Название | Literaturvermittlung und Kulturtransfer nach 1945 |
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Автор произведения | Группа авторов |
Жанр | Документальная литература |
Серия | Edition Brenner-Forum |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783706561228 |
28 Adorno an den Bayerischen Staatsminister für Unterricht und Kultus Prof. Dr. Rucker, 19.4.1955 (UBEI VA1 I, Autorenkorrespondenz Adorno).
29 So Richard Faber: Das Frankfurter Feld. Versuch eines Überblicks. In: Ders./Eva-Maria Ziege (Hg.): Das Feld der Frankfurter Kultur- und Sozialwissenschaften vor 1945. Würzburg 2007, 15–46, hier 20 (Anm. 6).
30 Adorno an Heinrich Wild, 25.2.1957 (UBEI VA1 I, Autorenkorrespondenz Adorno).
31 So Adorno in einem weiteren Brief an Heinrich Wild, 21.3.1955 (UBEI VA1 I, Autorenkorrespondenz Adorno). Der „hervorragend begabte Jesuitenschüler“ war Karl Heinz Haag (1924–2001). Seine Habil.schrift Kritik der neueren Ontologie erschien 1960 bei Kohlhammer (Stuttgart).
32 Adorno an Wild, 25.2.1957, ebenda.
33 Adorno an Wild, 6.6.1957, ebenda.
34 Geb. am 11.9.1903 als Sohn einer katholischen Mutter, war Adorno am 4. Oktober im Frankfurter Dom katholisch getauft worden, wurde aber dann in der Frankfurter Katharinenkirche im Mai 1918 evangelisch konfirmiert. Vgl. Stefan Müller-Doohm: Adorno. Eine Biographie. Frankfurt/M. 2003, 926 (Taufe), und Lorenz Jäger: Adorno. Eine politische Biographie. München 2003, 23 (Konfirmation). „In dem Fragebogen, den Adorno vor seiner Übersiedlung nach Oxford 1934 ausgefüllt hat, antwortete er auf die Frage: ‚Willigen Sie ein, daß wir für Sie an religiöse Gemeinschaften herantreten?‘ ‚Please no. I am without any touch with ‚positiv‘ religions.‘“ Müller-Doohm, ebenda, 748.
35 Also um 1924; das sind die Jahre der Hochblüte des Weimarer Kulturkatholizismus mit der Wiederbegegnung von Kirche und Kultur in Deutschland, wie der Titel der Carl Muth zum 60. Geburtstag von den Hochland-Redakteuren Max Ettlinger, Philipp Funk und Friedrich Fuchs gewidmeten Festschrift (München 1927) lautet. Zu Begriff und Phänomenbestand vgl. Otto Weiß: Kulturkatholizismus. Katholiken auf dem Weg in die deutsche Kultur 1900–1933. Regensburg 2014, passim.
36 Theodor W. Adorno/Ernst Krenek: Briefwechsel. Hg. von Wolfgang Rogge. Frankfurt/M. 1974, 46. Ich verdanke den Hinweis auf diesen Brief Wolf Gerhard Schmidt (Bayreuth). Ebenfalls zitiert bei Müller-Doohm (Anm. 34), 748.
37 Adorno an Heinrich Wild, 15.11.1954 (siehe nachfolgende Anm. 38).
38 HL 45 (1952/53), 365; auch zitiert bei Alex Demirovič: Zwischen Nihilismus und Aufklärung. Publizistische Reaktionen auf die Minima Moralia. In: Kritische Theorie und Kultur. Hg. von R. Erd, D. Hoß, O. Jacobi u. P. Noller. Frankfurt/M. 1989, 153–170, hier 164f., und bei Müller-Doohm (Anm. 34), 519. Adorno erkundigte sich nach dieser Besprechung brieflich am 14. April 1953 bei Peter Suhrkamp („Im Hochland soll ein großer Aufsatz über die Minima Moralia erschienen sein – könnte ich den haben?“, in: Schopf [Hg.] [Anm. 27], 82), erhielt aber von dort keine Antwort, so dass auf eine weitere Nachfrage Adornos bei Heinrich Wild hin dieser ihm am 9.10.1954 ein Exemplar des Hochland-Hefts mit Krings’ Besprechung schickte mit der Bitte, „Ihre Meinung über diese Besprechung zu erfahren“. Adornos Reaktion: „Rundheraus gesagt, diese Besprechung scheint mir bei weitem das Verständnisvollste und Bedeutendste, was zu meinem Buch gesagt worden ist, und Sie haben mir damit eine ganz ungemeine Freude bereitet. Ich verkenne gewiß nicht die Divergenz der Ausgangs- oder sollte man sagen Endpositionen, aber ich bin zu hoffnungslos von Hegel verdorben, um aus dem Begriff des ‚Standpunkts‘ allzuviel zu machen. Ich glaube, daß, da es nur eine Wahrheit gibt, vor jeder vollzogenen Einsicht die Standpunkte in nichts zergehen. Und es wäre wahrscheinlich viel wichtiger, das zu entfalten, als bei der Auseinandersetzung bloßer Standpunkte zu beharren. Daß ich damit nicht einer synkretistischen Vermittlung das Wort rede, versteht sich von selbst.“ (Adorno an Heinrich Wild, 15.11.1954. UBEI VA1 I, Autorenkorrespondenz Adorno.) Von dieser Zustimmung wusste aber Wild inzwischen schon durch einen Brief von Karl Thieme, der ihm am 29.10.1954 mitgeteilt hatte, „daß Herr Adorno mir neulich seine hohe Wertschätzung der im Hochland erschienenen Kringsschen Besprechung seiner Minima Moralia aussprach, einer der seriösesten, die ihm überhaupt vor Augen gekommen seien, – übrigens erst durch Ihre persönliche Vermittlung, d.h. merkwürdigerweise nicht schon längst durch seinen Verlag. Ich erlaubte mir, ihm zu sagen, daß ich dabei die Hand im Spiele hatte, was er längst vermutet zu haben erklärte. Daß eine erste Fassung von Krings wesentlich weniger zugänglich gewesen war, habe ich natürlich nicht erwähnt […]“ (UB EI VA1 I, Autorenkorrespondenz Thieme). Thieme selbst wiederum – „der bekannte katholische Theologe Karl Thieme“ (Adorno an Peter Suhrkamp in: Schopf [Hg.] [Anm. 27], 165) – besprach die Minima Moralia in den Frankfurter Heften (Jg. 6, H. 12 [1951], 944–946: „Apokalypse unserer Zeit“), interessierte sich auch für Adornos Wagner-Buch und schrieb eine Rezension seiner Kierkegaard-Arbeit. Im übrigen hatte Thieme bereits 1932 im Hochland eine Auseinandersetzung mit dem Werke Bertold Brechts (Des Teufels Gebetbuch? In: HL Bd. 29/1 [1931/32], 397–413) veröffentlicht, von der Brecht in einem Brief Ende Juni 1940 schrieb: „Es gibt nichts Anständiges über meine neueren Arbeiten, über die alten“, womit er vor allem die Hauspostille meinte, „nichts außer dem Essay eines Jesuitenpaters in der Zeitschrift ‚Hochland‘“ (zit. nach Michael Morley: Bertold Brechts Hauspostille. In: Brecht-Handbuch in fünf Bänden. Hg. von Jan Knopf. Bd. 2: Gedichte. Stuttgart, Weimar 2001, 147-161, hier 159). „Warum er diesem Essay so positiv geneigt ist, lässt sich unschwer aus der Argumentation Thiemes folgern; denn dieser Jesuitenpater [der Thieme nicht war, TP] nimmt sich auch nicht so ernst, wie er die Dinge – hier das Etikettieren des Bandes als ‚des Teufels Gebetbuch‘ – und das Glaubenssystem des Autors nimmt.“ (Morley, ebenda) So ganz stimmt das freilich nicht, wenn man sich nur die letzten Sätze aus der Besprechung Thiemes vor Augen führt: „Ein Werk, das uns zur fruchtbarsten Selbstbesinnung bringt, können wir nicht als satanisch bezeichnen, mag es auch noch so antichristlich sein: der Teufel läßt uns nie zu uns kommen! Freilich ist es auch keineswegs so, daß wir uns vor Herrn Brecht an die Brust zu klopfen hätten, wie es uns früher soziale Elendsdichter zumuteten; vielmehr haben wir in ihm – und auf dem Feld der Dichtung in ihm zuerst – den konkreten Gegner gefunden, mit dem man wieder reden, dem gegenüber man wirklich argumentieren, ja von dem man lernen kann, der mit der christlichen Kirche wieder in ihrer eigenen Sprache zu streiten begonnen hat; und ganz abgesehen von der Einschätzung seiner privaten Person, wird er dadurch geschichtlich bedeutsam. An die Stelle unendlicher Ausflüchte setzt er den konkreten Widerspruch; die Fragen von öffentlicher Bedeutung, die er aufwirft, sind wieder Fragen, die den Christen wirklich angehen; die unendliche Diskussion nimmt schließlich doch ein Ende, und das ernsthafte Gespräch kann beginnen.“ (HL 29/1, 413, Hervorhebungen durch Sperrung im Original.) Das ist eine merkwürdige Gestalt dezisionistischer Dialogik.
39 Die aufgrund eher stichprobenartiger Befunderhebungen letztlich nicht entschieden beantwortete Frage dieses Beitrags lautet, ob, und wenn ja, welchen Beitrag das Hochland der Nachkriegszeit zu den Gründungsdebatten der Bundesrepublik, den „Ideen von 1945“ (Kießling [Anm. 2], passim), und damit zur Intellektuellengeschichte der Nachkriegsmoderne geleistet hat.