Wunder und Wunderbares. Werner Gitt

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Название Wunder und Wunderbares
Автор произведения Werner Gitt
Жанр Религия: прочее
Серия
Издательство Религия: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783869549262



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um damit das Wirken Gottes in heutiger Zeit zu demonstrieren. Christian Brandt, Inhaber eines Mediendienstes1, reist oft mit mir zu den verschiedenen Einsatzorten und nimmt die Vorträge live auf, die dann unmittelbar nach der Veranstaltung als Kassette oder CD erhältlich sind. So gelangt die biblische Botschaft, die durch heute Erlebtes aktualisiert und lebendig wird, auch an Orte, an die ich nie hinkomme. Nicht selten sind Kassetten oder CDs der Auslöser dafür, dass auch andernorts Menschen zum lebendigen Glauben kommen.

      Oft sind die Tonträger auch der Auslöser für Einladungen zu anderen Vortragsdiensten. An einem Beispiel will ich das schildern: In der Zeit vom 9. August bis 29. September 2001 war ich zu meiner ersten Vortragsreise in Paraguay. Ein Jahr zuvor hatte ich abends einen Anruf erhalten, ob ich mir vorstellen könne, zu einem mehrwöchigen Dienst nach Paraguay zu kommen. Nach einer Bedenkzeit sagte ich zu. Als meine Frau und ich während des Paraguay-Aufenthaltes an einem Samstagmorgen durch den Supermercado (Supermarkt) gingen, kam ein freundlicher Mann auf uns zu und stellte sich als Leiter dieses Einkaufszentrums vor. Er fragt mich: »Wissen Sie eigentlich, warum Sie hier in Paraguay sind?« – »Ja, ich wurde hierher eingeladen, und da habe ich zugesagt.« – »Stimmt, aber ich will es Ihnen genauer erklären: Vor längerer Zeit erhielt ich aus Deutschland eine Kassette mit einem Vortrag von Ihnen. Ihre klaren Ausführungen zu dem behandelten Thema und die evangelistische Zuspitzung haben mich beeindruckt. Ich gab die Kassette den leitenden Brüdern in den Gemeinden mit der Bitte um Prüfung, ob man den Mann einmal hierher einladen sollte. Sie haben geprüft und Sie dann eingeladen – darum sind Sie hier.« – »Von diesen Details habe ich nichts gewusst. Danke für Ihre Erklärung.« Hätte ich diesen Mann nicht »zufällig« im Supermercado getroffen, wüsste ich bis heute nicht die näheren Hintergründe.

      Die vielen erfreulichen Erlebnisse, von denen ich im Folgenden berichten werde, könnten den Eindruck vermitteln, es sei doch sehr leicht, Menschen für den Glauben zu gewinnen. Die selektive Auswahl von meist sehr eindrücklichen Erlebnissen unterstützt diese Annahme weiterhin. Aus diesem Grund nenne ich ganz bewusst auch hier und da Gespräche, die nicht mit einer Entscheidung für Christus endeten. Es ist ein Markenzeichen der Bibel, dass die Begegnungen mit Jesus immer authentisch sind. Nicht zuletzt wird dies daran deutlich, dass die Bibel uns immer wieder berichtet, wo, wann und bei welchem Anlass etwas geschah. So werden wir als heutige Bibelleser nicht mit langweiligen theoretischen und theologischen Abhandlungen konfrontiert, sondern sind hineingenommen an jene Orte in Raum und Zeit, wo sich alles ereignete. Daran möchte ich mich anlehnen, und darum nenne ich in den meisten Fällen auch, an welchem Ort, bei welchem Anlass und zu welcher Zeit sich das Erlebte zutrug. Meistens nenne ich die Namen, wenn ich sie kenne, manchmal lasse ich sie jedoch aus Personenschutzgründen weg.

      Bei den biblischen Berichten fällt ein weiterer Aspekt bei der Art der Informationsübermittlung auf: Viele zentrale Lehraussagen der Bibel stehen nicht isoliert in irgendeinem Kapitel, sondern sind vielmehr eingebunden in Begegnungen mit Menschen. Erst auf die Frage des Thomas: »Herr, wir wissen nicht, wo du hingehst, wie können wir den Weg wissen?«, antwortet Jesus mit dem viel zitierten Satz: »Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich« (Joh 14,6). Ebenso ist das so wichtige Ich-bin-Wort Jesu »Ich bin die Auferstehung und das Leben« (Joh 11,25) eingebettet in die Schilderung des Todes und der Auferweckung des Lazarus. Auch hier möchte ich aus der Bibel lernen und in den folgenden Berichten immer wieder auch biblische Lehre vermitteln.

      Bei allen Auslandsreisen führe ich ein Tagebuch, damit mir bei der Flut von Neueindrücken nichts Wichtiges verloren geht oder durcheinander gerät. Auf diese Weise ist es möglich, auch Jahre zurückliegende Ereignisse und Gespräche noch detailliert wiederzugeben.

      Die folgenden Berichte beginnen zunächst mit Erlebnissen aus den Ländern der früheren Sowjetunion. Auch meine frühere Heimat Nordostpreußen gehört heute zu Russland. Sie trägt den Namen Oblast Kaliningrad. Damit Sie einen Eindruck von meinem persönlichen Hintergrund bekommen, stelle ich den Bericht über meine Kindheitserlebnisse voran.

      In den meisten der folgenden Beiträge werden Personen namentlich genannt. In all diesen Fällen waren die Betreffenden mit dem Abdruck der Texte in der vorliegenden Form einverstanden. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle bei jedem bedanken.

      Die Kapitel 2.39 und 2.40 fallen insofern etwas aus dem Rahmen dieses Teils II, da es hier nicht um Personen, sondern um Pflanzen und Tiere geht, die mich wegen des Wunderbaren sehr beeindruckt haben.

      Dank: Die Teile II und III dieses Buches wurden auch von der Diplom-Übersetzerin Dörte Götz und der Journalistin Bettina Hahne-Waldscheck durchgesehen. Für alle mir gegebenen Hinweise und Verbesserungsvorschläge danke ich beiden sehr herzlich.

      2.1 Meine Kindheit in Ostpreußen

      Unbeschwert in Raineck

      Ich wurde am 22. Februar 1937 in Raineck2 (Kr. Ebenrode; russ. Nesterow) im nördlichen Ostpreußen geboren. Das Dorf hatte 133 Einwohner (Stand: 7. Mai 1939)3 und war nur 15 Kilometer von der litauischen Grenze entfernt.

       Meine Mutter Emma Gitt als Konfirmandin, 1917.

      Eine Wiege habe ich nie besessen, dafür lag ich im Sommer in einem Wäschekorb unter den Bäumen des Gartens, der das etwa 100 Jahre alte Fachwerkhaus umgab. Ich verbrachte eine schöne und unbeschwerte Kindheit auf dem elterlichen Bauernhof. Soweit ich mich erinnern kann, waren heiße Sommer und kalte Winter mit sehr viel Schnee damals das Normale. Wenn es einmal so heftig regnete, dass der Hof überflutet war, dann schwammen die meterlangen Futtertröge für die Enten und Gänse auf dem »Hofsee« und wurden von mir sogleich als Boot genutzt.

      Oft strolchte ich auf der Wiese umher, die an das Haus grenzte und zu der auch ein Teich gehörte. Der Teich versorgte die Kühe mit dem notwendigen Trinkwasser, und die Enten schnäbelten im Wasser nach allerlei Essbarem. Tauchte ich im Sommer hier auf und ging dann in Richtung Hof, verließen alle Enten schlagartig den Teich und folgten mir im Entenmarsch. Sie hatten sich gemerkt, dass nun bald der Tisch für sie reich gedeckt werden würde, denn auf dem Hof angekommen, eilte ich zum Getreidespeicher, um mit reichlich Körnern zurückzukommen. So wurde ich zum Liebling der Enten.

      Ganz anders beurteilten mich die Hühner. Manchmal öffnete ich die Tür des Hühnerstalls, nachdem das Federvieh sich bereits auf den Stangen zum Schlafen eingefunden hatte. Mein lauter Schrei »Husch, husch!« unterbrach die Ruhe, und alle Hühner flatterten wild im Stall umher. Was ich als Gaudi empfand, war für die Hühner weniger zum Lachen. So galt ich bei ihnen wahrscheinlich als der Hühnerschreck.

      Im Winter gab es oft so viel Schnee, dass sich meterhohe Schneeberge auf dem Hof türmten, die durch Schneeverwehungen zustande kamen. Zwischen der Scheune und den beiden Ställen konnte der Wind vom verschneiten Feld ständig neuen Schnee herbeischaffen. Statt Lederschuhen trug ich ausschließlich »Klompe«, also Holzschuhe, die mein Vater selbst in der gut ausgestatteten Werkstatt anfertigte. Mit diesem Schuhwerk bekam man keine kalten Füße, und wenn der Schnee schon »pappte«, bildeten sich manchmal zehn Zentimeter hohe oder noch höhere Schneebatzen, die am Holz klebten.

      Die liebevolle Art meiner Mutter rührt mich noch heute in meiner Erinnerung. Überall, wo sie etwas auf dem Bauernhof verrichtete, durfte ich dabei sein. Sie hatte ein Herz für alle. Immer wieder kamen Bettler und Landstreicher zu uns. Niemand verließ unseren Hof, ohne reichlich mit Essen versorgt worden zu sein. Meine Mutter ließ die Landstreicher manchmal sogar übernachten.

       Bauernhof Gitt in Raineck. Im Vordergrund steht mein Vater auf dem Feld. Rechts: Stall mit davor stehender Baumreihe. Links: Hinter den hohen Birken befindet