Название | Gottes Feuer |
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Автор произведения | E.D.M. Völkel |
Жанр | Триллеры |
Серия | |
Издательство | Триллеры |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783347069619 |
Gemeinsam planten sie, das Gold zu verkaufen und sich den Erlös zu teilen, was sich unerfreulicher weise als überaus schwierig herausstellte. Keiner der Beteiligten hatte einen Eigentumsnachweis. In der Szene wurden für Originale astronomische Summen gezahlt, als heikel erwies sich die Herstellung des Kontaktes. In Deutschland war der Verkauf nicht durchführbar, ganz im Gegenteil sogar strafbar, nicht jedoch in benachbarten europäischen Staaten oder gar in Übersee. Die Nachfrage war riesig. Wie sollten sie die tatsächlichen Interessenten von verdeckten Ermittlern unterscheiden und wie konnte man sicherstellen das versprochene Geld zu erhalten und nicht hereingelegt zu werden? Jetzt waren sie zwar in Besitz eines Goldschatzes, doch der schnelle Reichtum wollte sich nicht einstellen. Ihre Rechnung ging nicht auf. So hatten sie sich das nicht vorgestellt. Man war im Grunde genommen reich, konnte theoretisch und in Gedanken viel Geld ausgeben, aber jetzt bröckelten ihre Träume und begannen sich in Nichts aufzulösen.
Nur wenige Straßen weiter verfolgte Peter Schröder die Berichterstattung zu den Plänen der Stadt, wie das neue Gewerbegebiet aufgeteilt werden sollte. Kaum waren die amerikanischen Truppen abgezogen, durchstreiften bereits die ersten Neugierigen das Gelände. Alte Geschichten von Naziverstecken breiteten sich rasend schnell aus und die Zahl der Sondengänger wuchs täglich. Einen alten Trottel hatte es schon erwischt. Er war mit seinen 72 Jahren auf Schatzsuche gegangen und in eines der Wurzellöcher gestürzt. Peter schüttelte den Kopf, und las weiter, Rolf Kaspar M. lebte noch einige Stunden, bevor er qualvoll in dem Erdloch starb. Ein rechtzeitig herbeigerufener Notarzt hätte ihn retten können.
›Wenn die Bauarbeiten so rasch weitergehen, graben sie auch Paul Wenzel aus‹, in Gedanken sah er die groß aufgemachte Schlagzeile und schlagartig kamen die Erinnerungen zurück, welche er jahrelang erfolgreich unterdrückt hatte. Die Vergangenheit erwachte zu neuem Leben, unbewusst legte er seine Handflächen auf die Ohren und schloss ganz fest die Augen. Er hörte das Angriffssignal, kurz darauf das Dröhnen der Flugzeuge und das Pfeifen der abgeworfenen Bomben, bevor sie detonierten. Laut stöhnend sprang er auf, »Ich will das nicht noch einmal erleben«, drangen klagend die Worte aus seiner Kehle, »Wieso war ich so begierig Vaters Geheimnis zu erfahren?«
Die langen Jahre des Wartens hatten die Gier und das Verlangen, Vaters Versteck auszugraben in sich zusammenfallen lassen. Im Grunde genommen hatte er keine großen Ambitionen mehr mit Schaufel und Hacke auf ›Schatzsuche‹ zu gehen, zumal sich das Gelände extrem verändert hatte und seit neustem ein Motorradclub im ehemaligen Fuhrparkgebäude ansässig war. Wie sollte er ihnen gegenüber seine Grabungen erklären? Würden sie nicht selbst Anspruch auf den versteckten Inhalt erheben? Sollte er die Presse informieren und einen Strom der Schatzsucher auslösen, die mit Sicherheit in Scharen auftauchten?
›Nein‹, entschied er, ›Ich habe alles zum Leben, was ich brauche. Es ist verflucht! Die Phiolen und das Gold, mit so vielen Menschenleben bezahlt. Mein Sohn Andreas, ich gebe das Geheimnis an ihn weiter, soll er entscheiden, ob es für ihn wichtig ist.‹
Juni 2017
Die Kameradschaft
Moritz durfte seit einigen Wochen auf die ambulanten Rehabilitationsmaßnahmen zurückgreifen, rigoros hatte er die weitere stationäre Unterbringung abgelehnt. Die noch kalten Nachttemperaturen und kühlen Morgenstunden verursachten ihm große Schmerzen, doch er bestand darauf, mit dem Bus nach Bad Homburg zu fahren. Starrköpfig blieb er dabei, »Viel zu lange musste ich im Krankenhaus bleiben, ich will endlich raus. Keinen Tag mehr halte ich das aus.«
Sein Gemütszustand schwankte wie ein Jojo zwischen Euphorie und Frustration hin und her. Ebenfalls den Entschluss das Buch zu schreiben verwarf er mehrfach, zerriss die Notizen nur um sie am nächsten Tag mit Klebeband wieder aneinanderzufügen. Die Freunde aus der Redaktion, Chris und Tom, kamen regelmäßig, versuchten ihm die neue Lebenssituation zu erleichtern und boten ihre Unterstützung an. Moritz musste eine wichtige Entscheidung zu seiner beruflichen Zukunft treffen, was sich als echte Herausforderung erwies. Die Versuche, am vorherigen Leben anzuknüpfen, scheiterten kläglich. Er konnte und wollte die neue Situation so nicht akzeptieren. Die vergangenen Monate hatten ihn doch stärker verändert, als er sich einzugestehen bereit war. Mit den wärmer werdenden Tagen kam ein umgänglicher Moritz zum Vorschein, die Schmerzen verflogen teilweise und seine üble Launenhaftigkeit schwand zusehends. Eva freute sich über Moritz Wunsch, wieder ein Auto zu kaufen, sein Altes war, durch den Unfall, nur noch ein Klumpen Schrott.
Fleißig lernte sie die alte deutsche Sütterlin Schrift und vermochte von einer Kopie zur nächsten, die Inhalte der Niederschriften besser zu lesen. ›Danke Herr Gerhardt‹, und blätterte in den handschriftlichen Aufzeichnungen der Stadtgeschichte.
›Frau Schling hat mir den Namen Otto Freckel genannt, mal sehen, ob ich ihn im Stadtarchiv finde.‹
Nach vielen Stunden, die sie in den Urkundensammlungen und Geburtsanzeigen aus den Jahren 1900 bis 1930 verbrachte, wurde Eva endlich fündig. Freckel war nicht sehr verbreitet und mit dem letzten Namensträger Otto Freckel ausgestorben. Doch seine Schwester Claudia, verheiratete Köhler, hatte Kinder, die noch in Eschborn ansässig waren und einen der Höfe bewirtschafteten. Mit neuer Bestätigung auf dem richtigen Weg zu sein, nahm Eva Kontakt mit der Familie Köhler auf. Als Begründung schob sie zum wiederholten Male die Arbeit an einer Dokumentation vor, bei der sie, während ihrer Recherche, auf den Namen Freckel gestoßen sei. Jetzt suche sie die nächsten Angehörigen um möglicherweise noch Berichte zu den Nachkriegsjahren und dem Wiederaufbau der Höfe mit ihren Familien, zu erhalten.
Keiner der Nachkommen freute sich über ihr Anliegen, sie hatten genug von diesen alten Geschichten und lehnten es ab darüber sprechen. Eva stieß auf eine breite Wand der Zurückweisung. Ebenfalls ihre Bitte eventuell vorhandene Briefe oder Tagebücher nur lesen, vielleicht das eine und andere Foto davon machen zu dürfen, wurde glatt weg abgewunken. Nachdem Eva hartnäckig in der darauffolgenden Woche erneut bei der Familie vorstellig wurde, war eine der Töchter endlich bereit, auf dem Speicher die alten Sachen aus der damaligen Zeit zu suchen. Eva hinterließ ihre Handynummer in der Hoffnung auf den einen oder anderen Dachbodenfund. Nach weiteren drei Tagen meldete sich unerwarteter Weise einer der Enkel und berichtete, es sei ein Schuhkarton aufgetaucht, in dem Briefe lägen, die allerdings in einer merkwürdigen Schrift verfasst seien, welche niemand von ihnen lesen könne. Erwartungsvoll, was sich Interessantes in der Schachtel verbarg, fuhr Eva hin. Sie wurde von einem sichtlich nervösen jungen Mann erwartet, der sie sofort in die nicht einsehbare Toreinfahrt zog.
»200,- Euro und Sie bekommen den Karton«, verlangte er.
»Junger Mann, erst einmal möchte ich den gesamten Inhalt sichten«, entgegnete sie verwundert. Umständlich kramte er eine Seite aus der Schachtel hervor und reichte diese ihr. Das Schriftbild erinnerte sie an ihre bisherigen Recherchen im Stadtarchiv, er war in Sütterlin geschrieben. Eva überlegte blitzschnell, ›Wenn er bemerkt, das ich die Schrift lesen kann, steigt der Preis. Verhandle, lass‘ Dich nicht über‘n Tisch zieh‘n.‹ Kritisch zog sie die Augenbrauen hoch und spitzte die Lippen,
»Hören Sie, 200,- Euro für eine Seite und irgendwelchen Krimskrams in diesem Karton, das ist Wucher.«
»Heehh, Sie wolle was aus der Vergangenheit un sinn ganz scharf druff, also könne Sie auch dafür was zahle.«
»Nein. Erst einmal will ich den gesamten Inhalt sichten. Für alte Zeitungen zahle ich nicht, die finde ich auch im Stadtarchiv«, lehnte sie kategorisch ab.
»Verdammt, Sie bekomme die Kohle doch eh von Ihrer Zeitung zurück. Ich brauch‘ den Zaster.«
»Für die Katze im Sack gibt es nichts«, entgegnete sie entschieden, wandte sich um und verließ den Hof. Der Enkel eilte hinter ihr her,
»Na gut, gebbe se mir 100,- Euro. Aber dann Schluss, mein letztes Wort.«
»Erst will ich den Inhalt sehen«, beharrte sie auf ihrem Standpunkt, »Oder kaufen Sie eine Schachtel ohne etwas drin?«
Demonstrativ