Jake kämpft um sein Glück. Charlotte Paul

Читать онлайн.
Название Jake kämpft um sein Glück
Автор произведения Charlotte Paul
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783944987187



Скачать книгу

muss ich mich schon verabschieden. Ich möchte auch noch meine etwas weiter entfernt wohnenden Nachbarn kennenlernen und einladen. Bitte verzeihen Sie meinen unangemeldeten Besuch.« Ein kurzes Nicken und er war fort.

      Sir Michael schaute ihm verärgert hinterher. »Was war das denn für ein eingebildeter Trottel? Kommt und geht, als ob es sein Haus wäre!« Plötzlich fuhr er zu seiner Frau herum. »Und du hast dich auch noch herausgeputzt für diesen Affen! Geh sofort nach oben und zieh dich um, ich komme gleich nach.«

      Beatrice drehte sich um und stieg die Stufen langsam nach oben. Ihre Knie zitterten. Was würde sie jetzt wieder erwarten? Doch dieses Mal hatte sie Glück. Noch während sie hinaufging, vernahm sie die Stimme des Sekretärs, der ihren Mann an eine Unterredung mit dem Verwalter erinnerte. Missmutig sah Sir Michael seiner Frau hinterher, bevor er kehrtmachte und sich mit seinem Sekretär ins Arbeitszimmer zurückzog. Die Erleichterung, die sie spürte, war so stark, dass sie sich fast auf die Treppe setzen musste. Doch riss sie sich zusammen und eilte in ihr Zimmer. Dort angekommen, ließ sie sich völlig erschöpft in einen Sessel sinken.

      Sophia schaute sie gespannt an: »In welcher Stimmung war er?«

      »Ich hatte Glück, er musste zu einer Unterredung in sein Arbeitszimmer. Ach Sophia, wie soll das nur weitergehen?«

      »Wir sollten weglaufen, Lady Beatrice. Wir nehmen meinen gesparten Lohn und fahren zu meinem Bruder nach Bristol.«

      Bea schaute sie lächelnd an. Diesen Plan hatten sie schon des Öfteren besprochen. Doch leider war er nicht durchführbar. »Ach liebe Sophia, was für ein herrlicher Gedanke! Aber du weißt, mein Mann würde uns überall suchen lassen. Und wenn er uns finden würde, dann gnade uns Gott.«

      »Sie haben ja recht. Wir müssen einfach warten, bis er stirbt.« Sophia schaute ihre Herrin traurig lächelnd an.

      »Genau so machen wir es. Auch Bestien sterben irgendwann!«

      »Von welcher Bestie sprichst du gerade, mein Schatz? Doch nicht etwa von mir?«

      Beide Frauen erstarrten vor Schreck. Von ihnen völlig unbemerkt war Sir Michael durch die kleine Verbindungstür eingetreten.

      »Wir sprachen von dem neuen Hund des Jägers. Er ist sehr wild«, log Bea schnell.

      »Ach, da bin ich aber froh. Ich dachte schon, du hättest etwas gegen mich.« An Sophia gewandt sagte er: »Du kannst jetzt gehen. Deine Herrin und ich wollen gerne allein sein.« Und mit drohendem Unterton in der Stimme: »Du erscheinst hier nicht vor zwei Stunden.«

      »Aber ich wollte Ihrer Frau gerade die Haare waschen, Sir Michael.« Sophia fiel in der Eile nichts anderes ein, um Lady Beatrice vor ihrem Mann zu beschützen.

      »Bist du schwerhörig?«, fragte er in falschem, liebenswürdigem Ton, mit einem grausamen Lächeln um die Mundwinkel. Sophia blieb nichts anderes übrig, als das Zimmer und ihre Herrin zu verlassen.

      Sir Michael wandte sich langsam seiner Frau zu. »Und nun zu dir, mein Liebling. Du hast doch bestimmt Lust auf ein neues Spiel mit mir. Vielleicht schaffst du es ja, durch meine ganz spezielle Behandlung endlich schwanger zu werden.«

      Bea sah ihn voller Angst an. Sie waren nun schon über zwei Jahre verheiratet und noch immer gab es keine Anzeichen einer Schwangerschaft. Sie wusste nicht genau, ob sie darüber froh oder traurig sein sollte. Würde er ein Kind, sein eigenes Fleisch und Blut, auch so grausam behandeln? Sie hatte keine Zeit, lange darüber nachzudenken. Ihr Mann kam langsam auf sie zu. Was hatte er sich nun für eine Grausamkeit ausgedacht? Aus seinen Jacketttaschen zog er langsam mehrere Lederriemen.

      Lächelnd ging er auf seine Frau zu. »Du ziehst dich jetzt am besten erst einmal aus. Wir wollen doch deine Haut streicheln und nicht dein Kleid.« Genüsslich ließ er die Riemen durch seine Hand gleiten. »Und du willst doch gestreichelt werden, oder?« Hämisch grinsend sah er sie an. Wenn sie verneinte, würde es noch schlimmer werden, also nickte sie.

      »Brave Frau, du lernst dazu, scheint mir! Ausziehen, sofort!« Bea tat, wie ihr geheißen. »Leg dich auf das Bett, auf den Bauch. Ich werde dich erst einmal fesseln. Dann hast du mehr von meinen, wie soll ich es nur nennen … Liebkosungen?« Jetzt lachte er laut. Bea glaubte, den Teufel persönlich zu hören. Sie versuchte sich ganz in sich zurückzuziehen und einfach nicht mehr da zu sein. Doch es half nicht viel!

      *

      Nach zwei Stunden klopfte Sophia vorsichtig an die Tür ihrer Herrin. Sie hörte ein Stöhnen und drückte die Klinke leise nach unten. Sie fand Beatrice auf dem Bauch liegend und mit einem Tuch zugedeckt. Sie bewegte sich nicht. Die Arme waren immer noch am Bettgitter festgeknotet. Schnell löste Sophia die Riemen. Beatrice stöhnte vor Schmerzen. Die Handgelenke waren wund gescheuert.

      Plötzlich betrat Sir Michael das Zimmer. Fertig angekleidet wollte er anscheinend ausgehen. Seine Frau keines Blickes würdigend, zupfte er an seinen Hemdsärmeln, bis sie für ihn richtig saßen. Wie beiläufig sagte er beim Durchschreiten des Zimmers zu Sophia: »Meine Frau hat mal wieder nicht aufgepasst und sich an den Handgelenken verletzt. Schauen Sie zu, dass dies bis morgen nicht mehr sichtbar ist.« Und mit einem süffisanten Unterton in der Stimme fuhr er fort: »Was soll denn unser neuer Nachbar denken, wenn er mitbekommt, wie ungeschickt meine Frau ist?« Hart fiel die Tür hinter ihm ins Schloss.

      Sophia beugte sich zu Bea und flüsterte: »Er ist weg. Ich werde jetzt vorsichtig die Bettdecke anheben.« Bea nickte kaum merklich. Die Zofe hob langsam das Tuch. Am liebsten hätte sie es gleich wieder fallengelassen. Dieser verdammte Satan! Der ganze Rücken war von blutigen Striemen gezeichnet. Sophia musste an sich halten, um nicht laut zu schreien vor Entsetzen. »Bleiben Sie so liegen, ich werde Ihnen vorsichtig lindernde Umschläge auf den Rücken legen. Außerdem habe ich bereits einen Tee gegen die Schmerzen mitgebracht.«

      Irgendwann wird er sie töten, ging es Sophia durch den Kopf. Tränen liefen ihr über die Wangen. Wie sollte das nur weitergehen? Mit liebevoller Hingabe versorgte sie ihre Herrin, soweit es ihr nur möglich war. Die ganze Nacht wachte sie an ihrem Bett, wechselte immer wieder die Umschläge und gab ihr Tee gegen die Schmerzen.

      Am Morgen verband sie die Wunden am Rücken und an den Handgelenken fester, um ein Verrutschen beim Ankleiden zu verhindern. Ganz vorsichtig half Sophia Lady Beatrice beim Anziehen eines Kleides. Es hatte lange Ärmel wie viele Kleider in ihrem Schrank, die ihr Mann für sie gekauft hatte. Er macht sich wahrlich viele Gedanken um meine Kleidung, dachte Bea verzweifelt. Da sie sich noch nicht sicher auf den Beinen fühlte, begleitete Sophia ihre Herrin die Treppe hinunter. Beatrice war ihr für die Hilfe sehr dankbar. Ins Frühstückszimmer musste sie jedoch allein gehen.

      Ihr Mann war schon da und wartete. »Na, da kommt ja meine Langschläferin!« Vor den Dienern nahm er sie fest in die Arme. Beatrice wurde schwindelig vor Schmerzen. »Und ganz blass siehst du aus, meine Liebe. Du musst unbedingt etwas essen!« Fremde hätten ihn in diesem Moment gewiss für einen liebevollen und umsorgenden Ehemann gehalten. Mit breitem Lächeln befüllte er ihren Teller großzügig mit allerlei leckeren Dingen. Bei der Vorstellung, jetzt essen zu müssen, spürte sie Übelkeit in sich aufsteigen. Doch sie wusste, ihr blieb nichts anderes übrig, bis sie den letzten Bissen geschluckt hatte. Vorher würde er keine Ruhe geben.

      »So mein Liebling, nun iss dich mal richtig satt.«

      Beatrice fing mechanisch an zu essen. Durchhalten, dachte sie nur. Nicht denken, einfach essen.

      »Aber so lächle doch einmal! Ich glaube, du freust dich gar nicht, mich zu sehen.« Ihr Mann schaute sie traurig an.

      Was für ein Schauspieler, dachte sie angeekelt. »Verzeih, ich habe so großen Hunger!« Sie versuchte, ihrer Stimme einen sicheren Klang zu geben.

      »Das ist fein, dann kann Samson dir deinen Teller noch einmal füllen.« Zum Diener gewandt sagte er mit kalter Stimme: »Ist das klar?« Samson machte zur Bestätigung einen tiefen Diener.

      »So, ich werde mich nun zurückziehen. Ich muss schließlich arbeiten, damit ich meine kleine Frau ernähren kann.« Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn und verließ den Raum.

      Endlich,