Gottes Feuer. E.D.M. Völkel

Читать онлайн.
Название Gottes Feuer
Автор произведения E.D.M. Völkel
Жанр Триллеры
Серия
Издательство Триллеры
Год выпуска 0
isbn 9783347069619



Скачать книгу

      »Küche.« Gemeinsam stiegen sie die Stufen hinunter, gingen in die Wohnküche und setzten sich. Eva holte tief Luft, verwarf den ersten Gedanken und begann, »Moritz, ich weiß du hast eine harte Zeit hinter dir und eine ebenso aufreibende vor dir.«

      »Lass den Honig weg, ich bin schon groß.«

      »Wie weit bist du mit deinem Buch?«

      »Was hat das Buch damit zu tun?«

      »Wenn du eine Denkblockade hast oder Anregungen brauchst, frag mich doch bitte einfach, ich finde es nicht in Ordnung, dass du heimlich meinen Notizen und Ergebnisse durchsuchst.«

      Moritz Augen wurden groß wie Kuchenteller, was Eva ihm hier unterstellte, war in keiner Weise gerechtfertigt. Ohne ein Wort zu sagen, stand er auf, humpelte ohne seinen Stock ins Wohnzimmer hinüber und kam mit einem Packen Papier zurück. Diesen legte er bestimmt vor Eva auf den Tisch und sah sie abwartend an.

      »Das sind meine Entwürfe, Notizen und Zusammenfassungen. Ich habe keinen Grund in deinen Sachen herumzuschnüffeln und finde, da ist jetzt eine Entschuldigung fällig.«

      Eva betrachtete den Stapel, er war größer geworden, Moritz hatte tatsächlich weitergeschrieben, und dennoch wurden ihre Unterlagen durchsucht. Nicht sehr auffällig, jedoch gerade so viel, dass sie dies bemerkte. Moritz sah ihren leicht misstrauischen Blick.

      »Du bist noch nicht überzeugt? Brauchst du noch mehr Beweise um mir zu glauben?«

      »Entschuldige, ich glaube dir.« Mit zusammengekniffenen Augen sah sie an ihm vorbei zum Fenster hinaus. Er kannte diesen Blick, sie gab erst einmal nach, überzeugt war sie jedoch noch nicht. Etwas stimmte nicht, Eva bemerkte Kleinigkeiten, die ihm nicht auffielen. Am besten er ließ sie vorerst in Ruhe, griff den Stapel Papier, »Ich geh weiterschreiben«, und gab ihr einen Kuss mitten auf den Mund, den sie erwiderte.

      Das Gespräch war ohne greifbares Ergebnis verlaufen. ›Ich habe Moritz zu Unrecht verdächtigt. Er war es tatsächlich nicht. Wer kommt noch in Frage? Chris? Tom? Welchen Grund hätten die beiden? Im Gegenteil, Chris hilft mir, seine Recherchen sind Gold wert und Tom? Er ist eher Moritz Freund als meiner. In Zukunft schließe ich die Schubladen ab‹, entschied sie und stand fest entschlossen, dem ganzen einen Riegel vorzuschieben, auf. Mit einem Becher Eis und zwei Löffeln betrat sie das Wohnzimmer, »Frieden?«, sah ihn mit einem Lächeln in den Augen erwartungsvoll an und setzte sich dicht neben ihn. Er legte seinen Arm um sie und grinste zurück,

      »Frieden. Eva ich kenne Dich jetzt einige Zeit und bemerke sehr wohl, das etwas nicht stimmt. Dein Gesicht sagt mir, Du hast eine mögliche Lösung für Dich gefunden. Kann ich Dir dennoch helfen?«

      »Ja, das kannst Du. Ich habe von Chris eine Mail erhalten, er warte auf Antwort und ich würde mich nicht melden. Dann wollte ich ihn anrufen, doch er hat eine neue Handynummer, gib sie mir bitte.«

      »Chris hat keine neue Nummer, im Gegenteil, er ist ganz stolz darauf seit dem ersten Tag ein und dieselbe zu haben.« Verwunderung schwang in seinen Worten mit. Eva war aufgestanden und kam mit ihrem Handy zurück. Laut las sie den Eintrag in ihrem Telefonbuch vor. Moritz schupste sie an der Schulter, »Du hast einen Zahlendreher der letzten beiden Ziffern, dann kannst Du ihn auch nicht erreichen«, frotzelte er sie. »Hier nimm mein Laptop und schreib die Mail an Chris, dann kann er sich bei Dir melden, er war zwei Tage unterwegs.«

      Eva schrieb, -Hallo Chris, entschuldige bitte, dass ich Dich warten ließ. Deine Mail habe ich nicht erhalten, möglicherweise ist sie im Spamordner gelandet oder im Nirwana meiner Festplatte verschwunden. Bitte ruf mich zurück, sobald Du Zeit dafür hast. LG Eva-.

      Chris las verwundert Evas Mail. ›Ist das ein netter Versuch mich zu manipulieren? Eigentlich sollte sie wissen, dass ich mich beeile und ihre Bitte um Informationen schnell erledige.‹ Er hatte all seine Möglichkeiten strapaziert, es gab jedoch erstaunlich wenig greifbares, viele Gerüchte und noch mehr Spekulationen zu einem verborgenen Goldschatz auf dem alten Fliegerhorst.

      »Hallo Eva, nur ganz kurz, ich habe jede Menge andere Arbeit und schick Dir eine Zusammenfassung. Übrigens, Deine Mail war lieb gemeint, aber schneller ging nicht. Gruß an Moritz, ciao Chris.«

      Eva hörte ihre Mailbox ab, fand Chris Nachricht und öffnete seine Mail. Sie enthielt einen weiteren Hinweis, auf ein Gerücht, das sich überaus hartnäckig, seit 1945 hielt. Angeblich sei Kriegsbeute vom Eschborner Flugplatz ausgeflogen worden und eine der Maschinen nicht in der Heimat angekommen. Dieses Gelände verbarg Ereignisse, die vertuscht und verschwiegen, unter dem Deckel gehalten wurden. Welch hohe Brisanz sie möglicherweise besaßen, war aus den vorhandenen Fakten schwer abzuleiten.

       ›Schade, dass die alten Steine nicht reden können, ich glaube sie würden nicht mehr aufhören, so viel hätten sie zu sagen.‹

      Diese Widrigkeit bestärkte sie, nach Namenslisten der Soldaten zu suchen, welche bis 1944 in Eschborn stationiert waren.

      ›Vielleicht hat Herr Gerhardt noch einen Tipp, wen ich kontaktieren kann.‹ Nachdenklich blätterte sie in ihrer Zusammenfassung,

      1991 - Abzug der Amerikaner. Kaum hatten die Besatzer das Gelände freigegeben, wurden bereits Sondengänger beobachtet, die mit ihren Geräten konzentriert über die jetzt offenen Bereiche des Areals schritten. Dieses Verhalten zog die Aufmerksamkeit der Spaziergänger und Anwohner auf sich. Umgehend griffen die Artikelschreiber der wöchentlich erscheinenden Stadtanzeiger das Thema auf und berichteten darüber.

      1992 - die Stadt Eschborn hatte das Gelände gekauft und begann darauf ein Industriegebiet zu planen. Der erste Unglücksfall des 72-jährigen Rolf-Kaspar M. war zu beklagen. Erhaltene Gebäude, die nicht der Planung im Wege standen, blieben stehen, bekamen ein neues Dach und wurden an ortsansässige Interessenten vermietet. Ein Motorradclub, der Lakota MC, waren dort eingezogen und nutzten die Fuhrparkhalle als Clubhaus. Sie halfen bei der Instandsetzung und kümmerten sich um das angrenzende Gelände. Alle Beteiligte freute diese Lösung, jetzt waren sie weitgenug entfernt und störten bei ihren Partys keine Anwohner mehr.

      ›Der Motorrad Club war seit langem auf dem Gelände beheimatet, eventuell wussten einige der Mitglieder etwas über ungewöhnliche Vorkommnisse.‹ Im Internet fand Eva schnell die Homepage des Clubs und beschloss ihren Besuch an einem der offenen Abenden zu planen.

      1993 - die beiden Skelettfunde wurden ganz groß in den Zeitungen und Nachrichten gebracht.

       ›Es ist wie verhext, ich bin an einem Punkt und komme nicht so richtig weiter. Verflixt noch mal, Eva streng dich an, dein Gehirn arbeitet sonst auch präzise. Es muss doch noch mehr Menschen, außer der vierer Gruppe geben, die in diese Vorfälle verwickelt waren.‹

      Zwei Tage später, die morgendliche, frischere, Luft strömte durch die weit geöffneten Fenster und brachte den intensiven Duft der Blumen aus dem Garten hinein. Eva saß, vertieft in ihre Recherche und genoss die leichte Abkühlung. Der Sommer meinte es besonders gut und versprach, dieses Jahr alle Rekorde zu brechen. Das charakteristische Klappern des Briefkastendeckels drang leise an ihr Ohr, durchbrach ihren Gedankengang und ließ sie aufhorchen. Rasch blickte sie auf die Uhr, ›5: 30 Uhr, so früh? War das der Zeitungsträger? Nein, der kam immer pünktlich wie ein Uhrwerk. Wer ist um diese Zeit schon unterwegs?‹ Neugierig stand sie auf, lief die Treppe hinunter und erkannte auf dem Treppenabsatz ein Kuvert liegen. ›Gut, dass Vater den Einwurf durch die Mauer bis ins Haus gelegt hatte‹, grinste sie und griff den Umschlag. Eva Völkel, stand in der typischen alten Sütterlin Schrift auf ihm. ›Herr Gerhardt‹, freute sie sich, nur er würde ihr in dieser Form schreiben. Flink öffnete sie die Lasche und entdeckte die Kopie eines alten schwarzweißen Fotos, auf dem drei Männer abgelichtet waren. Rechts und in der Mitte standen eindeutig Piloten, was sie direkt an den Abzeichen auf den Uniformen und den Kappen erkannte. Der Hochgewachsene, umrahmt von den beiden anderen, schien etwas älter zu sein, links neben ihm ein im Overall gekleideter Soldat. Dieser sah unverkennbar nach einem Mechaniker aus. Eva drehte das Foto, auf der Rückseite stand, August 1944 Abschied von Hans Schröder. Nachträglich war ein Kreuz auf dem Rücken des mittleren Mannes gezeichnet worden.

      ›Danke