Название | Adular (Band 2): Rauch und Feuer |
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Автор произведения | Jamie L. Farley |
Жанр | Языкознание |
Серия | Adular |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783038961550 |
»Ich will ehrlich zu Euch sein, Dûhirion. Ich glaube Euch«, sagte Taremia. »Eure Argumentation war schlüssig und ich bin ebenfalls der Überzeugung, dass Valion es nicht riskieren wird, seine Pläne mit jemandem wie Euch zu teilen. Ihr steht ihm zu nahe. Leider bringt Euch das herzlich wenig, solange Hastor Euren Kopf verlangt. Er ist es, der Euch hinrichten lassen will, nicht Umbra.«
Tröstlich, dachte Dûhirion in einem Anflug von lange vermisstem Sarkasmus. »Ich verstehe.«
Der Dunkelelf hievte sich an den Gitterstäben auf die betäubten Füße. Eine Wache löste das Ende der Kette vom Metallhering im Boden außerhalb der Zelle, und Taremia zog sie durch die Stäbe zu sich. Ohne ein weiteres Wort führte sie ihn daran mit sich.
Das sind meine letzten Schritte. Dûhirion beobachtete schweigend seine nackten Füße und seinen humpelnden Gang. Woran denkt ein Elf kurz vor seinem Tod? Woran haben meine Opfer gedacht? Blieb ihnen überhaupt genug Zeit, um darüber zu sinnieren, was Leben und Tod für sie bedeutet?
Der Dunkelelf fürchtete den Tod nicht, hatte er nie. Er fürchtete, was er zurücklassen würde. Wenn das seine letzten Momente sein sollten, wollte er sie Elanor widmen. Gedanklich durchschritt er die vielen Erinnerungen, die er mit ihr verband. Die guten wie die schlechten.
Er dachte an den Tag, an dem er sie das erste Mal gesehen hatte. An den ersten Kuss, die erste Nacht, die er mit ihr geteilt hatte. Den ersten Streit, der in gegenseitigem Geschrei geendet hatte. Die Vergebung, die auf die Wut gefolgt war. Sie waren früher häufiger aneinandergeraten. Doch egal wie hitzig sie sich gestritten hatten, sie fanden danach zusammen, sprachen sich aus und verziehen einander. Dûhirion wusste nicht, ob es bei einer anderen Person ebenso gut verlaufen wäre.
Taremia und er traten ins Freie. Es war überraschend hell draußen. Die Sonne schien von einem nahezu wolkenlosen Himmel. Seine nackten Füße traten auf kühlen, vom Regen aufgeweichten Boden.
Es war … schön. Die Abendsonne wärmte ihn, der frische Wind wehte angenehm durch sein strähniges Haar. Er spürte den Schlamm zwischen seinen Zehen, das niedrige Wasser einer flachen Pfütze.
Auf dem weitläufigen Hof hatten sich hauptsächlich dunkelelfische Assassinen versammelt. Der Scharfrichter erwartete ihn auf dem Schafott.
Von Hastor fehlte jede Spur. Wahrscheinlich hätte er Dûhirions Hinrichtung gerne beigewohnt, konnte allerdings nicht riskieren, dass seine Anwesenheit hinterfragt wurde. Niemand außer Taremia und ihm wussten um Hastors Identität als Oberster.
Mühsam erklomm er die drei Stufen zum Schafott. Oben angekommen, befreite der Henker ihn vom eisernen Halsband. Dûhirions Blick wanderte vom Gildenmeister zum Scharfrichter und zurück in die Menge. Er hätte einige von ihnen erkannt, von den meisten sogar den Namen nennen können. In diesem Moment aber verschmolzen sie zu einem Ganzen; einer anonymen Masse aus Gesichtslosen, die Zeuge seines Todes werden sollten.
Taremia verlas die Anklageschrift. Dûhirion hörte ihr nicht zu, schnappte bloß einzelne Wörter auf. Valions Nummer fiel, ›Rebellen‹, ›Hochverrat‹. Die Menge blieb unbewegt, versteinert. Nicht einem war danach, laut zu jubeln, zu johlen oder Steine nach ihm zu werfen. Sie standen still und warteten.
Er fand Maryn in der vordersten Reihe. Er hatte gehofft, sie nicht hier zu sehen. Die Zwergin blickte direkt zu ihm auf und zog langsam ihr Tuch von Mund und Nase.
»Habt Ihr noch etwas mitzuteilen, Nummer Siebenunddreißig?«, fragte Taremia.
Er starrte weiterhin die Zwergin an. Ihre vernarbten Lippen zitterten, obwohl ihre Miene ausdruckslos blieb. Wenn es so sein sollte, dann wollte er wenigstens, dass das Letzte, was er sah, das vertraute Gesicht einer Freundin war.
Er war kein Elf großer Worte. Niemand, der eine flammende Rede zu seiner Verteidigung hielt, den gegenwärtigen Assassinen die Gedanken von Freiheit und Widerstand einimpfte.
Langsam ließ er den Blick durch die Menge schweifen. Er könnte sich todesverachtend geben, einen sarkastischen Einzeiler ausspucken. Er könnte die Gelegenheit nutzen und die Gilde auf alle erdenklichen, kreativen Arten beleidigen.
Aber nein. All das würde er nicht tun.
Was nützte es ihm? Er war zu müde.
Nur ein Gedanke, dachte er. Wer von euch ist aus freien Stücken hier? Wer wurde seiner Familie entrissen, auf offener Straße entführt oder für ein paar rostige Kupfertaler verkauft? Wie oft habt ihr euch während eurer Ausbildung die Kehle wund geschrien? Umbra sagt uns, dass wir als Dunkelelfen dankbar sein sollen. Wir bekommen ein Dach über dem Kopf, saubere Betten, genug Essen und Zugang zu Bildung. Doch ist der Preis, den wir dafür gezahlt haben, die Sache wert? Vielleicht hat Valion recht mit dem, was er tut. Vielleicht sollte diese Gilde gestürzt werden.
Dûhirion schüttelte stumm den Kopf.
Maryn presste ihre Lippen aufeinander, die Kiefermuskulatur sichtbar angestrengt. Sie wollte ihn offenbar nicht sterben sehen. Dennoch war sie hier, damit er es nicht allein tun musste.
»Scharfrichter, waltet Eures Amtes«, wies Taremia in neutralem Tonfall an.
Der Scharfrichter zögerte. Seine behandschuhten Finger griffen die schwarze Kapuze, mit der sein Gesicht verdeckt war, und zogen sie von seinem Kopf. Dûhirion war wenig überrascht, einen Dunkelelfen zu erkennen. Dass der Henker sein Gesicht preisgab, verwunderte ihn hingegen sehr.
»Was soll das?«, fragte Taremia scharf.
Der Henker ließ wortlos seine schwere Axt fallen.
Noch bevor sie auf die Bretter des Schafotts schlug, brach in der Menge das Chaos aus. Einige Dunkelelfen zückten Dolche und griffen ihren Nebenmann an.
Dûhirion beobachtete, wie eine Klinge bis zum Heft in der Schläfe eines Waldelfen versank, bevor sie ruckartig herausgerissen und einer Menschenfrau in den Hals gestochen wurde.
Die Tür zum Hof wurde aufgestoßen und mindestens sieben Dunkelelfen stürmten nach draußen. Sie trugen die unverkennbare Kluft der Rebellen: rote Stirnbänder, dunkle Hemden und graue Hosen, weiße Mäntel.
Taremia lief an ihm vorbei, Feuer bündelte sich in ihren Händen. Aus dem Augenwinkel sah Dûhirion, dass der Scharfrichter sein Kurzschwert gezogen hatte und auf sie zustürzte. Sie bemerkte ihn nicht, war auf das blutige Durcheinander fokussiert.
Der Henker holte zum fatalen Schlag aus. Dûhirion rief der Hochelfin etwas zu und warf sich mit seinem vollen Körpergewicht gegen den Scharfrichter.
Taremia entging dem tödlichen Schwerthieb. Der Scharfrichter stolperte lediglich zur Seite, packte ihn am Hals und warf ihn von sich wie eine lästige Strohpuppe.
Dûhirion stürzte vom Schafott. Stöhnend wälzte er sich auf die Seite.
Das war seine Chance zu entkommen. Nur wie? Er war unbewaffnet, verletzt und seine Hände waren immer noch gefesselt.
Der Dunkelelf kam auf die Beine und humpelte geduckt am Pulk vorbei. Der Boden unter ihnen färbte sich zunehmend rot, sie kämpften zwischen Leichen und Sterbenden.
Plötzlich packte ihn jemand, und ein kräftiger Unterarm legte sich von hinten um seine Kehle. »Du hast es gewusst«, zischte eine Frau hasserfüllt. »Du hast gewusst, dass sie kommen.«
»Lass mich los«, keuchte Dûhirion schwerfällig. Er konnte kaum noch atmen. Hilflos wollte er hinter sich schlagen, doch die Ketten schränkten seine Armbewegungen zu sehr ein.
»Einen Scheißdreck werde ich«, bellte sie, während sie ihn in Richtung Bühne zerrte.
Er verdrehte die Augen, um zu erkennen, was sie vorhatte. Es war eine Menschenfrau, die ihn festhielt. Sie presste sich mit dem Rücken gegen das Schafott, schützte sich so vor hinterhältigen Angriffen und konnte gleichzeitig das Schlachtfeld weiter überblicken.
»Ihr