Название | Jake kämpft um sein Glück |
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Автор произведения | Charlotte Paul |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783944987187 |
Sie lief schnell näher zum Fenster, um besser zum Tor schauen zu können. Es war nicht ihr Mann, es war eine Kutsche. Ihr Gatte war heute auf seinem Pferd unterwegs, um seine Bauern zu kontrollieren, also konnte er es nicht sein. Vor Erleichterung vergaß sie fast, sich Gedanken über den Besuch zu machen, der soeben aus der Kutsche steigen musste.
Sie sah an sich herunter. So konnte sie niemanden empfangen. Rasch lief sie aus der Bibliothek nach oben in ihr Zimmer. Sophia, ihre alte Zofe, räumte gerade das Zimmer auf. Ganz in Gedanken versunken schrak sie fürchterlich zusammen und sah entsetzt auf ihre Herrin, die mit Schwung die Tür aufgestoßen hatte.
»Keine Sorge, ich bin es nur!«, beruhigte Beatrice sie. »Ich muss mich ganz schnell umziehen, eine Kutsche ist gerade vorgefahren. Vielleicht Besuch für meinen Mann. Hilf mir bitte, wir müssen uns beeilen!«
Erleichtert, dass es Lady Beatrice war und nicht Sir Michael, suchte Sophia hastig ein passendes Kleid aus dem Schrank. »Lady Beatrice, fangen Sie schon an, die Nadeln aus Ihrem Haar zu ziehen. Ich lege schnell noch die frische Wäsche bereit.«
Sie waren beide ein eingespieltes Team. Aus Angst vor dem Hausherrn halfen sie sich gegenseitig und standen einander bei. Sophia kannte Lady Michael erst seit ihrer Heirat. Mit fünfzig Jahren hatte sie nicht mehr damit gerechnet, noch einmal eine Anstellung zu bekommen. Junge Frauen waren gefragt, da man davon ausgehen konnte, dass sie nicht so oft krank wurden und man ihnen mehr Arbeit zumuten konnte. Außerdem hatte Sophias Figur einen beträchtlichen Umfang erreicht, sodass sie nicht mehr die Schnellste war. Oft genug war dies ein Hindernis gewesen, einen neuen guten Arbeitsplatz zu bekommen. Das Einzige, was für sie sprach, war ihr Gesicht. Sie hatte freundliche Augen und die grauen, streng nach hinten gekämmten Haare standen ihr gut. Zu Sophias eigenem Erstaunen nahm Sir Michael sie tatsächlich in Stellung. Damals wusste sie noch nicht, dass sie diese Zusage nur der Boshaftigkeit ihres neuen Arbeitgebers zu verdanken hatte. Sir Michael wusste genau, dass dies wahrscheinlich die letzte Gelegenheit war, sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen, wollte sie nicht hungern müssen. Somit war er sicher, dass sie nichts riskieren würde, diese Anstellung zu verlieren. Niemals würde sie es wagen, etwas gegen ihren Dienstherrn zu sagen. Sie würde schweigen über das Leben hier im Haus, da war er sich sicher!
Beatrice zog mit fieberhafter Eile die Nadeln aus ihrem Haar. Dunkelbraune Wellen fielen weich über ihren Rücken. Die zarte Figur verschwand fast unter dieser Pracht. Ihre wunderschönen grünen Augen leuchteten vor Aufregung. Doch nicht Vorfreude war es, sondern die Sorge, dass ihr Mann mit der Auswahl ihres Kleides unzufrieden sein könnte und seine Wut an ihr auslassen würde. Er liebte es, wenn er sie wie ein Schmuckstück aus einer Sammlung präsentieren konnte.
Schnell zog sie das dargereichte Kleid an. Es hatte einen äußerst gewagten Ausschnitt, ganz wie Sir Michael es bevorzugte. Der Stoff umhüllte eng anliegend ihre Figur und gab dabei viel zu viel von ihr preis. Hoffentlich war es kein Herr, der zu Besuch kam. Wenn sie die Blicke anderer Männer zu sehr auf sich zog, wurde ihr Ehemann wütend und die Bestrafung folgte später ganz gewiss. Es war ein Spiel für ihn, so dachte sie manchmal. Sie musste auf seinen Wunsch hin diese freizügigen Kleider tragen und natürlich konnten die Herren nicht widerstehen, einen Blick auf dieses reizende Dekolleté zu werfen. War sie dann wieder allein mit ihrem Gatten, beschuldigte er sie, den fremden Herren schöne Augen zu machen. Es war immer das Gleiche.
Mit bangem Herzen schaute sie Sophia zu, wie diese gekonnt ihr offenes Haar zu einer wunderschönen Frisur verwandelte. Endlich war sie fertig. Ein letzter kontrollierender Blick in den Spiegel, und sie ging nach unten, um zu erfahren, wer denn nun mit der Kutsche angekommen war. Auf halber Treppe sah sie gerade noch, wie Johnson, der Butler, einen elegant gekleideten Herrn in die Bibliothek führte. Was sollte sie tun? Am besten wartete sie, bis der Butler wieder herauskam. Dann konnte sie ihn fragen, wer dieser Herr war.
Lange musste sie nicht lange warten und Johnson kam zurück in die Halle. Sie winkte ihn zu sich. Mit einer geradezu aufreizenden Langsamkeit kam er zu ihr.
»Wer ist das? Ist das ein Freund von meinem Mann?«, fragte Bea leise.
»Es ist Lord Auston, Mylady. Unser neuer Nachbar.«
»Reden Sie doch leiser, bitte!« Bea schaute sich vorsichtig um, als ob sie befürchtete, ihr Mann käme jeden Moment aus einer Ecke gesprungen. »Und was will er hier? Möchte er auf meinen Mann warten?«
»Ich sagte ihm bereits, dass Sir Michael nicht anwesend sei. Doch fragte er dann nach Ihnen.« Ohne eine Gefühlsregung im Gesicht schaute er Bea an. »Soll ich Tee bringen lassen, Mylady?«
»Ja, ja, machen sie das!«
Was sollte sie nur tun? Beatrice knetete aufgeregt ihre Hände. Begrüßte sie den Besucher, würde ihr Mann sie beschuldigen, ihn verführen zu wollen. Begrüßte sie ihn nicht, würde er sie beschimpfen, unhöflich zu sein. Sie zitterte am ganzen Körper, gab sich dann aber einen Ruck und ging auf die Bibliothek zu. Gerade wollte sie die Türe öffnen, da hörte sie die Stimme ihres Mannes an der Haustür. Erschrocken sah sie sich um. Wie erstarrt blieb sie stehen. Mit einem ironischen Grinsen schritt er auf sie zu. Er ließ seinen Blick langsam über sie hinweggleiten.
Mit einem kalten Lächeln fragte er sie: »Na, mein Liebling, freust du dich auch, mich zu sehen? Hast du dich für mich so hübsch gemacht?« Er hob ihr Kinn mit einem Finger nach oben, sodass ihr nichts anderes übrig blieb, als ihn anzusehen. Bea wollte ihr Gesicht wegdrehen, doch sofort hielt er sie mit eiserner Hand fest. »Nicht doch, meine Schöne! Du willst doch nicht, dass ich traurig werde, oder?« Er blickte seine Frau mit seinen harten Augen an.
Zum Glück kam in diesem Augenblick Johnson, der alte Butler. Beatrice befürchtete, wenn ihr Mann weiter ihr Kinn so festhielte, würde es bald blau anlaufen.
Er ließ sie langsam los und sah seinen Butler erwartungsvoll an. »Was ist nun? Wollten Sie mir nicht etwas sagen?«, fragte er ärgerlich.
»Sie haben Besuch, Sir Michael.« Bea bemerkte, wie der alte Mann leicht zitterte.
Ihr Gatte lächelte böse: »Na also, warum nicht gleich so? Und darf man erfahren, wer es ist oder soll ich es erraten?«
In diesem Moment öffnete sich die Tür zur Bibliothek und der Besucher kam heraus. »Ich hörte gerade, dass nach mir gefragt wurde. Da dachte ich, ich komme gleich persönlich zu Ihnen, um mich vorzustellen.« Er schenkte dem Butler ein freundliches Lächeln, der sich dankbar zurückzog. Das Lächeln des Besuchers verschwand allerdings, als sein Blick den Hausherrn traf. »Ich bin Ihr neuer Nachbar, Lord Auston!« Er nickte Sir Michael kurz zu, bevor er sich an Bea wandte. »Lady Michael, es ist mir ein Vergnügen!«
Bea sah sofort angstvoll zu ihrem Mann, der sie mit einem wütenden Blick bedachte. Schnell machte sie einen Knicks vor ihrem Gast. Lord Auston bemerkte den ängstlichen Ausdruck im Gesicht der Lady. Sie war eine wunderschöne Frau, wie er zugeben musste. Auf den ersten Blick machte sie den Eindruck einer sehr offenherzigen Dame in diesem extravaganten Kleid mit dem äußerst großzügigen Ausschnitt. Doch hatte er das Gefühl, dass sie sich nicht wohl darin fühlte. Außerdem wirkte sie sehr steif, als ob sie vor ihrem eigenen Mann Angst hätte. Was ging hier eigentlich vor?
Lord Auston wendete sich wieder dem Hausherrn zu. »Sir Michael, darf ich Sie morgen zu einem kleinen Empfang einladen? Ich habe vor kurzem Brandon Hall geerbt, wie Sie sicher schon gehört haben, und möchte mich gern mit meinen neuen Nachbarn bekannt machen.«
Der Hausherr sah ihn lächelnd an: »Aber sicher doch, wir kommen gern. Wenn sich meine Frau wohl genug fühlt. Sie ist manchmal etwas empfindlich, müssen sie wissen.« Er schaute Beatrice mitleidig an, bevor er Lord Auston aufforderte: »Aber bitte, begeben wir uns doch in die Bibliothek. Ich würde Ihnen gern einen Schluck meines