Название | Adular (Band 2): Rauch und Feuer |
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Автор произведения | Jamie L. Farley |
Жанр | Языкознание |
Серия | Adular |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783038961550 |
Valion ließ den Kiesel insgesamt dreimal über die Wasseroberfläche springen. Anschließend sanken seine Schultern und er fuhr sich mit beiden Händen durchs Gesicht. Als er den Schuh berührte, kroch eine unangenehme Gänsehaut über seine Arme. »Ich habe durch Umbra viele Grausamkeiten erfahren.« Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Sowohl am eigenen Leib als auch durch das Leid der anderen Rekruten. Dennoch hat mich das, was ich in Kelna gesehen habe, zutiefst erschüttert. Ich hätte niemals gedacht …« Er brach ab. Schwieg.
»Bislang hat Canis Lupus’ Handeln das Leben der Dunkelelfen nicht verbessert«, sagte Casas. »Im Gegenteil, es geht ihnen schlechter als zuvor. Orlean war nur der erste Fehler der Rebellen, der dazu beitrug, dass sich das Leid der Dunkelelfen in Adular verschärft hat.«
Orlean war der erste Fehler der Rebellen, wiederholte Valion innerlich, doch die Stimme der Wut widersprach ihm. Erinnerst du dich, was die Einwohner in Orlean zuvor gemacht haben? An die Toten in der Aschegrube? Sie haben die Dunkelelfen in ihren Häusern eingesperrt und bei lebendigem Leib verbrennen lassen. Sie haben ein Viertel in nur einer Nacht ausgelöscht. Wir hätten die gesamte Stadt zerstören sollen.
Er erinnerte sich lebhaft an das Gespräch mit Dûhirion, das er kurz nach dem Angriff der Rebellen mit ihm geführt hatte. Wie es der Zufall – oder das zweifelhafte Glück seines Freundes – so wollte, hatte Dûhirion den Überfall hautnah miterlebt. Die Ereignisse in Kelna hatten Valion dazu gebracht, das Handeln der Rebellen zu überdenken. Die Stadtwache war es gewesen, die das Viertel der Dunkelelfen zerstört hatte. Nicht die Bewohner. Dennoch waren sie es, die von den Grauwölfen zerfetzt worden waren.
Dazu kam, dass sie Orlean längst wieder verloren hatten. Anders als geplant hatten sie nicht, wie es die gängige Meinung war, die gesamte Stadt eingenommen und entvölkert. Sie hatten es lediglich geschafft, einen kleinen Teil für sich zu beanspruchen, und der war wieder unter Hastors Kontrolle und wurde neu aufgebaut.
»Ihr schweigt«, stellte Casas nüchtern fest. »Worüber denkt Ihr nach?«
»Orlean war ein Kampf«, murmelte Valion. »Kelna eine reine Machtdemonstration.«
»Das, was Lupus eine Rebellion nennt, ist nichts weiter als sein persönlicher Rachefeldzug gegen das Kaiserreich.« Casas blickte auf den See hinaus. »Er hat die Dunkelelfen von Orlean im Stich gelassen. Er hat Kelna dem Erdboden gleichgemacht. Wie viele Unschuldige sind in dieser Nacht gestorben, Valion? Wie viele Frauen und Kinder? Wie viele dunkelelfische Sklaven, die zwischen die Fronten gerieten? Die Lupus geschworen hat zu beschützen?«
Valion ließ einen weiteren Stein über das Wasser springen. »Zu viele. Ich habe zu spät bemerkt, was vor sich ging. Ich habe mich auf meinen Auftrag konzentriert. Und als ich zu mir kam, stand das Dorf bereits in Flammen.« Er berührte den Kinderschuh an seinem Gürtel. »Ich frage mich, was geschehen wäre, hätten wir sie leben lassen. Hätten sie die Arena, die wir zerstörten, neu aufgebaut und neue Dunkelelfen dort eingesperrt? Wäre alles geblieben wie immer?«
»Es ist möglich, dass das trotz allem passiert«, erwiderte Casas ruhig. »Sie bauen das Dorf auf, mit ihm die Arena, und alles beginnt von Neuem. Wir können nicht in die Zukunft blicken. Was jedoch sicher ist: dass es Konsequenzen geben wird. Wie, denkt Ihr, wird Kaiser Galdir darauf reagieren? Wie wird es den Dunkelelfen in den Aschegruben bald ergehen?«, entgegnete Casas ruhig.
Der Assassine schwieg.
»Hört zu, Valion: Mein Herr mag noch von dieser Rebellion überzeugt und willens sein, sie zu unterstützen. Das wird aber nicht mehr lange so bleiben. Bei Orlean hat er noch eingesehen, dass Euer Handeln gerechtfertigt war. Nach dem Massaker in der Aschegrube verstand er, dass Lupus den Befehl zum Angriff gab. Doch wenn dieser Tunichtgut nun beginnt, wahllos Dörfer niederzubrennen, werde ich ihn dazu anhalten, alle Verbindungen zu den Grauwölfen zu trennen.«
»Bei Ater.« Valion strich sich die lange Seite seiner dunkelroten Haare zurück. »Ich … versuche immer noch zu begreifen, was in Kelna geschehen ist. Wir hätten das nicht tun dürfen. Lupus versicherte, die Zivilbevölkerung werde verschont, und ich Narr habe ihm geglaubt. Ich glaubte ihm, weil ich es glauben wollte.«
»Solange Lupus die Rebellen unter Kontrolle hat, wird es niemals zu einer Kooperation zwischen den Grauwölfen und dem ehrenwerten Theodas Eilran kommen«, sagte Casas ernst. »Lupus würde nie Hand in Hand mit einem Hochelfen arbeiten. Wenn es nach mir ginge, stünde dieses Bündnis ohnehin nicht zur Debatte. Aufmüpfigen, gar tollwütigen Wölfen sollte man das Fell über die Ohren ziehen. Wenngleich ich das Vorhaben meines Herrn, den Dunkelelfen Adulars ein besseres Leben zu schenken, unterstütze, wäre es mir lieber, wenn wir Euch Rebellen raushalten könnten. Adular braucht keine Rebellion. Es braucht eine Revolution. Aber ich habe meine Befehle. Nur deshalb bin ich noch hier.« Der Waldelf rückte erneut seine Handschuhe zurecht und wandte sich ab. »Werdet Euch darüber bewusst, welches Verbrechen Canis Lupus und die Grauwölfe begangen haben. Und fragt Euch, wie viel der Schuld Ihr auf Euch geladen habt.«
Valion seufzte leise und setzte sich auf den Boden, während Casas ihn allein ließ. Er löste den Kinderschuh von seinem Gürtel und legte ihn neben sich.
Kapitel 5 – Elanor
Elanor bewegte sich rasch über den morgendlichen Markt von Malachit, der noch verhältnismäßig leer war. Sie starrte auf den Boden, beachtete ihre Umgebung kaum. Die Welt um sie herum war grau; tonlos, ohne Gefühl oder Geruch. Sie spürte weder den Wind auf ihrer Haut noch den Pflasterstein unter ihren Schuhen. Die Gerüche des Marktes, normalerweise ein dichtes Knäuel aus verschiedenen Lebensmitteln, Personen, Tieren und Parfüms, erreichten ihre Nase nicht. Gesichtslose Schatten zogen an ihr vorbei, ihre Stimmen trugen undeutliche Gespräche an ihr Ohr, denen sie jedoch kein Gehör schenken konnte. Das frische Obst in den Auslagen sah farblos und unappetitlich aus wie Kohlestücke, die man statt Äpfeln ausgestellt hatte. Allein der Gedanke, etwas davon in den Mund zu nehmen, ließ die allmorgendliche Übelkeit bis in ihren Rachen schlagen.
In zwei Tagen würde sie mit diversen Händlern sprechen, denen sie ihr Hab und Gut verkaufen wollte. Ob sie damit wirklich zweitausendfünfhundert Goldkronen zusammenbekam, stand in den Sternen. Elanor hielt es für unwahrscheinlich. Sie besaß keinen wertvollen Schmuck oder hochwertige Kleidung. Das teuerste Kleidungsstück in ihrem Besitz war ein Morgenmantel aus feiner Seide, den sie von ihrer Freundin Noriel geschenkt bekommen hatte.
»Warum trägst du kein Halsband, Grauhaut?«, fragte eine weibliche Stimme.
Es war dieses furchtbare Wort, das Elanor aus ihren Gedanken holte. Diese herablassende Bezeichnung für Dunkelelfen, die sie auf eine angeborene Äußerlichkeit reduzierte.
»M-Mein Herr hat …«, stammelte der angesprochene Dunkelelf, »er hat mich g-geschickt, um V-Vorräte zu kaufen. E-Er hat mir etwas mitge-gegeben. E-Eine Erlaubnis, mich ohne Leine ü-ü-über den Markt zu bewegen.«
Träge kämpfte sich Elanors Geist aus der Lethargie und wurde sich ihrer Umgebung deutlich gewahr. Wie die Wassermassen bei einem brechenden Damm stürzten Sinneseindrücke auf sie ein. Personen drängten sich an ihr vorbei. Händler priesen lautstark ihre Ware an. Irgendwo zu ihrer Linken gackerten mehrere Hühner aufgebracht und eine Gruppe von jungen Hochelfen lachte laut darüber.
»Lasst meine Hennen in Frieden«, keifte die Händlerin.
Elanor ließ den Blick schweifen, suchte nach der Quelle der Stimmen, die sie eben gehört hatte. Um einen Dunkelelfen hatte sich ein kleiner Pulk gebildet. Vor ihm ein grimmig dreinblickender Hochelf, hinter ihm hatte sich ein waldelfisches Paar aufgebaut. Neben ihm befand sich ein Obststand, dessen Verkäuferin sich herausfordernd