef der Truppe kommandierte „go“, und klopfte auf seine Pistole und rief laut auf Englisch: „Ich schieße sofort.“

      Das alles im überfüllten Flughafen von Rom.

      Auf dem Weg zum Transporter, interessanterweise auf dem normalen Parkplatz für Fahrzeuge, vor der Eingangshalle. Interessant, ich ging ohne Handschellen, gefesselt wurde ich erst in dem gepanzerten Transportfahrzeug. Ich war der einzige Fahrgast in einer kleinen Zelle innerhalb des Fahrzeugs.

      Zwei Polizisten vorn, drei waren hinten, an der Tür zu meiner kleinen Zelle. Interessant für mich, an der Wand am Einstieg in das Fahrzeug hing eine Maschinenpistole. Auf meine Frage: „Wohin geht es?“, keine Antwort. Der Flug mit Allitalia und Aufnahme durch Interpol waren vorbei. Das neue Leben hatte begonnen.

      Bereits an dieser Stelle sei gesagt, wegen des Justizsystems in Italien und der Gesetze gegen die Mafia läuft alles grundsätzlich geheim.

      Besonders Transporte von Gefangenen werden gesichert, aus der Erfahrung von Überfällen, die vor 30 Jahren vorgekommen sind, zur Befreiung von verurteilten Mafiosi. Erfahrungen aus vielen Jahren im Anti-Mafia-Kampf, unter vielen Regierungen in Italien, prägen das Gefängnis-System. Nach etwa 45 Minuten war das Ziel, das große Zentralgefängnis von Rom, erreicht.

      In diesem Gefängnis sind 2000 Gefangene, Organisation, Verpflegung und Bewachung von diesem Objekt sind eine große Herausforderung.

      Das Gebäude hat 3 Etagen, die Flure laufen sternförmig auf einen zentralen Punkt.

      Die Kontrolle des Transportes ging durch 3 Positionen, an der zweiten Position wurden alle Waffen, auch die Maschinenpistole, abgegeben und protokollarisch erfasst.

      Zum Empfang eine Bürokratie von 10 Protokollen, bestätigt mit meiner Unterschrift. Fingerabdrücke, Fotos von allen Seiten, auch von hinten. Zum zweiten Mal bin ich in Italien fest verankert.

      Dann vollständig die Kleidung ablegen, nackt Kniebeugen zur Kontrolle „von geheimen Öffnungen“.

      Eine sogenannte Ärztin, ich glaube nicht, dass diese Frau Ärztin war, etwa 65 Jahre alt, circa 1,50 groß, schrie mich an „Alkohol? Drogen?“ Nimmt meinen Arm und rammt die Spritze rein, zur Blutabnahme. Dann Abmarsch Zelle 6/12. Fünf Mann liegen herum, ich bin die sechste Person. Drei Doppelbetten, ich liege unten.

      2 x 4 m freier Raum, Fernsehen die ganze Nacht, 24 Stunden, fünf Leute rauchen, etwa 120 Zigaretten am Tag.

      Dazu meine fürchterlichen Schmerzen aus Rumänien. Ich bin in meinem Italien – siehe mein Schwärmen vorher – angekommen.

      Hier muss ich raus!

      Die Leute, nicht etwa Italiener, alle Balkan, Rumänen, Serben, Kosovo Albaner, in der Landessprache herumschreiend. Der Deutsche hielt die Schnauze, nur nicht anecken.

      Ein 20-jähriger Zigeuner, angeblich in Düsseldorf verhaftet, lebte mit seiner Mutter als Kind sieben Jahre in Köln.

      Der Typ dreht besonders gegen Deutschland auf.

      Ich sagte ihm auf Deutsch, macht er mir gegenüber handgreifliche Fehler, breche ich ihm die Knochen.

      Nach 6 Tagen plötzlich ein Wunder, ich kam in eine andere Abteilung, Umzug in die dritte Etage Zelle 12, drei rumänische Zigeuner, die Jungs waren o. k.

      Ein Mann war der Boss, er hatte die Sache in der Zelle 12 im Griff.

      In der Nachbarzelle waren vier Albaner, einer sprach recht gut Deutsch, er war in Berlin 4 Jahre im Knast.

      Die Albaner überreichten mir, am nächsten Tag, 3 T-Shirts und Unterhosen. Unglaubliche Solidarität. Ich hatte ja nichts an Kleidung, nur, was ich bei der Verhaftung in Rumänien am Körper hatte. Für mich das Wichtigste, ich bekam einen leeren Block für meine Notizen.

      In Rumänien konnte ich nur mit kleiner Schrift, auf den Rückseiten von Drucksachen schreiben, die man mir freundlicherweise überlassen hatte.

      Eine derartige freundschaftliche Solidarität unter Gefangenen ist großartig.

      Mario hatte wegen Drogen aus Pakistan und angeblichem Terrorismus, gesteuert aus Pakistan, acht Jahre bekommen. Zwei Jahre hatte er noch abzusitzen. Ich bekam auch einen Briefumschlag und Briefmarken, für den ersten Brief aus der Gefangenschaft an meine Frau. Die Albaner nennen sich untereinander nur Brüder.

      Am 8.07. ruft 22 Uhr abends ein Beamter in die Zelle: „Resch, morgen früh, 7 Uhr, fertig zur Verlegung!“

      Ich dachte mit Vorfreude, Verlegung nach Torino, das zuständige Gericht und