Mörder sind nicht zimperlich: 10 Krimis. Walter G. Pfaus

Читать онлайн.
Название Mörder sind nicht zimperlich: 10 Krimis
Автор произведения Walter G. Pfaus
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783745214024



Скачать книгу

still. Bount wiederholte das Klopfen, diesmal lauter und energischer.

      „Wer ist da?“, rief eine männliche Stimme.

      „Reiniger ist mein Name. Entschuldigen Sie die Störung, ich weiß, wie spät es ist, aber die Sache ist ungewöhnlich wichtig.“

      „Gedulden Sie sich einen Moment, bitte.“

      Bount blickte auf seine Uhr. Es vergingen etwa zehn Sekunden, dann wurde die Tür geöffnet. Auf der Schwelle zeigte sich ein schwarzhaariger Mann mit Hakennase.

      „Wissen Sie überhaupt, wie spät es ist?“, fragte er.

      „Ich möchte Mister Finch sprechen“, sagte Bount.

      „Finch? Wer ist das? Mein Name ist Staccato. Hier wohnt kein Mister Finch.“

      „Er hatte vor, Sie zu besuchen.“

      „Tatsächlich? Dafür habe ich keine Erklärung. Darf ich erfahren, worum es geht?“

      „Müssen wir das zwischen Tür und Angel besprechen?“, fragte Bount.

      „Aber nein, mein Lieber, treten Sie ein, aber fassen Sie sich kurz, bitte. Ich habe bis jetzt mit meinem Freund Schach gespielt und finde, dass es Zeit wird, schlafen zu gehen. Das ist Mister Cachez.“ Er wandte sich an seinen Freund, der im Durchgang auftauchte, der das Vorzimmer mit dem Hauptraum verband. „Kennst du einen Mister Finch?“

      „Nein, ich höre den Namen zum ersten Mal“, sagte Cachez.

      Bount durchquerte das Vorzimmer und betrat den großen Raum, der dahinter lag. Er enthielt zwei Türen. Eine führte ins Schlafzimmer, die andere ins Bad.

      „Mit der Lüftung stimmt etwas nicht, wir haben uns bereits beschwert“, entschuldigte Saccato den dicken Rauch, der im Zimmer hing. „Wie Sie sehen, sind Señor Cachez und ich allein. Kein Mister Finch - wer immer das sein mag.“

      Bount hörte einen unterdrückten Laut, der sofort verstummte. Er kam aus dem Bad.

      Bount fragte: „Darf ich mir mal die Hände säubern, bitte?“

      „Bedaure, Sir, das ist kein öffentlicher Waschraum“, sagte Saccato und trat Bount in den Weg.

      „Ich sollte Ihnen sagen, dass ich Privatdetektiv bin“, meinte Bount, „oder ist Ihnen das bekannt?“

      „Nein, das ist mir nicht bekannt.“

      „Ich hege keine Sympathien für diesen Mister Finch, aber ich bin noch weniger geneigt, diejenigen zu schützen, die Finch etwas am Zeuge flicken wollen.“

      „Wovon reden Sie überhaupt? Sie sind in diesen Räumen mein Gast und haben kein Recht sich hier aufzuspielen. Ich war bereit, Sie wie einen Gentleman zu behandeln, aber Ihr Auftreten zwingt mich dazu, Ihnen die Tür zu weisen.“

      „Eine großartige Vorstellung“, meinte Bount, „nur beeindruckt sie mich leider nicht.“

      Er versuchte an Saccato vorbeizugehen. Der riss die Rechte hoch und traf, aber der Schlag zeigte nicht die erhoffte Wirkung. Es sei denn diejenige, dass er Bount wütend machte. Bount konterte blitzschnell. Er traf härter und genauer. Saccato geriet ins Stolpern und hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Er wäre gefallen, wenn es ihm nicht in letzter Sekunde gelungen wäre, sich an einer Sessellehne festzuhalten.

      Cachez hatte die Hände geballt und machte den Eindruck, als wollte er eingreifen, aber er rührte sich nicht vom Fleck, als Bount auf das Badezimmer zuging und die Tür aufriss.

      Vor ihm, auf den bunten Bodenkacheln, lag Mike Finch. Er blutete aus einer Kopfwunde und rührte sich nicht. Über ihm stand ein hochgewachsener, dunkelhaariger Mann, der eine Pistole mit Schalldämpfer in der Rechten hielt. Die Mündung zielte auf Bount.

      „Ich bin Señor Barradon“, höhnte der Mann, dessen Finger den Druckpunkt des Abzugs erreicht hatte. „Sie hätten auf Señor Saccato hören und gehen sollen. Jetzt zwingen Sie mich, Ihrem Abgang eine neue Richtung zu verschaffen. Er wird im Jenseits enden.“

      10

      Bount wies auf Finch: „Ist er tot?“

      „Noch nicht“, sagte Barradon, „aber seine Chancen stehen nicht besser als Ihre.“

      „Ich nehme an, Sie haben gehört, was ich sagte, als ich mich mit Ihrem Freund Saccato unterhielt. Ich bin Privatdetektiv. Mein Auftraggeber heißt Gregg Elmer. Sie kennen ihn. Er ist Direktor des Kenwood Plaza. Ein Mann meiner Erfahrungen geht nicht in die Höhle des Löwen, ohne gewisse Vorkehrungen getroffen zu haben. Sie wären schlecht beraten, wenn Sie diese Fakten außer Acht ließen.“

      „Bluff, alles Quatsch!“, höhnte Barradon.

      „Nein, ihm können wir glauben“, mischte sich Saccato ein. „Finch ist ein Spinner, der hat nur mit billigen Tricks gearbeitet, aber Reiniger ist aus anderem Holz geschnitzt. Wollen Sie nicht Platz nehmen, Sir?“

      Bount drehte sich um.

      „Warum nicht?“, antwortete er und verließ das Badezimmer. Er spürte dabei ein seltsames Kribbeln auf der Haut. Er hasste es, eine geladene Waffe in seinem Rücken zu haben, aber er durfte sich nicht anmerken lassen, wie ihm zumute war. Im Gegenteil, es war von großer Bedeutung, dass er seinen Gegnern das Gefühl vermittelte, die Situation völlig unter Kontrolle zu haben - eine Zielsetzung, die angesichts der Pistole in Barradons Hand geradezu grotesk erschien.

      Bount setzte sich. Er blickte nicht über die Schulter, wusste jedoch, dass Barradon auf die Badezimmerschwelle getreten war und die Szene mit der Waffe beherrschte.

      „Sie sind Privatdetektiv, ein Mann mit einem großen Namen“, sagte Saccato und setzte sich Bount gegenüber. „Myers schwärmt von Ihnen.“

      „Wo ist er?“

      „Ich wäre glücklich, wenn ich darauf die Antwort wüsste“, sagte Saccato, „aber betrüblicherweise hat er versäumt, uns mitzuteilen, wie seine neue Adresse lautet. Er hat für uns gearbeitet. Nebenberuflich. Wir sind Exil-Kubaner, die ohne einen gewissen Schutz nicht auskommen. Myers, der organisatorische Fähigkeiten besitzt und über eine untadelige Polizeiausbildung verfügt, war, wie wir meinten, der richtige Mann, um unsere Interessen zu wahren.“

      „Was ist mit Missis Elmer?“

      „Was soll mit ihr sein? Keine Ahnung!“

      „Sie wurde entführt.“

      „Das ist sehr betrüblich, aber meine Freunde und ich haben jetzt unsere eigenen Sorgen. Wir können momentan für die Schicksale anderer Menschen nicht das Mitgefühl aufbringen, das sie verdienen mögen. Ich will zur Sache kommen, Sir. Wir sitzen ganz schön in der Klemme. Finch hat versucht, uns zu erpressen ... so wie Virginia Leggins bemüht war, uns auszunehmen. Wir haben, wenn Sie so wollen, auf die falschen Pferde gesetzt. Jetzt sind wir gezwungen, die Notbremse zu ziehen. Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Arbeiten Sie für uns! Übernehmen Sie Finch! Sorgen Sie dafür, dass wir das Geld zurückerhalten! Sie erwartet dabei eine Provision von ...“

      „Juan!“, sagte Cachez scharf. Es war offenkundig, dass er mit Saccatos Vorschlag nicht einverstanden war, aber der winkte nur ärgerlich ab und fuhr fort: „... von dreihunderttausend Dollar. Das sind ungefähr zehn Prozent der Summe, die uns gestohlen wurde.“

      „Wer hat sie gestohlen?“

      „Meine Freunde hier glauben, dass Myers der Täter ist, aber ich halte ihn immer noch für integer und glaube, dass er den oder die Räuber zu stellen versuchte und dabei unter die Räder geriet.“

      „Wer hat Leggins erschossen?“

      „Er hat nur bekommen, was er verdiente.“

      „Wer hat es getan?“

      „Sie erwarten hoffentlich nicht, dass ich Namen nenne, aber ich stehe für das Geschehen gerade. Er hat uns bestohlen.