Название | Eine Tote im Fluss |
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Автор произведения | Wolfgang Breuer |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783961360635 |
Nebenan im Busch röhrte es plötzlich. Rüdiger Mertz hatte seinen Magen nicht unter Kontrolle bekommen. Nur zu verständlich bei diesen Bildern.
„Leute“, rief Steiner. „Bitte keinen Schritt mehr weiter auf die Funde zugehen. Ich muss das alles fein säuberlich registrieren und fotografieren. Auch alle Fußspuren. Am besten macht ihr alle kehrt und geht den Weg zurück, den wir gekommen sind. Da ist eh alles zertrampelt.“
Die Leute folgten seiner Aufforderung nur zu gerne. Bis auf Klaus, der stehen geblieben war, um Fotos mit seinem Smartphone zu machen. Auch seine Innereien rebellierten. Aber er verbot es sich mit eisenharter Disziplin, hier noch in die Büsche zu kotzen. Wenngleich sich in seinem Mund seltsame Seen sauren Wassers sammelten. Er schluckte einfach dagegen an.
„Ach übrigens, Herr Klaiser, würden Sie bitte per Funk meine Leute hierher beordern und auch den Doc? Wir werden jetzt hier jede Menge zu tun bekommen.“
Im Hause Klinkert in der Stedenhofstraße hatten zwei Duschen parallel gegen all den Schweiß angekämpft, den sich Reinhard und Desiree während ihrer Reise vom Lago Maggiore bis nach Wittgenstein eingehandelt hatten. Und beide fühlten sich frisch und erholt, nachdem sie sich abfrottiert und ihr Haar in Ordnung gebracht hatten.
Die Klimaanlage tat ihr Übriges, um ihr Wohlbefinden noch zu steigern. Jetzt, wo die große Tür zum Garten hin geschlossen war. Sie konnte aber von außen durchaus geöffnet werden, falls das Liebespärchen irgendwann einmal ins Hausinnere zurückkehren sollte.
Und das würde hoffentlich bald sein. Denn die Eltern wollten ihrer einzigen Tochter noch gebührend gratulieren und ein wenig mit ihr feiern. Morgen musste schließlich wieder gearbeitet werden.
„Sag mal“, lachte Papa Klinker seine Frau an, „meinst Du nicht auch, dass die sich die beiden da draußen vielleicht doch ein wenig zu sehr verausgaben?“
„Weiß ich nicht“, lachte Desiree, „was ich gesehen habe, sah sehr entspannt aus. Sie war oben. Konnte nur ihren Rücken sehen.“
„Also, weißt Du“, mupfte er auf, „das musst Du einem Vater aber nicht so en Detail erzählen.“
„Wieso? Ist doch nichts Außergewöhnliches dran. Ich mag das so doch auch ganz gerne. Äh übrigens, wusstest Du, dass Hanna Marie sich ein Tattoo über dem Po hat stechen lassen? So knapp über Hosenbundhöhe.“
„Nee, wusste ich nicht.“ Ihr Mann schüttelte den Kopf. „Muss ganz frisch sein. Als wir am Mittwoch fuhren, hatte sie‘s auf jeden Fall noch nicht. Da lag sie nämlich mit Bikini im Garten bäuchlings auf der Liege und lernte. Das Teil wäre mir aufgefallen. Wie sieht das denn aus?“
„Na, wie so ein typisches … ‚Arschgeweih‘ nennen die Leute das, glaube ich.“
„Ich fass‘ es nicht. Wo bleibt denn das ästhetische Empfinden unserer …“ weiter kam er nicht. Denn er starrte auf die blonde junge Frau, die draußen barbusig auf die Schiebetür zukam. Mit raschen Schritten war er bei der Tür und zog sie auf. So heftig, dass die Frau erschrocken zurückwich.
„Was wollen Sie hier?“, rief er ihr entgegen.
„Sind Sie Gast unserer Tochter?“
Doch die Fremde schüttelte nur den Kopf.
„Ich … ich wollte nur …“, rief sie und machte kehrt.
„Halt! Hiergeblieben“, rief Reinhard der Flüchtenden mit dem Arschgeweih hinterher und legte einen kräftigen Sprint ein, um die Frau zu fassen zu bekommen. Doch die dachte gar nicht daran, stehen zu bleiben.
Desiree war furchtbar erschrocken. Wie hatte sie sich nur so irren können? Wie konnte es passieren, dass sie diese Frau für ihre Tochter gehalten hatte? Sie hatte zwar die gleiche Figur und gleiches Haar. Aber … Kurz entschlossen rannte sie ins Arbeitszimmer, um die Polizei anzurufen.
Im Garten kam Reinhard Klinkert der Fremden schnell näher. Doch bei dem Bogen um die Thuja trieb die Fliehkraft Jäger wie Gejagte aus der Kurve. Mit dem Erfolg, dass es beide der Länge nach auf den Rasen haute. Nur war er schneller wieder auf den Beinen. Deshalb konnte er die Frau mit einem beherzten Sprung erwischen, bevor sie sich wieder ganz aufrichtete.
„Wie kommen Sie denn hier auf unser Grundstück, verdammt? Was machen Sie denn hier?“, fragte er, nach Luft hechelnd. Der Sprint hatte ihn Kraft gekostet. „Nun los, antworten Sie“, insistierte er weiter.
„Was wir hier machen?“, kam es von der anderen Seite der Hecke. „In aller Ruhe vögeln, Alter. Und jetzt werden wir erstmal duschen. Und, wenn Du uns einlädst, auch noch gesittet zu Abend essen. Danach werden wir mal sehen.“
„Was erlauben Sie sich?“, brüllte Klinkert dem Mann entgegen, den er gar nicht sehen konnte. „Was sollen denn diese Unverschämtheiten?“
„Kann ich Dir sagen, Alter. Mit solchen Unverschämtheiten verdienen wir unser Geld“, sprach der Unbekannte in aller Seelenruhe weiter und tauchte plötzlich hinter der Hecke auf. Mit einem Trommelrevolver in der rechten Hand, den er auf den Hausherrn richtete.
‚Oh Gott, ein Tarzan-Verschnitt‘, schoss es Reinhard ganz plötzlich durch den Kopf. Langes schwarzes Haar, sonnengebräunt, frisch eingeölt und scheinbar durchtrainiert. Allerdings mit nur kleineren Muskelpaketen.
Wie einer, der vor lauter Kraft nicht gehen kann, kam der Typ auf Klinkert zu und zielte mit der Waffe direkt auf sein Gesicht. „Irgendwas schiefgelaufen beim Italien-Urlaub? Schon überraschend, dass Ihr so früh wieder zu Hause seid. Sonst hätten wir Eure Hütte in aller Ruhe ausgeräumt und wären geräuschlos wieder verschwunden.“
„Wie – Urlaub in Italien. Woher wissen Sie das denn? Hat Ihnen das unsere Tochter erzählt? Wo ist die überhaupt?“
„Nein, das hat uns ihre Nachbarin erzählt, die uns heute Vormittag anquatschte. Die wollte wissen, was wir hier treiben. Da haben wir ihr erzählt, dass wir Hanna Marie an ihrem Geburtstag überraschen wollten.“
„Also kennen Sie unsere Tochter?“, fragte Reinhard nach.
„Nee. Aber sie hatte ja zum Glück den Perso an ihrer Badestelle liegen lassen.“
„Den was?“
„Den Perso, den Personalausweis, Du Knaller. Und den wird sie jetzt vermutlich dort auch noch suchen. Vergeblich, wie Du Dir denken kannst.
„Ja, aber …“
„Was aber?“
„Wo ist Hanna denn jetzt?“
„Keine Ahnung. Ist uns auch scheißegal. Wir hatten ja alles, was wir brauchten. Die Adresse und sogar ‘ne offene Terrassentür an Eurem Superbunker hier.“
„Und woher wissen Sie von dem Geburtstag?“
„Schon mal in so ‘n Ausweis reingeguckt? Da steht auch ein Geburtsdatum drin, Du Hirni! Scheint Euch hier recht gut zu gehen, was?“
„Hören Sie augenblicklich mit dem Geschwafel auf“, herrschte Klinkert den Aggressor an und ging samt der zappelnden Arschgeweihträgerin im linken Arm noch einen Schritt auf ihn zu. Was den dazu veranlasste, Reinhard die Waffe fast auf die Nase zu drücken.
„Oh, die kenne ich. Das ist ‘ne Röhm“, bemühte sich Klinkert um totale Lockerheit. „Reiner Schreckschussrevolver. Hab‘ ich auch – für Silvester.“ Völlig unerschrocken schaute er dem Versuchsrambo tief in die Augen.“
„Hä, Schreckschussrevolver?“, stieß der hervor und schaute sich die Waffe prüfend an. „Willste mich verarschen?“
In dem Moment stieß Reinhard die junge Frau weg und entwandt dem blöde dreinschauenden Typen mit stahlhartem Griff die Kanone. Indem er das Ding in dessen