Mörder sind nicht zimperlich: 10 Krimis. Walter G. Pfaus

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Название Mörder sind nicht zimperlich: 10 Krimis
Автор произведения Walter G. Pfaus
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783745214024



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bin gern bereit, mir Ihre Version des Geschehens anzuhören“, spottete Mike Finch und legte ein Bein über das andere. Während er das tat, blies er Saccato, der ihm gegenüber Platz genommen hatte, den Rauch geradewegs ins Gesicht, aber infolge der Distanz, die zwischen ihnen lag, erreichten die blaugrauen Schwaden nicht ihr Ziel.

      Saccato lächelte.

      „Wir sind, wie Sie wissen, Exil-Kubaner. Wir sind keine Abenteurer und wissen, dass sich das Schweinebucht-Abenteuer nicht wiederholen lässt. Wir glauben jedoch, dass sich auf der Insel eine Opposition durchsetzen könnte - immer vorausgesetzt, sie erhält die finanziellen Mittel, die für eine wirkungsvolle Arbeit unerlässlich sind. Meine Freunde und ich haben es uns zur Aufgabe gemacht, diese Mittel zu beschaffen. Es geht dabei um Millionen. Eines Tages entdeckten wir, dass das schöne Geld, das wir für eine gute Sache auftreiben, zu einem nicht geringen Teil in den Taschen derjenigen verschwindet, die sich als gute Patrioten aufspielten. Ist es nicht so, Freunde?“, wandte er sich an die beiden Männer. Cachez und Barradon nickten. „In diesem Zusammenhang sollte nicht unerwähnt bleiben, dass wir mit Hilfe von Mister Myers, dem Hoteldetektiv, eine kleine, schlagkräftige Truppe aufbauten, die dem Ziele dient, uns unangreifbar zu machen und, last but not least, die hohen Bargeldbeträge zu sichern, die ständig durch unsere Hände gehen.“

      Mike Finch drückte seine Zigarette in einem Ascher aus.

      „Mich interessiert nur mein Geld“, sagte er.

      „Es ist nicht Ihr Geld, mein Lieber“, meinte Saccato. „Das ist es niemals gewesen. Sie haben es Leggins abgenommen. Und der hat es sich widerrechtlich angeeignet. So gesehen haben wir uns nur unser Eigentum zurückgeholt.“

      „Ja, so gesehen haben Sie natürlich recht“, höhnte Mike Finch, „aber Sie vergessen, dass ich die Zusammenhänge durchschaue, die wichtigsten jedenfalls, und dass ich Sie alle miteinander hochgehen lassen kann, wenn Sie nicht zahlen.“

      „Sie haben mich unterbrochen“, sagte Saccato gelassen. „Wie gesagt, wir entdeckten, dass große Teile des für gute Zwecke gedachten Geldes in Kanäle flossen, die sich nicht an patriotischen Zielen orientierten, sondern ausschließlich an privatem Eigennutz. Es war für uns eine Lehrstunde, aus der wir Konsequenzen zogen. Wir fanden, dass das Geld ebensogut unserem Wohlbefinden dienen könnte - der Sicherung unserer Zukunft.“

      Mike Finch beugte sich nach vorn. „Und?“

      „Wir zeigten uns weiterhin als Meister der Geldbeschaffung“, erwiderte Saccato. „Unsere Landsleute und auch andere, die unsere Arbeit unterstützen, lassen große Geldmengen in unsere Kassen fließen. Seit einiger Zeit sind wir entschlossen, sie für uns zu behalten.“

      „Widerrechtlich, versteht sich“, sagte Mike Finch.

      „Genau. Aber wären Sie wohl imstande, einem solchen Millionenköder zu widerstehen?“, fragte Saccato.

      „Was mich angeht, so bin ich schon zufrieden, wenn ich meine Achtzigtausend zurückbekomme“, meinte Finch.

      „Sie werden einen Schuss in den Kopf kassieren, mein Lieber. Blei statt Gold. Was halten Sie von diesem Alternativvorschlag?“

      Mike Finch zuckte zusammen. Er wandte den Kopf, weil er an der Tür eine Bewegung wahrgenommen hatte. Barradon hielt plötzlich eine großkalibrige Pistole in der Hand und war damit beschäftigt, einen Schalldämpfer auf die Mündung zu schrauben.

      „Lassen Sie diesen Quatsch!“, stieß Finch hervor, der plötzlich aufhörte, sich als Herr der Situation zu fühlen. „Ich sagte Ihnen schon, dass ich schriftlich hinterlegt habe, wo ich bin und was Sie auf dem Kerbholz haben. Wenn mir etwas zustößt, können Sie sich begraben lassen.“

      „Ich bin richtig froh, dass Sie gekommen sind“, meinte Saccato. „Merkwürdigerweise erleichtert es mich, über Dinge zu sprechen, die im Grunde unausgesprochen bleiben sollten. Aber so ist der Mensch. Er muss hin und wieder Luft ablassen. Ich tue es Ihnen gegenüber, weil Sie keine Chance erhalten werden, die Ihnen genannten Informationen weiterzuleiten. Sie werden diese Räume nicht lebend verlassen, Finch.“

      „Sie bluffen!“

      „Denken Sie einmal nach! Ich kann es mir nicht leisten, Sie ziehen zu lassen. Oh, die Achtzigtausend wären natürlich ein Klacks für uns, wie Sie es ausdrückten, aber darum geht es nicht. Sie wissen, dass bei uns mehr zu holen ist, sehr viel mehr. Sie würden früher oder später versuchen, uns anzuzapfen. Abgesehen davon wäre es idiotisch von uns, einen Mann zu schonen, der weiß, wer für die Morde an den beiden Leggins verantwortlich zeichnet. Übrigens irren Sie, wenn Sie glauben, dass die beiden sterben mussten, weil Charly so miserabel arbeitete und unfähig war, unseren Auftrag zu erfüllen. Er hat uns bestohlen. Um dreihunderttausend Dollar. Wir sind zu spät dahintergekommen. Er hat das Geld aus meinem Zimmer entwendet. Wie finden Sie das?“

      „Es ist Ihre Schuld, nehme ich an. So viel Geld lässt nur ein Dummkopf im Zimmer herumliegen.“

      „Wir nehmen Bares ein, und wir geben es bar weiter - so war es jedenfalls bis vor kurzem“, sagte Saccato. „Konspirative Geldbeträge laufen nur selten über Bankkonten. Das war ja einer der Gründe, die uns dazu brachten, Myers eine einträgliche Nebenarbeit zu beschaffen.“

      „Sie schweifen ab. Was ist aus dem Geld geworden?“, fragte Mike Finch.

      „Aus den Dreihunderttausend? Etwa ein Drittel hat er aus Sicherheitsgründen Ihnen zur Aufbewahrung überlassen“, sagte Saccato. „Nicht in bar, versteht sich, sondern in einem Paket, über dessen Inhalt er Ihnen irgendetwas vorschwindelte - oder sollte er Ihnen gesagt haben, was es enthält?“

      „Nein“, knurrte Finch. „Soweit hat er mir nicht vertraut. Er sprach von wichtigen Papieren, das war alles. Tatsächlich öffnete ich das Paket erst, nachdem ich gehört hatte, was ihm zugestoßen ist.“

      „Was hätten wir denn tun sollen? Wir haben uns immerhin zweihunderttausend zurückgeholt. Betrüblicherweise wusste Virginia Leggins über uns Bescheid. Sie hat das wohl von Charly erfahren. Jedenfalls versuchte sie uns zu erpressen, so dass wir uns gezwungen sahen, sie aus dem Verkehr zu ziehen. Inzwischen hatten wir auch erfahren, dass Sie Charlys einziger Freund waren, und wir hielten es für eine gute Idee, uns an Sie zu wenden. Dabei kassierten wir weitere Achtzigtausend ab. Da Sie durch Charly wussten, für wen er arbeitete, kamen Sie her, um sich das Geld zurückzuholen. Sie spielten und spielen den starken Mann, aber der sind Sie nicht, dafür habe ich eine Nase. Sie sind ein kleiner Ganove, der seine Karten überreizt hat.“

      „Was ist mit Myers?“, krächzte Mike Finch. Das Schicksal des Hoteldetektivs war ihm völlig gleichgültig. Ihm kam es jetzt nur darauf an, Zeit zu gewinnen, und dafür war jedes Thema recht.

      „Oh, Myers“, seufzte Saccato. „Ein guter Mann. Wir haben keine Ahnung, wo er sich aufhält. Allerdings spricht vieles dafür, dass er nicht so ehrenwert ist, wie wir glaubten. Meine beiden Freunde hier sind jedenfalls der Meinung, dass er mit unserer Kasse durchgebrannt ist ... mit fast drei Millionen Dollar.“

      „Oh, Mann!“, hauchte Finch.

      „Ich verfolge noch eine andere Spur“, sagte Saccato, „aber es würde zu weit führen, Ihnen das auseinanderzusetzen.“ Er wandte sich an Barradon. „Tut mir leid, mein Junge ... aber ich muss dich jetzt bitten, an die Arbeit zu gehen.“

      9

      Bount erkundigte sich an der Rezeption nach Mike Finch, aber ein Mann dieses Namens war nicht im Hotel abgestiegen. Bount überließ dem Portier eine Zehndollarnote und sagte: „Es ist sehr wichtig für mich, den Mann zu finden - und zwar rasch. Er ist groß und breitschultrig, ein rothaariger, irischer Typ, der sofort auffällt und der ...“

      „Oh, an den erinnere ich mich“, fiel der Portier ihm ins Wort und ließ die Zehndollarnote in seiner Ärmelmanschette verschwinden. „Er wollte wissen, in welchem Zimmer Señor Saccato wohnt. Ich habe es ihm gesagt, Sir.“

      „Und wo wohnt Señor Saccato?“

      „Im