Название | Quellentexte zur jüdischen Geschichte und Literatur |
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Автор произведения | Julius Hoxter |
Жанр | Документальная литература |
Серия | Judaika |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783843800242 |
»Herr!« antwortete Hadrian, »ich wünsche, mich dem Handel zu widmen, nicht wegen des Gewinnes, sondern um die Menschen kennenzulernen, und ich bitte Euch, mich mit Euern Ratschlägen zu unterstützen.«
»Wenn dieses dein Wunsch ist, so gehe nur. Hier hast du den wichtigsten Rat, den ich dir geben kann: Gib acht, welches die verachtetste Ware ist, und kaufe sie, eines Tages muss sie im Preise steigen.«
Hadrian verabschiedete sich, begab sich zu den Israeliten, ergab sich dem Studium des heiligen Gesetzes und nahm ihren Glauben an.
Nach einiger Zeit kehrte er zum Oheim zurück, der, da er ihn etwas verlegen und unruhig sah, ihn fragte, warum er so verwirrt sei, und ob vielleicht seine Geschäfte einen schlechten Erfolg gehabt hätten? Der Jüngling gestand ihm nach einigem Zögern, dass er Israelit geworden sei.
»Verruchter! du wagtest?«
»Herr, ich bin Eurem Rate gefolgt.«
»Meinem Rate?« rief der Oheim noch unwilliger.
»Ja«, versetzte Hadrian, »Eurem Rate. Ihr habt mir geraten, mich an die verachtetste Ware zu halten. Unter allen Nationen habe ich keine erniedrigtere gefunden als Israel, und ich weiß, dass es eines Tags sich wieder erheben wird. Ich habe mich dieser Nation angeschlossen.«
XVII. Die Juden unter den ersten christlichen Kaisern.
1. Dekret Kaiser Konstantins 315 n. gegen den Glaubensübertritt zum Judentum. (4)
(Codex Theodosianus XVI, 8, 1, eine im Jahre 438 n. abgeschlossene Sammlung von Gesetzen und Verordnungen, die seit Konstantin erlassen wurden.)
»Den Judäern, ihren Obersten und Patriarchen bedeuten wir: Sollte nach Veröffentlichung dieses Gesetzes jemand wagen, sich an demjenigen, der ihre schädliche Sekte verlassen und sich zum Kulte Gottes (des christlichen) bekehrt hat, mit Steinen oder in irgendeiner anderen Weise zu vergreifen, wie es heute unseres Wissens zu geschehen pflegt, so wird er den Flammen übergeben und mitsamt seinen Helfershelfern verbrannt werden. Sollte sich aber jemand aus dem Volke ihrer gottlosen Sekte anschließen oder ihren Zusammenkünften beitreten, so wird er zusammen mit ihnen (die ihn bekehrt haben) der verdienten Strafe verfallen.«
2. Entscheidung des Konzils von Nicaea 325 n. über die Passahfrage. (20 u. 21)
a) Enzyklika der Synode an die Kirche von Alexandrien und an die geliebten Brüder in Ägypten, Libyen und Pentapolis.
»Wir geben euch die freudige Nachricht von der bewirkten Einigkeit über das hl. Pascha. Es ist nämlich auf euer Gebet hin diese Angelegenheit glücklich bereinigt worden. Alle Brüder im Morgenland, welche früher Pascha mit den Juden hielten, werden es von nun an gleichmäßig mit den Römern, mit uns und mit allen begehen, welche von alter Zeit her dasselbe gleichförmig mit uns feierten (an dem Sonntag nach dem Frühlingsvollmond).«
b) Schreiben Kaiser Konstantins an alle, die der Synode nicht angewohnt hatten.
»Besonders wurde es allgemein für unwürdig erklärt, bei diesem heiligsten Feste der Gewohnheit (Rechnung) der Juden zu folgen, welche ihre Hände mit dem schrecklichen Frevel befleckt haben und an der Seele blind sind. Mit Verwerfung ihrer Sitte können wir nach einer wahreren Ordnung, welche wir von dem ersten Leidenstage Christi an bis jetzt bewahrt haben (Wochentagsordnung), unsere Osterfeierweise fortvererben. Nicht sollen wir also gemein haben mit dem feindseligen Judenvolk; denn wir haben von dem Erlöser einen andern Weg erhalten, unserer Gottesverehrung liegt ein anderer, gesetzlicher und geziemender Lauf vor (die Wochentagsordnung).«
3. Synode von Laodicea in Phrygien (um 340 n.), Can. 29 über Verbot der Šabbatfeier. (20)
»Dass die Christen nicht judaisieren und am Šabbat nicht müßig sein, sondern an diesem Tage arbeiten sollen; den Tag des Herrn aber sollen sie besonders ehren und wenn möglich an demselben nicht arbeiten als Christen. Werden sie aber als Judaisten erfunden, so sollen sie von Christus ausgeschlossen sein.«
4. Sendschreiben des Kaisers Julian Apostata (361–363).
»An die Gesamtheit der Juden.« Antiochia 362 n. (4)
In früherer Zeit gab man euch das Joch der Sklaverei dadurch besonders zu spüren, dass man euch ohne alle Vorankündigung neue Steuern auferlegte und euch zwang, unzählige Mengen Goldes an den kaiserlichen Schatz abzuführen. Vieles von eurem Missgeschick habe ich selbst wahrnehmen können, doch noch mehr erfuhr ich, als ich die Steuerrollen vorfand, die zu eurem Nachteil angelegt worden waren. Ich selbst hob eine euch für die Zukunft zugedachte Steuer auf und wandte so (neuen) Schimpf von euch ab; ich selbst übergab die in meinen Archiven vorgefundenen, zu eurem Nachteil angelegten Steuerrollen den Flammen, damit niemand euch als Gotteslästerer in Verruf bringen könne. Daran war nicht so sehr mein ruhmreicher Bruder Constantinus schuld als vielmehr jene Barbaren an Geist und die Gottlosen an Gemüt, die an seinem Tische saßen und die ich ergreifen, in die Kerkergruft werfen und dem Tode preisgeben ließ, damit nicht einmal das Andenken an ihr Verderben bei uns erhalten bleibe. Von dem Wunsche beseelt, euch noch größere Gunst zu erweisen, bewog ich meinen Bruder, den ehrwürdigen Patriarchen Julos (Hillel II.), die von euch sogenannte »Apostole« (Sendbotensteuer) aufzuheben, damit niemand mehr euer Volk durch die Eintreibung solcher Abgaben bedrücken könne. So werdet ihr denn alle in meinem ganzen Reiche der Sorgen enthoben sein, und im Genusse der Ruhe werdet ihr inbrünstige Gebete für das Wohl meines Reiches dem allmächtigen Gotte und Schöpfer der Welt (Demiourgos) weihen können, der mich mit seiner eigenen Hand gekrönt hat. Es ist von jeher so gewesen, dass diejenigen, die vom Schicksal getroffen werden, den Mut sinken lassen und nicht einmal wagen, die Hände zum Gebet zu erheben; diejenigen aber, die da in voller Sicherheit leben und froh von Gemüt sind, vermögen viel innigere Gebete für das Wohl des Reiches an den Höchsten zu richten, der mir in meiner Regierung aufs Beste beistehen kann, wie ich es mir vorgenommen habe. So sollt ihr tun, und ich werde dann, nach glücklicher Beendigung des Krieges gegen die Perser, die heilige Stadt Jerusalem wieder errichten und so, wie ihr sie schon lange erbaut zu sehen wünscht, auf meine Kosten erneuern lassen; dort will ich gemeinsam mit euch den Allmächtigen preisen.«
Die Juden im arabisch-babylonischen Reich.
XVIII. Das Exilarchat.
1. Die Amtseinführung eines Exilarchen. (33)*
(Aus dem Bericht des Rabbi Natan Hakohen ben Isaak Hababli, der um 950–960 in Babylonien lebte und über die Babylonischen Akademien schrieb; in Seder Olam sutta; in Mediaeval Jewish Chronicles II, 83 ff.)
Wenn die Gemeinde sich über die Wahl eines Exilarchen geeinigt hatte, versammelten sich die beiden Oberhäupter der Hochschulen mit ihren Mitgliedern, die Vorsteher der Gemeinden und die Ältesten im Hause eines vornehmen Mannes in Babylon (Bagdad), bei einem der angesehensten, wie es z. B. Netira oder ein Mann seines Banges war. Es war eine besondere Ehre und Auszeichnung für den, in dessen Haus die Zusammenkunft stattfand; sein Ansehen wurde dadurch erhöht, dass die bedeutenden Männer und die Ältesten sich in seinem Hause versammelten.
Am Donnerstag versammelte man sich dann in der Synagoge, segnete den Exilarchen und legte ihm die Hand aufs Haupt. Das Widderhorn (Schofar) wurde geblasen, damit alles Volk, Groß und Klein, es höre. Wenn das Volk diese Bekanntmachung hörte, schickte ein jeder dem Exilarchen je nach seinem Vermögen ein Geschenk. Die Vorsteher und die Beichen schickten ihm schöne und kostbare Gewänder, schönen Schmuck, goldene