OPERATION LONDON (Outbreak 2). Luke Duffy

Читать онлайн.
Название OPERATION LONDON (Outbreak 2)
Автор произведения Luke Duffy
Жанр Языкознание
Серия Outbreak
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783958353572



Скачать книгу

ihre Stimme trug noch immer feminine Züge, obwohl sie nur noch grunzte und röchelte. Als sie ihn bemerkte, streckte sie beide Arme nach ihm aus, und er sah, dass diese in Stümpfen statt in Händen endeten. Danny zielte sorgfältig und stieß ihr die Klinge mitten ins Gesicht, während er seinen Fuß nach vorne anhob. Als er den Schädel der Frau bis zum Heft der Waffe aufgespießt hatte, versetzte er ihr einen kräftigen Tritt gegen die Brust, sodass sie rücklings in die Dunkelheit fiel.

      »Wie ich schon sagte«, fuhr er fort, während er wieder neben den anderen in die Hocke ging. »Sie sehen uns sowieso, wenn sie aus der Straße kommen und hier über unsere Ärsche stolpern. Wir müssen sofort hier weg, Kumpel!«

      Marty gab schließlich nach, da er einsah, dass Danny recht hatte. »Na gut.«

      Er hörte ja selbst, dass sich die Infizierten immer mehr näherten und letzten Endes – das war ihm klar – scharenweise über sie herfallen würden. Während er die Straße vor ihnen beobachtete, dachte er sich einen Plan aus.

      Umkehren konnten sie nicht, denn viel zu viele von den Untoten hatten sich bereits um die Gebäude herum versammelt, und falls sie versuchen würden, in einem der Häuser Unterschlupf zu finden, wurden sie sehr wahrscheinlich über kurz oder lang ebenfalls entdeckt werden, und hatten auch dort keinen Fluchtweg. In ihrer momentanen Lage war es daher am besten, einfach im Freien zu bleiben. Die Finsternis und nicht zu vergessen ihre Schnelligkeit, würden ihnen helfen.

      »Gib mir mal deinen Glühwurm«, verlangte Marty.

      Bull langte nickend in eine der Taschen seiner Militärweste und zog eine L-84-Phosphorgranate heraus. Sie war ungefähr so groß wie eine Coladose, hellgrau und das Wort »WP« war in Gelb darauf gedruckt. In der US Army nannte man sie gemeinhin »Willie-Pete«, wohingegen britische Soldaten einen zynischeren Spitznamen dafür hatten: Warm-Person-Granate.

      Bei der Detonation blitzte es grell, wenn der Phosphor mit der Luft in Kontakt kam, weil er sich sofort entzündete, wobei eine dicke, weiße Rauchwolke entstand. Diese Granate wurden häufig als Defensivwaffe eingesetzt, wenn sich Truppen im Schutz des Qualms zurückzogen, doch sie taugte auch zum Angriff. Nur sehr wenige andere Waffen eigneten sich besser zum Beseitigen von Gegnern in Schützengräben oder Bunkern als die Phosphor-Leuchtgranate. Denn die Chemikalie verbrannte bei einer derart hohen Temperatur, dass sie so gut wie jedes Material zerstörte, einschließlich Fleisch und Knochen, und es gab nichts, womit sie sich löschen ließ, außer man entzog ihr das Brennmittel: Sauerstoff.

      Martin erhob sich halb aus der Hocke, blieb aber an die Mauer gepresst stehen. Nachdem er ein Stückchen vorgerückt war, wagte er einen vorsichtigen Blick auf die Straße und schaute in beide Richtungen. Fünfzig Meter links von ihnen befand sich eine Kreuzung, wo man in die Straße hinter ihnen abbiegen konnte. Dort versammelten sich gerade die Untoten, die von allen Seiten herbeiströmten und die zu der Unruhe am Rand der Appartementanlage strebten.

      Was die Männer von hinten hörten, erweckte den Eindruck, dass dort Ausschreitungen im Gange waren. Gebrüll und Heulen mischte sich unter das Getrommel von Händen, als Türen eingeschlagen wurden, um sich gewaltsam Zugang in die Gebäude zu verschaffen.

      Rechts von ihnen bewegte sich eine noch größere Anzahl Infizierter durch die Straße, die von beiden Seiten von Häusern flankiert wurde, doch der Weg links schied für Marty und die anderen im Grunde ebenso aus.

      Er beobachtete das Geschehen noch ein wenig länger und machte sich die Zahl der Untoten bewusst. Mehrere Hundert Leichen taumelten gerade durch die Straße, allerdings so weit verstreut, dass sie als Lebende durchaus in der Lage sein könnten, zwischen ihnen hindurchzulaufen, und vorausgesetzt, dass ihnen auf dem weiteren Weg, den Marty nicht einsehen konnte, nicht zu viele andere Untoten begegneten, bestand durchaus die Chance, zu entkommen.

      »Also gut«, sprach Marty, als er sich wieder hinhockte, und seine zwei Gefährten in den Plan einweihte, wobei er ihnen die Granate entgegenstreckte. »Sobald dieser Böller hier hochgeht, nehmen wir die Beine in die Hand. Nach rechts und dann immer weiter, bis wir aus dem Schneider sind.«

      »Das ist dein Plan?«, fragte Bull skeptisch. »Eine Granate schmeißen und dann im Slalom über die scheiß Straße rasen?«

      Marty blinzelte, bevor er nickte. Unter diesen Umständen und in Ermanglung einer Alternative fiel ihm nun mal nichts Besseres ein.

      »Nun ja, das ist zumindest immer noch besser, als Hierbleiben und Eierschaukeln«, entgegnete Danny mit einem Blick auf den nahenden Schattenmob hinter ihnen, der langsam immer größer wurde. »Legen wir einfach los.«

      »Uns wäre dieser ganze Schlamassel erspart geblieben, wenn Danny auf seinen nostalgischen Trip verzichtet hätte«, brummte Bull in sich hinein, während er sich auf den bevorstehenden Sprint gefasst machte.

      Martin hakte einen Finger in den Sicherungsring der Granate und hielt dabei den Auslösehebel gedrückt, dann stand er auf, fasste sein Ziel ins Auge und nickte den anderen beiden in dem Moment zu, als er aus der Deckung trat. Bevor ihn auch nur einer der Untoten sah, zog er die Sicherung und holte weit aus. Mit einem kräftigen Schwung warf er die Granate auf die andere Straßenseite, wo sie fast unhörbar auf einem verwilderten Rasen vor den gegenüberstehenden Häusern landete.

      Die Infizierten, die der Stelle am nächsten waren, drehten sich sofort um, als wollten sie nachsehen, was da los war, doch bevor sie auch nur einen Schritt machen konnten, detonierte die Ladung. Nach einem lauten Knall zischte es grell und weißes Licht erleuchtete kurz die gesamte Straße, als sei ein Blitz vom Himmel niedergegangen.

      Der Phosphor breitete sich sagenhaft schnell in Tausenden von Teilchen aus, die weiße Rauchstreifen hinter sich herzogen und auf die Horde der Untoten rings um den Explosionsherd niederprasselten. Alles im Umkreis von ein paar Metern wurde von einer Sekunde auf die andere eingeäschert. Außerhalb dieses Zentrums, während sich die weiße Wolke weiter über der Straße aufbauschte, erreichten die leichteren Partikel die Leichen, die bei der Detonation nicht sofort dahingerafft worden waren. Sobald die Partikel Haut oder Stoff berührten, brannten sie sich durch das faulende Fleisch und die Kleidung. Innerhalb weniger Augenblicke stand eine beträchtliche Anzahl taumelnder menschlicher Gestalten in Flammen. Während das weiche Gewebe von ihren Knochen schmolz, bewegten sie sich immer weiter, stießen mit anderen in ihrer Nähe zusammen und setzten auch diese in Brand.

      »Los«, zischte Marty. »Los!«

      Die drei stürzten nun gemeinsam aus dem Verborgenen auf die Straße. Sie bogen nach rechts ab und fingen an zu laufen, vorbei an den Infizierten, die regungslos herumstanden und von den bezaubernden hellen Flammen ganz und gar gebannt waren, obwohl sich diese so rasch unter ihnen ausbreiteten.

      Ein Teil des Phosphors hatte auch die lange, trockene Grasfläche vor den Häusern entzündet. Das orange Feuer loderte rasant auf und wurde schnell immer größer, sodass ihm bald noch mehr von der direkten Umgebung zum Opfer fiel. Nach der zweiwöchigen Hitzewelle, die das Land buchstäblich gegrillt und ausgezehrt hatte, machte die Feuersbrunst kurzen Prozess damit. Nicht lange und die Gebäude im näheren Umkreis fingen ebenfalls an zu schwelen.

      »Meine Fresse, Marty – wir brauchten nur eine kleine Ablenkung und nicht gleich ein ausgewachsenes Feuerwerk«, beschwerte sich Bull mit einem Blick auf die einzelnen Brandherde, die sich zusehends zu einem gewaltigen Inferno ausbreiteten.

      Weitere fleischliche Hüllen gingen nun scheinbar spontan in Flammen auf, rammten einander und schlingerten anschließend orientierungslos umher, ohne sich ihres drohenden Untergangs bewusst zu werden. Während die drei Überlebenden über die Straße rannten und durch haufenweise statuenhafte Kadaver pflügten, die förmlich erstarrt waren, wurde das Gelände hinter ihnen zu einem lodernden Hochofen. Alles, was mit den Flammen in Berührung kam, wurde sofort davon erfasst und brannte schon kurz darauf lichterloh.

      Einige der Infizierten entdeckten die Gesunden, als sie vorbeirannten. Grapschend streckten sie ihre Hände nach ihnen aus, um die Männer festzuhalten, die sich durch die untote Menge schlängelten. Doch sie reagierten viel zu träge, weshalb es den Dreien leichtfiel, ihnen auszuweichen. Auf ihrem Spießrutenlauf brachten sie einige von ihnen zu Fall und ließen nicht wenige zurück, die sich hinter ihnen auf dem Boden