DAS DING AUS DEM SEE. Greig Beck

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Название DAS DING AUS DEM SEE
Автор произведения Greig Beck
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783958355361



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werden in Ruhe über Ihre Vorschläge nachdenken, okay?« Yuri rieb seine großen Hände aneinander. »Da waren ein paar gute Ideen dabei, vielen Dank.« Er schüttelte nun jedem einzelnen Mafioso die Hand. »Danke, dass Sie gekommen sind.« Er nahm Tushino am Arm und führte ihn zu seinem Auto zurück. »Wir werden es Sie wissen lassen, wenn wir uns entschieden haben. Keine Sorge. Überlassen Sie mir das, wir überlegen uns schon was.«

      Tushino und seine Männer kletterten tatsächlich wieder in ihren Geländewagen. Dann glitt das Fenster des Mannes herunter, damit er sich hinausbeugen konnte. Er sah an Yuri vorbei und sagte: »Mr. Stenson, Sie leisten eine Menge harter Arbeit. Eine große Menge. Riskieren Sie deshalb nichts.« Er grinste. »Wir hören hoffentlich von Ihnen … bald.« Er zog seinen Kopf zurück. Sein Grinsen war nun verschwunden und in seinem leeren, starren Blick lag eine deutliche Warnung.

      Als das Auto weggefahren war, entspannte sich das Team sichtbar, und Marcus stieß den angehaltenen Atem aus. Yuri kam zu ihm und zog eine Augenbraue hoch.

      »Danke. Das hätte hässlich werden können, was?«, fragte Marcus.

      »Vielleicht nicht dieses Mal.«

      »Was tun wir denn jetzt? Glaubst du ihm, wenn er sagt, dass die Polizei Verbrechen hier draußen ignorieren würde?« Marcus wollte die Antwort eigentlich gar nicht hören.

      Yuri zog die Schultern hoch. »Manche Menschen bezahlen die Bratwa, andere werden von der Bratwa bezahlt. Ich für meinen Teil würde nicht rausfinden wollen, auf welche Seite sich die Polizei stellt, wenn hier draußen ein Verbrechen passiert und es von einem Fremden gemeldet wird.«

      »Na, ganz toll.« Marcus setzte sich auf einen alten Baumstumpf, der vor hundert Jahren vielleicht mal gestutzt worden und jetzt verwittert und grau war. »Was wollen sie denn … oder besser gesagt … wie viel wollen sie?«

      Yuri schnappte sich einen alten Holzstuhl, der neben der Feuergrube gestanden hatte, und setzte sich schwerfällig darauf. Er breitete die Hände aus. »Das Problem ist, dass für sie alle Amerikaner reich sind, also …«

      »Und alle stammen aus Hollywood, richtig?«, spottete Marcus. »Also werden sie eine große Summe verlangen.« Er seufzte schwer. »Wir haben so etwas aber nicht eingeplant. Wir werden bankrottgehen, bevor wir auch nur einen einzigen Dollar oder Rubel verdient haben.« Er fuhr sich mit beiden Händen durch seine kurzen blonden Haare. »So eine Scheiße!«

      Yuri hielt eine Hand in die Höhe. »Ich werde mich mit ihnen treffen und ihnen erklären, wie die Dinge hier stehen. Vielleicht kann ich ja eine sehr kleine Zahlung mit ihnen vereinbaren, eventuell eine monatliche, und hoffentlich erst in ein paar Jahren, wenn du tatsächlich etwas Geld verdienst.«

      »Und wenn wir einfach nicht bezahlen?« Marcus beugte sich vor. »Ich würde nämlich lieber zusätzliche Security anheuern, als bei diesen Arschlöchern klein beizugeben.«

      Yuri schüttelte den Kopf. »Die meinen es wirklich ernst. Wenn er sagt, dass deine Fische vergiftet werden könnten, dann glaube ich ihm das. Vielleicht wird auch das Haus niedergebrannt, die Mühle oder die Boote.« Er sah Marcus fest in die Augen. »Oder jemand wird verletzt werden. Schwer verletzt.«

      Marcus winkte sein Team zu sich, das sich gerade aufgeregt untereinander unterhielt. »Pavel, Nikolai, Leonid, Dimitri, was meint ihr dazu? Bitte sprecht offen mit mir. Habt ihr diese Typen schon mal gesehen?«

      Die vier sprachen noch ein paar Sekunden lang miteinander, bevor sich Nikolai zu ihm wandte.

      »Diese speziellen Männer nicht, aber sogar in Listvyanka gibt es die Bratwa. Es gibt dort auch viele, die für die Bratwa arbeiten und sie über alles informieren. Es passiert hier nichts, ohne dass sie es erfahren.«

      Marcus schnaubte. »Sie verlangen eine Bezahlung, bei uns nennen wir so etwas Schutzgeld. Das ist doch Abzocke.«

      Nikolai nickte. »Ja, das stimmt. Aber nicht jeder bezahlt.«

      »Ich frage euch noch mal: Was passiert, wenn wir nicht darauf eingehen?«, wollte Marcus wissen.

      Nikolai drehte sich um, um kurz in leisem Russisch mit seinem Vater zu sprechen, und Pavel rieb nachdenklich sein Kinn, während er zuhörte. Dann antwortete er langsam, Nikolai nickte und sah wieder Marcus an. »Mein Vater sagt, es gab mal einen Mann in der Stadt, einen Ladenbesitzer, der es sich nicht leisten konnte, zu bezahlen. Als Reaktion haben sie sein Geschäft niedergebrannt … und zwar mit ihm darin.« Er lächelte kläglich. »Danach hat jeder bezahlt.«

      »Töte ein Huhn, um den Affen zu erschrecken – so kapieren es alle anderen auch.« Marcus atmete tief ein und aus. »Okay, Yuri, dann triff dich mit ihnen und finde heraus, was das Wenigste ist, mit dem wir davonkommen können … und ich meine wirklich das absolute verdammte Minimum.«

      KAPITEL 08

       Listvyanka – Proshly Vek Bar

      Yuri Revkin fuhr in die Stadt und parkte am Ende der einzigen langen Straße. Eine Weile saß er einfach mit ausgeschaltetem Motor in der Fahrerkabine und fühlte sich, als hätte er einen kleinen Sack voller Sand in seinem Magen. Er war nicht sehr zuversichtlich, was dieses Gespräch anging.

      Er sollte sich jetzt als Marcus Abgesandter mit Arkadi Tushino treffen, um ihre zukünftige Beziehung zu besprechen, doch er kannte die Bratwa gut genug, daher wusste er, dass diese keine harmlosen Geschäftspartner waren. Tatsächlich war es so, dass diese Männer keinerlei Skrupel hatten, ein Unternehmen komplett ausbluten zu lassen, bis es, inklusive seiner Besitzer, nur noch eine leblose Hülle war. Schließlich gab es genug andere Unternehmen, die man danach aussaugen konnte.

      Yuris Ziel war es, sie zur Geduld zu überzeugen und sich möglicherweise ein günstigeres dafür aber längerfristiges Zahlungssystem zu sichern. Wenn das Geschäft Profit abwarf, könnten sie auch etwas mehr bezahlen.

      Für den Anfang würde er ihnen dreißigtausend Rubel im Monat anbieten, was etwa vierhundert US-Dollar entsprach, und ein klein wenig unter dem durchschnittlichen Monatslohn hier lag. Das ist doch eigentlich nicht schlecht fürs Nichtstun, dachte er. Er wäre dazu bereit, bis auf fünfhundert Dollar im Monat zu erhöhen, falls ein Plan B nötig wäre.

      Yuri tastete an seiner Hüfte nach dem Griff seiner Waffe. Einen Moment lang ließ er seine Hand darauf liegen und atmete langsam aus, während er das Holster von seinem Gürtel löste und die Waffe widerstrebend ins Handschuhfach des Trucks legte. Denn die Bratwa würden mehr als genug Knarren haben, und sie waren noch dazu vermutlich bessere Schützen. Er mochte Marcus Stenson zwar, aber er war nicht bereit, für ihn zu sterben. Es gab also keinen Grund, etwas zu provozieren, aus dem er niemals als Sieger hervorgehen könnte.

      Yuri war kein besonders religiöser Mensch, aber er betete stets zu jedem, der ihm zuhörte, wenn er glaubte, ein wenig göttliche Unterstützung brauchen zu können. Er holte tief Luft und stieß den Atem dann brummend wieder aus.

      »Du schaffst das schon«, sagte er aufmunternd in den Rückspiegel, dann stieß er seine Tür mit dem Ellbogen auf und machte sich auf den Weg zur Bar.

      Die Männer, die er dort treffen würde, stammten nicht aus diesem Dorf, sondern machten nur ihre monatliche Runde durch alle nahe gelegenen Ortschaften, um ihre Gelder zu kassieren. Sie waren Schutzgeldeintreiber und einheimische Warlords.

      Der Oberboss befand sich wahrscheinlich in Moskau und hatte politische Verbindungen bis ganz hinauf in die Spitzen von Wirtschaft und Politik. Die Bratwa gab es nämlich schon seit Hunderten von Jahren und es würde sie noch Hunderte Jahre länger geben. Der Vorteil war, dass sie nicht dumm waren, und gute Geschäftsmöglichkeiten sehr schnell erkannten. Yuri hoffte daher, dass das, was er ihnen präsentieren würde, exakt als das erkannt werden würde … als ein leichter Weg, kontinuierlich Geld zu verdienen und sehr wenig dafür tun zu müssen.

      Er öffnete die Tür der Bar. Es war jetzt kurz nach elf Uhr morgens, daher befanden sich nur sehr wenige Gäste im Inneren. Die dicke Frau mit den slawischen Falten über den Augen – ein Hinweis auf eine solide mongolische