Literaturvermittlung und Kulturtransfer nach 1945. Группа авторов

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Название Literaturvermittlung und Kulturtransfer nach 1945
Автор произведения Группа авторов
Жанр Документальная литература
Серия Edition Brenner-Forum
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783706561228



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Bundesrepublik im Jahr 1952 als Dozent für deutsche Literatur und Musikwissenschaft an den Universitäten von Maryland und Marygrove College, Detroit, arbeitete. Gürster lebte ab 1960 als freier Schriftsteller in München, wo er 1980 auch starb. Er publizierte neben Essays und Aufsätzen im Hochland47 bei Herder in Freiburg eine Reihe von Taschenbüchern, die ihn als „wortgewaltigen Kritiker der industriellen-technischen Welt und des banalen Zukunftsoptimismus einer ‚metaphysiklosen Gesellschaft‘“48 auswiesen; Peter de Mendelssohn nannte ihn gar einen „militanten Traditionalisten“.49 Nur: Weder in diesen Publikationen noch im brieflichen Verkehr mit Schöningh spielten Emigration und Exil irgendeine Rolle. Gürster schrieb im Hochland nicht, weil von ihm oder mit ihm das Gespräch mit einem Remigranten über seine Exilserfahrungen gesucht wurde, sondern weil er an die Traditionen und Positionen anknüpfte, die er im Hochland bereits vor 1933 vertreten hatte. Ähnliches gilt für den deutschen Soziologen russisch-jüdischer Herkunft Elias Hurwicz,50 der das Dritte Reich in Deutschland nur durch eine sog. „privilegierte Ehe“ mit einer deutschen Nichtjüdin überlebt hatte, obwohl er im Hochland im März 1933 eine scharfe kritische Stellungnahme Nationalsozialismus am Scheidewege veröffentlicht hatte, danach dort nur noch unter dem Schutz verschiedener Decknamen publizieren konnte51 und drei seiner Bücher – die Geschichte des russischen Bürgerkriegs, die Geschichte der jüngsten russischen Revolution und die Schrift Zur Reform des politischen Denkens – 1938 auf der „Liste des schädlichen oder unerwünschten Schrifttums“ gelandet waren. Hurwicz’ autobiographischer Beitrag Aus den Erinnerungen eines Abseitigen52 bezog sich jedoch ausschließlich auf die Zeit zwischen den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg und der Weimarer Republik, sparte also die Jahre nach 1933 gerade aus – ein Umstand, den Hurwicz wiederum in einer Hochland-Besprechung an Leo Baecks 1955 erschienenem Buch Dieses Volk. Jüdische Existenz vermerkte, und der ihn zu folgender Deutung veranlasste: