Mörder sind nicht zimperlich: 10 Krimis. Walter G. Pfaus

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Название Mörder sind nicht zimperlich: 10 Krimis
Автор произведения Walter G. Pfaus
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783745214024



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Xenia.“ Er lachte. „Du wirst natürlich dein Bestes tun, um den Irrtum aufzuklären. Du wirst ihnen mitteilen, wie es wirklich war, aber kein Mensch wird dir glauben. Good bye, Dick - du warst mir ein prächtiger Lehrer.“

      12

      Hugh Dexter lenkte den Wagen an den Bürgersteigrand, stoppte und stieg aus. Ihm war niemand gefolgt, trotzdem hatte er ein flaues Gefühl im Magen, als er das Fahrzeug verschloss und zur Kreuzung ging. Er beobachtete das Haus, in dem Mary Myers wohnte, fast zehn Minuten, ehe er es wagte, hineinzugehen. Er klingelte zweimal kurz und einmal lang an Marys Wohnungstür. Sie öffnete ihm sofort. Mary Myers empfing ihn in einem Straßenkostüm. Sie hielt eine Zigarette in der Hand und sah ängstlich aus.

      „Alles okay?“, fragte sie.

      „Klar. Mir ist niemand gefolgt - und Dick liegt mit einer gebrochenen Haxe in der Falle.“

      „Er tut mir leid“, sagte Mary. Sie schnippte die Zigarette ins Treppenhaus und machte kehrt, um zwei Reisetaschen aufzuheben, die in der Diele standen. „Nimmst du die Koffer?“ bat sie ihn.

      Hughs Augen weiteten sich.

      „Bist du verrückt?“, fragte er halblaut. „Weshalb sollen wir uns mit den alten Klamotten abschleppen? Der Plunder taugt doch nichts. Du kannst dir kaufen, wonach dir der Sinn steht ...“

      „Ich kann mich nicht so einfach von allem trennen, woran ich hänge“, meinte Mary. „Los, mach schon! Wo stehst du mit dem Wagen?“

      „Gleich um die Ecke.“

      „Dir ist niemand gefolgt?“

      „Schäfchen“, meinte Hugh und nahm die Koffer an sich. „Sehe ich aus wie ein Anfänger? Ich wäre nicht hier, wenn sich jemand an meine Fersen gehängt hätte.“

      „Ich habe getan, worum du mich gebeten hast“, sagte Mary. Sie wartete, bis Hugh mit den beiden Koffern die Wohnung verlassen hatte und zog die Tür ins Schloss. Sie gingen zum Lift. „Ich habe den Polizeifunk abgehört.“

      „Und?“, fragte Dexter Hugh.

      „Sie haben die Kubaner hochgehen lassen. Saccato, Cachez und Bandorra, oder wie der Knilch heißt. Außerdem haben sie Mike Finch verhaftet. Das Ganze ist Reinigers Werk.“

      „Großartig“, sagte Hugh. „Das wird ihn bis in den frühen Morgen hinein mit der Polizeiarbeit aufhalten. Danach wird er sich aufs Ohr hauen. Wenn er versuchen sollte, dir oder mir einen Besuch abzustatten, sind wir längst über alle Berge.“

      Kurz darauf betraten sie die Straße. Sie überquerten die Fahrbahn. Im Osten graute der Morgen herauf.

      „Ich hatte eben ein verdammt ungutes Gefühl im Magen“, sagte Hugh. „Die Vorstellung, dass jemand den Wagen klauen könnte, in dem die drei Millionen liegen, hat mich fast um den Verstand gebracht.“

      Sie erreichten den Wagen und stellten die Gepäckstücke ab. Hugh trat an das Wagenheck und holte die Schlüssel aus seiner Hosentasche. Mary trat dicht hinter ihn.

      Dexter Hugh blickte nervös die Straße hinauf und hinab, aber weit und breit war niemand zu sehen. Ein plötzlicher Stoß, den er erhielt, ließ ihn zusammenfahren.

      Hugh schnappte buchstäblich nach Luft. Er spürte, wie ihn ein Gefühl tiefster Enttäuschung und jähen Zorns geradezu Übelkeit verursachte.

      „Keine falsche Bewegung“, zischte Mary dicht an seinem Ohr. „Ich weiß, dass du bewaffnet bist. Wenn du nicht spurst, drücke ich ab, dann bist du ein toter Mann.“

      Dexter Hugh schloss die Augen.

      „Warum?“, fragte er nur.

      „Drei Millionen sind ein guter Grund, nicht wahr?“, meinte Mary Myers und presste eine Pistolenmündung in Dexter Hughs Rücken. „Es richtet sich nicht gegen dich. Nicht persönlich, meine ich. Du bedeutest mir viel. Du bist ein klasse Liebhaber. Aber wenn es um drei Millionen geht, ziehe ich es schon vor, das Geschäft ohne dich zu machen. Ich konnte nicht früher aktiv werden, weil du es versäumt hast, mir das provisorische Geldversteck mitzuteilen. Weißt du, dass ich allen Ernstes befürchtete, du könntest dir das geraubte Geld schnappen und ohne mich abhauen? Ich betrachte es als Kompliment, dass du Wort gehalten hast. Ich scheine dir viel zu bedeuten.“

      „Du kommst nicht weit. Ich finde dich!“, drohte er.

      „Du wirst dich hüten, deinen Job zu verlassen. Er ist alles, was dir noch bleibt.“

      „Mary ...“

      „Schließ’ schon den verdammten Kofferraum auf und lege mein Gepäck hinein!“, zischte sie. „Ich bin ein bisschen nervös. Ich weiß, wie ich mit diesem Schießprügel umzugehen habe. Dick hat es mir gezeigt. Also keine Mätzchen, bitte. Sie könnten für dich mit einer Katastrophe enden.“

      Hugh drehte den Schlüssel herum. Die Kofferraumklappe schwang hoch. Hugh gab einen unartikulierten Laut von sich. Seine Augen wurden groß und rund.

      „Was ist los, worauf wartest du noch?“, stieß Mary Myers wütend hervor. Plötzlich lachte Dexter Hugh. Es klang grotesk und hysterisch. „Ich drücke ab, wenn du nicht spurst!“ drohte Mary Myers.

      Hugh drehte sich um.

      „Das Geld ist weg“, sagte er. „Bitte überzeuge dich davon.“

      13

      „Du bluffst!“, stieß Mary Myers hervor, aber sie sah im Licht der Straßenlampe sehr wohl, dass der Kofferraum leer war.

      „Ich hatte nur zwei Koffer darin. Sie enthielten das Geld, sonst nichts“, sagte Dexter Hugh. „Jetzt sind sie weg.“

      „Sie können sich doch nicht in Luft auflösen!“

      „Das haben sie auch nicht getan“, ertönte plötzlich eine männliche Stimme aus einem dunklen Hauseingang, der mit dem Wagen auf einer Höhe lag.

      „Reiniger!“, entfuhr es Mary Myers.

      Sie wirbelte auf den Absätzen herum und schoss blindlings, praktisch aus der Hüfte. Sie wollte erneut abdrücken, aber in diesem Moment schlug Hugh ihr die Waffe aus der Hand. Mary Myers stieß einen Schmerzensschrei aus. Sie versuchte sich auf die Waffe zu stürzen, stolperte jedoch über Hughs vorschnellenden Fuß. Dexter Hugh gab der Pistole einen Tritt. Die Waffe rutschte über den glatten Asphalt und blieb in der Mitte der Fahrbahn liegen.

      „Ich hoffe, Sie honorieren, was ich soeben für Sie getan habe“, sagte Dexter Hugh und blickte in das Dunkel des Hauseingangs, ohne Bount wahrzunehmen. „He, sind Sie verletzt?“

      „Nein“, erwiderte Bount und trat ins Licht der Straßenlampen, mit einem Revolver in der Rechten.

      Über ihnen wurde ein Fenster aufgestoßen.

      „Was ist los da unten?“, fragte eine weibliche Stimme. „Hat jemand geschossen?“

      „Ja“, rief Bount zurück, ohne seine Gegner aus den Augen zu lassen. „Alarmieren Sie die Polizei.“

      „Sie sind wahnsinnig“, sagte Hugh. „Polizei! Sie haben das Geld, nicht wahr? Meine beiden Koffer. Warum sind Sie damit nicht einfach getürmt?“

      „Das ist eine Sache der inneren Einstellung“, meinte Bount und sah zu, wie Mary Myers sich mühsam erhob. „Ich bin hergekommen, weil ich fühlte, dass hier die Entscheidung fällt. Als ich hinter Mary Myers Wohnungsfenstern Licht brennen sah, wusste ich, dass sie mit Fluchtvorbereitungen beschäftigt war. Ich wartete, bis Sie aufkreuzten und erlaubte mir, mit Hilfe eines kleinen Werkzeugsets den Kofferraum Ihres Wagens zu öffnen und ihm Ihre Beute zu entnehmen.“

      „Oh, Mann“, sagte Hugh.

      „Drehen Sie sich um!“, sagte Bount. „Ziehen Sie mit der Linken die Waffe aus der Schulterhalfter und lassen Sie sie fallen!“