Gottes Feuer. E.D.M. Völkel

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Название Gottes Feuer
Автор произведения E.D.M. Völkel
Жанр Триллеры
Серия
Издательство Триллеры
Год выпуска 0
isbn 9783347069619



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haben eine große Schuld auf sich geladen. Früher hat er nie davon gesprochen, doch seit 1991 der Brief angekommen ist, hat er sich schlagartig verändert. Ich werde den Inhalt der Zeilen, die Vater dermaßen durcheinander brachten, niemals vergessen. Sie haben sich tief in meine Erinnerung eingebrannt. ›Feodor, der Sturmvogel kann landen, komm‘ und steh zu deiner Pflicht.‹

      Sie schüttelte den Kopf, Tränen standen in ihren Augen, »Der Vergangenheit gegenüberzutreten und sich seiner Schuld zu stellen, hat meinen Vater vollkommen aus der Bahn geworfen. Es wurde immer schlimmer und seit einigen Jahren bringt er alles durcheinander. Die Vergangenheit und die Gegenwart sind eins geworden, er kann sie nicht mehr unterscheiden oder gar trennen. Wenn ich die Geschichten von früher mit den Einzelheiten, die er jetzt unbeabsichtigt ausplaudert, ergänze, wird ein schreckliches Bild daraus.«

      Erneut im Café angekommen bestellten sie sich Getränke. Ihr Gegenüber sah Eva abschätzend an. Sie bemerkte deren Zweifel, ob es richtig war weitere, möglicherweise brisante, Einzelheiten auszuplaudern. Eva lehnte sich entspannt zurück und hoffte inständig, das sie einen vertrauenswürdigen Eindruck vermittelte. Unvermittelt sagte Frau Schling,

      »Ich erzähle Ihnen jetzt ein grauseliges Märchen, alles darin ist erfunden und nichts davon entspricht der Wahrheit.«

      Sie verstand, obwohl Rosemarie als Tochter diese Geschichten lediglich alle gehört hatte, belastete sie das Wissen sicherlich sehr. Hatte sie jemals offen darüber gesprochen oder musste sie allein damit fertig werden?

      »Drei Soldaten und ein Offizier wurden mit sehr vielen anderen im Kriegsgefangenenlager Eschborn abgeladen, sie sollten den Flugplatz wieder aufbauen. Bei den Bauarbeiten fand dieser Arbeitstrupp bestehend aus drei Soldaten und einem Oberleutnant in einem aufzuschüttenden Bombenkrater mehrere händevoll Goldmünzen. Sie waren sich schnell einig, dass die Amerikaner von diesem Fund niemals erfahren durften und schworen sich bei ihrem Leben Stillschweigen zu bewahren. Sie versteckten das Gold noch tiefer im Krater, füllten ihn auf und wollten nach dem Abzug der Amerikaner den Schatz bergen.«

      Sie unterbrach ihre Geschichte, als die Servicekraft die bestellten Getränke auf den Tisch stellte.

      »Was sie in ihrer Aufregung nicht bemerkten, am Kraterrand stand ein vierter Soldat, der den Fund mit angesehen und den Schwur mit der Vereinbarung zur Bergung gehört hatte. Er forderte einen Anteil, sonst verriet er das Versteck an die Besatzer und erkaufte sich Vergünstigungen von ihnen. Die Vier waren sich schnell einig, dem Fünften konnten sie nicht trauen, er war gefährlich und musste verschwinden. Bei nächster Gelegenheit erschlugen und vergruben sie ihn, in einem der zahlreichen Löcher, welche durch die umfangreichen Bauarbeiten entstanden.« Eva sah Frau Schling schweigend über den Rand der Tasse an, ›Es passte, Otto ist das unbekannte Skelett. Die vier, Feodor, Rolf-Kaspar, Albert und Ernst waren 1945 auf dem Fliegerhorst.‹

      »Diese grausame, heimtückische Tat schweißte die 4 auf ewig zusammen und sie gaben sich den Namen Sturmvogel, um dies niemals zu vergessen. Den Amerikanern erzählten sie, der Soldat habe sich abgesetzt, er sei zu seiner Familie zurück, er habe die Gefangenschaft nicht mehr ausgehalten. Die Arbeiten waren hart, die Unterkünfte kalt, jeder wollte nach Hause. Einige der Soldaten hatten ebenfalls versucht abzuhauen und wurden erwischt. Doch der eine schien es geschafft zu haben, er war auf immer verschwunden.«

      Eva hörte aufmerksam zu und nickte ›Selbstverständlich blieb er unauffindbar. Er lag mit eingeschlagenen Kopf in einem Bombenkrater, der zugeschüttet wurde.‹ Jetzt verstand sie die Beweggründe der alten Dame ihr gegenüber, jegliche Reporter zum Schutz für ihren Vater zu meiden.

      »Wie schuldig wer von den Vieren ist, weiß ich bis heute nicht und wer die schreckliche Tat begangen hat, auch nicht. Sie Frau Völkel, scheinen nicht auf Sensationen aus zu sein und wenn davon dennoch etwas in die Zeitung kommt, werde ich alles abstreiten, es ist lediglich ein Gruselmärchen, das mir mein Vater erzählt hat.« Beschwörend sah sie Eva an, »Wir haben uns verstanden?«

      »Ja, das haben wir«, nickte sie nochmals zur Bestätigung, sie wusste nur zu gut, dass Eltern manchmal Dinge in die Wege leiteten, welche auf die Kinder zurückfielen.

      »Freckel, Otto Freckel war sein Name. Wenn Sie meinen Vater gefunden haben, dann finden Sie ihn ebenfalls. Was auch immer Ihre Intension ist diese alte Geschichte auszugraben, passen Sie sehr gut auf sich auf. Leben Sie wohl Frau Völkel. Alles Gute.« Bestimmt, ohne ein weiteres Wort stand sie auf und verließ das Café, ohne sich noch einmal nach Eva umzudrehen.

      Elektrisiert sah diese ihr hinterher, was sie soeben gehört hatte, erschien glaubhaft, möglicherweise war das eine oder andere Detail weggelassen oder vielleicht hinzugefügt, jedoch im Großen und Ganzen schien die Erzählung wahr sein. In jeder Geschichte steckte das Quäntchen an Wahrheit, wie umfangreich es war, galt es jetzt heraus zu finden.

      Hatte das ihr Schutzengel gemeint, war dies der Hintergrund, zu dem sie recherchieren sollte? Gab es tatsächlich noch versteckte Goldmünzen, die auf ihre Bergung warteten? So lange Zeit nach dem Abzug der Amerikaner?

      Eva konnte sich das nicht so recht vorstellen. Sicherlich waren die Ehemaligen dieser Vierer Gruppe sofort nach Freigabe des Geländes 1991 in einer Nacht und Nebel Aktion dort gewesen und hatten ihren seit 46 Jahren vergrabenen Schatz gehoben. Wieso sonst sollten sie Feodor den Brief schicken, in dem eindeutig zu verstehen war, dass der Sturmvogel jetzt landen durfte, vermutlich um die Bergung einzuleiten. Die ehemaligen Soldaten waren zu diesem Zeitpunkt etwa zwischen 66 und 72 Jahre alt. Jung genug, um mit Hacke und Schaufel anzurücken, oder gab es noch andere Beweggründe, hatten die Besatzer vielleicht selbst den Schatz gefunden und dies verschwiegen? War eventuell ein Gebäude ganz genau an dieser Stelle errichtet worden und verhinderte die Bergung? Wurde er bei den neuen Bauarbeiten des Industriegebietes entdeckt und gehoben? War der Finder ehrlich und hatte ihn gemeldet, oder diesen schlicht einfach unterschlagen? Vielleicht auch nur behalten um ihn später zu verkaufen? Möglicherweise existierten fehlerhafte Angaben zum Versteck, oder die Umgebung hatte sich in der langen Zeit extrem stark verändert?

      Eva schwirrte der Kopf von den zahlreichen Varianten. Je mehr sie darüber nachdachte, desto intensiver trat eine neue Frage hervor.

       ›Was hatten die Münzen überhaupt auf dem Eschborner Flugplatz zu suchen? Wofür waren sie bestimmt? Es war Kriegsende, sollten sie außer Landes geschafft werden, um irgendjemandem als ›Rente‹ den Lebensstandard zu sichern?‹

      Ganz egal, wie sie die Sachlage drehte und wendete, Chris musste einspringen, sie brauchte seine ultimativen Kontakte zur Geheimnislüftung. Wenn es irgendwo einen Hinweis gab, er würde ihn finden. Eva glaubte felsenfest, dass definitiv kein Geheimnis vor Chris verborgen blieb.

       Eschborn 1991

      Die eingeschworene Kameradschaft des Sturmvogels hatte 46 Jahre lang gewartet und jetzt endlich war es soweit. Täglich schritt einer von ihnen den Zaun mit Stacheldrahtkrone ab und begutachtete den Fortschritt der amerikanischen Truppenräumung. Der stellenweise aufgeschnittene Maschendraht interessierte niemanden mehr und großzügig sahen die Soldaten über das noch unerlaubte Eindringen der drei alten Herren hinweg. Eilig schrieben sie ihren Brief an den 71-jährigen Feodor Schling in dem er aufgefordert wurde, seinen Beitrag zur Bergung zu leisten. Nachdem dieser sich nach Ablauf einer Woche nicht gemeldet hatte, beschlossen sie, ohne ihn die Suche zu beginnen. Jetzt startete ihre Zeit der intensiven Nachforschung, sie beratschlagten, trafen sich gemeinsam vor Ort, liefen über das Areal und mutmaßten, wo genau das Versteck sein könne. Bei ihren täglichen Erkundungsgängen hatten sie die extremen Veränderungen des Geländes der vergangenen 46 Jahre begutachtet. Die Baumaßnahmen der Amerikaner, neu angelegte Wege und Straßen, die Wandlung der Vegetation, Bäume waren zusätzlich gepflanzt und hochgewachsen, Büsche zu Hecken geworden und dicht verfilzt. Albert, Ernst und Rolf-Kaspar beschlossen, einen Metalldetektor zu kaufen, um damit möglicherweise das Versteck zu finden. Sie wussten um die durchgängigen Lochbleche der Lande- und Startbahnen, versuchten aber dennoch ihr Glück. Auf dieses ungewöhnliche Vorgehen wurden deren Söhne aufmerksam und sie bedrängten ihre Väter. Lediglich Rolf-Kaspar knickte nach den dauerhaften Fragen, den geschickt gestellten Fallen ein und verriet seinem Sohn Volker-Kaspar die alte Geschichte.

      Zudem