DAS DING AUS DEM SEE. Greig Beck

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Название DAS DING AUS DEM SEE
Автор произведения Greig Beck
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783958355361



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      Die Tür öffnete sich jetzt nach innen und ihm waberte dichter, blauer Rauch entgegen, der in einer einzigen Schicht direkt über seinem Kopf hing, denn in Russland rauchte jeder. Entweder, indem man es selbst tat oder weil man die schornsteingleichen Ausdünstungen seines Nebenmanns einatmete.

      »Kamerad Revkin.«

      Tushino präsentierte wieder sein Haifischlächeln, stand aber nicht auf. Vier Männer saßen an einem Tisch und Yuri erkannte alle von ihnen als den Schlägertrupp von ihrem Besuch am See wieder.

      Yuri nickte. »Mr. Tushino … verehrte Kollegen.« Er salutierte flüchtig. »Ein schöner Tag für ein Treffen.«

      »Jeder Tag ist ein guter Tag für ein Treffen mit Freunden.« Tushino zeigte auf einen leeren Stuhl neben sich.

      Als Yuri sich setzte, schob einer der Orlov-Zwillinge ein leeres Glas vor ihn und füllte es dann zur Hälfte mit einer klaren Flüssigkeit. Das war Qualitätswodka, und Yuri bezweifelte, dass dieser an der Bar draußen erhältlich war.

      Tushino hob sein Glas. »Prost.«

      Yuri nickte und hob sein Glas ebenfalls. »Prost.« Er leerte es in einem Zug. Der Wodka war tatsächlich von sehr guter Qualität und hinterließ im Abgang nur ein leichtes Brennen an seinem Gaumen.

      Tushino stellte sein Glas hin und sein Lächeln verwandelte sich nun wieder in das eines Lieblingsonkels. »Also, mein Freund, was sagt denn Mr. Stenson zu unserem Angebot über Sicherheitsdienst und garantierte Produktlieferung?«

      Yuri breitete die Hände aus und zuckte dann leicht mit den Schultern. »Natürlich möchte er auf jeden Fall eine gute Beziehung mit den hiesigen Unternehmen haben.« Yuri sah ihn gespielt besorgt an. »Aber da sein Geldfluss gerade so gut wie nicht vorhanden ist, kann er leider nur bezahlen, was er sich auch leisten kann. Das Gute ist aber, dass wir hoffen, dass die Beziehung eine langfristige und für beide Seiten einträgliche sein wird.«

      Tushino sah ihn intensiv an und blinzelte nicht einmal. »Wie langfristig unsere Beziehung sein wird, hängt natürlich davon ab, was er uns anbietet – jetzt, hier, heute.«

      Yuri nickte. »Wir denken, wir können uns monatlich dreißigtausend Rubel leisten.«

      »Vierhundert amerikanische Dollar im Monat?« Tushino brach in Gelächter aus und seine Schläger stimmten mit ein. Er hob eine Hand und ließ den Finger langsam in der Luft kreisen. »Diese kleine Bar mitten im Nirgendwo bezahlt uns so viel.« Er machte ein finsteres Gesicht. »Ihr amerikanischer Millionärsfreund hat bestimmt nur gescherzt, oder?« Er beugte sich vor. »Denn wenn nicht, wäre das eine Beleidigung … eine, die ich mich nicht wagen würde, meinem Boss mitzuteilen.« Er tippte mit einem Finger auf den Tisch. »Jetzt sagen Sie mir bitte, was er wirklich anbietet.«

      Yuri spürte, wie sich ein Knoten in seinem Magen bildete. Er hielt das Angebot nicht für so niedrig und ihm blieb leider auch nicht mehr allzu viel Verhandlungsspielraum übrig.

      »Vielleicht könnten wir auf fünfunddreißigtausend Rubel erhöhen, fünfhundert Dollar im Monat, wenn wir uns sehr anstrengen.« Er setzte sein Pokerface auf und wartete.

      Tushino hob sein winziges Wodkaglas und hielt es ins Licht. »Das ist Stolichnaya Elit. Gemacht aus russischem Alpha-Alkohol, aus Winterweizen destilliert und dann durch Quarzsand, sibirische Birkenholzkohle und anschließend durch Stofffasern gefiltert.« Er drehte das Glas zwischen seinen Fingerspitzen, sodass sich das Licht in der klaren Flüssigkeit fing. »Zu guter Letzt wird er auf Minus fünf Grad kältegefiltert und schließlich durch ionisierte Filter gepresst, um seine Reinheit zu gewährleisten.« Er schüttete ihn sich in den Mund und stellte das Glas dann hin. »Er kostet achtzig Dollar und ich trinke eine Flasche am Tag davon. Das sind zweitausendvierhundert Dollar im Monat.«

      Tushino schlug auf den Tisch, während seine Truppe kicherte. »Vielleicht braucht ihr ja etwas Hilfe, damit ihr euch anstrengen könnt. Ich glaube nämlich, ihr könnt euch durchaus ein bisschen mehr als fünfhundert Dollar im Monat leisten.« Tushinos Miene verlor jetzt jeglichen Anschein guter Laune. »Ihr werdet tausend Dollar pro Woche zahlen … und das nur für den Anfang. Nach einem Jahr werden es dann zweitausend sein, im Jahr darauf viertausend, und so weiter.« Tushino lehnte sich zurück und zuckte mit den Achseln. »Das nennt man Inflation.«

      Yuri spürte, wie ihm das Herz in die Hose rutschte. Zwischen ihnen lagen Welten und das hier war nicht wirklich eine Verhandlung, sondern Erpressung. Plötzlich kam er sich dumm vor, weil er geglaubt hatte, mit diesen Menschen verhandeln zu können.

      »Das können wir uns aber wirklich nicht leisten. Mr. Stenson wird bankrottgehen, bevor er auch nur einen einzigen Rubel verdient hat. Wir bieten Ihnen dafür doch eine langfristige Partnerschaft an, in der Sie nichts anderes tun müssen, als Ihr Geld zu kassieren. Ich werde es Ihnen sogar bringen.«

      Tushino saß einige Augenblicke lang da und starrte ihn an, während sich seine Stirn in leichte Falten legte. »Lieber treuer Freund, Sie wissen nicht, welches Potenzial ihr mit diesem Geschäft habt.« Er goss sich einen Drink ein und dann noch einen für Yuri. »Denn der wahre Wert eures Betriebs liegt nicht in einem simplen Fischzuchtprogramm, sondern in den Ergebnissen dieses Programms. Ihr habt gute Kontakte zur Föderalen Behörde für Fischerei und Bestandserhaltung, aber was noch wichtiger ist, ihr habt einen offiziellen Vertrag über die Lieferung und den Erhalt von Beluga-Kaviar.« Ein Lächeln begann sich daraufhin auf dem Gesicht des Mannes auszubreiten. »Beluga-Kaviar, den man nicht umsonst Schwarzes Gold nennt … der so selten und begehrt ist, dass er mit bis zu fünftausend Dollar pro Pfund gehandelt wird.« Tushino leerte seinen Wodka. »Wenn also ein paar dieser Fischeier für den Verkauf abgezweigt werden, und nur einige zum Schlüpfen verwendet werden, wären wir alle sehr schnell sehr reich.«

      Yuris Augen weiteten sich. »Aber das geht nicht.« Er streckte die Hände in die Höhe und setzte sich erschrocken auf. »Das geht ganz und gar nicht. Mr. Stenson wird sich niemals darauf einlassen. Sein Geschäft soll ehrbar bleiben und er ist dazu verpflichtet, ehrlich mit denen zusammenzuarbeiten, die ihm das größtmögliche Vertrauen geschenkt haben.« Yuri runzelte die Stirn. »Mr. Stenson ist ein äußerst ehrenhafter Mann.«

      »Oh, ich verstehe.« Tushino nickte, dann schnippte er mit den Fingern, als hätte er einen plötzlichen Einfall. »Ich weiß eine Lösung. Ich habe eine Idee, wie ihr nichts bezahlen müsst.«

      Yuri wartete, in dem Wissen, dass sein neuer Vorschlag nicht besser sein würde, sondern wahrscheinlich sogar noch viel schlimmer.

      Tushino faltete die Hände auf dem Tisch. »Wir übernehmen einfach die Hälfte eures Betriebs. Ihr leitet die Zucht und wir leiten den Export vom Beluga-Kaviar. Mr. Stenson kann ehrenhaft bleiben und wir können reich werden, das ist doch ein guter Deal für alle, nicht wahr?«

      Einen Moment lang starrte ihn Yuri mit offenem Mund an. »Auf gar …«

      Tushino holte aus und wischte mit der Hand über den Tisch, dabei fegte er alle Gläser hinunter, die daraufhin an der Wand zerbrachen. Sein Gesichtsausdruck war absolut furchteinflößend, als er sich näher zu dem viel größeren Yuri beugte und einen Finger wie eine Schusswaffe auf dessen Gesicht richtete.

      »Genauso wird es laufen. Du huschst jetzt nach Hause und sagst diesem schwerreichen amerikanischen Bastard, dass er uns als Geschäftspartner akzeptieren wird, wenn er in Russland weiterhin Geschäfte machen will, und wenn er und seine hübsche Frau ein gesundes Leben führen wollen. Wenn nicht, ist sein Betrieb bald mausetot und ihm bleibt nur noch die Option, zu packen und heimzufahren … falls wir ihn lassen.«

      Yuri saß einen Moment blinzelnd da und versuchte, diese unverhohlene Drohung zu verarbeiten. Er wusste ganz genau, dass sein Chef den Forderungen der Bratwa niemals zustimmen würde.

      »Vielleicht könnten wir ja …«

      Tushino machte ein leises Geräusch, das wie ein Fauchen klang, und winkte ihn dann fort. »Bringt ihn raus.«

      Seine Schläger standen auf und stellten sich dicht hinter ihn. Eine riesige Hand landete auf Yuris Schulter und er erhob sich langsam. Dann ging er steifen Schrittes zur Tür.