Mia und der Erbe des Highlanders. Morag McAdams

Читать онлайн.
Название Mia und der Erbe des Highlanders
Автор произведения Morag McAdams
Жанр Языкознание
Серия Ian McLaren - der Berserker
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783958131972



Скачать книгу

Im Sommer war es dort kühl und friedlich. Genüsslich sog sie die würzige Luft ein, als sie die ersten Bäume erreichte und in den Schatten trat. Sie genoss die Ruhe, die sie erfasste. Hier und dort raschelte ein Tier im Unterholz, die Vögel zwitscherten leise und ein Specht hämmerte die Rinde eines Baumes auf. Das Moos verschluckte das Geräusch der Schritte und Emma schrak zusammen, als Heath plötzlich neben ihr auftauchte.

      »Hallo Emma.« Er legte forsch den Arm um ihre Taille. Sein Griff verhinderte, dass sie die unangenehme Nähe verließ. Er trug die blau-grüne Uniform der Reiter des Clans und roch stechend nach altem Schweiß.

      »Lass mich los, Heath!«, protestierte sie und wand sich in seinem Arm. »Was willst du von mir?«

      »Schön, dass du das fragst.« Seine Finger gruben sich in ihr Fleisch. »Ich will dich heiraten. Deine Mutter ist einverstanden.«

      Emma blieb vor Schreck stehen, doch er schob sie weiter. Sie wollte ihn nicht heiraten, er war grob und grausam. Lieber würde sie allein bleiben! Sie geriet ins Straucheln.

      Heath nutzte den Moment und stieß sie vollends zu Boden. Erschrocken starrte Emma zu ihm hoch und Angst erfasste sie. Ihr Herz schlug schneller, ihr Mund wurde trocken und sie begann zu zittern.

      »Wenn du schon da liegst …«, grinste Heath.

      Er erinnerte sie an einen Habicht, der sich auf seine Beute stürzte. Wie gelähmt sah sie zu, als er an den Knöpfen seiner Hose zerrte und sich entblößte. Endlich setzten ihre Reflexe ein. Sie kroch rückwärts und kam mühsam auf die Beine. Mit einem schnellen Satz war Heath bei ihr und riss sie am Arm zurück. Schmerz durchzuckte sie und sie konnte ihren Arm nicht mehr bewegen.

      Panik schnürte ihr die Kehle zu. Schreien hatte ohnehin keinen Zweck. Der Mann war riesig und stark, sie hatte keine Chance. Aber sie biss die Zähne zusammen und schlug mit ihrer unverletzten Hand nach ihm. Sie kratze und trat ihn, doch sie kam nicht gegen ihn an. Er stand mit offenem Mund und ekelhafter Lust in den Augen da und hielt sie fest. Emma kämpfte. Adrenalin gab ihr Kraft. Sie schlug nach ihrem Peiniger und versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien. Plötzlich traf sie seine Faust an der Schläfe. Ihr Kopf prallte zurück und sie fiel. Schmerz explodierte hinter ihren starren Augen. Ihr schlaffer Arm löste sich aus seinem Griff.

      »Verdammt.« Sie hörte ihn fluchen, und dann war sie allein mit ihrer Qual. Es waren endlose Minuten, bis wohlige Wärme sie erfasste und sie erleichtert die Augen schloss.

      Als das Zittern nachgelassen hatte, lag Mia regungslos auf dem Bett. Sie weinte nicht, sie hatte keine Tränen mehr. Sie war voller Mitleid für Emma und hatte Angst um sich selbst. Dieses Monster sollte sie heiraten, ihre eigene Mutter hatte ihr Einverständnis gegeben. Sie hoffte, dass sie eine eigene Entscheidung treffen durfte. Bevor sie einen Vergewaltiger heiratete, täte sie sich etwas an.

      Schließlich stand sie auf. Sie fühlte sich taub und abgestumpft, doch ihr Entschluss hatte ihr ein wenig Kraft verliehen. Sie benötigte dringend ein Bad. Die Katzenwäsche in den letzten Tagen hatte ihr nicht die Sauberkeit gebracht, die sie gewohnt war. Sie kehrte in die Wohnküche zurück. Mutter schlief in einem der Sessel und ihr Bruder übte mit der Ahle an einem Stück Leder. Er ließ ihren Ausbruch unerwähnt, wofür sie dankbar war.

      »Es ist Samstag«, sagte sie unsicher. Sie wusste nicht, wie und wo sie sich in dem Fachwerkhaus waschen konnte. Benny sprang auf.

      »Ich helfe dir.« Vermutlich war er froh über etwas Normalität. »Setz dir Wasser auf, ich stelle die Wanne in das kleine Zimmer.«

      Das kleine Zimmer war der Nebenraum, der zum Trocknen der Wäsche genutzt wurde, fiel Mia ein. Sie musste mehrmals kochendes Wasser nachfüllen, bis sie eine Temperatur erzielt hatte, die sie ihrem Körper zumuten konnte. Vorsichtig ließ sie sich in die Blechwanne sinken. Ihre Beine hingen über den Rand, trotzdem genoss Mia die Entspannung, die das warme Bad mit sich brachte. Wenn ihre Seele doch ebenso leicht zur Ruhe kommen könnte!

      Sie entdeckte das Blut, als sie sich abtrocknete. Daran hatte sie noch gar nicht gedacht. Tampons waren noch nicht erfunden, dessen war sie sich sicher. Sie zog das grobe braune Kleid über und hoffte darauf, in ihrem Zimmer etwas zu finden, das ihr half. Sie konnte schlecht ihre Mutter fragen, was zu tun war. Zum einen war sie in ihrem Zustand ohnehin nicht ansprechbar, und zum anderen würde sie ihre erwachsene Tochter für verrückt erklären, wenn sie nach Dingen fragte, die sie längst wissen musste.

      Hektisch durchsuchte sie ihren Schrank. Sie fand nur die weiten knielangen Hosen, die sie als Unterwäsche trug. Die anderen Hausmädchen verzichteten auch darauf und trugen nur ein langes Hemd unter der Kleidung. Dieses weiße Höschen war auf keinen Fall dafür gedacht, während der Periode getragen zu werden, denn es war im Schritt offen. Doch in der hintersten Ecke des Schrankes entdeckte Mia eine Unterhose aus dickem Stoff, die ihr geeignet erschien. Hoffentlich war sie für ihre Zwecke gemacht worden. Nicht zum ersten Mal wünschte sich Mia das Internet, um herauszufinden, wie sie sich verhalten sollte.

      In der dunklen Unterhose entdeckte sie das McLaren-Wappen, das auch in ihre Arbeitskleidung gestickt war. Emma musste diese im Schritt gefütterte Hose vom Hof mitgebracht haben, um für Überraschungen gerüstet zu sein. Ihre eigene Garderobe war nicht damit ausgestattet. Mia schüttelte sich bei dem Gedanken, was andere Frauen während der Menstruation taten. Sie konnten das Blut doch nicht einfach laufen lassen. Andererseits wäre das in einer Zeit, in der selbst am Hof des Clanoberhaupts die Notdurft über einem tiefen Loch im Boden sitzend verrichtet wurde, nicht überraschend.

      An diesem Abend ging sie nicht mehr in die Küche. Mutter nahm ihre Umgebung in den Nachwirkungen des Rausches nicht wahr, und ihr Bruder konnte an die Tür klopfen, wenn er sie brauchte. Stattdessen legte sie sich in das Bett, das sich Emma einst mit ihrer jüngeren Schwester Jane geteilt hatte, doch sie fand keinen Schlaf.

      Sobald sie die Augen schloss, sah sie Heaths Raubtiergrinsen, roch seinen Schweiß, spürte, wie sie fiel. Erst in den frühen Morgenstunden fielen ihr vor Erschöpfung die Augen zu.

      Der Kirchgang war ein Spießrutenlauf. Mutter war im Haus geblieben, weil sie nach dem Exzess des vorigen Tags noch nicht herzeigbar war. Unzählige wissende, mitleidige und tadelnde Blicke trafen Mia und Benny, und die Leute tuschelten hinter vorgehaltener Hand. Mia störte sich nicht daran. Es war nicht das erste Mal, dass sie so behandelt wurde. Außerdem war sie damit beschäftigt, sich auf die Liturgie des Gottesdienstes zu konzentrieren. Aufstehen, knien, »Herr, erbarme dich« – es war ihr fremd und so war sie froh, der dunklen Kirche bald wieder entkommen zu können. Gemeinsam mit ihrem Bruder eilte sie zurück.

      Mia erkannte die Mutter fast nicht wieder. Sie hatte saubere Kleidung an, stand am Herd und summte ein Lied. Nie hätte sie geglaubt, dass dies die Frau war, die sie nur Stunden vorher ungepflegt und mürrisch verlassen hatte. Es roch überraschend lecker, als sie das Essen auf den Tisch stellte.

      »Was bin ich froh, wenn du endlich aus dem Haus bist, Emma.« Mutter legte klappernd den Löffel auf dem leeren Teller ab. »Du hättest längst heiraten sollen, so wie Jane. Die hat es richtig gemacht.«

      Bei Mia begannen alle Alarmglocken zu läuten und sie holte tief Luft, um zu protestieren, doch Martha ließ sie nicht zu Wort kommen.

      »Du wirst es gut haben, Emma.« Mia war überrascht, so viel Zuneigung in der Stimme ihrer Mutter zu hören. Sie schluckte die zornige Erwiderung herunter. Stattdessen sagte sie so ruhig wie möglich: »Ich werde Heath nicht heiraten, Mutter.«

      »Wieso denn nicht?« Martha war wirklich überrascht. »Er verdient gut, und er kann die Arbeit seines Vaters übernehmen, wenn er zu alt für die Wache geworden ist. Schmiede werden immer gebraucht. Er ist ein guter Junge, Heath Brown.«

      »Er ist kein guter Junge. Er hat …« Sie suchte nach den richtigen Worten, während sie versuchte, ihre Wut zu zügeln. »Er hat sich mir genähert.« Sie dachte, ihre Mutter ginge nicht darauf ein, als sie aufstand und das Geschirr abtrug. Doch dann drehte sie sich wieder zu ihr um und sah sie mit festem Blick an.

      »Und? Wenn ihr verheiratet seid, wird er das auch tun. Du bist doch nicht dumm, Emma. Du weißt doch, wie es geht. Sei froh, dass er dich in deinem Alter noch nimmt.«

      »Er