PRIMORDIA - Auf der Suche nach der vergessenen Welt. Greig Beck

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Название PRIMORDIA - Auf der Suche nach der vergessenen Welt
Автор произведения Greig Beck
Жанр Языкознание
Серия Primordia
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783958353619



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oder wütend in ihren Gefährten vor sich hin schmollten.

      Jenny drehte den Kopf in ihre Richtung. »Ich habe morgen ein Treffen in Windlesham Manor für euch arrangiert. Als Hintergrundgeschichte habe ich ihnen erzählt, dass ihr vorhabt, eure liebe alte Mutter dort einzuquartieren. Ich kann euch hinfahren, aber es sollten nur zwei von euch gehen – ist natürlich eure Entscheidung, wer.«

      Jennys Blick wanderte zurück auf die Straße. »Oh, und zieht euch etwas Vernünftiges an. Der Laden ist teuer.«

      Steve grinste. »Damit bin ich raus.«

      Emma drehte sich um. »Also, Ben muss auf jeden Fall gehen. Nur er weiß, worauf es ankommt.« Sie lächelte ihn an. »Und ich kann ihn begleiten, ich habe mir nämlich gerade ein paar neue Klamotten gekauft. Wir können so tun, als wären wir ein Paar.«

      »Oder Bruder und Schwester«, fügte Andrea mit einem Grinsen hinzu.

      »Und was machen wir?«, fragte Dan.

      »Die britische Gastfreundschaft genießen«, gab Jenny zurück. »Ich habe euch alle im Fairstowe House einquartiert, das ist ein Bed and Breakfast in Crowborough, also ganz in der Nähe des Anwesens. Es ist schön da, am Ende der Straße ist ein typischer Pub und die ganze Gegend ist sehr geschichtsträchtig. Während Ben und Emma unterwegs sind, könnt ihr euch also die Gegend anschauen, wandern gehen oder einfach den Jetlag wegschlafen.«

      »Klingt doch toll.« Steve seufzte und lehnte sich in seinem Sitz zurück.

      »Super, und vielen Dank, Jenny«, sagte Ben. »Wie weit genau ist es zum Windlesham Manor?«

      »Vom Fairstowe House aus sind es nur ein paar Meilen. Von hier aus allerdings 50 Meilen. Also lehnt euch zurück, genießt die Aussicht und macht es euch bequem. Wir werden bestimmt drei Stunden brauchen, das meiste davon, um aus dieser verdammten Stadt herauszukommen!«

      »Alles klar«, sagte Ben und entspannte sich. »Dann werde ich jetzt mal an meinem Jetlag arbeiten.« Er schloss die Augen.

      ***

      Das Quietschen von Bremsen und ein spitzer Ellbogen in seinen Rippen sagten ihm, dass sie angekommen waren. Ben öffnete seine Augen in einer Umgebung, die ihn an eine Mischung aus Harry Potters Hogwarts und das Cover einer der Gartenzeitschriften seiner Mutter erinnerte.

      »Wow«, sagte Steve auf dem Vordersitz.

      Fairstowe House musste an die 200 Jahre alt sein, wenn das reichte. Die Fassade aus Sandstein und dunklen Backsteinen war mit Efeu und Rosen bewachsen und kleine, mit Blei eingefasste Fenster ließen einen Blick auf die golden leuchtenden Lampen im Inneren zu.

      »Sieht einladend aus«, stellte Ben fest, als er die Tür des Vans zuzog. Die Freunde standen jetzt im Hof und rochen Rosen, Lavendel und einen Hauch von Feuerholz.

      »Ja, daran könnte ich mich gewöhnen.« Emma schaute sich in einer langsamen Drehung um, die Hände in die Hüften gestützt.

      Die Eingangstür öffnete sich und eine Frau trat heraus, die sich mit einem Serviertuch die Hände rieb und es sich dann über die Schulter legte. Sie lächelte, was ihre Wangen regelrecht aufleuchten ließ.

      »Jennifer?«

      »Genau. Hallo Mrs. Davenport.« Jenny trat auf die Frau zu, um ihr die Hand zu schütteln. Dann drehte sie sich um: »Und meine amerikanischen Freunde.« Sie zeigte auf jeden einzelnen und stellte sie vor. Ben und die anderen grinsten und winkten, als ihre Namen genannt wurden.

      Jenny sah zufrieden aus. »Lasst mich wissen, falls ihr Hilfe mit Übersetzungen braucht. Der Akzent hier ist manchmal recht befremdlich.«

      »Dann warte erst mal ab, bis sie unsere schlechten Manieren bemerkt.« Steve lächelte die alte Dame an. »Ich mache nur Spaß, Mrs. Davenport, wir sind alle ganz brav.«

      Die alte Dame erwiderte sein Lächeln: »Natürlich seid ihr das. Und nennt mich bitte Margaret.« Sie trat beiseite. »Hier entlang, kommt doch herein!«

      »Ein wunderschönes Haus, Margaret«, sagte Andrea, die als Erste eintrat. »Sieht alt aus – also, ich meine natürlich im Sinne von historisch wertvoll!«

      Margaret blieb im Wohnzimmer stehen. »Es ist gar nicht so alt. Das Fairstowe Landhaus, die Ställe und sogar die Rosensträucher nähern sich zwar langsam den zweihundert Jahren, aber im Inneren ist alles modern ausgestattet.«

      Der Kamin hinter ihr knackte und Ben nahm den Geruch brennenden Zedernholzes wahr. Trotz des leicht muffigen Ambientes liebte Ben diesen Laden jetzt schon – er war warm, gemütlich und sie schienen das ganze Haus für sich allein zu haben.

      Margaret strahlte. »Ich habe für jeden von euch ein eigenes Zimmer!« Sie hob ihr Kinn. »Zumindest wurde mir gesagt, dass ihr alle ein eigenes Zimmer benötigt, war das richtig?«

      Dan nickte. »Klar, wie sind alle noch Singles, aber wir arbeiten daran.« Sein Blick wanderte keck in Richtung Ben und Emma fing an zu grinsen.

      »Alles absolut in Ordnung, Margaret, vielen Dank.« Jenny sah auf ihre Uhr. »Es ist jetzt vier Uhr nachmittags. Wir gehen nachher noch essen, also würde ich sagen, zieht doch erst mal ein und macht euch in Ruhe ausgehfertig.« Sie hob die Augenbrauen. »Was sagt ihr dazu, wenn wir uns um 19 Uhr wieder hier treffen? Ich kenne das perfekte Restaurant.«

      Kapitel 7

       48 Stunden bis zur Erscheinung

      Der Komet P/2018-YG874 war für kosmische Verhältnisse alles andere als groß. Man hatte ihm den Namen Primordia gegeben und vermutlich war er vor hundert Millionen Jahren aus der Oort-Wolke am Rande unseres Sonnensystems gekommen.

      Heute gab es fast 6000 bekannte Kometen im inneren Sonnensystem und ein paar Milliarden im Äußeren. Pro Jahr gab es vielleicht einen Kometen, den man mit bloßem Auge sehen konnte, und die meisten von ihnen waren nicht besonders bemerkenswert.

      Primordia beschrieb eine elliptische Bahn um die Erde und kam alle zehn Jahre vorbei. Er näherte sich der Erde, passierte sie und kehrte dann wieder in Richtung Sonne um, wo die Schwerkraft ihn packte und zurückschleuderte, um eine weitere Runde um den dritten Planeten des Sonnensystems zu drehen.

      Durch den Einfluss der Sonnenstrahlung besaß Primordia einen typischen Kometenschweif. Wenn ein solcher Komet für das bloße Auge sichtbar wurde, nannte man das eine Erscheinung.

      Doch die Primordia-Erscheinung war nicht besonders interessant, bis auf ein Detail – sein Nukleus, der Kern, wies eine deutliche Konzentration von Eisen und seltenen Materialien auf, die eine starke Verzerrung des Magnetfeldes erzeugten.

      Auf seinem Weg vorbei an der Erde kam der Komet am dichtesten an Südamerika vorbei, direkt über einem riesigen, hochgelegenen Felsplateau in Venezuela. Man konnte den Kometen nur wenige Tage beobachten, aber in dieser Zeit gab es in der Gegend merkwürdige Vorkommnisse. Dinge veränderten sich, wurden umsortiert, Wege wurden geschaffen und Durchgänge geöffnet.

      In 48 Stunden würden die ersten Anzeichen von Primordias Magnetfeld spürbar werden. Und in Venezuela war gerade die feuchteste Jahreszeit angebrochen.

      Kapitel 8

       Das Venezolanische Institut für Meteorologie

      

      Mateos Kopf wackelte aufgeregt, als er die Daten auf der Armada von Monitoren vor ihm studierte. »Da braut sich ein Sturm zusammen, aber sehr fokussiert!« Er schaltete auf die Satellitenbilder um. »Merkwürdig, die Konzentration liegt genau über dem östlichen Dschungel!«

      Mateo war gerade frisch von der Universität gekommen und hatte einen Abschluss in meteorologischer Forschung und Klimawissenschaften vorzuweisen, doch so etwas hatte er noch nie gesehen. Er hatte nicht einmal in irgendeinem Lehrbuch von einem Präzedenzfall gehört. Es sah so aus, als würde sich ein kleiner Wirbelsturm bilden,