Togt. Edeltraud-Inga Karrer

Читать онлайн.
Название Togt
Автор произведения Edeltraud-Inga Karrer
Жанр Контркультура
Серия
Издательство Контркультура
Год выпуска 0
isbn 9783347144729



Скачать книгу

konnten (ihr Wert wuchs um 542 Milliarden US-Dollar), schrumpfte das Bisschen, was die Armen ihr Eigen nennen, brutal zusammen – der Wert sank um fast eine Billion US-Dollar. Unser Wirtschaftssystem, warnte eine Entwicklungshilfeorganisation Anfang dieser Woche, komme vor allem den Reichen zugute.‹

      Durch diese immer wiederkehrenden Meldungen wurde eine Debatte losgetreten, die von Neid und Missgunst geprägt war. Die Armen fühlten sich um ihr Recht auf ein menschenwürdiges Dasein betrogen, von denen, die im Geld sprichwörtlich baden konnten.

      Wo immer der Herr der Welt eine Möglichkeit fand, Zwietracht zu säen, machte er davon Gebrauch. Er freute sich diebisch, dass alle so schön mitspielten. Die Reichen konnten gar nicht genug davon bekommen, ihren Reichtum zur Schau zu stellen – Privatjets, tolle luxuriöse Yachten, für die einen Durchschnittsbürger ein Leben lang hätte sparen müssen, schöne Frauen und Privatinseln. Sie flogen mal schnell zum Shoppen nach Übersee.

      Währenddessen hatte manche Familie, selbst bei zwei Verdienern, oft genug Schwierigkeiten, ihre Rechnungen zu bezahlen. Und das Heer der Arbeitslosen wurde unendlich groß auf der Welt. Hunger und Krankheiten nahmen die Armen vor der Zeit von der Erde.

      Die Wirtschaftsbosse weltumspannender Unternehmen genehmigten sich von dem, durch den Fleiß ihrer schlechtbezahlten Arbeiter schwer erwirtschafteten Gewinn unverschämt hohe Gehälter, ohne die entsprechende Leistung dafür zu erbringen. Sie bedienten sich mit tolldreister Gefühlskälte an Unternehmen, die sie, sobald sie nicht mehr genügend rentabel erschienen, einfach zugrunde gehen ließen. Ihnen war das Schicksal der Menschen, die ihnen einen exklusiven Lebenswandel ermöglicht hatten, völlig gleichgültig.

      Wegen irgendwelcher Ideologien wurden ganze Wirtschaftszweige eliminiert, Volksgesellschaften brachen zusammen. Billige Arbeitskräfte wurden von überall her angekarrt, um sie auszupressen und die einheimische Bevölkerung zu immer größeren Zugeständnissen zu zwingen, mit Lohnkürzungen einverstanden zu sein.

      Die Not machte sich breit.

      So wurden ehemals wirtschaftlich sichere Länder nacheinander Entwicklungsländern gemacht. Da keine Steuern mehr eingenommen werden konnten, verfiel die Infrastruktur, die Sicherheits- und Pflegekräfte konnten nicht mehr bezahlt werden. So brach zwangsläufig Anarchie aus. Und wieder war es der Stärkere, der dieses Spiel zunächst einmal gewann. Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, Mut und Nächstenliebe verschwanden. Die einzige Perspektive, die die Menschen noch hatten war, sich irgendwie durchzuschlagen, oft auch im wahrsten Sinne des Wortes.

      Das Leben erlosch mehr und mehr. Die Städte wurden grauer. Die Überlebenden wünschten sich oft nur noch den Tod, und manche halfen nach.

      Und da saß einer in seiner Villa und rieb sich die Hände. Er würde alle, die es wollten, wieder glücklich machen. Seine Zeit würde bald kommen.

      * * *

      Die Aufdecker waren schwerer zu fassen als die Weltverbesserer. Sie trafen sich nicht, sie hielten Kontakt über das Internet. Sie waren diejenigen, die Verschwörungen ans Tageslicht brachten. Sie enthüllten durch akribische Recherche so manches Verbrechen, das gegen die Menschheit gerichtet war – wie Kriege durch Lügen in Gang gesetzt wurden, und dass man in den Giftschränken des Militärs gefährliche Substanzen entwickelte, die dann auch an Menschen ausprobiert wurden.

      Durch den seit vielen Jahren etablierten Feminismus, der der Menschheit nichts als Schaden zugefügt hatte, wurde jetzt auch noch die Sexualisierung kleinster Kinder geplant und umgesetzt. Natürlich – da waren sie sich ganz sicher – wird den Pädophilen damit in die Hände gespielt.

      Sie brachten die Verbrechen, die Großkonzerne reich und die Finanzelite zu Milliardären gemacht hatte, an die Öffentlichkeit.

      Sie gingen seltsamen Ereignissen auf den Grund und gaben sich nicht mit der Ausrede »Zufall« zufrieden. Sie fanden beispielsweise heraus, dass Häuser zum Einsturz gebracht, Brücken gesprengt, Schiffe versenkt und Flugzeuge vom Himmel geholt wurden, um etwas zu vertuschen oder Hass zu schüren, Unschuldige zu beschuldigen und Strafen zu vollziehen, ohne Anklage, ohne Gerichtsverfahren, ganz willkürlich.

      Es wurde versucht, sie durch Verspotten unglaubwürdig zu machen. Als immer mehr Wahrheiten ans Tageslicht kamen, begann man, sie als Verschwörungstheoretiker zu denunzieren, zu verfolgen, sie in ihrer Existenz zu bedrohen und durch plötzliche tödliche Unfälle, Herzinfarkte oder erdachte Suizide unschädlich zu machen.

      Sie wurden den verbrecherischen Eliten außerordentlich gefährlich. Viele nicht aufgedeckte Schandtaten schlummerten noch in verschwiegenen Kellern. Die Schönen und Reichen, die sich oft zu Handlangern des Herrn der Welt gemacht hatten, und deshalb mit Macht und Geld belohnt wurden, zitterten vor dem nächsten Tag, an dem etwas Schreckliches über sie herausgefunden werden könnte.

      Es wurden starke Schutzwälle gegen die Gruppe errichtet, die sich verschworen hatte, die Laster und Vergehen der Mächtigen aufzudecken und sie zu entlarven. Trotzdem gelang es immer wieder einen Skandal, eine Abscheulichkeit und Teufelei aufzudecken.

      Die Mitglieder dieser Gruppe waren schwer auszumachen. Immer wieder gelang es den Sicherheitsbehörden Widerstandsnester, Zirkel und Gruppen auszuheben. Doch sie schienen kein Ende zu nehmen. Und die Zustimmung zu ihnen wuchs in den Völkern von einer Enttarnung zur nächsten stetig.

      Haarsträubende Enthüllungen machten die Menschen sprachlos, auch vor Entsetzen. Wie konnten solche Ungeheuerlichkeiten so lange unaufgeklärt und verschleiert bleiben?

      Wie gingen die Eliteverbrecher vor? Unliebsame oder den eigenen Interessen entgegenstehende politische Systeme wurden verunglimpft, dann durch Falschmeldungen kriminalisiert, letztendlich vernichtet und durch eigene Machthaber ersetzt. Dann konnten die Völker ausgepresst werden, ohne sich wehren zu können, weil Gefängnisstrafen und Todesurteile schnell und ohne Gerichtsverhandlung vollstreckt wurden.

      Krankheiten wurden in die ärmsten Länder der Welt gebracht, Keime, denen die unterernährten und verelendeten armen Wesen tausendfach zum Opfer fielen. Hier wurden auf deren Rücken Experimente zur biologischen Kriegsführung durchgeführt.

      Die Gruppe, die sich die Offenlegung der Machenschaften dieser mafiösen Strukturen zur Aufgabe gemacht hatte, kannten sich in den allermeisten Fällen nicht persönlich. Sie waren durch das Internet miteinander verflochten. Sobald ein Account in den sozialen Netzwerken geschlossen wurde, tauchte derselbe Wortführer irgendwo unter einem anderen Namen wieder auf oder ein anderer trat an seine Stelle. Sie alle trieb einzig und allein die Erkenntnis, dass die Wahrheit durch die Mächtigen nicht ans Licht befördert werden sollte. Sie sahen sich daher gezwungen, dort nachzuhelfen, wo Ermittlungsbeauftragte durch Korruption oder Zwang nicht weiterkamen.

      Diese Gruppe hatte sich ebenfalls verschworen, gegen das Böse in der Welt aufzustehen, es zu entlarven und dadurch zu vernichten.

      Die Elite wusste durchaus, sich zu wehren. Sie schleusten ›U-Boote‹ in die Internetforen, die ihrerseits die doch sehr umsichtig agierende Gemeinschaft unterwanderten, indem sie gut recherchierte Mitarbeit leisteten und so die Ahnungslosen von ihrer Zuverlässigkeit überzeugten. Durch diese Infiltration gelang es, die eine oder andere Gruppe ausfindig zu machen und sie zu eliminieren.

      Auch diese Rebellen waren sich nicht bewusst, dass sie mit ihrer Mühe und den Opfern, die sie fast täglich brachten, nur einem in die Hände spielten. Er hatte durchaus ein Interesse daran, dass die Armen gegen die Reichen, die Unterdrücker gegen die Unterdrückten, die Oberschicht gegen die Unterschicht ausgespielt wurden. Er freute sich insgeheim über die Kämpfe, die unter ihnen ausbrachen, ohne dass er dabei in Verdacht geriet.

      * * *

      Die einzigen ernstzunehmenden Gegner, so waren sich Avtix, Paméu und ihr Chef einig, waren die Noturos. Sie bekam man extrem schwer zu fassen.

      Freundlich und loyal kamen sie pünktlich ihren Aufgaben nach. Sie waren herzlich, voller Teilnahme anderen Menschen gegenüber und untereinander teilten sie alles. Sie waren weder durch Konsum jeglicher Art, noch durch Anfeindungen noch Bestechungen zu verführen. Ihnen genügte das was sie hatten. Sie dachten nur gut voneinander und auch von den übrigen Menschen. Ihre Wahrheitsliebe war sprichwörtlich. Gut, das war vielleicht