Wunder und Wunderbares. Werner Gitt

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Название Wunder und Wunderbares
Автор произведения Werner Gitt
Жанр Религия: прочее
Серия
Издательство Религия: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783869549262



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gehandelt. Es geschah sein Wille, dennoch würde ein Meteorologe hier aus seiner Sicht kein Naturgesetz als verletzt ansehen. Als David im Kampf mit Goliat stand, traf er diesen tödlich mit einem Stein aus einer simplen Steinschleuder. Auch dies geschah offenbar ohne Verletzung eines Naturgesetzes, aber eindeutig unter der Mithilfe Gottes. Ich bin sogar gewiss: Hätte David den Stein nach hinten losgehen lassen – was bei einer so einfachen Konstruktion von einem Stück Leder mit zwei anhängenden Schnüren leicht denkbar ist –, so hätte er dennoch die eine kleine ungeschützte Stelle an der Stirn Goliats, die nicht gepanzert war, getroffen. Wenn Karl May schon um die Ecke schießen kann – wie viel mehr David im Namen Gottes! Beide Beispiele gehören somit zu Fall a.

      Im Zeitalter der Aufklärung durchforstete man alle biblischen Texte danach, ob die berichteten Ereignisse auf natürliche Weise erklärbar seien, d.h., ob sie zu Fall a gehören. Wunder gemäß Fall b wurden als unmöglich verworfen und die entsprechenden Berichte damit als unwahr abgetan. Die moderne Theologie knüpft an diesen Gedanken an und stuft die meisten Berichte als mythologisch ein. In seinem berühmt gewordenen Aufsatz »Neues Testament und Mythologie« (1941) bezeichnete der Marburger Theologe Rudolf Bultmann (1884-1976) die Wunder als unzumutbar für jenen modernen Menschen, der elektrisches Licht benutzt und Radios verwendet.

      Die Ereignisse der Bibel wollen und können in den meisten Fällen gar nicht im Rahmen der Naturgesetze verstanden werden. Gott handelt souverän. Er ist der Geber der Naturgesetze und steht somit selbst über ihnen. In seinem Handeln unterliegt er keiner Einschränkung, denn »bei Gott ist kein Ding unmöglich« (Lk 1,37). Sein Wille geschieht. Die Schöpfung selbst, so wie sie in 1.Mose 1 beschrieben wird, ist das erste in der Bibel berichtete Wunder. Er schafft in einem Sechstagewerk nach seinen Ideen und nach seinem Plan einen wunderbaren Kosmos.

      Die Auferstehung Jesu ist ein weiteres markantes Ereignis, das sich jeder naturgesetzlichen Erklärung entzieht. Jeder Ansatz, hier eine biologische oder medizinische Deutung zu versuchen, geht am Eigentlichen vorbei. Die Auferstehung ist und bleibt eine besondere Handlung Gottes und geschah außerhalb der Naturgesetze.

      Auch die Herkunft des Wortes Gottes entzieht sich jeder menschlichen Erklärung. Es ist ein göttliches Wunder. Paulus formuliert es in 2.Timotheus 3,16: »Denn alle Schrift ist von Gott eingegeben.«

      Wir müssen geradezu damit rechnen, dass Wunder gemäß Fall b ständig der Kritik von Nichtglaubenden ausgesetzt sind. Aus ihrer Sicht wird nicht akzeptiert, dass Gottes Gedanken und Taten höher sind als unser menschlicher Verstand (Jes 55,8). So werden statt der Anerkennung der Größe Gottes Erklärungen gesucht, die sein übernatürliches Handeln überflüssig machen und Wunder auf eine menschlich einsichtige oder rein materialistische Ebene zu reduzieren versuchen. Solche Ideen sind von Anfang an zum Scheitern verurteilt und führen in die Irre.

      1.16 Welche der biblisch bezeugten Wunder werden am häufigsten in Frage gestellt?

      Ich denke, dass es bei den drei größten Wundern, die uns die Bibel nennt, die heftigste Kritik und demzufolge auch die meisten Irrlehren gibt:

      1. Das Wunder der Schöpfung wurde durch die Evolutionslehre ersetzt. Sie ist keineswegs wissenschaftlich nachvollziehbar und versucht bei der Erklärung der Herkunft der Welt und allen Lebens ohne Gott auszukommen. Kerngedanke der Evolution ist, dass die in allen Lebewesen zu findende Information entweder gar nicht berücksichtigt wird oder allein in der Materie entstanden sein muss. Der Begründer der Evolutionslehre, Charles Darwin (1809-1882), hatte weder von der Tatsache der Information in den DNS-Molekülen den blassesten Schimmer noch von der immensen Informationsdichte. Die erst in den letzten Jahren erkannten Naturgesetze über Information stehen einem Evolutionsprozess, der ja nie beobachtet worden ist, strikt entgegen. Ein solches Perpetuum mobile der Information ist ein unmöglicher Vorgang und wird in dem Buch »Am Anfang war die Information«10 ausführlich widerlegt.

      2. Die siegreiche Auferstehung Jesu ist die feste und unaufgebbare Glaubensgrundlage christlicher Lehre. Ohne diesen realen Tatbestand in Raum und Zeit wäre niemand errettet: »Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden; so sind auch die, die in Christus entschlafen sind, verloren« (1 Kor 15,17-18). Atheisten und liberale Theologen ersetzen das »leere« durch das »volle« Grab Christi und reden wie Rudolf Bultmann: »Eine Leiche kann nicht auferstehen.« In letzter Zeit hat der Göttinger Theologie-Professor Lüdemann viel Aufsehen durch seine Auffassung erregt, dass Jesus nicht auferstanden sei.

      3. Bei der Entstehung der Bibel haben wir es mit einem Geheimnis der Informationsübertragung von

       Gott, dem Vater (z. B. 2 Tim 3,16)

       seinem Sohn Jesus Christus (z. B. Gal 1,12; Offb 1,1)

       und dem Heiligen Geist (z. B. 2 Petr 1,21)

      zu den einzelnen Schreibern der Bibel hin zu tun. Wer diese Tatsache durch eine rein menschliche Entstehung und historische Zufälligkeiten zu erklären versucht, reduziert dieses Wunder in unangemessener Weise bis zur Unkenntlichkeit in den Bereich des menschlich Machbaren.

      1.17 Warum hat Jesus die Wunder getan?

      Die Wunder Jesu sind untrennbar mit seiner Verkündigung verbunden. Seine Autorität wird durch die begleitenden Wunder und Zeichen unterstrichen. In der Pfingstpredigt des Petrus erfahren wir den Grund: »Jesus von Nazareth, von Gott unter euch ausgewiesen durch Taten und Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn in eurer Mitte getan hat« (Apg 2,22). Die Wunder Jesu sind ein integraler Bestandteil seiner Mission und Lehre. Sie sind ein Zeichen Gottes, das von uns Menschen als Reaktion den Glauben und den Gehorsam fordert. In richtiger Weise reagierten auf das Wunder bei der Hochzeit zu Kana nur die Jünger Jesu. Von ihnen heißt es am Ende des biblischen Berichts: »Und seine Jünger glaubten an ihn« (Joh 2,11). Durch die Wunder wird der Schöpfer verherrlicht (Joh 9,3). Nie geschehen sie zur Befriedigung menschlicher Sensationslust.

      1.18 Ist all das, was außerhalb der Naturgesetze geschieht, immer von Gott?

      Als Mose und Aaron zum Pharao gingen, gab Gott ihnen eine Legitimation:

      »Wenn der Pharao zu euch sagen wird: Weist euch aus durch ein Wunder!, so sollst du zu Aaron sagen: Nimm deinen Stab und wirf ihn hin vor dem Pharao, dass er zur Schlange werde!« (2Mo 7,9).

      Das taten die Gottesmänner, und aus dem Stab wurde eine Schlange. Der Pharao holte seine Zauberer, und auch diese konnten ihre Stäbe in Schlangen verwandeln. Dieses Beispiel zeigt uns, dass auch der Teufel Unerklärliches tun kann. Selbst heute noch geschehen Dinge, die außerhalb des Rahmens der Naturgesetze ablaufen und dennoch nicht von Gott sind:

       Okkulte Praktiken

       Spiritismus

       UFO-Phänomene

       Heilungen durch Besprechen.

      Wir müssen sehr sorgfältig die Quellen unterscheiden.

      1.19 Zusammenfassende Definition der biblischen Wunder

      Nach all dem zuvor Gesagten können wir die von Gott gewirkten Wunder präziser fassen. So nenne ich jetzt eine dritte Definition D3:

      Definition D3: Wunder sind staunenswerte und außergewöhnliche Taten und Geschehnisse, die Gott oder sein Sohn Jesus Christus tut, wobei die Vorgänge meistens außerhalb der naturgesetzlichen Wirksamkeit ablaufen und einmalig sind.

      Im Unterschied zu den dämonischen Wirkungen dienen die Wunder Gottes

       zur Verherrlichung Gottes (z. B. die Schöpfung, Ps 19,2; die Heilung des Blindgeborenen, Joh 9,3),

       als Hilfe für Menschen (z. B. ein Felsen