Название | Adular (Band 2): Rauch und Feuer |
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Автор произведения | Jamie L. Farley |
Жанр | Языкознание |
Серия | Adular |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783038961550 |
Das erste Mal, seit sie die Nachricht von Dûhirions Tod bekommen hatte, nahm Elanor ihre Schwangerschaft wieder bewusst wahr. Diese Kinder waren alles, was ihr von ihm geblieben war.
Die Waldelfin sammelte sich einen Moment lang. Sie empfand zu viel auf einmal; eine Mischung aus der anhaltenden Traurigkeit, Dankbarkeit und Verbundenheit – zu Noriel, zu ihren Kindern und zu Viriditas. Sie hatte befürchtet, diese Verbindung verloren zu haben, doch die Göttin hatte ihr auf dem Markt gezeigt, dass sie nach wie vor bei ihr war und schützend die Hand über sie hielt.
»Danke, Noriel«, murmelte sie.
Die Hochelfin vollführte einen eleganten Knicks. »Ich habe mich danach an eine Hohepriesterin gewandt. Sie erklärte mir, dass Viriditas zwar nicht allwissend sei, aber über die Dauer einer elfischen Schwangerschaft in die Zukunft blicken kann. Sie weiß genau, wann Mutter und die ungeborenen Kinder in Gefahr geraten werden. Um ihnen zu helfen, kann sie ihnen die Gabe der Magie verleihen, sofern ein Potenzial dafür vorhanden ist. Weil es so ein seltenes Phänomen ist, erwähnen die wenigsten Priesterinnen diese Tatsache vor den werdenden Müttern. Die Schwangerschaft ist schon aufregend genug und man will die Hühner nicht unnötig scheu machen, verstehst du?« Noriel musterte sie nachdenklich. »Als Hochelfin habe ich eine natürliche Affinität zur Magie. Das steckt uns im Blut. Hat Herr Faredir dir gegenüber je von Magiern in eurer Familie gesprochen?«
Elanor schüttelte den Kopf. »Nein, nicht dass ich wüsste. Ich habe allerdings auch nie danach gefragt.«
»Hmm.« Die Hochelfin tippte sich gegen die Unterlippe. »Dann solltest du das bald tun. Diese Gabe hat schon immer in dir geschlummert, genau wie in mir. Sie ist bei uns beiden erwacht, als wir in Bedrängnis kamen und uns zur Wehr setzen mussten.«
»Kannst du diese Fähigkeit heute noch nutzen?«, fragte die Waldelfin, nachdem sie sich gefangen hatte.
Noriel winkte ab. »Oh, vermutlich. Aber ich habe keinerlei Interesse daran, eine Magierin zu sein.« Sie legte einen ihrer schlanken Finger an ihr Kinn. »Obwohl es in manchen Situationen durchaus praktisch ist. Stell dir vor, wie nützlich es wäre, meine Haare mit nur einem Zauber zu bändigen und zu frisieren.« Die Hochelfin seufzte theatralisch. »Mir blieben so viele Stunden des Kämmens und Flechtens erspart.«
Elanor gluckste leise. »Ich dachte, es wäre Hochelfen ein grundsätzliches Vergnügen, ihr Haar zu pflegen.«
»Oh, das ist es«, sagte Noriel eifrig. »Aber an manchen Tagen findet man auch an den liebsten Tätigkeiten keinen Gefallen.«
»Nun, ich hoffe, du wirst Gefallen an deinem neuen Kleid finden.« Elanor deutete auf das Fenster, das sie in den hinteren Teil der Schneiderei blicken ließ. »Möchtest du mir folgen?«
»Sehr gerne«, flötete die Hochelfin.
»Wo ist Meira eigentlich?«, fragte Elanor beiläufig, während sie zurück ins Haus gingen.
Rhina blickte neugierig auf, als sie die Nähstube betraten. Fiona zischte ihren Namen und trieb sie streng an, sich ihrer Arbeit zu widmen.
»Grüße abermals, Frau Noriel«, rief Faredir von einem Tisch herüber, auf dem Stoffrollen ausgebreitet lagen.
Noriel winkte ihm. »Im Moment ist es mir lieber, wenn Meira zu Hause bleibt«, antwortete sie. »Seitdem die Farmen überfallen wurden, ist es Pflicht, seine Sklaven anzuleinen. Das hat keiner meiner Dunkelelfen verdient und Meira erst recht nicht. Ich will nicht, dass sie irgendwelchen Anfeindungen ausgesetzt ist. Im Haus sind meine Sklaven wenigstens davor sicher.« Sie stemmte die Hände in die schlanke Hüfte. »Aber auch dabei fühle ich mich nicht gut. Es ist fast so, als würde ich sie gefangen halten, verstehst du? Sie haben freien Zugang zu unserem Obstgarten und dem Hof, aber … das lässt es klingen, als wären sie Hunde, denen ich Auslauf gewähre. Ob es nun Dunkelelfen sind oder nicht: Sie sind keine Tiere. Sie haben gesunden Elfenverstand, empfinden und denken wie andere Elfen auch.«
»Ich denke, deine Sklaven wissen deine Bemühungen, sie zu schützen, sehr zu schätzen. Deine Einstellung Dunkelelfen gegenüber ist vernünftig und richtig«, sagte Elanor anerkennend. »Ich wünschte, es gäbe mehr, die so denken.« Unsere Haut ist verschieden, doch letztlich ist unser aller Blut rot, fügte sie innerlich hinzu.
Beide Frauen traten vor ein Holzgestell, an dem das Kleid hing. Es war in den traditionellen Farben des hochelfischen Adels gehalten. Die hellen und dunklen Blautöne harmonierten wunderbar miteinander, feine Stickereien aus silbernem Garn zierten die Ärmel und den Rocksaum. Kleidung für Hochelfen anzufertigen, bereitete ihr jedes Mal besondere Freude. Sie mochte es, mit farbigen Stoffen zu arbeiten, sich neue Kombinationsmöglichkeiten und Muster auszudenken. Waldelfen hielten die Tönung ihrer Kleidung unauffällig. Alles, was Elanors Volk trug, setzte sich aus Naturtönen zusammen. Ob es nun ein einfacher Arbeiter, eine Fürstin oder ein Bettler war. Weiß als Grundlage, kombiniert mit verschiedenen Braun- und Grüntönen.
Hochelfen hingegen wählten ihre Kleidungsfarbe nach Gesellschaftsschicht. Die Männer des Adels trugen helles und dunkles Rot, während sich die Frauen in Blaunuancen hüllten. In der Mittelschicht trugen die Männer satte und dunkle, die Frauen leuchtende und auffällige Farben. Die Unterschicht bekam das, was übrig war; Ausgebleichtes und Verwaschenes.
Elanors Fingerspitzen fuhren sacht über die feine Seide und glätteten letzte kleine Falten. »Gefällt es dir?«
Noriel betrachtete das Kleid und zeigte ein strahlendes Lächeln. »Elanor, du hast dich selbst übertroffen. Es ist wunderschön geworden.«
Der restliche Tag in der Schneiderei war nahezu unbemerkt an ihr vorbeigezogen wie die Regenwolken am Himmel. Es kam ihr vor, als hätte sie sich erst vor einer halben Stunde hingesetzt und begonnen.
Doch mittlerweile war es Abend, die Näherinnen und der Lehrling waren längst nach Hause gegangen, während Elanor ihre Tagesbeschäftigung fortsetzte: Löcher flicken, Fibeln, Schnüre und Knöpfe ersetzen, Säume erneuern.
Obwohl es ihr seit ihrem Gespräch mit Noriel ein wenig besser ging, wollte sie nicht nach Hause. Sie wollte nicht allein und ihren Gedanken ausgeliefert sein. Doch der Schlafmangel der letzten Tage machte sich mit jeder fortschreitenden Stunde bemerkbarer und inzwischen lag Müdigkeit bleiern über ihrem Haupt.
Sie arbeitete wie in Trance. Vollführte Bewegungen und Arbeitsschritte, ohne bewusst darauf zu achten, was genau sie da tat. Immer wieder sanken ihre Lider und sie musste sich zwingen, die Augen offen zu halten.
Faredirs Hand streifte ihre Schulter und sie sah von der Jacke auf ihrem Schoß auf. »Du schläfst mir bald im Sitzen ein«, sagte er sanft. »Für heute können wir schließen. Komm, ich bringe dich nach Hause.«
Elanor hielt ein Gähnen zurück. »Das musst du nicht. Du bist sicher auch müde und hast in den letzten Tagen schon so viel für mich getan. Du …«
»Ich muss nicht, aber ich will. Vor allem nach dem, was heute Morgen auf dem Markt passiert ist, möchte ich dich ungern alleine gehen lassen. Was ist, wenn dir aufgelauert wird?«
»Ich denke nicht, dass sie so weit gehen werden.« Das war gelogen. »Momentan sind die Leute einfach verunsichert. Die Rebellen sind uns näher gekommen, als es irgendwem lieb ist, und viele fühlen sich nicht mehr sicher.«
Faredir warf sich seinen Mantel über. »Und weil sie mit ihrer Angst nicht umzugehen wissen, müssen sie eine Schwangere drangsalieren?«
Elanor faltete die Jacke und legte sie auf den Stapel mit den anderen reparierten Kleidungsstücken. Sie erhob sich, klopfte die losen Fäden und Fransen von ihrem Rock. »Eine Schwangere, von der sie denken, dass sie eine Affäre mit einem ihnen verhassten Dunkelelfen hätte.«
Faredir trat zu ihr und umarmte sie. »Weißt du … es hat lange gedauert, bis ich den Tod deines Vaters verkraftet habe«, sagte er leise, während sie sich an ihn schmiegte. »Die