Die Fälle des Kommissar Benedict: 6 sehr fette Krimis in einer Bibliothek. Peter Schrenk

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Название Die Fälle des Kommissar Benedict: 6 sehr fette Krimis in einer Bibliothek
Автор произведения Peter Schrenk
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783745212532



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Visitenkarten stehen weder Titel noch Rang. Nur sein Name und eine Adresse in New York. Bescheidenheit? Kaum. Jeder auch nur halbwegs wichtige Mensch in den Vereinigten Staaten weiß, wer Adrian Simmons ist. Er ist Präsident des TWC-Imperiums, dessen Tätigkeit sich über alle Kontinente erstreckt. Die Zentralen in London, Sydney, Tokio, Toronto, Paris, Monte Carlo, Palermo, Genf, Frankfurt, Rio de Janeiro, Johannesburg und Hongkong garantieren globale Effizienz.

      Wer die auf Hochglanz gedruckten Jahresberichte und Erfolgsbilanzen der Gruppe studiert, gewinnt den Eindruck einer prosperierenden, soliden und ständig wachsenden Weltfirma mit vielen lukrativen Beteiligungen. Bankdirektoren aller Länder schätzen sich glücklich, die TWC mit Mitteln zu bedienen.

      Vergeblich wird man in diesen Hochglanzberichten allerdings die Beteiligung an diversen Verbrechersyndikaten, der Yakuza, Camorra, Cosa Nostra, der Triade oder ETA, UDA, IRA, HIS-BOLLA und RAF suchen. Auch die Zweigstellen in Kolumbien, Paraguay, Ho-Chi-Minh-Stadt, Beirut, Damaskus und Berlin (Ost) finden aus verständlichen Gründen keine Erwähnung in diesen Berichten.

      Die Aktien der TWC Inc. werden an den Börsen der Welt hoch und lebhaft gehandelt. Über die Jahresdividenden sind die Anteilseigner glücklich. Als der TWC-Helicopter mit Rechtsanwalt Otis auf dem JFK-Airport landet, rollt das schlanke Flaggschiff der British Airways gerade auf dem Taxiway Richtung Terminal. Wie fast immer ist das einzige Überschall-Passagierflugzeug der Welt pünktlich um 9 Uhr 20 Ortszeit gelandet, nachdem es - o Wunder der Technik - um 10 Uhr 30 des gleichen Tages in London zu seinem Flug über den Atlantik abgehoben hatte.

      In der speziell eingerichteten Lounge für Concorde-Passagiere sitzen sich die beiden Männer kurz darauf bei einem kleinen Frühstück gegenüber.

      Man kommt sofort zur Sache, denn man kennt sich von früheren Aufträgen, und Zeit ist schließlich Geld. Außerdem wird die zurückfliegende Maschine den John-F.-Kennedy-Flughafen um 13Uhr 25 wieder Richtung London Heathrow verlassen.

      Riechmanns Vortrag ist ruhig und geschäftsmäßig.

      »Ihre Organisation nimmt Kontakt zu den Auftraggebern des Kommandos in Belfast auf. Ermitteln Sie, unter welchen Bedingungen diese Auftraggeber bereit sind, von dem geplanten Unternehmen zurückzutreten. Sollten diese Bedingungen für unsere Seite akzeptabel und erfüllbar sein - dass sie dies sein werden, gehört auch zu Ihrem Teil des Jobs -, erhält Ihr Unternehmen zehn Prozent des Auftragsvolumens in der gewünschten Form an einen von Ihnen bestimmten Ort!«

      Um 13 Uhr 40 trinkt Johann Riechmann in seinem engen Flugzeugsitz ein erstes Glas Champagner auf den heutigen Sonntag.

      Nach der Ankunft in London um halb elf abends würde ihn eine bundeseigene Sondermaschine zurück nach Köln-Wahn fliegen. Er weiß die Angelegenheit in richtigen Händen, fühlt sich ruhig und entspannt, während vorne die kleine Leuchttafel MACH 1 anzeigt und ein dezenter Gong die Passagiere darauf aufmerksam macht. Wie auch die anderen Fluggäste dieser Edelklasse zeigt Riechmann demonstrativen Mangel an Interesse. Relaxed lässt er sich von der Stewardess nachschenken.

      Noch 23 Tage bis zum Staatsbesuch.

      12

      Montag, 12. Oktober.

      Milde Meeresluft verwöhnt die Düsseldorfer mit angenehmen Temperaturen.

      Die ISAT-Zentrale im >Weißen Haus< hat übers Wochenende an Wichtigkeit gewonnen. Polizeimeister Herrmann sitzt hinter der neu installierten Funkanlage, die in misstrauisch beargwöhnte Konkurrenz zur Einsatzzentrale im Haus gegenüber getreten ist. Alle elf von ISAT in der vergangenen Woche eingerichteten Beobachtungsstationen können von hier aus zentral geführt werden.

      BKA-Neuner hat am Sonntag aus Wiesbaden einen zwischen-schaltbaren Funkzerhacker geschickt. Das moderne Störgerät soll angeblich unbefugtes Abhören der Sprechfunkkommunikation unmöglich machen. Der Hauptkommissar freut sich über die zunehmend professionelle Atmosphäre, die sich im ISAT-Büro ausbreitet, als er um 9 Uhr morgens zusammen mit seinen drei Kollegen den großen Raum betritt.

      Diese Freude ist nicht von langer Dauer. Sie währt genau bis zu dem Zeitpunkt, an dem die erste Tasse Tee vor ihm auf dem Schreibtisch dampft und Schwaden blauen Tabakdunstes aus Richtung O’Connell und McGrath ihn einzunebeln beginnen.

      Genau acht Minuten.

      Dann blinkt die ebenfalls neu eingerichtete Zentralanlage auf Herrmanns Funktisch.

      »Ja, Herrmann! - Einen Moment, ich verbinde. Das Bundespräsidialamt Bonn, Hauptkommissar!«

      »Benedict! - Nein ... nicht direkt ... ja, wir verfolgen, das ... ist mir auch klar ... wir bemühen uns ... ja, wissen wir ... natürlich, Herr Ministerialrat ... auf Wiederhören!«

      Noch während der ISAT- Leiter mit dem ungeduldigen Mann aus dem Präsidialamt telefoniert, sind auf dem Zentralapparat drei weitere Anrufer aufgelaufen. Kaum dass Benedict den Hörer ärgerlich auf die Gabel knallt, stellt ihm Herrmann eine neue Verbindung her.

      »LKA Berlin, Hauptkommissar!«

      Ein interessierter Lankmann erkundigt sich teilnahmsvoll nach dem Fortschritt der Düsseldorfer Kollegen. »Also, wenn wir noch was für euch tun können, lasst es uns wissen. Bis dann!«

      »Der Chef, Hauptkommissar!«

      Verwirrt greift Benedict erneut zum Hörer. Welcher ... ach das >Karo<! »Nein, noch immer nichts!«

      »Innenministerium Haroldstraße!«

      »Bundeskanzleramt Bonn!«

      »Präsidium Köln!«

      »Auswärtiges Amt Bonn!«

      »BKA Wiesbaden!«

      »Ihre Haushälterin, Herr Hauptkommissar!« - Um 12 Uhr hat Benedict Dutzende wichtige oder wichtig tuende Anrufer beruhigt, beleidigt oder beschworen. Dann hat er genug und fängt an, mit seinen drei Kollegen zu arbeiten. Zuerst bemächtigen sie sich eines weiteren Raumes im >Weißen Haus<, den sie provisorisch mit einem Pappschild ISAT II versehen. Die Ausquartierung der dort sitzenden Kollegen verschafft ihm einige weitere Feinde im Polizeipräsidium.

      Um 16 Uhr fährt ein Lieferwagen der Firma Foto-Koch vor dem >Weißen Haus< vor. Zwei Angestellte tragen ächzend eine größere Anzahl von Kisten und Kartons in den neuen Raum hinauf. Den Abschluss macht eine unförmige, circa sechs Meter lange Röhre, die einem Kanonenrohr ähnelt. Die beiden jungen Männer halten sich noch weitere zwei Stunden mit dem Auspacken und dem Aufbau der angelieferten Gerätschaften im Raum ISAT II auf.

      Gegen 18 Uhr erscheinen die vier vom LKA angeforderten Fachbeamten und lassen sich eine halbe Stunde in die Bedienung verschiedener Geräte einweisen, die auch ihnen noch nicht bekannt sind. Um 19 Uhr fahren die beiden Angestellten des Fotogeschäftes wieder weg. Die LKA-Leute schließen sich in dem neuen Raum ein.

      Über einen Zugangsschlüssel verfügen nur die Eingeschlossenen selbst und die vier ISAT-Leute.

      Wenig später rollt dann noch ein Polizeilaster an. Zwei Beamte in grünem Drillich bringen sechs Feldbetten die Stufen hoch. Vier der unbequemen Gestelle verschwinden in dem geheimnisvollen LKA-Raum, die zwei anderen beordert Benedict in die ISAT-Zentrale selbst.

      Ab heute, 20 Uhr, wird das Büro des Internationalen Sonder-Arbeits-Teams Tag und Nacht von mindestens zwei Beamten besetzt sein!

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