Название | Gottes Feuer |
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Автор произведения | E.D.M. Völkel |
Жанр | Триллеры |
Серия | |
Издательство | Триллеры |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783347069619 |
›Was zum Kuckuck ist an einem alten, aus vor dem Zweiten Weltkrieg stammenden Flugplatz, der heute nur noch eine Ruine ist, so bedeutsam?‹ Ihre eigenen Nachforschungen im Internet ergaben verschiedene interessante Faktoren, jedoch auf den ersten Blick nichts Sagenhaftes oder Geheimnisvolles. Wäre da nicht der Artikel vom 15. April 1945 über mindestens einen verschwundenen LKW, der hochvollgeladen den Transport des deutschen Reichsbankgoldes nach Frankfurt ausführte. Aber wie stand dieser mit dem Fliegerhorst in Verbindung? Der Flughafen wurde im August 1944 bei seiner Bombardierung fast vollständig zerstört und ab 30. März 1945 von den Amerikanern sowie Kriegsgefangenen wieder aufgebaut und war bereits am 9. April für Starts und Landungen einsetzbar.
Bis vor Kurzem war ihr der alte Flugplatz interessant aber nicht spannend oder sogar geheimnisvoll vorgekommen. Das hatte sich schlagartig mit den drei Artikeln geändert. Sorgfältig druckte Eva diese aus und heftete sie zu den bisherigen Recherchen. Schnell sah sie auf ihre Uhr, jetzt hieß es sich beeilen, ihren Termin mit dem ehrenamtlichen Stadthistoriker durfte sie nicht verpassen. Geschwind holte sie ihr Fahrrad aus dem Schuppen und radelte zum Stadtmuseum am Eichenplatz.
Herr Gerhardt, geschätzte 70 Jahre alt, mit vollem weisem Haar und freundlichem, gütigen Gesicht, erwartete sie bereits. Zügig erklärte sie ihr Anliegen und was sie bisher herausgefunden hatte. Gemeinsam schlenderten sie durch die Ausstellung und sahen die schwarzweißen Fotografien von Eisenhower, neben dem eigenen neuen Flugzeug, sowie Eleonore Roosevelt, die Witwe des Präsidenten an.
Herr Gerhardt bestätigte, dass er erst kurz nach Kriegsende geboren wurde, aber von seinem Vater, anhand eines kleinen Büchleins wusste, das es noch viele Kameradschaften und Soldatenverbindungen gab. Umständlich kramte er in dem Verzeichnis, das mehr aus losen Blättern, als gehefteten Seiten bestand. Schon als Bub hatte er fasziniert den Geschichten des Vaters gelauscht und als Heranwachsender angefangen, eine Aufstellung der Ereignisse zu verfassen. Eva schmunzelte, Herr Gerhardt hatte ein ganz ähnliches Ablagesystem wie sie selbst und bot ihre Unterstützung an.
»Junge Frau, können Sie die alte deutsche Schrift „Sütterlin“ lesen?«, und legte ihr sein Inhaltsverzeichnis vor.
»Nein, leider nicht«, gestand sie enttäuscht ein, »Aber, genau das hier ist ein Anlass es zu lernen«, versprach sie. Die Zeit verstrich wie im Flug und als Eva den Heimweg antrat, war sie um viele Informationen, Namen und Wissen reicher.
Die neue Tätigkeit der Recherche war ihr ein und alles. Die Erlebnisse der Vergangenheit hatten Lisas Aussage, zu ihrem ehemaligen Job, »Och wie langweilig«, voll und ganz bestätigt. Lisa, ein weiterer Geist aus dem letzten Jahr. Unwillkürlich zog Eva die Schultern hoch. ›Oh mein Gott, gut das auch dieses Kapitel abgeschlossen war.‹
Erst in den chaotischen, schmerzlichen, ihr immer noch in Alpträumen begegnenden Erlebnissen, entdeckte sie ihre Leidenschaft für das Ausgraben und Aufspüren von Informationen. Das Ungewisse, die Jagd nach einzelnen Hinweisen um das Puzzle zu einem großen, ganzen Bild zusammenzusetzen. Sich mit Begeisterung in die neue Herausforderung zu stürzen. Die vielen Jahre als Bankangestellte lagen nun endgültig hinter ihr. Im Grunde genommen hatte der Erpresser ihr sogar einen Gefallen erwiesen. Moritz Vorschlag als investigative Journalistin zu arbeiten war jetzt, nachdem sie etwas Abstand zu den schrecklichen Geschehnissen gewonnen hatte, geradezu ideal. Diese neue Aufgabe musste sie zumindest ausprobieren, Moritz und Chris bewährten sich als exzellente Lehrmeister.
Das schrille Klingeln des Telefons hörte Eva schon an der Haustür. Rasch hob sie ab, »Völkel«, meldete sie sich.
»Ich versuche Dich seit einer Stunde zu erreichen, aber Du gehst nicht an Dein Handy«, beschwerte sich Moritz brummelig.
»Hallo mein Schatz, schön von Dir zu hören. Es steckt zum Laden, ich hatte es nicht mit«, versuchte sie ihn zu beruhigen.
»Die Reha ist ein Alptraum, es geht nicht vorwärts, jeder sagt mir, ich müsse Geduld haben und meinem Körper Zeit lassen. Solle erst einmal zur Ruhe kommen. Kannst Du Dir das vorstellen?! Ich habe so unzählige Wochen nur im Bett gelegen und soll zur Ruhe kommen!«
Eva überlegte, wie viel Einzelheiten Moritz erfahren durfte und entschied sich, erst einmal nichts von ihrem neuem Projekt zu berichten. Es war wesentlich besser für ihn, sich, ihrer Ansicht nach, in der Rehabilitation Klinik vollkommen auf seine Genesung zu konzentrieren. Die zahlreichen Knochenbrüche waren zwar soweit verheilt, die Muskulatur hatte sich jedoch durch die lange Zeit der Bettruhe extrem abgebaut. Sein ein Meter achtzig, sonst so muskulöser Körper, war schmal und klapprig, die früher leuchtenden graugrünen Augen schauten traurig aus seinem Gesicht. Die langen hellbraunen Locken hätte er am Liebsten abgeschnitten, doch Eva hinderte ihn gerade noch daran, dies umzusetzen.
»Hast Du mit dem Arzt gesprochen?«
»Ja, und er sagt, ich benötigte noch etliche Wochen, bis ich einigermaßen fit und wieder hergestellt bin. Seine Prognose ist, das ich möglicherweise ein teilweise steifes Bein behalten werde.« Eva hörte deutlich die deprimierte Stimme und hatte sein niedergeschlagenes Gesicht lebhaft vor Augen.
»Wie schaut’s, soll ich morgen Nachmittag oder Abend nach Bad Homburg kommen? Wir könnten durch den Kurpark in die Stadtmitte laufen und dort, in einem Lokal zusammen ein Bier trinken«, schlug sie vor.
»Ach Eva, es dauert alles so furchtbar lange, ich will endlich wieder arbeiten«, seufzte er wehmütig.
»Schatz, versprochen, ich hol Dich morgen ab, Du brauchst definitiv eine Aufmunterung. Bitte sei vorsichtig. Ich liebe Dich. Dickes Kussi«, verabschiedete sie sich.
Akribisch übernahm Eva die erhaltenen Informationen in ihr begonnenes Register. Der historische Verein in Schwalbach, eine Gruppe von Männern, deren Väter auf dem Eschborner Flugplatz gedient hatten. Sie trafen sich auch heute noch regelmäßig, in Angedenken der Soldaten, Mechanikern, Piloten und allen Dienstgraden.
›Perfekt, der erste konkrete Hinweis und genau vor der Haustür‹, grinste sie zufrieden.
Das wechselhafte Aprilwetter mit seinen extremen Schwankungen verursachten Moritz erhebliche Schmerzen, er war, zum Leidwesen aller, mürrisch und zeitweise unausstehlich. Nach reiflichen Überlegungen und der, durch seinen Sturz die letzten vier Treppenstufen hinunter, gewonnenen Erkenntnis, sein altes Level noch nicht erreicht zu haben, entschloss er sich dazu, dem Rat von Eva zu folgen. Seine Reportage über X-ambles sollte als Buch veröffentlicht werden, zumal nach dem langen Krankenhausaufenthalt der Artikel keine aktuelle Geschichte mehr war.
Eva lief, besorgt durch Moritz langsame Heilung, unruhig querbeet durch den Garten. Es roch unverkennbar nach Frühling, die Narzissen und Hyazinthen blühen, als gäbe es kein Morgen mehr, Primeln und Zwergiris lockten die Bienen mit ihrem Nektar und Hummeln brummten um die Wette von einer Blüte zur anderen.
›Nach Möglichkeit nehme ich Kontakt zu ehemaligen Soldaten und deren Familien, Kinder oder Enkel auf. Gegebenenfalls sind sie zu einem Gespräch bereit. Dann setze ich mich mit dem Suchdienst vom Roten Kreuz in Verbindung, möglicherweise geben sie mir noch zusätzlich den einen oder anderen Ratschlag.‹
Zielstrebig weitere Informationen zu finden, klapperte sie bestens ausgerüstet mit Regenschirm und Sonnenbrille dem schnell wechselnden Wetter trotzend, alle von Herrn Gerhardt empfohlenen Adressen und Treffpunkte ab. Über das Verzeichnis der Kriegsgefangenen fand sie weitere Namen von Soldaten und Offizieren, die damals ebenfalls in Eschborn stationiert waren. Leider erwiesen sich die meisten dieser Personen als bereits verstorben.
Die gewissenhafte Suche gestaltete sich als Puzzlespiel, zumal die bis jetzt gefundenen Namen sehr häufig vertreten waren. ›Es ist wie heutzutage, die Mütter von damals hatten ebenfalls ihre Lieblingsnamen und es war genauso schick und angesagt mit der Namensmode zu gehen.‹
Lediglich ein außergewöhnlicher stand auf ihrer Liste und stach aus der mittlerweile angewachsenen Reihe wie ein Stachel hervor. Er schrie geradezu nach ihrer Beachtung. Feodor Schling. ›Feodor, was hatte die Eltern veranlasst, ihrem Sohn diesen Namen zu geben?‹, dennoch brauchte Eva lange um eine mögliche Adresse zu dem Namensträger zu finden.